Doppelmord in Herne: Täter Marcel H. in Haft

Ich verwahre mich, dass meine Meinung von diversen usern hier angegriffen wird.

In diesem thread kann jeder seine Meinungsbildung zum Ausdruck bringen, ohne von anderen dafür negativ angegangen zu werden.

Die Qualität dieses threads erinnert mich an Pausenhofgezicke nicht aber an qualifizierten , respektvollen Austausch erwachsener Personen.

Lt wikipedia ist ein Monster auf lebende Personen als Unmensch definiert.

Wenn eine Person hinterhältig eine unbedarfte, zur Hilfe bereite und  nichts Böses vermutende andere Person bestialisch  zu Tode bringt und hinterher zynische Bemerkung macht, kann das nicht als menschlich bezeichnet werden.

Ich hoffte, dass irgend ein mod in dieser speziellen Situation korrektiv eingegriffen hätte.

wolke7 schrieb:Wenn eine Person hinterhältig eine unbedarfte, zur Hilfe bereite und nichts Böses vermutende andere Person bestialisch zu Tode bringt und hinterher zynische Bemerkung macht, kann das nicht als menschlich bezeichnet werden.

Ich könnte anführen, dass diese Menschen, so unmenschlich sie handeln, aber nunmal als Menschen geboren wurden und physisch (wie psychisch) Menschen sind - und dass ich persönlich(!) es verklärend finde, sie daher als Un-Menschen quasi wegzusortieren (a la "Mit denen haben wir nichts zu tun!"). Sinnvoller fände ich persönlich(!) es, auch die schrecklichsten Facetten dessen, wozu die Menschheit bzw einzelne Individuen fähig sind, als real anzunehmen - und ja, eben als Teil dessen, wozu die Menschheit (als Gesamtes - nicht jeder Einzelne, sondern einige Individuen innerhalb der Menschheit) so nun einmal fähig ist.

Es stellt sich nämlich die Frage, wie wurde ein "Monster" aus diesem Menschen? In den meisten Fällen glaube ich, ist es nicht einfach angeboren. Und das soll auch keineswegs irgendwas rechtfertigen oder entschuldigen, sondern ich habe eher Prävention im Hinterkopf: Dass man es vielleicht irgendwann schafft, wenn sich solche Tendenzen bei einem jungen Menschen zeigen, noch korrektiv einzugreifen, bevor was Schlimmes passiert. Immer wird es leider nicht gelingen, aber vielleicht kann man die Anzahl der Tragödien zumindest verringern, wer weiß?

Außerdem habe ich manchmal das Gefühl, wenn Täter zu "nicht-menschlichen" Monstern stilisiert werden - ist das nicht vielleicht auch umgekehrt hinderlich, also, in dem Sinne dass man den netten, freundlich wirkenden (Fassade...) Leuten dann bestimmte Taten nicht zutraut, weil "Der kann das nicht sein, der ist doch kein Monster!"...? Wenn man schlimme Taten nur Monstern zutraut, fallen solche Leute durch's Raster. Könnte vielleicht das Aufklären von Verbrechen in Einzelfällen erschweren. Weil man bestimmte Leute als Tatverdächtige gleich rausnimmt, von wegen, bei dessen Reputation, sozialem Engagement, etc, kann der es gar nicht gewesen sein...

Just my 2 cents. Ich spreche niemandem seine eigene Meinung ab, wollte nur darlegen, was ICH persönlich zu dem Thema denke. Da sollte gegenseitiger Respekt drin sein, hoffe ich. Und ich hoffe, wir können bald zum Hauptthema zurückkommen, statt uns gegenseitig auf Nebenschauplätzen zu streiten, bis uns der Thread dicht gemacht wird.

Ich habe mal eine Frage an diejenigen, die dem Prozess schon beigewohnt haben.

Bis jetzt hörte man vom Verteidiger nur, dass er M.H. Körperlich abschirmt und das M.H. Sich nicht äußert.

Wird der Verteidiger bei all den Aussagen der Zeugen auch aktiv? Soll heißen, befragt er die Zeugen auch und hat er vielleicht auch Einwände? Und wenn ja, wie sehen die aus?

Ich war noch nie bei einer Gerichtsverhandlung und habe deshalb so gar keine Vorstellung, wie das abläuft. Hält der Anwalt zum Schluss noch ein Plädoyer?

Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen. :)

@luxlisbon
M. wird durch eine andere Tür in den Gerichtssaal geführt. Er bleibt dann an den Tischen stehen und sein Anwalt stellt sich vor ihn. Letztens ist er auch um ihn rum gegangen damit keiner ein vernünftiges Foto machen konnte. Er versteckt sich nicht wirklich hinter ihm. Er steht einfach da. Der Verteidiger stellt selten eine Frage an die Zeugen ( ich war 2x bei diesem Prozess). Einwände hatte er, als ich da war, 2 x. Einmal als Jadens Mutter von dem "Sex" vor dem PC von ihm berichtet hat und die Zuhörer (nicht alle) lachten. Da wollte der Verteidiger die Öffentlichkeit ausschließen, weil es um das "Sexleben" von M. ging und es gelacht wurde. Der Richter hat die Öffentlichkeit ermahnt und das war es. Dann hatte er noch einen Einwand, als S. (die Schwester) vom Anwalt des Nebenklägers ( Jadens Bruder) danach gefragt wurde, ob sie M. schon mal mit einer Freundin/Freund gesehen hat. Da wollte der Verteidiger auch die Öffentlichkeit ausschließen lassen, da es wieder um das "Sexleben/Beziehungen" von M. gehen würde, wenn der Nebenkläger-Anwalt in die Tiefe gehen würde. Der Anwalt verneinte dieses aber und meinte, dass er nur allgemein fragen würde. Das war es dann auch. Der Verteidiger hatte lediglich S. mehrere Fragen gestellt. Den anderen Zeugen eigentlich keine (ich erinnere mich an keine). Wenn, dann nur vereinzelt mal.

Am Ende der Beweisaufnahme werden die Plädoyers gehalten. Der Staatsanwalt hält eins und auch der Verteidiger. Das kann auch etwas länger dauern, kommt immer drauf an. Das ist nicht in 10 min abgehandelt.

Ich hoffe ich konnte dir ein paar Fragen beantworten ;)

@oceanghost
Vielen lieben Dank für diese lange Antwort. :)

Sehr interessant zu lesen. Und ich denke mal, alle Zeugen waren Zeugen der Anklage(also haben nicht für M.H ausgesagt) ? Oder sind es nur Zeugen, die generell aussagen und ein für oder gegen den Beschuldigten gibt es nicht?

Auf jeden Fall bin ich sehr gespannt aus das Plädoyer des Verteidigers zum Schluss, gerade weil man sich so garnicht vorstellen kann, was man als Fürsprache für M.H überhaupt anbringen könnte.

Und noch eine kleine Frage: M.H muss nichts sagen im ganzen Prozess, wenn er nicht will, oder?

@luxlisbon
Nein, muss er nicht, genau wie nahe Verwandte.
M.H hat sogar das Recht zu lügen.

@@troublerin77
Ah, Danke schön. :)

@luxlisbon
Kein Problem, gerne geschehen :)

Ich denke man kann es hier nicht so sagen mit den Zeugen. Hier geht es eigentlich darum, dass die Kammer sich ein Bild von M. machen kann. Sie wollen was über ihn erfahren, wie er ist, sich verhält usw. Es geht ja auch darum, ob er nach Jugend - oder Erwachsenenstrafrecht verurteilt wird. Die Zeugen haben halt über ihn erzählt wie sie ihn wahrgenommen haben oder was er gemacht hat. Dann haben natürlich auch Polizeibeamte ausgesagt, Notarzt, Gerichtsmedizin, Gutachterin kommt noch und die Jugend- und Gerichtshilfe.

@oceanghost
Auch hierfür nochmal ein großes Danke. :)

So ein Prozess ist schon sehr interessant, gerne würde ich auch mal einem beiwohnen, vielleicht ergibt es sich mal hier bei mir, dass ich die Zeit finde.(Ansonsten kennt man sowas ja nur aus Amifilmen ;) ).

@luxlisbon
Als Angeklagter? :P:

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Wann geht es nächste Woche weiter? Ich hoffe doch mal am Montag.

Sind alle Zeugen durch?

@sunshinelight
Das hat @oceanghost gestern schon gesagt- hättest aber auch lesen können ;)

 

Im übrigen geht es Dienstag um 11 Uhr weiter.

Guten Tag zusammen,
Ich hätte da auch ein paar fragen und vielleicht kann sie mir ja jemand beantworten. 
Wenn M. nach Jugendstrafrecht verurteilt wird, würde er evtl 15 Jahre bekommen, was würde er bekommen(im Höchstfall) wenn er nach erwachsenen Strafrecht verurteilt würde? 

Wie würde es evtl nach dem Urteil für ihn aussehen (habe gelesen das er dann nicht mehr in Einzelhaft säße) käme er dann zu dem anderen Gefangenen? 

Hat man als Angeklagter nicht das letzte Wort vor Gericht? Und wenn ja, hoffe ich das er sich dazu äußern wird... 

@Nursii
Danke. :) Wurde bereits per PN aufgeklärt.

Madame_Mim schrieb:was würde er bekommen(im Höchstfall) wenn er nach erwachsenen Strafrecht verurteilt würde? 

Es könnte eine anschließende Sicherungsverwahrung anstehen.

Madame_Mim schrieb:Wie würde es evtl nach dem Urteil für ihn aussehen (habe gelesen das er dann nicht mehr in Einzelhaft säße) käme er dann zu dem anderen Gefangenen? 

Es kommt immer auf sein Verhalten an und wie handhabbar er ist.

Madame_Mim schrieb:Hat man als Angeklagter nicht das letzte Wort vor Gericht? Und wenn ja, hoffe ich das er sich dazu äußern wird... 

Ich denke, das tut er nicht.

Ich hab auch mal ne Frage: Sagt man nicht immer, dass, wenn der Angeklagte ein Geständnis ablegt, dann auf einen großen Prozess (auch mit Rücksicht auf die Hinterbliebenen) verzichtet werden kann?

Ich mein, er hat gestanden, warum müssen da so viele Verhandlungstage angesetzt werden, an denen z. B. Jadens Mutter und Stiefvater, ein Nachbar oder ein Polizist aussagen, was ja eigentlich bekannt ist und in Bezug auf MHs "Einstufung" nicht wirklich weiter bringt. Zumal es für die Angehörigen doch nur zusätzlich belastend ist.

Sorry für die blöde Frage; hab leider keine Ahnung davon.

@sunshinelight
Vielen Dank für die Antwort, 
Also dieser Sicherheitsverwahr gibt es NUR als erwachsener? Somit wäre im anderen Fall der Höchstmaß 15 Jahre? 

@Madame_Mim
Wenn err wegen Mordes verurteilt würde, dann würden es 15 Jahre sein. 15 Jahre bedeutet aber nur, dass man dann frühestens nach diesen einen Antrag zur Aussetzung der Reststrafe auf Bewährung stellen kann. Diese berühmten 15 Jahre gibt es in der Realität nicht allzu oft, meist sind es im Schnitt 17 Jahre. Es gibt aber auch Fälle, wenn die Gefangenen sich z.B. den Behandlungsmaßnahmen wie einer Therapie oder einem sozialen Training gegenüber verschließen. Dann muss davon ausgegangen werden, dass der Behandlungsstand derselbe wie zu Beginn der Inhaftierung ist. Ergo, es kann auch sein, dass er 30 Jahre sitzt. Zu Ablauf der 15 Jahre gib es in jedem Fall ein neues psychiatrisches Gutachten.

Was natürlich auch sein kann ist, dass ein weiteres Mordmerkmal erfüllt und somit die besondere Schwere der Schuld hinzukommt. Bei dieser kann der Gefangene nicht automatisch nach 15 Jahren einen Antrag zur Aussetzung der Reststrafe stellen, sondern nach diesem Zeitraum wird erst neu entschieden, wie lange die Mindestverbüßungsdauer ist. Im Schnitt 22-25 Jahre.

In einigen Bundesländern sind Einzelzellen normal, in anderen nicht. In solch einem medienträchtigen Fall kann es sein, dass er zunächst Einzelhaft bekommt sowie eine Einzelfreistunde. Nach und nach würden sie ihm ausgewählte Gefangene an die Hand geben.

@Lena781
Vielen Dank, jetzt hab ich es verstanden ;) 

Ich hatte auch mal gehört das es eine psychische Anstalt geben würde und das er evtl nach dem Urteil auch da landen könnte, dort kommt man so schnell nicht mehr raus, es gibt auch keinen Zeitraum den man dort absitzen muss,sondern es wird immer wieder mal ein Gutachten gemacht und wenn die Ärzte jemanden für "geheilt" empfunden werden sie entlassen.... 

@Madame_Mim
Meinst du eventuell den Maßregelvollzug? Das käme nur dann in Betracht, wenn jemand als schuldunfähig gilt (unzurechnungsfähig). Das kann passieren, wenn man z.B. unter starken Alkoholeinfluss eine Straftat begeht oder eine akute Psychose hat. Das psychiatrische Gutachten wird dann zu diesem Zweck erstellt und entschieden, ob jemand statt in Strafhaft oder in den Maßregelvollzug kommt. Bei M.H. sehe ich laut meines Wissens keine Indikation dafür.

jennie123 schrieb:Ich hab auch mal ne Frage: Sagt man nicht immer, dass, wenn der Angeklagte ein Geständnis ablegt, dann auf einen großen Prozess (auch mit Rücksicht auf die Hinterbliebenen) verzichtet werden kann?

Nein, auf den Prozess kann bei einem derartigen Verbrechen nicht verzichtet werden.

sunshinelight schrieb: May-Elisabeth schrieb:
was würde er bekommen(im Höchstfall) wenn er nach erwachsenen Strafrecht verurteilt würde?

Es könnte eine anschließende Sicherungsverwahrung anstehen.

Soweit ich weiß, ist Sicherungsverwahrung auch im Jugendstrafrecht möglich.