Die mutmaßlichen Taten von Silvio S.

Diesen Liveticker finde ich übrigens etwas genauer:

http://mobil.berliner-zeitung.de/berlin/brandenburg/prozess-silvio-s--vater-rueffelte-polizisten--weil-sie-den-teppich--einsauen--24338666 (Archiv-Version vom 07.07.2016)

@MaryPoppins
Ja, das kann ich mir auch sehr gut vorstellen. Er ist ggf. leicht retardiert, er hat nicht die Erfahrungen gemacht, die ein Mann in seinem Alter machen sollte. Kinder stellen dann natürlich ein leichteres Opfer dar als erwachsene, im Leben stehende Frauen.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Tränen etc. alles nur Show sind. Ich kann mir viel eher vorstellen, dass manch ein Mensch mit zwei Seelen in seiner Brust zu kämpfen hat, die extrem gegensätzlich sind. Die eine kann mit der anderen dann wohl nur leben, wenn sich beide voneinander abspalten und getrennt agieren.

So gesehen traue ich Silvio S. also schon auch ein Mitempfinden mit den Kindern zu, und ein Erschrecken beim Anblick der "Werkzeuge", die er selbst benutzte. Aber das ist eben nur ein Teil seiner Seele...

Für mich ist sowas schon irgendwie pathologisch, aber trotzdem schuldfähig, weil beide Teile vom Verstand her in der Lage sind, das Unrecht zu erkennen und sicher auch zu unterbinden.

AveMaria schrieb:So gesehen traue ich Silvio S. also schon auch ein Mitempfinden mit den Kindern zu, und ein Erschrecken beim Anblick der "Werkzeuge", die er selbst benutzte. Aber das ist eben nur ein Teil seiner Seele...

Ich glaube nicht, dass er seine Taten bereut. Die Tränen sind Selbstmitleid, dass er nun lange einsitzen wird, was andere von ihm denken, dass er seine Fantasien nie wieder ausleben können wird etc
Er hatte die "Werkzeuge" wochen-vielleicht monatelang in seinem Auto und in seiner Wohnung, er hatte jahrelang Kinderkleider und ausgeschnittene Zeitungskinderköpfe gesammelt. Was sollte ihn nun im Gerichtssaal daran "erschrecken"? Bestenfalls die entsetzten Gesichter der Richter, Schöffen und Zuschauer. Glaube mir, wenn er frei käme, würde er genau da weitermachen, wo er aufgehört hatte.

@MaryPoppins
Davon gehe ich auch aus, eben weil er zwei Seelen in der Brust hat. Die eine ist in der Lage, mit Kindern ganz normal umzugehen und mit ihnen zu spielen. Das ist die Seite, die seine Nichten und Neffen (?) kennen, und die jetzt vielleicht im Prozess Mitgefühl empfindet. Und die andere Seite hat er bei Mohamed und Elias ausgelebt. Beide Teile sind und bleiben existent. Daran wird eine Verurteilung nichts ändern. Ich glaube auch nicht, dass eine Therapie daran etwas ändern kann.

Ich wünschte mir, er würde reden.

@AveMaria
Andererseits hat er die Taten nicht gerade spontan begangen und abgesehen davon spricht gerade sein Schweigen nicht wirklich dafür, dass er wirklich Reue empfindet. Aber das können wir natürlich nicht wissen, man kann den Menschen nur vor den Kopf schauen..
Auch die Postkarte bzgl. Elias mit dem trostlosen "Sorry" zeugt nicht wirklich von ernst gemeinter Reue.

Ich hoffe auch, dass er bald sein Schweigen bricht. Alle Beteiligten und vor allem die Angehörigen haben das Recht auf Aufklärung! Nur Silvio S. selbst kann mit einer umfassenden Aussage dafür sorgen, dass die Angehörigen ihren endgültigen Frieden finden.

Was ich von dem heutigen Prozesstag mitgenommen habe, ist Folgendes:
Silvio S. scheint nicht ganz der Verschlossene zu sein, wenn er - beim Ausleihen von Pornos - mit dem Videotheken-Personal plaudert, oder sich nach seiner Festnahme im Streifenwagen überheblich zeigt.

Nussknacker13 schrieb:Als er die Filme ausleiht, läuft in der Videothek im Hintergrund ein Fernseher. Dort laufen Nachrichten mit einem Fahndungsaufruf nach Silvio S. Der Kommentar von S.: "So etwas müsste man eigentlich um die Ecke bringen."

Am Ende dieses Besuchs soll Silvio S. gesagt haben: "Es ist eigentlich schönes Wetter, um in den Garten zu gehen."

Im Streifenwagen soll Silvio S., der anfangs niedergeschlagen gewirkt habe, zunehmend wieder an Selbstsicherheit gewonnen haben. Weil das Navigationsgerät den falschen Weg wies, erklärte der ortskundige Silvio S. den Weg zur Polizeiinspektion in Luckenwalde. Nebenbei fielen die Worte, die als Geständnis gewertet werden könnten. Über den wahrgenommenen Stimmungswandel sagt der Polizist, Silvio S. habe sich gegenüber den Beamten schließlich "von oben herab" verhalten.

http://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam/Elias/Liveticker-6-Prozesstag-Elias-und-Mohamed-Prozess-gegen-Moerder-Silvio-S (Archiv-Version vom 04.07.2016)
Das klang vor einigen Prozesstagen noch anders:

Gespräche unter vier Augen seien gut gelaufen, flüssig. Sobald Fremde dazu kamen, sei Silvio S. still geworden.

"Sehr verschlossen und zurückhaltend", so charakterisiert Jens L. den Angeklagten. Er sei immer allein unterwegs gewesen.

http://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam/Elias/Elias-Prozess-in-Potsdam-MAZ-berichtet-im-Liveticker-vom-dritten-Prozesstag (Archiv-Version vom 29.06.2016)

Ich werde das Gefühl nicht los, dass es ihm um etwas anderes ging, als um eine - wenn auch pervertierte - Art von Zuneigung zu Kindern. Es hieß ja, dass er mit Kindern gut könne.
Zumindest kann ich mir nicht mehr so recht vorstellen, dass er Kinder sonderlich mag. Erwartet hätte ich z.B. in seinem Auto Kinderspielzeug, Sachen, die Kinder gerne haben, um sie zu anzulocken. Und um vielleicht mit ihnen zu spielen. Stattdessen waren da nur Seltsamkeiten wie aus dem Gruselkabinett. Diese ganzen Funde wirken auf mich so, als ob er die Kinder verdinglichen wollte, oder für ihn nur Objekte waren. Irgendwie passt da einiges für mich nicht zusammen.

Neu war mir, dass er den toten Mohamed in seinem Zimmer aufbewahrte und einen Tag vorher in sein Auto verbrachte:

Die Leiche des Kindes will Silvio S. sehr bald in die gelbe Plastikwanne gelegt haben, die die ganze Zeit in seinem Zimmer gestanden habe. Erst einen Tag vor seiner Festnahme will er die Wanne mit der Leiche in den Kofferraum getragen haben.

http://mobil.berliner-zeitung.de/berlin/brandenburg/prozess-silvio-s--vater-rueffelte-polizisten--weil-sie-den-teppich--einsauen--24338666 (Archiv-Version vom 07.07.2016)

@AveMaria

AveMaria schrieb:weil er zwei Seelen in der Brust hat

Ich bin zwar kein Arzt, aber solltest du recht haben, dann ist er höchstwahrscheinlich
Schizophren und das ist dann schon eine Krankheit.
Dann wird er aber sicher nur vermindert schuldfähig sein.
Warten wir mal ab was das Gutachten ergibt.

@MATULINE

AveMaria schrieb:
weil er zwei Seelen in der Brust hat
Ich bin zwar kein Arzt, aber solltest du recht haben, dann ist er höchstwahrscheinlich
Schizophren und das ist dann schon eine Krankheit.

"2 Seelen in einer Brust" würde psychiatrisch einer "dissoziativen Persönlichkeitsstörung" entsprechen, das hat mit Schizophrenie nichts zu tun. ;)

@yasumi

yasumi schrieb:Neu war mir, dass er den toten Mohamed in seinem Zimmer aufbewahrte und einen Tag vorher in sein Auto verbrachte:

Gleich zu Beginn hieß es damals, dass er den Jungen in der Wanne auch auf dem Dachboden, wo zwei Zimmer ausgebaut sind, untergebracht hatte. Von dort aus hatte er ihn dann entweder gleich ins Auto oder zunächst in seine Wohnung verbracht.

Wenn er den Jungen über solch einen langen Zeitraum in seiner Wohnung / Dachboden hatte dann muss es ziemlich gerochen haben!
Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dies unbemerkt blieb, sollte es an dem sein!

Wer weiß ob S. nicht doch noch einen anderen Raum besitzt.

Ich schätze ihn so ein:

Da hat er über Jahre hinweg seine Fantasien ausgearbeitet und hat Material beschafft. Beim ersten Kind ging es erstmal schief, das schrie wider Erwarten und er hat es gleich weggetan. Beim Zweiten ging's dann schon besser. Von dem hatte er mehrere Tage was. Hätte ein guter Anfang sein können und er hätte sich, beruhend auf den Erfahrungen, durchaus weiterentwickeln können.

Dass das nun zuende sein soll, das kann er nicht fassen. Vielleicht schüttelt er deshalb dauernd seinen Kopf. Wie weh muss ihm das jetzt tun, wenn er sieht, wie all die Dinge, die er liebevoll zusammengetragen hat, die ihm so viel bedeuten und die sein Innerstes zeigen, nun so lieblos und für ihn unerreichbar auf diesem Wagen liegen.

Was ihm die Kinder bedeuten? Die waren Verbrauchsmaterial, die halten ja auch nicht allzu lange. Aber das Zeug wie die Bänder, Gürtel, Masken usw. die Sachen hatte er noch gar nicht richtig einsetzen können. Da hätte er noch so viel vorgehabt damit.

@Elefant100
Dafür hatte er das Katzenstreu, damit es nicht so riecht.
Habe aber jetzt nicht mehr im Kopf, wieviele Tage er ihn so aufbewahrte.

Reue? Ich denke Reue kennt er nicht. Selbstmitleid trifft es eher. Ich schätze ihn so ein wie der Polizist gesagt hat, von oben herab. So wird er sich wohl auch den Kindern gegenüber verhalten haben. Wer quengelt wird umgebracht. Mich interessiert auch nicht seine Kindheit oder wie seine Eltern ihn eventuell behandelt haben. Seine Taten sind mit rein gar nichts zu entschuldigen.

Ich denke nicht, dass er an Schizophrenie oder einer dissoziativen Persönlichkeitsstörung leidet. Diese Menschen sind nicht in der Lage zu planen und diese Dinge auch noch durchzuführen. Kann mir vorstellen, dass er durch die Einsamkeit und die wenigen sozialen Kontakte zwei Gesichter hat. Ich denke auch, dass seine Tränen echt sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihm Mohamed und Elisas leid tun - denke aber nicht, dass er es bereut. Er hat sich meiner Meinung nach innerlich von den Taten distanziert, man kann sagen er sieht diese abgespaltet von seiner eigenen Person. Auch scheint er Mohamed und Elias "Der kleine Mensch musste nicht lange leiden" objektiviert zu haben. Dadurch kann er wohl einfacher mit seinen eigenen Taten umgehen. Dieses Phänomen tritt sehr oft bei Vergewaltigungen auf - es ist so etwas wie Selbstschutz für die Täter.

@tenbells
Natürlich sind seine Taten NICHT zu entschuldigen, trotzdem finde ich es interessant darüber zu diskutieren, wo diese ihren Ursprung haben.

Aber es gibt eben zwei Fraktionen.
Die eine Fraktion sagt: Niemand wird als böser Mensch geboren, man ist das Produkt der Erziehung der Eltern und wird geprägt von dem Umfeld, in dem man lebt.
Die andere Fraktion sagt: Er ist ein erwachsener Mann und seine Kindheit/Vergangenheit ist keine Entschuldigung.

Ich bin auch der Meinung, dass es keine Entschuldigung für diese Taten gibt, jedoch muss man bedenken, dass tatsächlich die Erziehung, Kindheit und z.B. das scheinbar schlechte Verhältnis zum Vater dazu beigetragen haben könnten.
Aber auch das fällt wieder in den Bereich "Schuldfähigkeit"..

emz schrieb:Beim ersten Kind ging es erstmal schief, das schrie wider Erwarten und er hat es gleich weggetan.

Ich wäre mir da nicht so sicher, ob das, was er behauptet, stimmt.
Denn das ist mir heute auch noch aufgefallen: Er soll nach seiner Festnahme im Streifenwagen gesagt haben, dass Mohamed nicht lange leiden musste:

Im Auto soll Silvio S. gesagt haben, er müsse nun seinen Chef anrufen, da er zu spät zum Dienst komme. Der mutmaßliche Kindermörder arbeitete als Wachschützer in Bad Belzig. Nervös soll er bei seinen Worten auf die Uhr geschaut haben. Plötzlich drehte sich das Gespräch in Richtung der vorgeworfenen Tat. Wörtlich soll Silvio S. gesagt haben: "Der kleine Mensch musste nicht lange leiden."

http://www.maz-online.de/Lokales/Potsdam/Elias/Liveticker-6-Prozesstag-Elias-und-Mohamed-Prozess-gegen-Moerder-Silvio-S (Archiv-Version vom 04.07.2016)
Abgesehen von der Wortwahl "der kleine Mensch", und in Anbetracht dessen, dass Mohamed ja doch eine Weile bei ihm war, klingt das für mich - da offenbar recht unvermittelt - eher nach Schutzbehauptung. Auch im Kontext der Trauerkarte, die seiner Aussage, er habe Elias zeitnah getötet, widerspricht. Einer Aussage bzw einer Behauptung, die aus freien Stücken erfolgt, kann ich eher Glauben schenken. Die Trauerkarte hatte er ja geschrieben im Glauben, weitermachen zu können. Insofern glaube ich seinen Aussagen der Polizei gegenüber eher nicht.

Naja, es kommt ganz darauf an, was der Angeklagte mit dem Begriff "leiden" assoziiert. Ich fürchte, er hat da eine ganz andere Wahrnehmung.....

@yasumi
Ich glaube, man konnte feststellen, dass Elias unmittelbar nach der Entführung getötet wurde. Davon ging ich aus.
Warten wir ab, ob das noch bestätigt wird.

ich bezweifle das. Dagegen spricht das in der Trauerkarte offenbarten Täterwissen. Wir werden es aber erst wenn die Mediziner aussagen genau wissen.