Nightrider64 schrieb:Ich hatte selbst schon einmal eine paradoxe Reaktion auf Benzodiazepine.
Aber das kann hier gar nichts erklären.
Man wird schlichtweg immer aufgekratzter, stolpert unruhig umher, macht vielleicht komischen Sachen,kommt aber nicht auf die Idee Selbstmord zu begehen und ein Flugzeug mit 149 Menschen in den Berg zu fliegen.
Das hängt stark von der individuellen Vorbelastung ab. Bei bestimmten Umweltfaktoren – etwa einer Exposition mit Bisphenol A (BPA) – kann der Noradrenalin-Haushalt im zentralen Nervensystem erheblich gestört sein. Das führt dazu, dass Betroffene nicht mehr zur Ruhe kommen und über Tage keinen Schlaf mehr finden. Nach etwa einer Woche kann das in einen psychotischen Zustand übergehen. Klassische Neuroleptika reichen dann oft nicht aus – erst zentral wirksame α2-Agonisten wie Guanfacin oder Clonidin können helfen, diese Schleife zu durchbrechen.
Im Fall von Andreas Lubitz kommt hinzu, dass er Segelflieger war. In Segelflugzeugen werden häufig Epoxidharze verbaut, die BPA enthalten. Diese können bei Reparaturen oder starker Erwärmung (z. B. bei Sonneneinstrahlung im Cockpit) Dämpfe freisetzen. Eine chronische oder wiederholte Exposition ist also denkbar – gerade bei intensiver Werkstattarbeit oder bei längeren Flügen in schlecht belüfteten Cockpits.
Die paradoxe Reaktion auf Benzodiazepine bei gleichzeitiger Noradrenalin-Dysregulation ist bisher kaum erforscht. Meine Theorie ist, dass die dämpfende Wirkung der Benzos (Downer) mit dem überschießenden Noradrenalinspiegel (Upper) kollidiert – mit dem Ergebnis, dass das autonome Nervensystem in eine extreme Dysregulation gerät.
In so einem Zustand sind nicht nur unvorhersehbare Verhaltensweisen denkbar, sondern auch eine deutlich erhöhte Suggestibilität – also eine erhöhte Anfälligkeit für Indoktrination, destruktive Gedankenmuster oder ideologische Einflüsse.