Germanwings-Maschine mit 150 Menschen in Südfrankreich abgestürzt

schokoleckerli schrieb:Die Eltern entziehen sich dem, weil sie womöglich selbst genau das tun, was irgendwelche einzelnen, unbeteiligten Klugscheisser von aussen gerne feststellen möchten: dass sie als Eltern irgendwie versagt haben und suchen die Schuld bei sich. Und wenn es wirklich so ist, dann tut mir das unendlich leid.

Denn das halte ich für falsch. Sie sind genauso betroffen und unschuldig an dieser Situation wie jeder andere Betroffene.

Entspricht diese Meinung wirklich der Realität?
Ich denke nicht, denn ein Mensch wird zu einem Großteil vom Elternhaus geprägt und dieses Elternhaus hat den Einfluss dieses Kind zu einem stabilen, verantwortungsvollen Menschen zu erziehen.

Entscheidend für die Formung des Charakters und der Persönlichkeit ist die Erziehungs- und Vorbildfunktion der Eltern.
Deren Verhalten - besonders in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes - und im speziellen beim Heranwachsenden - legt die wichtigen Grundlagen dafür, wie jemand als Erwachsener fühlt, denkt und handelt. Sie gelten als "Weichensteller".

FiJ

@FreyaInJune
Ich denke ab einem gewissen Alter ist die Beeinflussung von außerhalb des Elternhauses ungleich größer, der sogenannten Erziehung der Eltern wird imo zuviel Bedeutung zugewiesen.
Es gibt da noch Freunde, Feinde, Lehrer und Internet die einen Großteil der Zeit mit einem verbingen.

Natürlich spielen viele verschiedene Faktoren eine Rolle, keine Frage.

Wen es interessiert, hier ein Link einer Studie über Prägung:
http://www.zeit.de/2006/29/B-Logik-Interview

FiJ

Psychische Erkrankungen und Persönlichkeitsstörungen sind ein weites Feld, und wir können nicht auch noch das Elternhaus eines Täters verdächtigen, Fehler gemacht zu haben.
Die Eltern des Täters werden selber genug Fragen haben, und - im Gegensatz zu uns und aller anderen Spekulanten - kannten sie ihren Sohn und haben ihn mit Sicherheit auch geliebt.
Nicht nur der Verlust steht hier im Vordergrund, sondern auch die Unbegreiflichkeit seines Handelns, die Sinnlosigkeit und die Frage, ob man das hätte verhindern können.

Von außen ist die Sache klar.
Ein durchgeknallter Co-Pilot hat eine Passagiermaschine mit 150 Menschen an Bord willentlich zum Absturz gebracht.
Die Frage nach dem "Warum" wird wohl nie ausreichend beantwortet werden können.
Aber die Angehörigen sollte man nach Möglichkeit außen vor lassen.
Hier sehe ich nirgendwo eine Schuld für die Tat ihres Sohnes.

@Cassandra71
@Frau N Zimmer

Das sehe ich anders, als Arzt hast du tatsächlich gelernt, solche Dinge mit für den Laien eher dürftig erscheinenden Informationen zu äussern.
Das bringt die Erfahrung und das Studium mit sich.
Unglaublich, aber wahr!

Der Mann macht seit Jahrzehnten forensische Gutachten...,

@Tibetdog

Tibetdog schrieb:Der Mann macht seit Jahrzehnten forensische Gutachten...,

Auch aus der Ferne und ohne Akteneinsicht? Dann wunderts mich nicht, dass Gutachter im allgemeinen stark kritisiert werden.

@Frau.N.Zimmer
Vielleicht würde es Dir helfen zu verstehen, wenn Du mehr Praxis in der Diagnostik von Erkrankungen hättest.
Es ist einfach so, dass bei erfahrenen Ärzten wenige Eckdaten reichen, gerade so eine Tat grenzt die Störungsvariation schon sehr ein.

@Tibetdog

Tibetdog schrieb:Vielleicht würde es Dir helfen zu verstehen, wenn Du mehr Praxis in der Diagnostik von Erkrankungen hättest.

Vllt. würde es Dir helfen, einfach zu akzeptieren wenn man nicht Deiner Meinung ist?

@Frau.N.Zimmer
Und Dir ebenfalls :-)

@Tibetdog

Tibetdog schrieb:"...Der Mann macht seit Jahrzehnten forensische Gutachten..."

Das zählt nicht....wir sind hier bei allmy, da gelten andere "Spielregeln" !

@Tibetdog

Es ist oft schon nicht einfach, eine Diagnose zu stellen, wenn der Patient dem Arzt gegenübersitzt...erst recht dürfte das für den Fall gelten, dass der Arzt den Patienten nicht mal kennt. ;)

obskur schrieb:Ich halte es nur für eine Zumutung mit dem Massenmörder eine Kerze in der selben Reihe haben zu müssen und würde auch nicht gemeinsam mit den trauern wollen.

Man kann natürlich darüber streiten, für WEN eigentlich so eine Trauerfeier ist.
Für die Toten?
Oder für die Lebenden?

So hart es klingt, aber die Toten interessiert es nicht mehr. Jedenfalls nicht auf der irdischen Welt.
Es ist eine Art der Trauerbewältigung für die Lebenden - und da gehören die Eltern nun mal faktisch mit eingeschlossen. Ich könnte mir sogar vorstellen, dass der eine oder andere Angehörige ganz gerne mit den Eltern reden würde. Und zwar ohne mit der Hölle zu drohen, einfach nur, um sie kennen zu lernen und sich auszutauschen. Immerhin sind die Kinder auf Ewig mit einander verbunden. (Auch, wenn es ganz sicher schönere Verbindungen gibt.)

FreyaInJune schrieb:Deren Verhalten - besonders in den ersten drei Lebensjahren eines Kindes - und im speziellen beim Heranwachsenden - legt die wichtigen Grundlagen dafür, wie jemand als Erwachsener fühlt, denkt und handelt. Sie gelten als "Weichensteller".

Das ist mir zu einfach. Sicher, die ersten Jahre prägen - sie sind maßgeblich für das Urvertrauen, die einem Kind Sicherheit und Geborgenheit vermitteln.
Dabei wird aber vergessen, dass es auch noch sowas wie persönlichen Charakter gibt. Manche Kinder sind einfach Draufgänger und andere verstecken sich hinter dem nächsten Busch - bei gleichen Voraussetzungen.
Wenn die Prägung der ersten Lebenszeit allein ausreicht, um für den Rest eines Lebens in einem ausgeglichenem Verhältnis zu seiner Umwelt zu leben, dann frage ich mich ersthaft, warum soviele aus gut situierten Familien - damit ist nicht der Kontostand gemeint - überhaupt Dummheiten machen.

Cassandra71 schrieb:Es ist oft schon nicht einfach, eine Diagnose zu stellen, wenn der Patient dem Arzt gegenübersitzt...erst recht dürfte das für den Fall gelten, dass der Arzt den Patienten nicht mal kennt. ;)

Lt. Auskünfte zur Krankenakte wurden bei A. L. zum Zeitpunkt der le. Untersuchung weder Depressionen, noch Suizidalität, noch Fremdaggression festgestellt.
Und TROTZDEM hat er Selbstmord begangen und noch 149 Menschen mitgenommen.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, ob er 2009 während seiner Ausbildung tatsächlich eine "depressive Phase" hatte, oder womöglich etwas wesentlich Gravierenderes...

behind_eyes schrieb:Ich denke ab einem gewissen Alter ist die Beeinflussung von außerhalb des Elternhauses ungleich größer, der sogenannten Erziehung der Eltern wird imo zuviel Bedeutung zugewiesen.
Es gibt da noch Freunde, Feinde, Lehrer und Internet die einen Großteil der Zeit mit einem verbingen.

Richtig.
Ganz ehrlich: wessen Eltern haben wirklich Einfluss auf Eindrücke, die von aussen auf ihr Kind einprasseln? Sofern sie es überhaupt wissen.
Sie stellen ein paar Weichen und und hoffen, dass das Kind davon etwas verinnerlicht hat. Aber wenn das nicht der Fall ist, dann sind die Eltern auch machtlos.

na denn ist wohl alles geklärt..

„Im Rahmen der Aufarbeitung des Unglücks prüfen wir eine eventuelle Ausweitung des Untersuchungsprogrammes, sowohl intern als auch mit dem Luftfahrtbundesamt LBA, das den Untersuchungsumfang festlegt.”
http://www.austrianwings.info/2015/04/germanwings-crash-erneute-psychologische-untersuchung-fuer-piloten/

und

Lufthansa/Germanwings verantwortlich
Opferanwalt hält Schuldfrage für geklärt

Die Airline habe sich zu ihrer Verantwortung bekannt. Man werde nun sehen müssen, ob sie Wort halte. "Der Lackmustest kommt noch." Etwaige Versäumnisse, etwa beim Umgang mit der Erkrankung des Copiloten, spielten allenfalls noch am Rande eine Rolle.
http://www.n-tv.de/panorama/Opferanwalt-haelt-Schuldfrage-fuer-geklaert-article14928236.html

@FadingScreams
Die Schuldfrage an sich hatte sich mir gar nicht gestellt und ich denke LH auch nicht, die haben doch von Anfang an die Opferentschädigung beziffert, also ich glaube nicht, dass sie nach anderen Schuldigen gesucht haben. Der Täter war bei LH angestellt bzw. Germanwings somit haben die auch zu haften.

Erneute Psychotest halte ich nichts von, eher im Gegenteil. Jetzt müssen alle Piloten dafür herhalten und sich solcher Test erneut unterziehen, die so schon nicht ohne sind und letztendlich sollte doch klar sein, dass evtl. Krankheiten dadurch auch nicht ans Licht kommen. Alles wieder Schnellschüsse, um die Bevölkerung zu beruhigen und zu zeigen wir tun was wir können.

@obskur
ich persönlich hoffe, dass sich allgemein an den Arbeitsbedingungen für Piloten etwas ändert. So wie aus einigen Berichten oder der n-tv Dokumentation zu entnehmen war, liegt da wohl so einiges im Argen.

Auch wenn bei AL der berufliche Stress noch keine größere Rolle gespielt haben sollte. Was die Airlines dem Personal zumuten, kam jetzt mal ohne Streik ans Tageslicht. Ganz besonders aufgeregt hat mich, dass man auch dort mit Zeitverträgen Druck macht "billig" zu bleiben. 25 Minuten Standzeit zwischen den Flügen.. Standzeiten, die dann noch nicht mal als Erholzeiten dienen usw.

Da können Statistiken die belegen sollen, dass "billig" fliegen genauso sicher sein soll wie bei den "großen" Airlines, mich nicht wirklich in Sicherheit wiegen..

@FadingScreams
Leider entsprechen die Berichte zwar der Wahrheit, aber und das muss ganz deutlich gesagt werden, muss man da zwingend unterscheiden zwischen Billigairline und eben einer ich sag mal normalen Airline, wie LH. Da gibt es keine Bodenzeit von 25 min, ist eigentlich auch nicht zu schaffen, wenn man es realistisch sieht. Fürs Boarding eines A320 brauchst du gut 20 min und fürs Deboarding 10 min. Auch sind in Deutschland die Pausenzeiten klar geregelt, dazu kommt die Regelung der Flugdienstzeiten... die könnte zwar immer noch besser sein, aber ist im Prinzip schon recht gut, um eben nicht zu überlastet zu werden. Zudem haben gute Airlines, ich nenn die jetzt mal so, interen Tarifverträge, die diese Zeiten nochmals einschränken, das findest du bei Billigairlines eben selten und nicht in dem Maße.

Text

ZEIT ONLINE: Als Konsequenz des Absturzes erwägten der bayerische Innenminister Hermann und der SPD-Gesundheitspolitiker Lauterbach Berufsverbote für depressive Taxifahrer, Busfahrer und Piloten.

Hilgers: Wenn das umgesetzt würde, ginge kein Mensch mehr zum Psychotherapeuten oder Psychiater. Solcher Populismus macht alles noch schlimmer. In Deutschland leben etwa drei bis vier Millionen Menschen mit Depressionen, von denen unzählige verantwortungsvolle Positionen ausfüllen: Chirurgen, Polizistinnen, Lokomotivführer, Politikerinnen. Will man die jetzt alle stigmatisieren oder stilllegen?

wenn Hermann und Lauterbach das wirklich gesagt haben sollten, gehört beiden in den A**getreten und zwar so heftig, dass sie aus dem Amt fliegen.