Kassel/Wolfhagen Regierungspräsident Dr. Walter Lübcke ermordet

Rick_Blaine schrieb:Nur der Täter? Der Arzt im lokalen Krankenhaus hat vermutlich das Einschussloch gefunden, neben ihm standen zu der Zeit vermutlich zwei, drei Krankenpfleger/schwestern, vielleicht noch ein weiterer Arzt, dann muss der Körper zur Obduktion ins gerichtsmedizinische Institut, dort schaut sich ein Pathologe den Kopf an, der hat meistens auch einen Assistenten, dann wird ein Obduktionsbericht diktiert und von einer Angestellten abgetippt, dann geht das an die Staatsanwaltschaft... Gleichzeitig geht die Leiche zum Bestatter, der ebenfalls das Einschussloch sehen kann. Und auch Assistenten hat

Alles Menschen, die aus Gründen der beruflichen Verpflichtung darüber zu schweigen haben. Ansonsten gäbe es ja gar kein Wissen, welches die Polizei als Täterwissen deklarieren kann, also generell, in gar keinem Fall. Oder glaubst du, der entsprechende Spurensicherer in einem Mordfall verrät niemandem, wenn er etwas findet, was nur der Täter verursacht haben kann? Nee, der muss das für sich behalten, ist ja Täterwissen...

Vielleicht vermochte das Wasser alleine den Boden zu wenig Reinigen. Man schaute in der Garage nach ob ihr ein starkes Reinigungsmittel vorhanden ist. Oh da steht Felgenreiniger. Etwas anderes war nicht aufzufinden. Ohne weiter Überlegung wurde dann halt der Felgenreiniger benutzt.

Ansel schrieb:Felgenreiniger entfernt die Schmauchspuren auf den Felgen, die sich durch den Bremsabrieb bilden. Ein schwierig zu entfernender Belag!

Schmauchspuren entstehen auch bei Schussabgabe auf Opfer und Täter.

Man kann sich darauf einigen, dass die Verwendung dieses Felgenreinigers ungewöhnlich ist.
Wasser und Seife hätten bei Blut vermutlich gereicht.

Ansel schrieb:LillyLego schrieb:
dass WL von irgendeinem Passanten harmlos angeprochen wurde,
Es war immerhin Mitternacht. Ich persönlich würde um diese Zeit niemanden ansprechen und auch meinem Nachbarn zu dieser späten Stunde seine Ruhe lassen

Ich auch nicht, der Gedanke wurde aber weiter vorne schonmal im Zusammenhang mit einem anderen Fall gebracht, wo man sich so dem Opfer genähert hatte.

Ich würde auch nicht nachts im Dunkeln auf der Terrasse sitzen, für jedermann sichtbar, wenn ich früher mal Polizeischutz gehabt hätte. WL hatte scheinbar ein ziemliches Urvertrauen.

Wäre er nicht noch fröhlich lachend am Abend gesehen worden, hätte ich sogar zuerst mal an Suizid gedacht und dass dann die Waffe deswegen verschwunden ist, weil nur dann in andere Richtung ermittelt wird und man ggf auch auf eine Lebensversicherung zugreifen kann, was bei Suizid nicht der Fall ist. Aber auch das ist ja hier ausgeschlossen.

E.A.Poe schrieb:Man kann sich darauf einigen, dass die Verwendung dieses Felgenreinigers ungewöhnlich ist.
Wasser und Seife hätten bei Blut vermutlich gereicht.

Man muss sich zu allererst aber auch darauf einigen, dass außer Bild niemand den Reiniger erwähnt hat und wenn, dann nur zitiert als "laut Bild...". Also würde ich keinen einzigen Cent darauf Wetten, dass ein solches Mittel überhaupt dort vorhanden war, bis es nicht von offizieller Seite so bestätigt wird. Ferner muss man das Thema "Zeitraum nach erster Hilfe" und Reinigungsmittel einfach mal ruhen lassen, es wurden ca. 36 Beiträge deswegen gelöscht und der Thread bereits für mehr als 24 Stunden gesperrt. Die bloße Erwähnung von diesen Dingen reicht i.d.R. im Moment schon für eine Löschung aus.

Zwei kleine Anmerkungen:

1. Die (falsche) Idee, dass ein konventioneller Schalldämpfer irgendwelche Spuren an verfeuerten Projektilen hinterlässt, ist wohl dem NSU-Prozess geschuldet. Der NSU hatte einen defekten Schalldämpfer, bei dem die Blenden nicht perfekt zentriert waren. Eine davon ragte in den Schusskanal und hat darum Aluminiumabträge auf den verfeuerten Projektilen hinterlassen.

2. Um Schmauchspuren von den Händen zu entfernen, benötigt man keinerlei besondere Chemikalien, sondern lediglich fließend Wasser und eine Bürste.

VanDusen schrieb:1. Die (falsche) Idee, dass ein konventioneller Schalldämpfer irgendwelche Spuren an verfeuerten Projektilen hinterlässt, ist wohl dem NSU-Prozess geschuldet. Der NSU hatte einen defekten Schalldämpfer, bei dem die Blenden nicht perfekt zentriert waren. Eine davon ragte in den Schusskanal und hat darum Aluminiumabträge auf den verfeuerten Projektilen hinterlassen.

@VanDusen
Ich bin mir nicht sicher, seit wann ich das gedacht habe. Du könntest recht haben und das hat mit dem NSU-Prozess zu tun. Der zog sich ja sehr lange hin und im Vorfeld wurde auch schon berichtet.

Was diesen Fall betrifft, denke ich auch, dass ein Schalldämpfer verwendet wurde. Auch wenn ein Schuss nicht als Schuss erkannt worden wäre, hätten zumindest die Bewohner des Hauses und Nachbarn von einem Knall berichtet (den man nicht ernst genommen hat).

Waffen liegen in einigen Haushalten, aber die meisten sicher ohne Schalldämpfer.
Sie sollen ja dem Besitzer das Gefühl geben, sich im Ernstfall verteidigen zu können. Und das muss ja nicht leise geschehen.
Ein Schalldämpfer wird eingesetzt, Schüsse zu verschleiern.

Irgendwie lässt sich heute natürlich alles beschaffen.

Für mich würde ein Schalldämpfer die ganze Situation in eine Richtung lenken.

Bei einem Schuss ohne Schalldämpfer, würde ich vor allem Emotionen im Spiel sehen.
Mit Schalldämpfer geschossen, einen Täter der geplant hat.

Ich weiss natürlich, dass alles vermutlich ganz anders war.

frauZimt schrieb:Was diesen Fall betrifft, denke ich auch, dass ein Schalldämpfer verwendet wurde.

Ein Schalldämpfer fängt aber einen Großteil der aus der Mündung austretenden unverbrannten Pulverreste und so weiter auf. Wenn einer verwendet worden wäre, hätte man nicht mit solcher (anscheinenden) Sicherheit sagen können, dass Lübcke aus nächster Nähe erschossen wurde. Darum glaube ich nicht an den Einsatz eines Schalldämpfers.

frauZimt schrieb:Irgendwie lässt sich heute natürlich alles beschaffen.

Noch einfacher lässt es sich basteln. Das ist nun wirklich kein Hexenwerk. Der wohl simpelste, dabei ziemlich effektive, Schalldämpfer ist ein mit Draht auf der Laufmündung befestigter Babyschnuller.

VanDusen schrieb:Noch einfacher lässt es sich basteln. Das ist nun wirklich kein Hexenwerk. Der wohl simpelste, dabei ziemlich effektive, Schalldämpfer ist ein mit Draht auf der Laufmündung befestigter Babyschnuller.

Wie bitte? Gumminippel in den Lauf und Plastikrand mit Draht an der Waffe verschnürt, oder wie? Und das Projektil durchschlägt dann den Schnuller wobei Plastikteile umherfliegen? Wie soll denn sowas die knallrelevanten Gase einfangen?

Heikology schrieb:Gumminippel in den Lauf und Plastikrand mit Draht an der Waffe verschnürt, oder wie? Und das Projektil durchschlägt dann den Schnuller wobei Plastikteile umherfliegen? Wie soll denn sowas die knallrelevanten Gase einfangen?

Gumminippel auf den Lauf mit der "Zitze" in Schussrichtung, Basis am Lauf mit Draht gasdicht befestigen. Die beim Feuern entstehenden Gase blasen dann den Nippel zunächst auf, bis er reißt. Dieses Aufblasen-und-Reißen mindert die Druckspitze, die wir als Knall wahrnehmen, sehr effektiv. Natürlich funktioniert das nur bei einem einzigen Schuss, danach ist dieser "Schalldämpfer" Geschichte.

VanDusen schrieb:Natürlich funktioniert das nur bei einem einzigen Schuss, danach ist dieser "Schalldämpfer" Geschichte.

Das könnte dann erklären, warum nur ein einziger Schuss abgegeben wurde.

Allerdings bin ich trotzdem von der Verwendung eines Schalldämpfers nicht wirklich überzeugt.

VanDusen schrieb:Ein Schalldämpfer fängt aber einen Großteil der aus der Mündung austretenden unverbrannten Pulverreste und so weiter auf. Wenn einer verwendet worden wäre, hätte man nicht mit solcher (anscheinenden) Sicherheit sagen können, dass Lübcke aus nächster Nähe erschossen wurde. Darum glaube ich nicht an den Einsatz eines Schalldämpfers.

@VanDusen
Auch wieder ein neues Detail.
Du denkst, also eher kein Schalldämpfer. Aber hätte der Schuss dann nicht gehört werden müssen?

Allerdings steht vielleicht nur nicht in den Zeitungen, dass der Knall wahrgenommen wurde, weil die Zeugen den Zeitpunkt nicht genau angeben konnten.
Die Polizei hat den Zeitraum , in dem die Tat stattfand, eingegrenzt.

Oder heisst "aus nächster Nähe" hier vielleicht 40cm Abstand? (nur aus der Luft gegriffen).
Ich meine damit: so dicht, dass noch von "nächster Nähe" gesprochen werden kann.
(Sie sagen nicht "aufgesetzter Schuss.)

VanDusen schrieb:Noch einfacher lässt es sich basteln. Das ist nun wirklich kein Hexenwerk.

Für mich schon

VanDusen schrieb:Der wohl simpelste, dabei ziemlich effektive, Schalldämpfer ist ein mit Draht auf der Laufmündung befestigter Babyschnuller.

das erstaunt mich auch.

frauZimt schrieb:Oder heisst "aus nächster Nähe" hier vielleicht 40cm Abstand? (nur aus der Luft gegriffen).
Ich meine damit: so dicht, dass noch von "nächster Nähe" gesprochen werden kann.

Ich verstehe das als: "so nah, dass Lübcke noch tüchtig beschmaucht wurde". Bei Verwendung eines Schalldämpfers wäre das nicht der Fall gewesen.

Außerdem gibt es noch einen weiteren, viel simpleren Grund, warum ich nicht an einen Schalldämpfer glaube. Ein Schuss in den Kopf spricht für einen absoluten Tötungsvorsatz, d. h., der Täter wollte dem Opfer nicht nur wehtun oder ihm einen Schrecken einjagen. Wenn er einen Schalldämpfer gehabt hätte, wäre es darum aus Sicht des Täters sinnvoll gewesen, dem Opfer das halbe Magazin in den Schädel zu jagen. Das hat er aber nicht getan, sondern sich nach dem einen Schuss schleunigst vom Acker gemacht: vermutlich weil er befürchten musste, dass die Bewohner des Hauses den Knall gehört hatten und aus dem Fenster schauen könnten.

VanDusen schrieb:Wenn er einen Schalldämpfer gehabt hätte, wäre es darum aus Sicht des Täters sinnvoll gewesen, dem Opfer das halbe Magazin in den Schädel zu jagen.

Warum wäre das sinnvoll gewesen?
Weil ein Schuss mit Schalldämpfer keine derartig durchschlagende Wirkung hat?

emz schrieb:Warum wäre das sinnvoll gewesen?
Weil ein Schuss mit Schalldämpfer keine derartig durchschlagende Wirkung hat?

Auf die Entfernung macht ein Schalldämpfer keinen Unterschied bei der Schusswirkung. Diese ist allerdings bei Kleinkaliber ohnehin nicht berauschend, ein einziger Schuss in den Kopf ist überlebbar. Wenn der Täter den Vorsatz hatte, Lübcke zu töten, wovon man wohl ausgehen muss, wäre es darum zielführend gewesen, mehrmals zu schießen.

Gegen einen Schalldämpfer spricht, dass es sehr auffällig wäre, damit rumzulaufen. Die Waffe lässt sich schwerer verbergen - vor und auch nach der Tat. Und dass es insgesamt weniger Waffen mit Schalldämpfer gibt als ohne.
Mal abgesehen von der doch sehr speziellen "Schnullervariante" - sozusagen ein Schalldämpfer mit Doppelnutzen :)

VanDusen schrieb:Auf die Entfernung macht ein Schalldämpfer keinen Unterschied bei der Schusswirkung. Diese ist allerdings bei Kleinkaliber ohnehin nicht berauschend, ein einziger Schuss in den Kopf ist überlebbar.

Der Täter musste sich sicher sein, dass der Schuss tödlich war, wenn man davon ausgeht, dass L den Täter persönlich kannte.

sören42 schrieb:VanDusen schrieb:
Auf die Entfernung macht ein Schalldämpfer keinen Unterschied bei der Schusswirkung. Diese ist allerdings bei Kleinkaliber ohnehin nicht berauschend, ein einziger Schuss in den Kopf ist überlebbar.

Sören42 schrieb:
Der Täter musste sich sicher sein, dass der Schuss tödlich war, wenn man davon ausgeht, dass L den Täter persönlich kannte.

Wobei man nicht ausschließen kann, dass der Täter davon ausging, ein Schuss in den Kopf, zumal über dem Ohr platziert, sei grundsätzlich tödlich.

Mir fällt gerade noch etwas ein: L saß ja auf der Terrasse nach vorne hin, in der "Raucherecke". Hatte er die Terrassentür offen oder geschlossen? Das macht natürlich schon einen Unterschied, wie Schussgeräusche im Haus wahrnehmbar sind. Normal hätte ich vermutet, die Tür ist offen, aber durch das Fest und der Tatsache, dass das Enkelkind schläft, wurde die Tür vielleicht geschlossen.