Germanwings-Maschine mit 150 Menschen in Südfrankreich abgestürzt

@planetzero

Nope, das habe ich zu keinem Zeitpunkt gesagt, ich empfehle die genaue Lektüre meiner Worte. Dennoch ist die menschliche Psyche etwas, was sich nicht so leicht durchschauen lässt - das sieht man ja in diesem Fall sehr genau und dürfte auch unstrittig sein. Ich sagte also lediglich, dass es sich nicht komplett ausschließen lässt.

Man sollte definitiv diese Maßnahmen durchführen - aber sollte man nicht dennoch auch noch an anderen Punkten versuchen, Wege zu finden, die einen Pilotensuizid quasi unmöglich machen?

Ich zitiere Dich:
"Für die Tatsache, dass der Täter angefangen von seiner Ausbildung bis zum bitteren Ende hochfrequent mit Arbeitsmedizinern bei der Lufthansa, nicht ärztlichen Psychotherapeuten, Psychiatern und Neurologen zu tun hatte, die allesamt wussten, dass er Passagierflugzeugpilot ist, aber sich kein einziger z.B. an das Bundesluftfahrtamt wendete, habe ich null Verständnis.

Ärzte sind verpflichtet (!), bei anzunehmender Gefahr für Andere und nicht einsichtigem Verhalten des Patienten bei der zuständigen Behörde Meldung zu erstatten. Die Schweigepflicht gilt in solchen Situationen gerade nicht."



Hast Du denn Einsicht in seine Patientenakten gehabt, oder woraus erschließt sich Dir, dass die Ärzte allesamt fahrlässig gehandelt haben?

Du warst nicht dabei, weißt nicht, was der Patient den Ärzten erzählt hat, geschweigedenn, was diese wussten und was nicht. Es ist nur eine Sache bekannt, nämlich, dass Andreas Lubitz lediglich VOR seiner Ausbildung als Pilot, in seiner depressiven Phase, suizidgefährdet war, danach nicht mehr. Das finde ich, ist ein wichtiger Punkt, denn jeden, der eine Depression hat, unter Generalverdacht zu stellen, ist sicher auch nicht richtig.

Versteh mich nicht falsch: es ist wohl keine Frage, dass es absolut schlimm ist, was da passiert ist und dass so etwas nie nie wieder passieren darf!!! Menschen mit Depressionen aber unter Generalverdacht zu stellen, oder Menschen, mit psychischen Störungen generell diesen Beruf nicht ausüben zu lassen, halte ich dennoch nicht für richtig.

Eine Angststörung zum Beispiel ist in erster Linie nichts schlimmes. Aber genau wegen solchen Aussagen, wird das ganze immer irgendwie stigmatisiert und bleibt doch irgendwie ein Tabuthema, dabei haben viele Menschen psychische Störungen, die sich erstmal nicht bemerkbar machen. Man sollte auch klar differenzieren können - sobald ein Suizidwunsch besteht, sollte man aber natürlich alle Augen offen halten. Nur in dem Fall war dieser Suizidwunsch bei dem Täter nun mal schon sehr sehr lange her und die Psyche verändert sich nun mal.

@ Black_Canary

Der Täter hätte nach einer halbjährigen, mit stationärem Aufenthalt verbundenen Unterbrechung seiner Ausbildung zum Piloten für Passagiermaschinen wegen schwerer Depression die Ausbildung niemals fortsetzen dürfen.

Damit fing es schon an. Eine solch schwere depressive Episode in dem Alter deutet auf ein extrem hohes Rezidivrisiko für eine erneute schwere depressive Episode und/oder die Entwicklung schwerer anderer psychischer Erkrankungen hin.

Man hat in der Wohnung des Täters kartonweise diverse Antidepressiva und Tranquilizer gefunden, die ihm von einer Vielzahl von Ärzten/Therapeuten, bei denen er unter anderem wegen wahnhafter Angst, erblinden zu müssen (organisch war mit dem Sehen alles in Ordnung), teils parallel in "Behandlung" war, verschrieben bekommen hatte.

Alleine das sollte normalerweise sofort zum Entzug der Lizenz führen.

Von den übrigen psychischen Symptomen (die er gehabt haben muss), ist wenig nach außen gedrungen.

Ich bin absolut dagegen, Menschen wegen (in ihrer Gesamtheit sehr häufigen) psychischen Erkrankungen zu stigmatisieren.

Aber angesichts der speziell hier vorliegenden Störung (das war keineswegs "nur" eine einfache Angsstörung) und dem ausgeübten speziellen Beruf, haben viele sehr fahrlässig gehandelt.

@planetzero

Klar, hinterher lässt sich das so einfach sagen. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass alle Ärzte einfach nur fahrlässig gehandelt haben. Wenn dem so ist, warum werden sie nicht angeklangt?

Danksagung von Lubitz Eltern :

http://rtlnext.rtl.de/videos/danksagung-von-lubitz-eltern-427902.html (Archiv-Version vom 06.04.2016)



In dem Link ist ein Video, da kann man es vielleicht besser lesen.

@ Black_Canary

Black_Canary schrieb: Wenn dem so ist, warum werden sie nicht angeklangt?

Hauptverantwortlicher ist die Fluggesellschaft, in dem Fall die Lufthansa.

Die steht für die Angehörigen im Vordergrund.

http://www.n-tv.de/panorama/Klage-gegen-Lufthansa-Schule-in-den-USA-article17148296.html

Standesrechtliche wie zivilrechtliche Folgen sind für die Ärzte unwahrscheinlich, da man ihnen das vorhalten können müsste, was sie im Arzt-Patientenkontakt wirklich erfahren haben und nicht das, was in Attesten, Briefen etc. steht.

In Zusammenhang mit psychischen Erkrankungen herrscht da eine (zu einem Teil nachvollziehbare) Tendenz zur Euphemisierung.

Wie die «Bild am Sonntag» unter Berufung auf Ermittlungsakten der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft und der französischen Unfalluntersuchungsbehörde BEA berichtet, litt Lubitz schon kurz nach Beginn seiner Ausbildung zum Piloten im Jahr 2008 unter massiven psychischen Beschwerden - darunter Schlafprobleme, Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn und Hörstörungen. Ärzte hätten dies als schwere depressive Episode eingestuft, berichtet das Blatt. Mit Mitrazapin und Cipralex habe Lubitz zwei starke Antidepressiva bekommen. Zudem seien nach dem Unglück in seinen Haaren Spuren des Schlafmittels Zolpidem gefunden worden. Aus dem Bericht der französischen Staatsanwaltschaft gehe hervor, dass Lubitz in den Monaten vor dem Absturz 41 Ärzte aufgesucht habe. Viele von ihnen erkannten demnach eine ernsthafte psychische Erkrankung, doch keiner habe Germanwings oder die Flugsicherheit informiert. Der BEA-Bericht soll am kommenden Sonntag der Öffentlichkeit vorgestellt werden.

http://www.arcor.de/content/aktuell/regional_news/nordrhein_westfalen/4642922,1,Luftverkehr--Bericht%3A-Copilot-Lubitz-hatte-fr%C3%BCh-psychische-Probleme,content.html?utm_source=RUN_ntv&utm_medium=text&utm_campaign=veeseo_RUN


@ oceanghost

Die Traueranzeige ist einerseits aus Sicht der Angehörigen nachvollziehbar. Andererseits spricht sie in der Form für das familiäre Vorliegen einer gewissen Egozentrizität. Ums zurückhaltend auszudrücken.

planetzero schrieb:Die Traueranzeige ist einerseits aus Sicht der Angehörigen nachvollziehbar

Sehe ich auch so, aber ist es gut/schlecht die anderen Opfer nicht zu erwähnen?! Es ist schwierig sich die die Lange der Angehörigen von Lubitz zu versetzen.

@ oceanghost

oceanghost schrieb:aber ist es gut/schlecht die anderen Opfer nicht zu erwähnen?

Wie gesagt, ich finde es egozentrisch. Egozentrisch ist es auch, sich dadurch zu suizidieren, dass man eine Verkehrsmaschine mit 150 Menschen abstürzen lässt, die einem ihr Leben anvertraut haben.

oceanghost schrieb:Es ist schwierig sich die die Lange der Angehörigen von Lubitz zu versetzen.

Das stimmt zwar wohl, aber hätte es nicht gereicht, diese Danksagung als gedruckte Karte an betreffende Personen zu schicken? Ich finde, dies wäre viel angebrachter gewesen.
Persönlich finde ich es sehr geschmacklos, so ein sicherlich streitbares Bild des eigenen Sohnes und eben auch Mörders in der Öffentlichkeit zu verbreiten.

@gruselich
Das finde ich auch!
EGOZENTRISCH ist der richtige Ausdruck - so, wie diese monströse Tat die eines Egozentrikers im wahrsten Sinne des Wortes war. (ich vergesse nicht, dass er krank war!)

Wenn man wenigstens ein paar Worte an die Opfer und deren Hinterbliebenen gerichtet hätte, gerade wenn man offensichtlich die Öffentlichkeit damit anspricht.

ich weiß nicht oder wüsste nicht wie ich reagieren würde, wenn mein Kind so etwas getan hat und er als Monster, Bestie und schlimmeres beurteilt würde, vielleicht in die Welt schreien, aber wir haben ihn geliebt und er war nicht nur der Massenmörder...
Ich verurteile es weder noch finde ich es egozentrisch, ich denke dass sie sich schon vorher an die Angehörigen gewandt haben, vielleicht wurde dies einfach nicht gross öffentlich gemacht .

oceanghost schrieb:aber ist es gut/schlecht die anderen Opfer nicht zu erwähnen?

die Angehörigen von AL haben ein ganzes (Trauer)Jahr geschwiegen - aus Respekt vor den Opfern. Aber auch sie haben einen Menschen aus ihrer Mitte verloren und dürfen trauern, auch sie müssen diesen Verlust aufarbeiten. Für sie ist sicher alles ebenso schrecklich wie für die Opfer-Familien.

@FadingScreams

bin voll Deiner Meinung...

@Bluelle
Ich finde 1 Jahr nach einer solchen schrecklichen Tat zu schweigen überhaupt nicht lang.
Und gerade nach dem ersten Jahrestag die noch frischen Wunden derer anzutasten, die unschuldig und plötzlich aus dem Leben gerissen wurden, finde ich ungeheuerlich.

@ fadingscreams

Nun ja, Liebe überdauert oft (nicht immer) Böses, was der Geliebte tat. Gerade, wenn es sich um seine geliebtes Kind handelt.

Aber, dass er Böses tat, lässt sich nicht eben mal weg relativieren. Ob es eine konstruktive Art der Trauerbewältigung für die Angehörigen des Täters ist, eine durchaus ausführliche Anzeige aufzugeben, in der das, was er tat, noch nicht mal angedeutet wird und von der man ausgehen konnte, dass pünktlich zum Jahrestag mit der wieder aufflackernden Trauer der Angehörigen der Opfer ihres Sohnes, diese Anzeige in vielen Medien wiedergegeben wird, wage ich zu bezweifeln.

@gruselich
ich finde das auch alles ganz schrecklich, gehe aber davon aus, dass es den Eltern massiv schlecht gegangen sein muss..

sie haben ihr Kind verloren und gleichzeitig ist er ein Mörder...
Eine Anzeige wie diese und gleichzeitiger Gedenken an die Opfer geht nicht, meiner Meinung nach.


T

@Bluelle
aus der Anzeige geht auch nur der Vorname von AL hervor - die Trauernden nennen sich nur Mama, Papa und Bruder.. sie haben getan was sie tun mussten.. in würdiger Stille, wie ich finde..

gruselich schrieb:Das stimmt zwar wohl, aber hätte es nicht gereicht, diese Danksagung als gedruckte Karte an betreffende Personen zu schicken? Ich finde, dies wäre viel angebrachter gewesen.

Dem schließe ich mich an.

Als Familie haben sie aus ihrer Sicht auch einen liebenswerten Menschen verloren, denn außer, dass er sich und so viele Menschen mit in den Tod gerissen hat, ist es eben auch ihr Kind und Bruder. Und es gab ein Leben davor.

Dass der Opfer nicht gedacht wurde, finde ich in Ordnung - weil, ganz ehrlich...was sollen sie dazu auch sagen, außer dass es für sie unfassbar ist, was passiert ist und kein Wort der Welt den Schmerz lindern könnte.