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Die Isdal Frau

2.188 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Frau, Mysteriös ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Die Isdal Frau

05.03.2017 um 21:23
@spiky73

Oh Entschuldigung, da habe ich mich verschreiben. Die Stadt heisst natürlich Tielt. Wie eine der Schreibweisen. Selbst der Bezirk nennt sich Tielt. Und ist 68.5 km2 gross.


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Die Isdal Frau

05.03.2017 um 23:27
@schluesselbund

Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen.
Es ist halt nur schwierig, generell die korrekte Schreibweise herauszufinden.
Wobei mich der Ortsname als Nachname jetzt nicht so stutzig machen würde, weil das ja in Deutschland vorkommt.
Etwas anderes wäre es halt, wenn die Konstellation in Belgien die absolute Ausnahme wäre (bezogen auf die Tatsache, daß Tielt ein belgischer Ort ist, habe ich das Ganze jetzt einfach unter "Belgien" verortet) - gibt es dort Tielt als Nachnamen überhaupt?


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Die Isdal Frau

05.03.2017 um 23:41
@yasumi
Dass die Isdal-Frau auffällig viel Geld ausgab würde sowohl gegen einen Geheimdienst, als auch gegen organisierte Kriminalität sprechen.
Solche Leute unterlassen auffäliges Verhalten in der Regel.


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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 00:29
Zitat von KodamaKodama schrieb:Dass die Isdal-Frau auffällig viel Geld ausgab...
Ist das so? Wenn die Flüge für die Zwecke notwendig waren, mußte man sie eben bezahlen. Die großen Hotels sind natürlich viel teurer als kleine Pensionen, aber es geht da auch in der Regel anonymer, weniger familiär zu. Da fängt niemand einen small talk / Gespräch auf dem Korridor an, achtet man eher nur zufällig auf Persönliches. Für kriminelle Ziele ist das natürlich sicherer.

Und ansonsten? Die Isdals-Frau aß frugal und gab sich mit Lederimitationen zufrieden...


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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 10:52
Zitat von KodamaKodama schrieb:als auch gegen organisierte Kriminalität sprechen.
So wie ich mir das grade vorstelle, führt der Begriff "organisierte Kriminalität" etwas in die Irre. Sie wäre da schon eher eine kleine, austauschbare Nummer.

Wenn ich diesen Scheckbetrug als Schablone über den Isdal-Fall lege, dann könnte sich das ungefähr so zugetragen haben:


Aus einer Notlage heraus, oder weil sie leichtes Geld verdienen wollte, lässt sich unsere Unbekannte auf diesen Albert Di Carlo (?) ein. Sie reist zu ihm nach Rom, dort werden die Fake-Pässe und -Schecks hergestellt.

Mit Di Carlo zusammen reist sie dann nach Skandinavien. Reisen und Hotels zahlt er - für den Rest muss sie selber aufkommen und ist entsprechend sparsam.

Er gibt ihr falsche Pässe und die dazugehörigen falschen Schecks, die sie einlösen soll. Das Geld soll sie dann an ihn weiterreichen. Am Ende der Tour soll sie ihren richtigen Pass zurückbekommen, und das vereinbarte Geld erhalten. Solange sie in Skandinavien ist, ist sie auf ihn angewiesen.

Wenn sie in einer Stadt in mehreren Banken falsche Schecks einlösen soll, dann wohnt sie unter unterschiedlichen Namen in verschiedenen Hotels. Da Di Carlo noch andere Scheckeinlöser in Skandinavien für sich arbeiten lässt, hat sie "Auszeiten", Zeiten in denen sie nicht reist und die Hotels wechselt, sondern auf Di Carlo wartet, der in der Zwischenzeit Geld an anderern Orten einsammelt.

Am 23.11.1970 bereitet sie sich auf die Heimreise vor. Sie schreibt ihren Reiseplan ab und anonymisierte ihn dabei, damit sie an der Grenze kein Aufsehen erregt, falls ihr Gepäck durchsucht wird. Den Plan braucht sie aber, um bei der Endabrechnung mit Di Carlo nicht den Überblick zu verlieren.

-------------
Ob das stimmt weiß ich natürlich nicht. Aber man könnte folgende Fragen klären:

- Wurden Banken in dieser Zeit von Personen, die die Namen der Isdal-Frau trugen, betrogen?
- Wer ist "Di Carlo"? Könnte einer der vier Verurteilten heute was dazu sagen, jetzt wo vielleicht die Angst vor Vergeltung verflogen ist?
- Trifft die Beschreibung eines der Männer, mit denen Frau Isdal Kontakt hatte, auf "Di Carlo" zu?
- ...

NRK, bitte übernehmen ;-)


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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 13:35
@yasumi
Danke für das schöne Bild von der Vingtor- ein stolzes Schiff! Wenn ich richtig verstanden habe, pendelte es ja immer zwischen Stavanger und Bergen. So kann es durchaus sein, dass sie die Vingtor auch im März benutzt hat, um von Stavanger nach Bergen zu kommen.

@spiky73
Ich gehe mal davon aus, dass Tielt der richtige Aliasname ist, weil er sich ja auf einigen Meldezetteln wiederfindet. Tjelt ist dann wohl eher ein Druckfehler, der sich dann verselbstständigt hat.

@yasumi
schrieb gestern (17.53 Uhr)
Hier hab ich noch einen interessanten Artikel zu dem Scheckbetrug zwei Jahre später gefunden.

Toll, was du so ausgräbst, eine sehr interessante Sache!
Ich versuche mal zusammenzustellen, was bei der Isdal- Frau zu einem Scheckbetrug dieser Art passen würde und was nicht.
Für den möglichen Scheckbetrug spricht m.M.n:
  • Die  inflationäre Nutzung falscher Identitäten, die, wäre sie Mitglied eines GHD gewesen, eher seltsam erscheint, auch die Perücken und Brillen, mit denen sie ihr Aussehen verändern konnte.
  • Die teils seltsamen Namen, die sie benutzte (z.B. Finella Lorck) hören sich ein wenig so an wie die Alias- Namen der angeklagten Scheckfälscher. "Martine Eugine Djian" "Johnny Mash" erinnern  mich auch an Namen aus Groschenromanen. Kann aber auch Einbidung sein!
  • Der häufige Wechsel der Orte innerhalb Norwegens
  • Die Angst und Vorsicht, die einigen Zeugen in ihren letzten Lebenswochen aufgefallen ist. Auch die gefassten Scheckbetrüger hatten sogar vor Gericht noch Angst vor der brutalen Rache der Köpfe/des Kopfes der Bande.
  • Im Code taucht recht häufig R (= Rom) auf, insgesamt 5 Mal. Rom war der "Hauptsitz" der Scheckfälscherbande
  • Dass die Angeklagten ein Kennen der Isdal- Frau abstritten, sagt m.E. nichts aus, es hätte
    ihnen ja keinen Vorteil gebracht, ihr Wissen preis zu geben. Außerdem müssen sie sich ja nicht alle untereinander gekannt haben.
  • Die von vielen Zeugen angegebenen Sichtungen mit Unbekannten: Dies könnten Mittelsmänner gewesen sein

Dagegen spricht m.A.n:
  • Die Betrügereien müssen ja zeitnah aufgefallen sein- zumindest bei den Banken- und zur Anzeige gekommen sein. Dann wären die Alias-Namen doch der Polizei bekannt gewesen und sie hätten Zusammenhänge festgestellt.
  • Wie lässt sich die im Gepäck gefundene Landkarte erklären? Die dort markierten Orte sind ausnahmslos winzig und eignen sich so gar nicht für Scheckbetrug.
  • Wäre sie bei Scheckbetrug bis zu 9 Tage an einem Ort geblieben? Klar, es kann sein, dass das Wartezeiten waren, wie @yasumi in ihrem letzten Eintrag sagt. Aber hätte sie die Schecks zu Beginn eingelöst, wäre sie ein großes Risiko eingegangen, noch vor Ort entdeckt zu werden.
  • Wo ist das Bargeld geblieben? Sie müsste ja dann Geldbeträge in Norw. Kronen gehabt haben. man hat aber nur 500DM gefunden (und es war mal die Rede von einem kleinen Betrag in Kronen, der aber nur vereinzelt auftaucht.)



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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 15:35
Zitat von ligalaligala schrieb:Wie lässt sich die im Gepäck gefundene Landkarte erklären? Die dort markierten Orte sind ausnahmslos winzig


Waren auf der Karte denn Orte markiert? Soviel ich verstanden habe, ist eine Karte vom Anafjället-Massiv in Schweden gefunden worden, auf der oben Stationen der Bahnstrecke Oslo - Bergen mit ihren Höhenangaben notiert waren.



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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 16:46
@Bellaso
Ja, die Orte waren oben auf der Seite in der Handschrift der Isdalfrau angegeben.
 
Yasumi hat die Karte am 14.2. in ihrem Beitrag um 19.29 Uhr, S. 17 hier eingesellt


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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 18:04
Zitat von ligalaligala schrieb:Dagegen spricht m.A.n:

   Die Betrügereien müssen ja zeitnah aufgefallen sein- zumindest bei den Banken- und zur Anzeige gekommen sein. Dann wären die Alias-Namen doch der Polizei bekannt gewesen und sie hätten Zusammenhänge festgestellt.
Das ist in der Tat der schwächste Punkt in der Theorie. Eigentlich hätte das auffallen müssen. *heul*
Zitat von ligalaligala schrieb:Wie lässt sich die im Gepäck gefundene Landkarte erklären? Die dort markierten Orte sind ausnahmslos winzig und eignen sich so gar nicht für Scheckbetrug.
Zitat von BellasoBellaso schrieb:Soviel ich verstanden habe, ist eine Karte vom Anafjället-Massiv in Schweden gefunden worden
Das sind Stationen der Bergensbanen, deren Besonderheit es ist, dass sie sehr hoch gelegen ist, weswegen häufig die Höhenangaben bei den Stationen gleich mit genannt werden. Die meines Erachtens einfachste Erklärung wäre: sie hat sich das, weil sie vielleicht diese Bahnreise unternehmen wollte, aus einem Reiseführer in die Karte geschrieben, die ja eine normale Auto- und Touristenkarte war ("Cappelen NORGE bil- og turistkart").
Zitat von ligalaligala schrieb:Wo ist das Bargeld geblieben?
Auch bei den Angeklagten zwei Jahre später wurde kaum Geld gefunden. Wichtig ist glaub ich schon, dass die das wohl nicht auf eigene Rechnung gemacht haben, sondern für jemanden (vermutlich für Hintermänner aus Italien) - und es vielleicht eher aus einer Zwangslage heraus taten, die spätestens dann entstand als sie in Skandinavien waren. So hab ich das zumindest verstanden.

In dem oben erwähnten Artikel behauptet die eine Angeklagte, erst in Skandinavien mitbekommen zu haben, dass es um gefälschte Schecks ging. Sie befürchtete, falls sie nicht mitmachen würde, nicht mehr heimreisen zu können (~"if she withdrew she would have stranded without money to come home"). Was natürlich auch eine Schutzbehauptung sein kann.

In dem Bericht wird glaub ich auch die Geldübergabe geschildert, aber ich kann der automatischen Übersetzung an der Stelle schwer folgen. Hier eine Abschrift dieser Stelle:
Sulamit Almeida hevdet at den mystiske femtemann i ligaen som politiet ikke fikk tak i, het di Carlo. Han hadde tatt imot pengene etter at hun hadde hevet de falske sjekkene i Oslobankene. Det foregikk på den måten at hun, etter å ha fått utbetalt de store summene, gikk og så i butikkvinduer til di Carlo kom kjørende forbi og samlet opp pengene.
Möglicherweise: Sulamit Almeida machte, nachdem sie das Geld von der Bank geholt hatte, eine Schaufensterbummel. Di Carlo fuhr vorbei und sie gab ihm das Geld.

Ich stell mir das ein bisschen wie bei diesen berüchtigten Drückerkolonnen vor. Und etwas in Bezug auf die Isdal-Frau weiter gesponnen: Entweder konnte oder wollte sie dann nicht mehr - so oder so, am Ende war sie tot.

Falls das eine mit dem anderen zu tun hat...


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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 18:41
@yasumi
Ja, es hätte wahrscheinlich auffallen müssen, zumindest im Nachhinein- es ist ein Jammer :-(
Trotzdem, so einiges passt, meine ich!
BTW: Ich habe gelesen, dass der Asbjorn Bryhn ja für seine Scheckfälscher- Theorie damals von der Presse ziemlich durch den Kakao gezogen wurde. Man sah es glaube ich als Ablenkungsmanöver für die POT- Aktivitäten (Spionage) in dem Isdalen- Fall.
Weißt du da näheres zu?
Die Sache mit der Landkarte sehe ich ähnlich wie du. Aber wenn sie tatsächlich zu einer Scheckfälscher- Gruppe gehörte, passt diese touristische Aktivität nicht, das meinte ich. Und vergessen wir nicht: der dunkle skandinavische Winter stand vor der Tür.
Uh, der Abschnitt, in dem es um die Geldübergabe geht, ist wirklich kryptisch. Aber ich würd es frei so ähnlich wie du übersetzen- ohne Gewähr. Außer:kjorende heißt Lauf, also kann er beim Schaufensterbummel auch an ihr vorbeigelaufen sein?
Ja, die Strukturen in dieser Bande müssen, wenn ich das in dem Artikel und den anderen Artikeln, die du eingestellt hattest, richtig "erahne", streng hierarchisch gewesen sein. Der Vergleich mit der Drückerkolonne bringt es auf den Punkt.


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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 19:03
Zitat von spiky73spiky73 schrieb:Wobei mich der Ortsname als Nachname jetzt nicht so stutzig machen würde, weil das ja in Deutschland vorkommt.Etwas anderes wäre es halt, wenn die Konstellation in Belgien die absolute Ausnahme wäre (bezogen auf die Tatsache, daß Tielt ein belgischer Ort ist, habe ich das Ganze jetzt einfach unter "Belgien" verortet) - gibt es dort Tielt als Nachnamen überhaupt?
Genau vom Nachnamen Tielt wollte ich die Herkunft ermitteln. Bei Goggle brachten die 150 Vorschläge keine Übereinstimmung. Auch aus dem Bauchgefühl raus dürfte das eher kein Nachname sein. Und wenn sehr selten. Überrascht war ich dann, als ich nach Tjelt suchte. Da schlug Goggle gleich Tjelta vor. Dieser Ort liegt in Norwegen, und nur 20 KM von Stavanger entfernt. Auch dies dürfte eher kein norwegischer Nachname sein.

Da die Isdal Frau mit unter Verschiedenen Namen und eventuell Pässen reiste könnten gegebenen falls weitere Konstellationen zur Herkunft der Frau hinweisen. Oder sei es nur, dass sie einen Bezug zur Gegend hatte. Jedenfalls finde ich die Namensangabe schon auffällig.


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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 19:15
Zitat von ligalaligala schrieb:BTW: Ich habe gelesen, dass der Asbjorn Bryhn ja für seine Scheckfälscher- Theorie damals von der Presse ziemlich durch den Kakao gezogen wurde. Man sah es glaube ich als Ablenkungsmanöver für die POT- Aktivitäten (Spionage) in dem Isdalen- Fall.
Weißt du da näheres zu?
Nein. Ich hab da keine zusätzlichen Insider-Infos ;-)
Ich hab die Zeitung, in der er seine Theorie darstellte, bislang nicht finden können. Auch die Gegenargumente würden mich interessieren - vielleicht konnte ja anhand von Bankdaten ein Scheckbetrug eindeutig ausgeschlossen werden.

Das schöne an Spionage-Theorien ist ja, egal wie sich die Behörden dazu verhalten: Man kann das immer als Beleg für die Richtigkeit dieser Theorien deuten. Und deswegen neigen Medien dazu, immer wenn es sich anbietet, über Geheimdienst-Verwicklungen zu spekulieren - weil tatsächlich wiederlegen lässt sich das ja nie. Und wir alle lieben solche Geschichten.

Eines lässt sich glaub ich schon sagen: hätten die Medien diese Gerüchte nicht gestreut, Madame Isdal wäre heute längst vergessen.


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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 19:43
@schluesselbund

Wenn du den Namen Tielt bei de.geneanet.org eingibst, bekommst du zwar keine Bedeutung angezeigt, aber auf einer eingeblendeten Karte zeigt es eine Konzentration des Namens in Belgien, insb. in der Brüsseler Region...

@ligala

Das mit der fehlerhaften Rechtschreibung der Namen bezog sich übrigens nicht nur auf den einen hier.
Mir fällt zumindest ein (ohne jetzt wieder alle Artikel durchgehenzu müssen), daß Lorck auch mal als Lorch auftauchte und daß es bei Leenhouwer dann ganz vorbei war mit der korrekten Schreibweise. Da tauchten gleich mehrere Varianten auf...


Im übrigen gefällt mir die Annahme, sie könnte was mit den Scheckfälschern oder sonstigen organisierten Verbrechern zu tun gehabt haben besser als der Gedanke an Spionage im großen Stil...
Ich würde ja annehmen, daß Spione irgendwie professionell-unauffälliger unterwegs sind... Hier war ja nicht alles logisch und minutiös recherchiert, einiges am Auftreten hätte vielleicht von vornherein verdächtig sein müssen. Aber je nachdem, wie gut die gefälschten Schecks waren ist das zu damaliger Zeit vielleicht über einen längeren Zeitraum nicht aufgefallen... Vielleicht war es da auch sinnvoller, sie in möglichst kleinen oder ländlichen Bankfilialen einzulösen, weil dort die Erfahrung mit Auslandschecks noch geringer war (und das Risiko entdeckt zu werden daher ebenfalls). Vieles, was heute in Sekundenschnelle elektronisch abläuft, war damals ein langwieriger Bearbeitungsprozess, der Tage in Anspruch nahm. Für uns wirkt das ja fast so, als hätten die anno 1970 noch mit Hämmerchen auf Steintafeln geklopft...
Ich weiß nicht, wie es heute üblich ist (vermutlich haben im Jahr 2017 Schecks als Zahlungsmittel ziemlich ihre Bedeutung verloren), aber während meiner Bankausbildung (1992-1995) war es noch so, daß Schecks mit einer Wertstellung von einigen Tagen verbucht wurden. Auslandschecks kamen seltenst vor, die wurden auch per Dienstpost an die Hauptstelle geschickt, was nochmals eine Verzögerung bedeutete. Daher kann ich mir auch einen mehrtägigen Aufenthalt im norwegischen Hinterland bei den Wölfen und Bären erklären - wenn die Auszahlung abgewartet oder korrekte Verbuchung überwacht werden sollte...


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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 20:21
@spiky73
Hämmerchen auf Steintafeln .-)  Für mich nicht, ich weiß noch genau, wie es damals war,hatte gerade in meinem 1.Beruf die (kaufmännische) Ausbildung beendet. Uh, da siehl man mal, wie alt man inzwischen ist ;-)
Ein Scheck dauerte von der Einreichung bis zur Gutschrift - oder eben auch nicht, wenn er nicht gedeckt war- damals ca. 3 Tage. Schecks waren damals alltäglich, gerade bei höheren Beträgen.
Vielleicht handelte es sich bei dem was die Scheckbetrüger nutzten, aber auch um Reiseschecks? Auch diese waren vor allem bei Touristen sehr beliebt. Ich weiß nur noch wie man die - als Tourist- benutzte,
habe aber keine Ahnung, wie in den Banken damit verfahren wurde.

Was die Spionage betrifft: Wie Andy Sipowicz hier vor einiger Zeit mal schrieb: Es gibt unterschiedliche Legenden und Gestalten, je nach Auftrag etc...
Ich finde, es spricht einiges dafür, aber auch einiges dagegen (zB. das inflationäre Namensspielchen).
Bin also mit der Theorie nicht "verheiratet".


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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 20:55
Zitat von yasumiyasumi schrieb:Das sind Stationen der Bergensbanen, deren Besonderheit es ist, dass sie sehr hoch gelegen ist, weswegen häufig die Höhenangaben bei den Stationen gleich mit genannt werden. Die meines Erachtens einfachste Erklärung wäre: sie hat sich das, weil sie vielleicht diese Bahnreise unternehmen wollte, aus einem Reiseführer in die Karte geschrieben, die ja eine normale Auto- und Touristenkarte war
Ja, es sind (mit Ausnahme von Hallingskeid) alle Haltestellen zwischen Geilo und Myrdal auf dieser Bahnstrecke (Oslo-Bergen). Finse ist der höchstgelegene Bahnhof in Nord-Europa. (Siehe auch die Beiträge von @Able_Archer vom 14.2.17, 20:06, 20:18, 20:57.)

Wollte die Isdals-Frau dort Urlaub machen, weil sie ohnehin dort in der Nähe war? Wollte sie eventuell sogar aus den bis dato betriebenen Geschäften (was immer das war) aussteigen? Je nach Auftraggeber könnte so eine Absicht mit ihrem Ableben in Verbindung stehen.

Oder war die Ecke eventuell aus einem (mir unbekanntem) Grund für eine neue Aktion interessant, wie @Able_Archer vermutete?

Was mir jedenfalls bezüglich der Schrift noch auffiel: Der am rechten Rand der Abbildung in @yasumi s Beitrag vom 14.2.17, 19:29 Uhr, (S.17), nicht komplett sichtbare Ortsname

Haugastøl

wurde von der Isdals-Frau mit ö statt ø geschrieben. Das machen aber doch nur Deutschsprachige, oder?


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Die Isdal Frau

06.03.2017 um 21:37
@ligala

Bei uns waren die Schecks damals von der Wertstellung her gestaffelt: Ein Scheck von der gleichen Bank wurde natürlich viel schneller wertmäßig gutgeschrieben, ich glaube, es war dann noch aufgeteilt in gleiches Bundesland und dann Rest der Republik.
Mit Auslandschecks hatten wir in den Filialen, wie gesagt, gar nichts zu tun, die wurden weiter geschickt zur Auslandsabteilung.

Und an Reiseschecks kann ich mich nur noch ganz dunkel erinnern, die kamen damals ganz selten vor. Eigentlich waren es ja keine richtigen Schecks. Der Kunde zahlte halt den Betrag x an der Kasse ein und bekam dafür diese Schecks, so gesehen waren das ja Gutscheine...
Irgendwas war da noch mit einer Nummer, erinnere ich mich gaaaaaaanz dunkel, und einmal musste pro Scheck in der Bank eine Unterschrift geleistet werden und dann wurde der Reisescheck im Ausland beim Einlösen nochmal direkt vor Ort unterschrieben...
Aber konnte man die Reiseschecks überhaupt fälschen?
Dann doch eher Auslandschecks. Bis in der einlösenden Bank eine Fälschung auffiel, waren die Täter schon über alle Berge... In einer alten XY Folge (Anfang der 70er) ging es mal um Betrug mit gestohlenen Wertpapieren, damals wurde jemand per Anzeige gesucht, der sich als Nebenbeschäftigung was dazu verdienen sollte. Das war damals ein ahnungsloser deutscher Rentner, den die Hintermänner in die Schweiz geschickt haben...


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Die Isdal Frau

07.03.2017 um 09:33
Ich lese hier schon seit Wochen mit, weil mich dieser Fall unheimlich interessiert. Vielen Dank für die großartigen Zusammenfassungen. 

Einige Seiten zuvor war von einem Film die Rede "2 Leben". Diesen habe ich in der letzten Woche gesehen und dort wird direkt auf die Isdal Frau Bezug genommen. Einmal während des Films und dann auch im Abspann. Hunderte Stasi-Agenten sind in den späten 60er/anfang 70er Jahren über Norwegen nach West-Europa eingeschleust worden. Sie haben sich bei Familien und/oder ihren vermeintlichen Müttern eingeschlichen, um deren Vertrauen zu gewinnen.

Im Abspann des Filmes wird draufhin gewiesen, dass es noch immer zu Enttarnungen kommt, die meisten Fälle allerdings nie mehr aufgeklärt werden.

Ein Artikel Bild Zeitung gibt hierüber Auskunft: http://www.bild.de/news/inland/news-inland/nazi-geschichte-33029404.bild.html#fromWall

Wäre es möglich, dass die Isdal Frau ein solches Schicksal hatte? Die Stasi musste doch Erklärungen finden, warum junge Menschen plötzlich in Norwegen auftauchen und ihre Mütter suchen. Es war ja nicht einfach, den eisernen Vorhang zu überwinden. Und einiges deutet doch auf eine deutsche Erziehung. Und niemand in Europa hat sie vermisst. Eine Scheckbetrügerin hätte sicherlich irgendwo Familie. 

Hätte die Isdal Frau allerdings Kontakt zu einer norwegischen Familie/Mutter gehabt, wäre das doch in die Öffentlichkeit gedrungen bzw. wäre sie wiedererkannt worden. 

Gegen diese These spricht allerdings ihr südeuropäisches Aussehen. Allerdings waren in Norwegen in erster Linie Gebirgsdivisionen eingesetzt, die auch aus österreichischen Heeresangehörigen bestand. 

Gibt es Infos bezüglich der Isotopen Bestimmung? Das würde sehr weiterhelfen.


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Die Isdal Frau

07.03.2017 um 10:24
@snowdon
Dass die Isdal- Frau das "ö" in dem Ortsnamen Haugastol (ich kann das wg. Tastatur nicht richtig schreiben) verwendete, ist eine spannende Entdeckung. Ja, meines Wissens wird das ö nur im deutschsprachigen Raum benutzt, ich bin aber keine Linguistin.
Was die Karte insgesamt betrifft:
An eine touristische Fahrt kann ich allerdings nicht so recht glauben, vor allem wg. der Jahreszeit.
@spiky73
Mhm, du hast recht. Reiseschecks wurden bei einer Bank/Sparkasse gekauft und mussten dort schon einzeln unterschrieben werden, und dann bei Einlösung mussten sie nochmals unterschrieben werden.
Der Vorteil war der: wenn die Dinger geklaut wurden oder verloren gingen, bekam von von seiner Bank den Wert erstattet. Durch die vorherige Unterschrift waren aber "krumme Dinger", wie die von yasumi hier eingeführte Betrügerbande sie an den Tag legte, nicht so einfach.
Also sind Auslandsschecks wahrscheinlicher.


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Die Isdal Frau

07.03.2017 um 10:40
Eine "Kreisleitung" gibt es anscheinend tatsächlich als administrative Einheit in Form der direction d'arrondissement in Québec. Allerdings scheint diese Behörde mit der Ausstellung von Pässen nichts zu tun zu haben.

Verwunderlich fand ich allerdings, wie die IW die Zahl "1" in ihren Notizen schrieb - teilweise als geraden Strich, was eher im angloamerikanischen Sprachraum üblich ist, dann wieder mit einem linken seitlichen Haken, was die geläufige Schreibweise in Kontinentaleuropa ist - als ob sie in beiden Welten zu Hause war. Auch die telefonische Erkundigung eines Mannes, ob "eine Amerikanerin" im Hotel St. Svithun, Stavanger, eingecheckt hatte, könnte eventuell (!) für einen wie auch immer gearteten Bezug zu Kanada sprechen, wobei das freilich sehr spekulativ ist. Ich halte sie von der Abstammung her nicht für eine Kanadierin, schon aufgrund ihrer eher südländischen Erscheinung und des Knoblauchgeruchs.

Gegen organisierte Kriminalität / Scheckbetrug und für eine Agententätigkeit spricht zum Einen, dass sie enorme finanzielle Ressourcen zur Verfügung hatte. Selbst vermögende Verbrecherorganisationen werden einer "Mitarbeiterin" nur dann mehrere Flüge und (gute) Hotels bezahlen, wenn der erwartete Gewinn deutlich über den Kosten liegt. Konnten solche enormen Kosten durch Scheckbetrug gedeckt werden? Vielleicht möglich, aber ich bezweifle es. Zum Anderen ist das auch noch Verhalten der Norwegischen Behörden nach ihrem Tod, die anscheinend kein großes Interesse daran hatten, ein ja doch recht spektakuläres Tötungsdelikt (Tabletten, Schlag in den Nacken und Verbrennen) aufzuklären, einen (so kaum auszuführenden) Suizid als Todesursache angaben, und weiter gehende Nachfragen abbügelten.

Gegen eine Agententätigkeit spricht hingegen u.U. die Tatsache, dass sie anscheinend keinerlei Bewaffnung mit sich führte - bei einer so gefährlichen, kostenintensiven und dadurch wichtigen, und am Schluss ja lethalen Reise quer durch Europa seltsam. Möglich ist es natürlich, dass die Ermittlungsbehörden etwaige Waffen verschwinden haben lassen. Auch die falsche Schreibweise der Ortsnahmen in den Anmeldeformularen spricht gegen eine gut ausgebildete Agentin, die ihre Legende in- und auswendig beherrscht. Höchstens eine Agentin auf der Flucht, die sich schnell und ohne große Sorgfalt eine Legende zusammenbastelt.


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Die Isdal Frau

07.03.2017 um 11:34
@Gabi0558
 
Sei gegrüßt! Schön, dass du uns gefunden hast und hier mitschreibst :-).
Mit den "Lebensborn"- Kindern und deren durch die Stasi gestohlenen Identitäten hatte ich mich auch schon mal beschäftigt, liegt allerdings etwas zurück. Es ist für sich genommen schon eine schreckliche Geschichte.
Ob es mit der Isdal- Frau in Zusammenhang steht, habe ich mich auch gefragt.
Das was ich dazu gefunden habe, suche mal heraus und stelle es es hier ein- es dauert allerdings etwas.
Den Film habe ich zwar inzwischen auf Youtube gefunden,  aber noch nicht gesehen.
Kannst du näher beschreiben, inwiefern dort direkt auf  die Isdal - Frau Bezug genommen wird?


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