vonCarstein schrieb:Hab mir schon oft Gedanken über den Hinweis des Jägers gemacht. Würde mich freuen wenn wir da gemeinsam mal ein brainstorming machen könnten unter der Frage: Was hätte alles zwingend eintreten müssen dass es dazu kommt dass Inga nachts im/am Wald steht und gut vernehmbar Papa! ruft?
Für mich ist es eigentlich am wahrscheinlichsten dass es da jemanden gibt zu dem Inga so ein bischen Vertrauen im Laufe des Tages aufgebaut hat. Derjenige hat dieses Vertrauen dann ausgenutzt um sie zum Auto zu bringen/zu locken und dann mit ihr davon zu fahren.
Naja, um mal ganz stumpf Szenarien durchzugehen:
1. Es gibt keinen Täter: Inga läuft aus eigener Motivation in den Wald, wird trotz großer Suche nicht gefunden, weil...
a) sie den Suchradius bereits verlassen hatte
b) sie sich vor den fremden Suchenden versteckt
c) sie innerhalb des Suchradius übersehen wird
-> Hier wäre zwingend notwendig, dass sie entweder den Suchradius bereits verlassen hatte (hier gäbe es zu Bedenken, dass Menschen sich abseits von Wegen selten gerade bewegen, sondern tendenziell in Kreisen, und dass dieser Wald auch durchaus Unterholz hat - es ist keine "parkähnliche Auenlandschaft mit drei Bäumen"); oder bei der Suche Fehler gemacht werden.
2. Ein Täter verabredet sich mit ihr im Wald/ geht gemeinsam mit ihr vom Hof in den Wald, dann findet hier eine räumliche Trennung statt, weil er das Kind zurück lässt/ sie wegläuft. Dann brauchen wir...
a) einen Täter, der Zeit genug hat, sich mit ihr zu Fuß aus dem Suchradius / an den Rand des Suchradius (wieder halte ich es für wenig plausibel das ein Kind allein vom Hof weg eine signifikante Strecke zurücklegt) zu begeben.
b) niemand, dem irgendwann auffällt, dass der Täter doch zu der selben Zeit "weg" oder "alleine beschäftigt" war. (<- ich finde das relativ relevant, denn ich lebe auf dem Dorf, und man kennt hier die Tagesabläufe der Nachbarn doch ganz gut - würde man mir erzählen, dass hier seit 18 Uhr ein Kind gesucht wird, und das vielleicht in den Wald gelaufen ist, würde ich sagen "na habt ihr schon den Klaus Dieter gefragt, der fährt doch zu der Zeit immer mit den Hunden auf dem Fahrrad da lang?" )
c) die Gewissheit des Täters, dass Inga nichts weiß, was zu seiner Identifizierung beitragen könnte ODER eine Gelegenheit, in der sie realisiert, dass sie wegrennen muss und das auch gelingt
3. Ein Täter, der sie mit einem wie auch immer gearteten Fahrzeug vom Hof bringt. In diesem Fall brauchen wir...
a) einen Täter mit Zugang zu einem Fahrzeug
b) kein Zeuge, der das Wegfahren erwähnt
c) ein Versteck, zu dem er Inga bringt, das in der Nähe des Hinweispunktes des Jägers liegt ODER wieder: die Gewissheit des Täters, dass Inga nichts weiß, was zu seiner Identifizierung beitragen könnte, so dass er sie aussetzt
4. Ein Täter, der Inga auf dem Hof versteckt, und dann entkommt sie später / wird später ausgesetzt
b) ein Versteck auf dem Hof, zudem niemand anders Zugang hat/ das niemand anders nutzt
Es gibt wahrscheinlich noch unendlich andere Optionen, aber ich glaube, diese 4 gruppieren die Meisten doch ganz gut zusammen. Was mir auffällt:
- Wir brauchen Inga im Wald, aber relativ schnell außerhalb des Suchradius von Angehörigen und später Polizei, womit ich mich persönlich schwer tue, wenn wir davon ausgehen, sie bewegt sich alleine; wenn wir "5 jährige legen alleine im Wald keine signifikante Distanz zurück" als faktisch annehmen würden, bräuchten wir ein Versteck des Täters im Wald, in dem er sie zurücklässt (das wäre der Polizei wohl aufgefallen) oder einen Täter, der sich sicher genug fühlt, eine Fünfjährige auszusetzen ( wo ist sie dann?)
- Wir gehen oft davon aus, das Inga alleine im Wald ist als sie "Papa" ruft, und dann "aus eigenem Antrieb" aufhört zu rufen. Was ist, wenn ein Täter mit Kind im Wald ist, sie eigentlich ruhig/ fügsam ist, und dann ruft sie doch, ob einfach so, oder weil sie schemenhaft den Jäger/ etwas sieht und für ihren Vater hält?