Kriminalfall Kim Wall

@FadingScreams
Natürlich wird das die Strategie der Verteidigung sein, etwas anderes bleibt ihr ja nicht.
Nur wie gesagt: Wenn etwas um den Todeszeitpunkt herum mit dem Opfer passiert ist, muss jemand dabei gewesen sein.

Ich hatte das schonmal aufgedröselt:
- Madsen kann nicht aus reiner Wut im Affekt zugestochen haben, weil er dazu eine Waffe brauchte, die er zur Hand nehmen musste und den Körper positionieren musste. Die Platzierung der Stiche spricht auch dagegen.
- Wenn Madsen eine Tote "vergewaltigte"... hat er nekrophile Neigungen? Darüber ist nichts bekannt, auch nicht nach dem psychologischen Gutachten. Er sagt auch nichts dazu, obwohl er damit relativ fein raus wäre: "Es ist schrecklich und unentschuldbar, was ich getan habe, aber ich habe mich vergewissert, dass sie tot war."
- Sadistische Handlungen führt man nicht an einem Körper aus, der nichts mehr spürt.

Was bleibt also übrig?

Davon abgesehen hat die Unfallstory 2, so wie sie präsentiert wurde, noch weitere sehr tiefe Löcher. Eine Falschaussage kann man auch an dem erkennen, was fehlt ... aber das wird man als Außenstehender erst in der Verhandlung herausfinden können.

@FF

Gute Frage: was war sein Plan? Und ist dann alles nach Plan gelaufen, also so, wie er es sich vorgestellt hat, oder nicht?

Und war konkret KW als Opfer vorgesehen? Zweifel sind erlaubt, denn er wusste ja nicht sicher, ob sie auf seine kurzfristige Anfrage zusagen würde.

Noch was: woher konnte er überhaupt wissen, dass sie an dem Abend in Kopenhagen war? Sie hätte ja sonstwo auf Reportagereise, in Urlaub, bei ihrer Familie in Schweden sein können. Also war seine SMS am späten Nachmittag/frühen Abend des 10. August ein reiner Versuchsballon, ohne dass er wusste, wo sie sich gerade aufhielt? Oder wusste er, dass sie in Kopenhagen war? Woher?

Andante schrieb:Oder wusste er, dass sie in Kopenhagen war? Woher?

Er kann sie schlicht und einfach gesehen haben, sie waren ja praktisch Nachbarn.

Laut StA sollen sie sich nicht gekannt haben.

@Andante
Nicht persönlich gekannt, möglich, aber er hatte eine Interview-Anfrage und hat sie vermutlich gegoogelt - das hatten wir doch schon. Und auf so einer begrenzten Halbinsel mit nicht allzu vielen Leuten quatscht sich auch viel rum. Dass sie nicht voneinander wussten, ist eigentlich kaum vorstellbar.

Andante schrieb:... Noch was: woher konnte er überhaupt wissen, dass sie an dem Abend in Kopenhagen war? Sie hätte ja sonstwo auf Reportagereise, in Urlaub, bei ihrer Familie in Schweden sein können. Also war seine SMS am späten Nachmittag/frühen Abend des 10. August ein reiner Versuchsballon, ohne dass er wusste, wo sie sich gerade aufhielt? Oder wusste er, dass sie in Kopenhagen war? Woher?

Er hatte sie bereits am Nachmittag auf einen Tee eingeladen. Ab da wusste er, das sie in der Stadt ist und auch starkes Interesse an einem Interview & U-Boot-Fahrt hat. Die Einladung zum Tee kann durchaus ein Versuch gewesen sein herauszufinden wo sie ist und ob sie Zeit & Interesse hat. Vielleicht wollte PM nicht zu direkt vorgehen. Er hatte bereits eine andere Frau auf eine U-Boot-Fahrt eingeladen und eine Absage kassiert.

@Grasmücke

Dass er sie gegoogelt hat, nachdem sie bei ihm wegen des Interviews angefragt, ist reine Spekulation, darüber wissen wir nichts. Ich glaube nocht, dass er sie gegoogelt hat. Warum auch, er hat ja die Bitte um ein Interview zunächst abgelehnt. Woher kannte er sie also, wenn auch evtl. Nur „vom Sehen“? Und wenn er sie nur ganz flüchtig kannte: woher wusste er, dass sie just am 10. August abends in Kopenhagen war?

@Andante
Du glaubst nicht, dass er sie gegoogelt hat und ich glaube nicht, dass er sie nicht gesehen hat. Lassen wir das einfach mal so stehen. Im März erfahren wir mehr.

Andante schrieb:Warum auch, er hat ja die Bitte um ein Interview zunächst abgelehnt.

Abgelehnt? Das wissen wir auch nicht.


Hat er das Interview damals abgelehnt?

Hat er geantwortet: Es passt gerade nicht, vielleicht später?

Hat er ihre Anfrage ignoriert?

@Ahmose

Der Freund hat aber angegeben, dass Einladung zum Tee und Interview nicht schon am Nachmittag kamen, sondern erst am späten Nachmittag/frühen Abend. Danach gab es kein zweigeteiltes Treffen: Interview am Nachmittag, Bootsfahrt erst gegen 19.00, wie hier sehr lange geglaubt und geschrieben.

Worauf ich ich hinauswill, ist hier aber schon mehrfach thematisiert worden: er konnte, wenn er über ihre Pläne nichts wusste, erst sicher sein, dass sie (ins Boot) kommen würde, nachdem sie zugesagt hatte. Das war also am frühen Abend des 10. August. Andererseits soll er bereits am Morgen des 10. August, evtl. noch früher, mit Vorbereitungshandlungen für seine Taten begonnen haben.

Wir wissen nicht, wann genau er die andere Frau zur Bootsfahrt eingeladen hat. Aber die hat ja abgesagt, also auch bei der war er nicht sicher, dass sie kommen würde.

Glaubt ihr, dass er, wenn KW abgesagt hätte, seine Adressliste weiter runtergescrollt und andere Frauen angerufen und zur Bootsfahrt eingeladen hätte, wo er doch nun alles vorbereitet hatte? Scheint mir etwas weit hergeholt.....

Er hat die Zerstückelung zugegeben. Aber mit was ich Mühe habe, ob man da einfach jetzt alle Taten ihm zuschreiben kann und ist das die Wahrheit?Die Wahrheit ist doch massgeblich, was geschah genau an diesem Tag? Die Todesursache ist sehr wichtig.
Ähnlich sehe ich das wie Fahrerflucht. Hm

Klee8 schrieb:Aber mit was ich Mühe habe, ob man da einfach jetzt alle Taten ihm zuschreiben kann und ist das die Wahrheit?

Hab ich was verpasst? Welche Taten soll man nicht ihm zu schreiben? Wer soll es denn sonst gewesen sein?

Andante schrieb:Gute Frage: was war sein Plan? Und ist dann alles nach Plan gelaufen, also so, wie er es sich vorgestellt hat, oder nicht?

Vielleicht hatte er gar keinen genauen Plan, sondern nur eine Idee.

Andante schrieb:Und war konkret KW als Opfer vorgesehen? Zweifel sind erlaubt, denn er wusste ja nicht sicher, ob sie auf seine kurzfristige Anfrage zusagen würde.

Vielleicht hätte er dann eine andere gefragt. Die Polizei geht jedenfalls von Vorbereitungen aus, also gab es anscheinend die Idee, zu töten und damit möglichst davon zu kommen. Es gab keine persönlichen Kontakte zu Kim Wall, also erscheint sie als fast willkürlich ausgewähltes Opfer.

Andante schrieb:Noch was: woher konnte er überhaupt wissen, dass sie an dem Abend in Kopenhagen war? Sie hätte ja sonstwo auf Reportagereise, in Urlaub, bei ihrer Familie in Schweden sein können. Also war seine SMS am späten Nachmittag/frühen Abend des 10. August ein reiner Versuchsballon, ohne dass er wusste, wo sie sich gerade aufhielt? Oder wusste er, dass sie in Kopenhagen war? Woher?

Gemeinsame Bekannte hätten von der Party erzählen können. Eine Einladung zur Party über Facebook oder ein anderes soziales Medium, die sich per Mundpropaganda verbreitete.
Vielleicht ließ sie es ihn sogar über Dritte wissen und ihn einladen, weil sie ja ein Interview geplant hatte.

FF schrieb:Gemeinsame Bekannte hätten von der Party erzählen können. Eine Einladung zur Party über Facebook oder ein anderes soziales Medium, die sich per Mundpropaganda verbreitete.
Vielleicht ließ sie es ihn sogar über Dritte wissen und ihn einladen, weil sie ja ein Interview geplant hatte.

also sie kannten sich nicht, hatten aber gemeinsame Bekannte, über die und soziale Netzwerke ließ sie die Party verbreiten, (zu der dann nur ein Duzend kamen) damit Madsen ihr noch schnell das Interview gibt, auf dass sie seit Monaten wartet..

ist das deine Vorstellung FF?

Andante schrieb:Andererseits soll er bereits am Morgen des 10. August, evtl. noch früher, mit Vorbereitungshandlungen für seine Taten begonnen haben.

Na ja, er hat halt mit den Vorbereitungen angefangen und einfach gepokert, probiert. Solche Menschen sind in bestimmten Dingen sehr schlau, die wissen meistens, wie sie jemanden ansprechen müssen, um ihn/sie rumzukriegen. Den anderen bei seiner Leidenschaft packen (allem Anschein nach betrieb KW ihren Beruf mit Leidenschaft), ein bißchen schmeicheln, da können ganz subtile Dinge ablaufen. Klar war er sich nicht hundertpro sicher, dass sie zusagt, aber er war ja eine Art Spielertyp, der auch sonst nicht auf Nummer sicher ging. Wenn sie angesagt hätte, dann hätte er bei einer anderen weiter probiert, das ist doch alles nicht weit hergeholt.
Um noch mal auf vorhin zurückzukommen: er muss sie entweder live oder auf Fotos/Filmen gesehen haben. Es hätte ja sein können, dass sie überhaupt nicht sein Typ ist.

FadingScreams schrieb:also sie kannten sich nicht, hatten aber gemeinsame Bekannte, über die und soziale Netzwerke ließ sie die Party verbreiten, (zu der dann nur ein Duzend kamen) damit Madsen ihr noch schnell das Interview gibt, auf dass sie seit Monaten wartet..

ist das deine Vorstellung FF?

Ja, sie können gemeinsame Bekannte gehabt haben, ohne einander persönlich gekannt zu haben. Das gibt es tatsächlich. Irgendwie ist Kim Wall ja auch auf die Idee gekommen, Madsen zu interviewen... was liegt näher als dass ihr jemand von ihm erzählte, vielleicht sogar den Kontakt herstellte. Das wäre das normalste der Welt.

Ein soziales Netzwerk ist z.B. auch Whatsapp, wo man kleine Gruppen bildet und recht leicht spontan zu einer Party einladen kann, zu der dann auch nur die Geladenen kommen.

Es braucht nur einen gemeinsamen Bekannten, der Madsen erzählte, dass Kim und ihr Freund eine Abschiedsparty geben, weil sie auswandern... und dann war es Madsens Idee, noch das Interview zu geben.

Grasmücke schrieb:er muss sie entweder live oder auf Fotos/Filmen gesehen haben. Es hätte ja sein können, dass sie überhaupt nicht sein Typ ist.

Man konnte sie ganz leicht googeln. Außerdem hätte sie ihm sicher einen Link zu ihrer webseite geschickt, als Referenz für ihre Arbeit.

@FF
aber dass die offizielle Interview Anfrage erst nach dem Kennenlernen verschickt wurde, könntest du dir auch vorstellen?

@FadingScreams
Nein, die kam ja schon vor Monaten und es gab vor dem letzten Tag, an dem Madsen Kim Wall anschrieb, kein persönliches Kennenlernen.

Andante schrieb:Worauf ich ich hinauswill, ist hier aber schon mehrfach thematisiert worden: er konnte, wenn er über ihre Pläne nichts wusste, erst sicher sein, dass sie (ins Boot) kommen würde, nachdem sie zugesagt hatte. Das war also am frühen Abend des 10. August. Andererseits soll er bereits am Morgen des 10. August, evtl. noch früher, mit Vorbereitungshandlungen für seine Taten begonnen haben.

Gerade wenn er über ihre Pläne nichts wusste, würde er so vorgehen. Denn in dem Fall denkt er doch, das KW keinen Zeitdruck und keine anderen Termine hat und er von einer sicheren Zusage ausgehen kann. PM hat ja anscheinend auch nicht damit gerechnet das ihr Freund so schnell Alarm schlägt.

Andante schrieb:... Glaubt ihr, dass er, wenn KW abgesagt hätte, seine Adressliste weiter runtergescrollt und andere Frauen angerufen und zur Bootsfahrt eingeladen hätte, wo er doch nun alles vorbereitet hatte? Scheint mir etwas weit hergeholt.....

Ich denke schon. Er war soweit jemanden umzubringen. Er brauchte ein Opfer. Aber es gibt durchaus Sadisten die viel Geduld haben. Ihre Fantasien steigern sich über einen sehr langen Zeitraum. Und vor der ersten Mordtat gibt es schon eine Vielzahl von versuchten Angriffen, die aber von der Umgebung nicht als solche erkannt werden und/oder bereits im Vorbereitungsstadium aufgegeben werden.

FadingScreams schrieb:also sie kannten sich nicht, hatten aber gemeinsame Bekannte, über die und soziale Netzwerke ließ sie die Party verbreiten, (zu der dann nur ein Duzend kamen) damit Madsen ihr noch schnell das Interview gibt, auf dass sie seit Monaten wartet..

Madsen war bekannt wie ein bunter Hund und KW eine Journalistin, die von Natur aus neugierig war und an schrägen Leuten interessiert, und beide wohnten nur 200m auseinander. Tut mir leid, aber die haben sich doch irgendwie wahrgenommen. Woran es gelegen haben könnte, dass sie (vermutlich) keinen persönlichen Kontakt hatten, habe ich neulich schon mal geschrieben:

Ich kann mir vorstellen, dass da so ein unterschwelliges Machtspiel von Seiten PM stattfand: KW kontaktiert ihn im Frühjahr wegen eines Interviews. Er reagiert nicht, fühlt sich als der Stärkere, denkt sich, die lass ich noch mal antanzen. Kim ist aber zu stolz und macht das nicht. In der Folgezeit reagieren sie dann natürlich nicht aufeinander, wenn sie sich über den Weg laufen, weil beide denken, der/die andere will ja was von mir und ich nicht von ihm oder ihr. Dann in letzter Sekunde kommt Madsen "großzügig" auf das Interview zurück, ja, das wäre jetzt möglich, sogar mit U-Bootfahrt. Kim ist in Abschiedspartylaune und locker drauf und sagt zu.
Derlei Machtspiele sind ja weit verbreitet und keine Spezialität von Madsen.

Nach diesem Muster läuft ja überall auf der Welt viel ab, also für mich würde das ziemlich nahe liegen.