Magier Jan Rouven in Las Vegas: Verurteilt - das Ende einer Karriere

Was man als Beteiligter in der Strafjustiz zuerst lernt, ist dass das "Richtige Leben" unglaubliche Geschichten schreibt. Man denkt sich, jeder Mensch in den USA oder Deutschland sollte doch in seinem Leben genug Fernsehkrimis gesehen oder Bücher gelesen haben, um im Schlaf zu wissen, dass

1. Man niemals mit der Polizei über den Fall spricht "You have the right to remain silent..."
2. Im Gefängnis schon "gar nie nicht" mit irgendjemandem, auch und auf keinen Fall am Telefon... NUR mit dem Anwalt. Alles andere wird abgehört.

Das weiss doch jeder! Und doch: so viele meiner Mandanten tun genau das: sie reden. Ich glaube sogar die meisten.

Menschen haben ein Mitteilungsbedürfnis, in Extremsituationen wie Haft usw. erst Recht. Davon profitiert immer die Anklage.

@aero hat hier eine sehr plausible Theorie zu Rouven. Ich sehe das auch im Prinzip so.

Das bestätigt dieses gefühl das ich bei dieser fallthematik immer habe.

Diese leute wissen nur zu gut das es schlimmstes unrecht ist was sie dort begehen.

Und um dieser sache trotzdem nachzukommen blenden sie ihr RL in solchen momenten einfach aus.

Planen auf diese art und weise "geschickt" um nicht entdeckt zu werden, sind da leider auch oftmals sehr gerissenclever wenn es darum geht dies vor einer einer aufdeckung zu vertuschen, aber wenn es dann aufgedeckt wird, wirken sie dann nur hilflos, ungeschickt naiv und feige.

Rick_Blaine schrieb:Die Anklage teilte mit, es handele sich dabei um einen Mitschnitt eines Gesprächs, das Rouven mit seinem Ehemann Alfter führte, und in welchem Rouven diesen aufforderte Beweismaterial zu vernichten: "Delete any message if it contains anything that Mari should not read." - Vernichte jede Nachricht die etwas enthält, was Mari (der FBI-Ermittler) nicht lesen sollte. Alfter erklärt, er werde das tun.

Die Bundesanwaltschaft wirft daher jetzt auch Alfter gemeinsamen Besitz von KP sowie Verschwörung zur Beweismittelvernichtung vor.

Das hatte ich im Las Vegas Review-Journal auch gelesen.
Wobei ich mich frage, welche Art von "Message" gemeint sein soll. Und inwiefern das relevant ist: Das FBI durchsucht das Anwesen, beschlagnahmt Beweismittel. Dann verhaften sie Rouven. Alle Beweise sind also gesichert und im Besitz des FBI. Und jetzt soll irgendeine Nachricht, die gar nicht zu den Beweisen gehört, in dem Moment, wo sie verschwindet, auf irgendwas hindeuten? Ist die Wunsch, nicht noch mehr Angriffspunkte bieten zu wollen, nicht normal - unabhängig davon ob jemand schuldig ist oder nicht?

Erwähnenswert find ich noch diese Passage:

Investigators later found videos — which ranged from five minutes to more than an hour and featured juveniles, adults and animals — on devices in Rouven’s backyard casita, on his pool deck, in his kitchen and in his bedrooms, Assistant U.S. Attorney Elham Roohani told the judge.

On a device in the casita, agents discovered a child pornography video on pause after Rouven disclosed the password.

http://www.reviewjournal.com/crime/courts/child-pornography-trial-opens-former-las-vegas-strip-illusionist
Also auch Funde in der Küche (??). Und zu dem Computer im Pool-House musste Rouven erst das Passwort geben, bevor die Ermittler das "on paus"-Video entdeckten.

@aero
Ja, das betrifft ja schon Straftäter im Prinzip. Es ist ja nicht so, dass Täter keine Ahnung haben, dass ihre Taten Unrecht sind, und dass sie bestraft werden.

Nur: 99% aller Straftäter, vom Ladendieb über den KP-Konsumenten bis zum Milliardenbetrüger an der Wall Street sind überzeugt, schlauer als die Ermittler zu sein. Sie sind überzeugt, nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden.

Deshalb haben Strafgesetze auch immer nur eine eingeschränkt abschreckende Wirkung: wer glaubt, eh nicht erwischt zu werden, dem ist egal, dass auf eine Tat 20 Jahre stehen.

Werden die Täter dann erwischt, gerade die eher intelligenten, die glaubten ihre Taten gut verschleiert zu haben, sind sie oft ganz fassungslos.

Und dann müssen sie reden, um ihr Weltbild wieder auf die Reihe zu bekommen. Sie müssen die "Schuldigen" benennen, die ihren Plan vermasselt haben. Sie müssen Ausreden finden, warum sie unschuldig sind, warum ihr Fall doch ganz anders ist als alle anderen, warum sie doch gar nicht so böse sind...

Und der Ermittler nickt verständnisvoll und das Tonband läuft mit.

Der Verteidiger rauft sich dann die Haare.

@yasumi
Ja, so ist es. Welchen Stellenwert das Gespräch im Gefängnis hat, wird sich zeigen. Aber es ist eben schon bemerkenswert, dass Rouven offensichtlich "messages" als belastend empfindet und versucht diese zu vernichten. Das wirft kein gutes Licht auf einen vollkommen Unschuldigen, der doch gar nicht weiss, was die vielen Besucher in seinem Haus so treiben. ^^

Ja, am Tag der Hausdurchsuchung hat Rouven Passwörter an die Beamten gegeben. Das stand schon in der Anklageschrift. Es wurde nie von Rouven behauptet, die Computer etc. seien nicht seine und er kenne die PW nicht. Es war immer klar, dass er Zugang dazu hatte.

Das macht natürlich die spätere Theorie von den "untergeschobenen" KP Dateien unglaubwürdig.

Jetzt wirft das auch ein ganz anderes licht darauf, das FA sich so oft in vergangener zeit in deutschland aufgehalten hat während JR in u-haft saß.

Besteht denn jetzt die möglichkeit das er bei nochmaliger einreise in die usa dort festgehalten werden könnte ?


Edit.

Mit den neuen meldungen und wendungen die hier beinahe mit jeder neuen nachricht eintreffen kann man nur noch als laie beobachten.

Das nimmt solche ausmaße und verzweigungen an das man mit der einschätzung der gesamten lage leicht überfordert ist.


@Rick_Blaine

Rick_Blaine schrieb:Und der Ermittler nickt verständnisvoll und das Tonband läuft mit.

Der Verteidiger rauft sich dann die Haare.

:D

Rick_Blaine schrieb:Das macht natürlich die spätere Theorie von den "untergeschobenen" KP Dateien unglaubwürdig.

Darauf wollte ich hinaus. Man schützt ja seinen Computer mit einem Passwort, wenn man nicht will, dass andere drankommen. Bisher klang ja das mit dem "on-pause" so, als ob das alles offen war. Wobei dieses "on-pause" und "wir brauchen ein Passwort für diesen Computer" nicht recht zusammen passen. Vielleicht war der Rechner im Ruhemodus.

Alfter wird nun ganz offiziell als "not-indicted co-conspirator" bezeichnet. Das bedeutet, er ist Beschuldigter und Mittäter, gegen den noch keine Anklage erhoben wurde.

Ihm wird konkret vorgeworfen, in der schriftlichen Begründung des Antrags heute, dass er gemeinsam mit Rouven mindestens den flash drive 1B37 auf der Beweismittelliste besessen hat, der KP enthielt. Ausserdem dass er sich der Verschwörung zur Vernichtung von Beweismitteln schuldig gemacht habe.

Zu beidem hat noch keine Anklage stattgefunden, das heisst juristisch gilt er als unschuldig, aber sollte er jemals versuchen wieder in die USA einzureisen droht ihm auf jeden Fall die Festnahme und ein Verfahren.

Einzelheiten zu diesen Vorwürfen befinden sich in dem schriftlichen Antrag nicht, die sollen ja noch im Laufe des Verfahrens besprochen werden. Mehr weiss ich also jetzt nicht zu diesem ominösen Flashdrive.

Nochmal kurz zu dem Telefonat: wurde das auf deutsch geführt - und dann für die Ermittler und das Gericht übersetzt, oder müssen diese Gespräche generell auf Englisch geführt werden?

Das geht aus den Unterlagen nicht hervor. Ich weiss nicht, wie die beiden normalerweise miteinander sprachen. Es ist nicht vorgeschrieben, dass man sich auf Englisch unterhalten muss.

On Pause könnte den Ruhemodus bezeichnen, und dann braucht man ein Passwort um ihn wieder zu beleben.

Rick_Blaine schrieb:Das Brisante: dadurch, dass Alfter durch dieses Gespräch zum Mittäter wird, sei dieses Gespräch nicht mehr von seinem Zeugnisverweigerungsrecht als Ehemann gedeckt und könne nun gegen Rouven verwendet werden. Das jedenfalls beantragte die Staatsanwaltschaft heute morgen.

Das dürfte vermutlich der eigentliche Sinn dieses überraschenden Schachzuges der Anklage sein: Die ungünstigen Äußerungen Alfters, die in der Anklage zitiert werden, doch noch in letzter Minute einzubeziehen. Versteh ich das richtig? Ist so was üblich oder eher ungewöhnlich, so eine kurzfristige Aktion?

Rick_Blaine schrieb:Ich weiss nicht, wie die beiden normalerweise miteinander sprachen. Es ist nicht vorgeschrieben, dass man sich auf Englisch unterhalten muss.

Hätten sie das Gespräch auf Englisch geführt, wäre das ja noch skurriler bzw bescheuerter. Und dann auch noch den Namen der Ermittlerin nennen. Ich weiß ja nicht...

Hallo, vielleicht bin ich etwas spät dran, aber -

#1: http://m.reviewjournal.com/crime/courts/child-pornography-trial-opens-former-las-vegas-strip-illusionist

Ich zitiere auszugweise:

According to the prosecutor, Rouven called his husband from jail while awaiting trial and told him to “delete the message if it contains anything (FBI Special Agent) Mari (Panovich) shouldn’t read.”

Oh?'^^ What?!^^

Hm ...

Wenn der Inhalt des abgehörten Telefonats nun eindeutig genug ist um auch Anklage gegen FA zu erheben - hätte man FA dann nicht an der Ausreise nach Deutschland gehindert - oder fand dieses Gespräch erst statt als FA schon ausser Landes war ?

ich habe mich von Anfang an gewundert das FA überhaupt einfach so ausreisen konnte.

handelt es sich um einen den Ermittlern vieleicht immer noch nicht bekannten Konversationsweg/Account/Gerät von dem Nachrichten verschwinden sollten ?

dann bin ich mal gespannt welche genaueren Infos dazu es noch geben wird.

@242

Kann ja sein, dass zwischen der Aufnahme des Telefonates und der Auswertung (es gab ja diverse Spuren die ausgewertet werden mussten und ggf. brauchte man einen Übersetzer) einige Zeit verstrichen ist.

Hier wurde gesagt, der Alfter war auf Kreuzfahrt, als das Haus durchsucht wurde. Ist er denn nach der Durchsuchung nochmal von seiner Kreuzfahrt nach Las Vegas zurückgekehrt, oder hat er sich von unterwegs vorsichtshalber gleich nach Deutschland abgesetzt?

Chris.christo schrieb:Ist er denn nach der Durchsuchung nochmal von seiner Kreuzfahrt nach Las Vegas zurückgekehrt, oder hat er sich von unterwegs vorsichtshalber gleich nach Deutschland abgesetzt?

Hier liest sich das so:

Auch Alfter spielt in den laufenden Ermittlungen eine brisante Rolle. Er war von FBI-Ermittlern bei der Rückkehr von einer Kreuzfahrt am Flughafen aufgegriffen und befragt worden – völlig überraschend, denn bis dato hatte Rouven ihm noch gar nicht erzählt, dass eine Woche zuvor ihr Haus durchsucht worden war.

https://www.welt.de/vermischtes/article158979526/Der-tiefe-Fall-des-Las-Vegas-Magiers-Jan-Rouven.html

Klingt eher nicht danach, dass er sich gleich abgesetzt hätte.

Aber interessant ist es schon, dass jetzt die Anklage Alfter ins Spiel bringt. Ich hätte eher damit gerechnet, dass die Verteidigung das versuchen wird. Nach dem Motto: hätte es nicht auch der Ehemann sein können?

Vielleicht will die Anklage - wie ich weiter oben überlegt habe - Alfters Aussage, die Rouven belastet, doch noch zugelassen bekommen. Aber wie wertvoll wäre eine belastende Aussage von jemanden, der selber möglicherweise (mit)schuldig ist?

Kann natürlich mit meinen Überlegungen auch komplett daneben liegen... ...denn die Brisanz dieses Telefonats erschließt sich mir nicht. Irgendwas schein ich da nicht zu verstehen. Belastend wäre das Gespräch vielleicht, wenn Rouven nicht wusste, was ihm vorgeworfen wird. Aber er wird doch nicht ins Gefängnis gesteckt worden sein, ohne dass man ihm den Grund dafür nannte. *grübel*

In dem ersten Bericht in der Las Vegas Sun http://lasvegassun.com/news/2016/nov/14/the-latest-german-illusionists-porn-trial-begins-i/ heißt es:

A defense attorney for a jailed Las Vegas Strip illusionist complained that a prosecutor's opening statement at a child pornography trial misstated the facts of the federal case.

However, lawyers for defendant Jan Rouven Fuechtener postponed presenting an outline of his defense until the government delivered its case.

Ich versteh den ersten Satz nicht. Und aus dem zweiten lese ich, dass die Verteidigung sich immer noch nicht auf eine Verteidigungsstrategie festgelegt hat. Aber auch den Satz versteh ich nicht, da ich dachte, die Verteidigung müsste vor dem Prozess sich auf eine Verteidigungslinie festlegen.

na ich habe ja mal was dazu geschrieben was letztendlich wieder gelöscht wurde. Lag ich wohl nicht falsch mit meiner Vermutung. Ich kenne die beiden schon lange und ich bin gespannt ob am 2. Verhandlungstag noch konkreteres an die Öffentlichkeit kommt von dem was ich bereits als Vermutung geäußert habe.

@yasumi

yasumi schrieb:Belastend wäre das Gespräch vielleicht, wenn Rouven nicht wusste, was ihm vorgeworfen wird. Aber er wird doch nicht ins Gefängnis gesteckt worden sein, ohne dass man ihm den Grund dafür nannte. *grübel*

Verstehe deine Logik grad nicht. Er bittet am Telefon den Ehemann mögliche, kompromittierende Nachrichten zu löschen, also alles was ihn eben noch belasten könnte. Warum soll dieser Sachverhalt nur belastend sein, wenn er nicht wusste, was ihm vorgeworfen wird?

@Tino1990

Tino1990 schrieb:na ich habe ja mal was dazu geschrieben was letztendlich wieder gelöscht wurde. Lag ich wohl nicht falsch mit meiner Vermutung.

Soweit ich mich erinnern kann, hast du von privaten Vergnügungen des Ehemanns berichtet. Wohl deshalb wurde dein Beitrag gelöscht.

@Misterioso: Ja auch darüber, unter anderem aber auch über die Vermutung was den Nicknamen Lars45 angeht usw.