Vermisstenfall Lars Mittank

Alex123945 schrieb:Wann erfährt man eigentlich,was die über 75 neuen Hinweise nach der XY-Sendung ergaben?

Im Prinzip funktioniert das nach dem Ausschlussprinzip: Die Polizei teilt mit, ob ein "vielversprechender Hinweis" (sprich ein brauchbarer) dabei war. Wenn nach ein, zwei Wochen nichts derartiges verkündet wird, kann man davon ausgehen dass man die 75 Hinweise vergessen kann.

Ist nur eine Vermutung, aber ich denke die meisten der 75 Hinweise beziehen sich auf mögliche Aussteigerziele die sich Hinweisgeber vorstellen können (e.g. Türkei, Tauchschule auf den Malediven) und auf Kleingedrucktes aus Beipackzetteln. Ein paar werden sicher auch nochmal auf die Sichtungen hingewiesen haben, von denen sich keine einzige bestätigt hat.

Mir ist etwas eingefallen.
Nach einem schweren Autounfall bat ich den Röntgenarzt in der Klinik der Polizei unbedingt mitzuteilen, dass sie den Wald absuchen sollen, da ich doch nicht ausschliessen könne, ob nicht noch jemand beteiligt gewesen sei und jetzt im Wald Hilfe bräuchte.
Dieser Gedanke war total abwegig, verfolgte mich jedoch noch einige Wochen!
Weder Alkohol noch Drogen waren im Spiel, noch litt ich an einer psychischen Erkrankung.
Es war eine Ausnahmesituation in der ich große Angst hatte.

@Wolters
Danke für die Ausführung, sehe ich auch so als Ansatz!!

Vllt. war es aber doch so,dass er verfolgt wurde.Speziell in Touristenhochburgen gibts auch jede Menge zwielichtiger Gestalten die Urlauber abzocken wollen.Da das Land ziemlich korrupt ist und es da auch eine bulgarische Mafia gibt,die ihre Fühler überall hat,könnte es doch sein,dass er solch einer Klientel ausgesetzt war und keinem so recht trauen konnte.

Aber das ist nur wieder wie alles hier,wilde Spekulation.

@Alex123945
...und weshalb dann von einem sicheren Ort wie dem Flughafen fliehen, womöglich direkt in die Hände dieser Personen? Das passt auch nicht, genauso wie vieles andere auch.

Ich muss sagen, dass ich mir eine vollständige Amnesie ( ohne Zusamnenhang mit einer Psychose) auch nur schwer vorstellen kann. Kann das wirklich so zeitversetzt aber dann doch relativ plötzlich als Folge (Verletzung, Stress, Angstsituation) eintreten? Kürzere retrograde Amnesien okay, die kommen häufiger mal vor, aber doch eigentlich minimal zeitversetzt nach der Einwirkung auf den Kopf und eben nur kurze Zeiträume betreffend in den meisten Fällen. Aber eine vollständige Amnesie, die Lars daran hindert sich zu melden bzw. den Wunsch nach Hause zu kommen auszuprägen und die zufällig erst nach der Flucht einritt? Das erscheint mir schon ein sehr großer Zufall.
Es sei denn eben sie ist Folge bzw. Begleitsymptom einer fortschreitenden Psychose, was ja durchaus möglich ist. Eine exogene Psychose z. B. scheint ja aufgrund der Verletzung und ihrer möglichen Folgen (Infektion etc.) in Korrelation mit den "Partyumständen" gar nicht so abwegig. Und natürlich wäre auch eine beginnende endogene Psychose nicht undenkbar. Veränderte Verhaltensweisen scheint es ja, z.B. in Form des veränderten Essverhaltens gegeben zu haben. Wäre auch mal interessant zu wissen, ob Lars schon vorher zu solchen Kabbeleien und so einem Schabernack wie mit den Fähnchen neigte?!

Das sehr reduzierte Essverhalten allein kann wie gesagt den Hirnstoffwechsel arg beeinträchtigen. Ich weiß wovon ich rede, ich habe sicher nicht halluziniert, aber dennoch hat sich meine Wahrnehmung, Stimmung und die Leistungs- und Beurteilungsfähigkeit stark verändert. Zwanghaftes überprüfen der eigenen Gedanken und Ängste/ erhöhte Alarmbereitschaft waren bei mir die Folge. Gerade in Kombination mit Alkohol und Hitze kann das gefährlich werden bzw. sich verstärken. Dieser Zustand allein würde allerdings für mich nicht erklären, wieso Lars sich nicht mehr meldete, trotz Angst und einer überbewerteten vermeintlichen Bedrohung. Es sei denn natürlich, ihm wäre aufgrund des schlechten Zustandes bzw. allgemein auf dem Weg sich in eine für ihn als sicher empfundene Situation zu begeben etwas (Unfall/ Zusammenbruch) zugestoßen.

Die WU-Geschichte bestätigt sich ja mit der Zeugensuche bei XY. Das ist für mich eine Sache, die bei näherer Betrachtung vielleicht doch für eine reale Bedrohung sprechen könnte. Sprich Lars brauchte vielleicht Geld für irgendjemanden ?

Könnte doch sein,dass er den Leuten da auch nicht trauen konnte.Ich hab mal gelesen,dass die bulgarische Mafia Beziehungen zur russischen und italienischen Mafia unterhält und Leute vom Militär,Polizei,Richter uuu. auf ihrer Gehaltsliste hat.

@Alex123945
...und die Mafia würde sich dann ausgerechnet auf einen 28-jährigen Kraftwerker aus Marne stürzen? Mir klingst das alles so sehr nach Thriller. Fälle, die aufgeklärt wurden, lagen meist bei weitem nicht so kompliziert wie wir alle hier denken.

@Wolters
"Daraus ergibt sich nämlich ein höchst emotionaler Mensch, der mit der Beurteilung der Situationen stets übertreibt und bei Schilderungen immer ein kleines Stück daneben liegt. Das fängt schon mit den Russen an. Alleine, dass das zeitlich schon alles nicht genau so hinhauen würde, wie Lars das beschreibt." Etc. etc.

Aber das, was du beschreibst, passt auch auf Leute, mit psychischen Auffälligkeiten oder richtig schweren Erkrankungen.

Ich hatte - das ist noch gar nicht lange her - Kontakt zu jemandem, den ich seit meiner Kindheit kenne, den ich aber nach der Schule aus den Augen verloren hatte.

Dieser Mensch ist psychisch krank, allem voran leidet er unter schweren Depressionen, und er zeigt viele Züge einer Borderline Störung.

Ich habe in der Zeit, in der wir intensiven Kontakt hatten, sehr viele Dinge über die menschliche Psyche und deren Abgründe gelernt, die ich eigentlich gar nicht wissen wollte...

Und das, was du beschreibst, geht eigentlich schon in die Richtung einer gestörten Psyche, ohne gleich eine schwere Erkrankung ins Spiel zu bringen...
Aber es deutet zumindest auf eine gestörte selbstwahrnehmung hin, und darauf, dass man irgendwelche Begebenheiten so zurecht biegt, dass man entweder jede Menge positive Aufmerksamkeit bekommt (indem man sich selbst zum Helden aller Lebenslagen hochstilisiert), oder aber negative Aufmerksamkeit (durch jammern, und dadurch, dass man sich selbst als den Pechvogel darstellt und somit Bedauern und Trost einfordert)...

Dazu würde dann ja auch die Andeutung passen, dass er sich gerne vor anderen produziert hat (z.B. die Auseinandersetzung mit den anderen Fußballfans oder die Geschichte mit den vertauschten Fähnchen).

So oder so macht er auf mich den Eindruck eines schwierigen Charakters..

Und was psychische Erkrankung allgemein angeht: Ein Bereich, für den ich mich sehr interessiere.

Auch ohne Studium ist mir bewusst, dass dies ein schwieriges Thema ist. Wenn jemand Husten hat, kann ein Arzt schnell die Diagnose stellen. Ebenso bei Schnupfen, Krätze oder Fieber (wobei das ja auch alles unterschiedliche Ursachen haben kann).
Aber in den Kopf kann man niemandem gucken, und so ist das wohl auch immer ein bisschen mit Kaffeesatzleserei verbunden...

Was ich an mir selbst übrigens immer wieder beobachten kann: In stressigen Lebensphasen neige ich zu Vergesslichkeit, was schlagartig verschwindet, sobald die stressfaktoren aus dem Weg geräumt sind.
Von daher schließe ich nicht aus, dass auch ein geistig gesunder Mensch unter stress zu unlogischen Handlungen fähig ist.

Nicht erklären kann ich mir dann aber, dass ein geflüchteter Lars nach einiger Zeit sich nicht wieder aus der Deckung gewagt hat (Gewaltverbrechen, selbstmord, tödlichen Unfall ausgeschlossen). Da wäre nur denkbar, dass sich ein krankhafter geistiger Zustand irgendwann manifestiert hat (benutzt man in dem Zusammenhang eigentlich auch den Begriff chronisch?)

Ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet in Bulgarien die Unterwelt.Der Artikel zeigt auch auf,dass da größtenteils schon die Mafia regiert.http://www.spiegel.de/panorama/justiz/bulgarien-im-wuergegriff-der-mafia-a-548353.html

@Wolters

Ich weiß nicht, ob ich für einige meiner Mit-User spreche, aber deine Fragen und deine Kritik halte ich berechtigt und das Verhalten für einen Außenstehenden, und ich denke auch für viele Interne, schwer nachvollziehbar, so spreche ich aus meiner Sicht.
Zum einen sollte man unterscheiden zwischen den Usern, die sich hier zwischendrin mal einbringen und solchen, die sich jahrelang mit einem oder mehreren Fällen beschäftigen. Bei mir war das, auch wenn ich hier nie mit geschrieben habe, Natascha Kampusch.
Mich zeichnet charakterlich aus, dass ich sehr hohe moralische Grundsätze vertrete und dass ich einen sehr ausgeprägten Gerechtigkeitssinn habe. Alleine das verdammt einen schon dazu, sich mit bestimmten Dingen intensiv auseinander zu setzen, anstatt sie zu ignorieren. Und je mehr man erfährt, desto schwieriger wird es.
Dazu kommt, dass ich es nicht ertrage, wenn Dinge offen sind, wenn ich keine Lösung kenne und eine sehr hohe internale Kontrollüberzeugung.

Andere Menschen hören von Lars, denken sich "Ach, wie ist sowas nur möglich?" und setzen ihr Leben fort. Mir bleiben solche Sachen im Gedächtnis, klar geht mir auch das Schicksal von Lars nahe, ich beschäftige mich mit vielen Menschen täglich.
Und ich denke, hier geht es einigen im thread ähnlich. Das sind alles Leute, die sich mit ihren Mitmenschen beschäftigen, auch im Alltag, Leute, die den Mund aufmachen, wenn einer im Job benachteiligt wird. Menschen, die stehen bleiben, wenn sie etwas auf der Straße beobachten, die einschreiten. Das ist das, was uns von vielen unterscheidet. Wir kümmern uns, wir wollen Kontrolle, wir ertragen Nichtwissen nicht.

Und damit meine ich nicht, dass die Menschen und ihre Schicksale instrumentalisiert werden, sondern dass den meisten hier wirklich daran liegt, die Dinge aufzuklären und zu einem, wenn auch leider nicht immer glücklichen, Ende zu bringen. Und so lange fällt es uns oder mir schwer, den Geist zur Ruhe zu bringen.

Ein sehr schöner Beitrag. Du zeigst die ideele Seite hinter dem Ganzen. Könnte vieles davon unterschreiben. Gibt natürlich leider immer das große "ABER". Und da würde ich nicht nur zwischen "langjährige" User und "neuen" unterscheiden. Es gibt auch welche, die über lange Jahre hinweg immer denselben Quatsch schreiben :) Schade ist auch, dass viele konstruktive User sich mit der Zeit verdrängen lassen, weil das Destruktive oder etwas zu sehr ins Fantastisch gehende zwar nicht in der tatsächlichen Überzahl ist, aber durch dominantes Auftreten eine Überzahl zumindest gefühlt entstehen lässt. Ich habe z.B in anderen Fällen immer recht gern die Beiträge von @Rick_Blaine gelesen, der/die scheint aber auch nicht mehr besonders aktiv zu sein. Wie auch manch andere, deren Beiträge ich gern gelesen habe.
Kritik ist generell auf jeden Fall berechtigt, das sehe ich wie du. Und ich habe auch durchaus den Eindruck, dass die Moderatoren ihr Möglichstes tun, gegen moralische Zwiespältigkeiten ebenso wie moralische Eindeutigkeiten vorzugehen. Was man hier ohne Moderation lesen könnte, möchte ich mir gar nicht ausmalen ...
Aber um das noch mal zu betonen: Wirklich ein sehr schöner Beitrag von dir!

@BamM Wenn du die Beiträge von @zei so gut nachvollziehen kannst, dann möchte ich hier völlig wertfrei ein Wort einwerfen:
Selbstreflexion.

@soisser

fest steht, er hat vorher für sein Verhalten, (die Kumpel nennen es Späße) gestänkert und auf die Fresse bekommen...

Nein, leider steht nicht mal das fest. Niemand war bei dem angeblichen Schlag aufs Ohr dabei. Rein theoretisch (und damit will nicht sagen, dass ich das glaube) könnte er sich auch selbst verletzt haben. Keiner weiß, was tatsächlich passiert ist. Es gibt nur eine latent merkwürdig klingende Schilderung von Lars. Womöglich ist sie richtig, womöglich stimmt sie nicht. Keiner weiß es mit Sicherheit.
Fest steht tatsächlich nur, dass es eine wirkliche phsysische Verletzung gegeben hat – woher auch immer sie kommt.

Jemand hatte bezüglich einer Amnesie den Fall in Hamburg genannt, wo ein Mann plötzlichaus seinem Arbeitsplatz verschwand und mit Amnesie in Hamburg landete. Doch dieser Mann wusste nicht mal seinen Namen.

Lars wusste seinen Namen und füllte doch diesen Wisch vom Arzt mit vollem Namen aus.

Wieso sollte man nicht einen 28J. ausrauben wollen?Da wird es auch eine Hierarchie geben,von den großen Fischen bis runter zum Kleinkriminellen.Die großen Fische geben sich mit so was nicht ab,ist klar,aber die Kleinkriminellen,für die ist ein alleinreisender Europäer ein lohnendes Ziel.Schon alleine deswegen,weil ein Gutteil der Bulgaren in Armut lebt.Mit dem Wissen,dass da die Unterwelt das Sagen hat,wäre ich auch panisch geworden.

@Alex123945
Ja, Kleinkriminelle vielleicht. Da könnte er nach der Abreise der Freunde gefundenes Fressen gewesen sein. Vielleicht schreibt ja dazu mal @Sausawind etwas, die dort lebt.

@Alex123945

Ein Drittel des Bruttoinlandsprodukts erwirtschaftet in Bulgaien die Unterwelt.Der Artikel zeigt auch auf,dass da größtenteil schon die Mafia regiert.http://www.spiegel.de/panorama/justiz/bulgarien-im-wuergegriff-der-mafia-a-548353.html

Ist in Italien seit dem zweiten Weltkrieg so, daß Mafiosi plötzlich
Bürgermeister in kleineren und mittelgroßen Städten waren.

Die hatten sogar mal lange Jahre einen Berlusconi........

Alex123945 schrieb:Wieso sollte man nicht einen 28J. ausrauben wollen?Da wird es auch eine Hierarchie geben,von den großen Fischen bis runter zum Kleinkriminellen.Die großen Fische geben sich mit so was nicht ab,ist klar,aber die Kleinkriminellen,für die ist ein alleinreisender Europäer ein lohnendes Ziel.Schon alleine deswegen,weil ein Gutteil der Bulgaren in Armut lebt.Mit dem Wissen,dass da die Unterwelt das Sagen hat,wäre ich auch panisch geworden.

Wieso sollte man jemand ausrauben, der auf dem Rückweg war.
Lohnendere Ziele sind da frisch angekommene Touristen.

Und wenn ich weiß, daß das da alles Mafia ist, dann warte ich im
Hotel und laufe nicht mitten in der Nacht durchs nächtliche Varna.

@inci2

inci2 schrieb:Wieso sollte man jemand ausrauben, der auf dem Rückweg war.

weil der oder die Täter eventuell zwei Wochen Zeit hatten ihr Opfer auszukundschaften und sich möglicherweise einen Eindruck über finanzielle Absicherung usw gemacht haben?

Stichwort Skimming...

Er hat allein eingecheckt abends in ein Hotel,das auch noch in einem ärmeren Viertel liegt,kann doch sein,dass sich das da in den entsprechenden Kreisen rumgesprochen hat.Ob An- oder Abreise,das spielt doch keine Rolle.Für solche Organisierten ist er ein potenzielles Opfer gewesen,alleine,keine Zeugen.Kann doch sein,dass er im Hotel schon was in die Richtung mitbekommen hat,komische Personen,komisches Verhalten.Roma sind auch nicht ohne,Zigeuner sind auch organisiert und bekannt seit Jahrhunderten für kriminelle Machenschaften.

@BamM
... vielleicht ist ja Lars gar nicht mehr in Bulgarien, der könnte überall hier auf der Welt sein.

Die Chance ihn in Bulgarien zu finden, ist genauso groß wie wenn ich zu Hause warte, dass er vielleicht zufällig an meiner Türe klingelt.

Dies setzt natürlich voraus, dass er noch am Leben ist.

Aber selbst wenn er verunfallt ist, könnte das auf seinem Weg nach Deutschland irgendwo passiert sein.