Doppelmord Babenhausen

Deus_ex_Machin schrieb:Im Urteil wird der als Zeuge vernommene Hundeführer ausführlich wiedergegeben. Er erklärt eingehend, warum der Umstand, dass die Hunde keine Fährte aufgenommen haben, rein gar nichts darüber aussagt, ob AD der Täter ist oder nicht.

Das ist nicht richtig. Auf die Frage vom Richter, warum die Hunde so seltsam unspezifisch herumgelaufen sind, sagte der Hundeführer, dass es vermutlich bedeutet, dass AD nicht im Haus gewesen ist.

@jamie71

S. 282 f.:

Aus alledem ergibt sich jedoch zur Überzeugung der Kammer nicht, dass der Angeklagte als
Täter ausscheidet. Denn nach den Angaben der Zeugen POM Fleischauer und POM Söllner
kann es verschiedene und zugleich trifftige Gründe geben, warum ihr Spürhund nicht
angeschlagen hat, obwohl der Angeklagte als Täter tatsächlich am Tatort war.

monstra schrieb:Wenn das Gericht diesen Umstand nicht gewürdigt hat, ist das verwunderlich.

Gut, das war doch Thema im Urteil, S. 276 ff. - über mehrere Seiten. Die Techniker sagen, dies sei nicht ungewöhnlich. Taugt also nicht als entlastender Umstand. Verdeutlicht aber auch, dass DNA-Spuren am Tatort auch nicht so viel Aussagekraft haben, wie man immer glaubt. Die Hunde werden dann ab S. 281 ff. thematisiert.

"Pluto" hatte vielleicht einen schlechten Tag. ;-) Und nachdem die schwerverletzte Astrid T. mit zwei Kopfschüssen ca. 30 Stunden im Haus aufhältig war (ein Umstand, der aus dem Urteil kaum hervorgeht), kann hierdurch natürlich eine etwaige Spur vernichtet worden sein.

Deus_ex_Machin schrieb:Doppelmord Babenhausen
heute um 17:53
@jamie71

S. 282 f.:
Aus alledem ergibt sich jedoch zur Überzeugung der Kammer nicht, dass der Angeklagte als
Täter ausscheidet. Denn nach den Angaben der Zeugen POM Fleischauer und POM Söllner
kann es verschiedene und zugleich trifftige Gründe geben, warum ihr Spürhund nicht
angeschlagen hat, obwohl der Angeklagte als Täter tatsächlich am Tatort war.

ja, danke, das habe ich auch gelesen, und auch das, was auf 280-281 steht. Trotzdem beziehe ich mich nicht auf das Urteilsdokument , sondern auf die wortwörtliche Aussage vor Gericht.

monstra schrieb:"Pluto" hatte vielleicht einen schlechten Tag. ;-)

Pluto war aber auch erst 6 Wochen nach der Tat am Tatort. Da frage ich mich a) wieso so spät und b) warum überhaupt, wenn die Aussagekraft der Untersuchung durch Hunde sowieso kein Gewicht hat, wie im Urteil dargelegt, wenn NICHTS gefunden wird. Daher denke ich wurden die Hunde nicht generisch in alle Richtungen ermittelnd eingesetzt, sondern um den Verdacht, der damals schon gegen AD bestand, noch mehr zu erhärten.

jamie71 schrieb:wenn die Aussagekraft der Untersuchung durch Hunde sowieso kein Gewicht hat

Doch, Mantrailing hat dann einen Aussagewert, wenn hierfür ausgebildete Hunde eine Spur aufnehmen und diese zum Angeklagten führt.

Beispiel: Der sog. Doppelmord von Horchheim. Die Täterin, die die Tat in RLP beging, reiste hierfür eigens in einer Nacht- und Nebelaktion von ihrem Zuhause in NDS an. Die Mantrailer-Hunde liefen nach Spuraufnahme exakt die Autobahnstrecke ab, die nach NDS führt. Das reicht natürlich nicht für eine Verurteilung aus. Fügt sich jedoch ins Gesamtbild.

Und viel interessanter finde ich hier: AD ließ sich von seiner Frau, die in dem Hotel arbeitete, in dem die Hunde untergebracht waren, eingehend über den Besuch informieren und recherchierte danach auf seinem PC nach "Matrailing". Sicherlich aus reiner Neugierde.

Deus_ex_Machin schrieb:Doch, Mantrailing hat dann einen Aussagewert, wenn hierfür ausgebildete Hunde eine Spur aufnehmen und diese zum Angeklagten führt.

ja, das sagte ich ja bereits. Und wenn sie nichts finden, ist es nicht entlastend. Laut Urteil.

Deus_ex_Machin schrieb:Und viel interessanter finde ich hier: AD ließ sich von seiner Frau, die in dem Hotel arbeitete, in dem die Hunde untergebracht waren, eingehend über den Besuch informieren und recherchierte danach auf seinem PC nach "Matrailing". Sicherlich aus reiner Neugierde.

Nun ja, wieder so ein Scheinindiz. Wenn im Nachbarhaus ein Mord passiert ist und man weiß, dass man (als Nachbar) grundsätzlich verdächtig sein könnte, dann googelt man vielleicht auch ohne jedes schlechte Gewissen. Aus Angst, zu Unrecht verdächtigt zu werden, aus Neugier oder aus Langeweile. Das würde ich eher unter "geringe Aussagekraft" ablegen.

jamie71 schrieb:Und wenn sie nichts finden, ist es nicht entlastend. Laut Urteil.

Das lässt sich pauschal so nicht sagen. Es hängt davon ab, wie die Beweislage insgesamt ist. Stehen dem stark belastende Indizien gegenüber, fällt es nicht so ins Gewicht. Es zweifelt (außer ein paar rechten VTlern) auch niemand an der Täterschaft von Mundlos und Bönhardt, obwohl keine DNA an den Tatorten aufzufinden war.

In einer anderen Konstellation, z.B. ohne Schalldämpfer-PDF und Bauschaum, würde diese Tatsache eine andere Kraft entfalten können.

monstra schrieb:Wenn im Nachbarhaus ein Mord passiert ist und man weiß, dass man (als Nachbar) grundsätzlich verdächtig sein könnte, dann googelt man vielleicht auch ohne jedes schlechte Gewissen. Aus Angst, zu Unrecht verdächtigt zu werden, aus Neugier oder aus Langeweile.

Niemand hat Angst, zu Unrecht verdächtigt zu werden, wenn im Nachbarhaus ein Mord geschieht. Jedem Unschuldigen ist klar, dass es dann zu viele Tatsachen, Umstände etc. gäbe, die dagegen sprächen.

Blieben noch Neugier oder Langeweile. Dagegen spricht im konkreten Fall, dass AD bereits nach der Deckung eines Strafverteidigerhonorars anfragte, bevor er überhaupt Verdächtiger war. Niemand würde aus Neugier oder Langeweile an einen Strafverteidiger denken.

All das zusammen lässt darauf schließen, dass nur ein Täter so handelt. Alleine darauf kann man freilich keine Verurteilung stützen. Aber diese Umstände runden das Bild ab.

jamie71 schrieb:Pluto war aber auch erst 6 Wochen nach der Tat am Tatort. Da frage ich mich a) wieso so spät und b) warum überhaupt, wenn die Aussagekraft der Untersuchung durch Hunde sowieso kein Gewicht hat, wie im Urteil dargelegt, wenn NICHTS gefunden wird. Daher denke ich wurden die Hunde nicht generisch in alle Richtungen ermittelnd eingesetzt, sondern um den Verdacht, der damals schon gegen AD bestand, noch mehr zu erhärten.

Hätte Pluto auf die Spur angeschlagen, wäre es für jeden ein eindeutiger Beweis gewesen. Das er nicht angeschlagen hat, darüber kann man diskutieren. Meiner Meinung nach, verkehrte Welt. Aber das ist Ansichtssache.

Was mich viel mehr irritiert hat, ist dass das hohe Gericht den Hundeführer gar nicht hören wollte und er erst beim Abschluss der Beweisaufnahme auf Antrag der Verteidigung geladen und gehört wurde. Wollte man keine Entlastenden Aussagen hören? Richter Wagner hat dem Hundeführer bei der Anhörung überhaupt keine Chance gelassen und ihm jedes Wort in den Mund gelegt.

Pluto ist extra aus Thüringen eingeflogen worden, weil er so eine hohe „Erfolgsquote“ hat…

Deus_ex_Machin schrieb:Niemand würde aus Neugier oder Langeweile an einen Strafverteidiger denken.

Seine Recherche-Tiefe ging schon sehr weit.
Dass man sich für Mantrailerhunde interessiert oder für DNA- na gut.
Aber zu googeln, ob die Rechtschutzversicherung auch bei Mord deckt, ist auffällig.

Butzeller schrieb:Aber zu googeln, ob die Rechtschutzversicherung auch bei Mord deckt, ist auffällig.

Ich muss Dich korrigieren. Das wurde nicht gegoogelt. Die Darsows haben nach ihrem Verhör als Nachbar lediglich bei ihren Rechtsschutzversicherungen nachgefragt, ob ihnen ein Rechtsbeistand bei weitern Befragungen zusteht. Daran sehe ich nichts verwerfliches. Das ist gesunder Menschenverstand und dafür zahlt man seine Versicherungsbeiträge.

@Alice_im_Wl

Alice_im_Wl schrieb:Hätte Pluto auf die Spur angeschlagen, wäre es für jeden ein eindeutiger Beweis gewesen. Das er nicht angeschlagen hat, darüber kann man diskutieren. Meiner Meinung nach, verkehrte Welt. Aber das ist Ansichtssache.

...

Pluto ist extra aus Thüringen eingeflogen worden, weil er so eine hohe „Erfolgsquote“ hat…

Was ist verkehrte Welt? Wie meinst Du das?

jaska schrieb:Was ist verkehrte Welt? Wie meinst Du das?

Das man nur das hören will, was man hören mag…