Der mysteriöse Fall der Evi Rauter aus Lana

helwa schrieb:Wieso hauptamtlich Gynäkologe? Er hatte die Facharztausbildung zum Geburtshelfer und Gynäkologen, war aber per Dekret zum Gerichtsmediziner ernannt worden. Ebenso Narcís Bardalet, der eine Facharztausbildung in Pädiatrie hatte. Sollten wir jetzt auch annehmen, er war "hauptsächlich' Kinderarzt

Das sind doch alles nur Strohmänner, die da aufgebaut werden. Fakt ist, dass Bardalet eine akademische Karriere als Forensiker gemacht hat und Lacari den Großteil seines Lebens als Frauenarzt tätig war und ist.

Aber das ist im vorliegenden Fall eigentlich völlig egal.


Weil: was die Todesursache angeht, gibt es zwischen beiden keinen Dissens. Beide (Lacari und Bardalet) sind sich einig, dass der Tod durch eine schwere Rückenmarkverletzung infolge von Erhängen in lebendem Zustand eintrat. Durch "Hängen ins Seil" wird man aber eine solche Rückenmarkverletzung nicht hervorrufen. Vielmehr muss hierzu der Körper in das Seil fallen.
Beide sind sich auch einig, dass es gerichtsmedizinisch keinerlei Hinweise auf die Involvierung Dritter beim Todesfall gibt. Keinerlei Spuren an der Leiche weisen darauf hin.

Nur will jetzt Lacaci nach über dreißig Jahren aufgrund der Auffindephotos festgestellt haben, dass er es für unmöglich hält, dass die zu Tode Gekommene es schaffen konnte, sich an der Stelle selbst zu erhängen (Lage des Baums, Länge des Seils).
Beide Einwände werden jedoch von anderen Forensikern (u.a. Bardalet) nicht akzeptiert und fallen übrigens auch eher in die Beurteilungskompetenz der Kriminalisten, die die Szene vor Ort beurteilt haben.

Entscheidend ist jedoch das fett Gedruckte oben. Alles darum sind in meinen Augen haltlose Spekulationen, die verschiedenen Interessen dienen, nicht jedoch der Aufdeckung einer unentdeckten Straftat.

Ich habe gestern natürlich 2. Teil von Crims, La noia de Portbou, gesehen. Ich werde auch ausführlicher berichten, insbesondere, was die katalanischsprachigen Teile betrifft.

Zusammengefasst, gab es nicht viel Neues.
Es war ergreifend, die Familie von Evi zu sehen.

Was die Gruppe der dort campenden Österreicher betrifft, so war ich erstaunt, wie kalt auf die Nachfragen reagiert wurde. Es ist wohl auch nur einer aus der Gruppe erreichbar gewesen, der verständlicherweise genervt ist, dass er alle Anfragen erhält. Er habe Kontakt zu den anderen, darf Ihre Kontaktdaten aber nicht weitergeben. Ich meine, gerade jetzt, wo Evi identifiziert ist, könnte man auch der Familie zuliebe verständnisvoller auf deren Nachfragen eingehen.
Ich vermute aber, die italienische Polizei wird sie wohl nochmals vernehmen. Es kann, laut Doku, jetzt sechs Monate lang ermittelt werden, dann muss entschieden werden, ob der Fall eröffnet wird oder nicht.
Die Gruppe sei mit einem VW-Bus angereist. Die genaue Anreisestrecke wollte das Gruppenmitglied nicht mitteilen.
Evis Schwester Cristina sagte, sie glaube nicht, dass die Gruppe aus Österreich etwas damit zu tun hatte, sonst hätte sie doch nicht in nächster Nähe dort übernachtet.

Auch wurde in der Doku ein Foto mit genauen Höhenangaben gezeigt (ca. min 29:00):

Original anzeigen (0,5 MB)

Neu in der gestrigen Doku war auch eine heute 92-jährige Anwohnerin, die im letzten Haus vor der Kiefer schlief (Schlafzimmer letzter Balkon nach vorne zur Straße vor der Kiefer) und nachts aufgrund des Krachs und des Schreiens von mehreren Personen sowie dem Weinen eines Mädchens wach geworden war. Sie ist 1990 nicht vernommen worden und hat das damals nur ihrer Familie und ihren Freunden erzählt.

CRIMS, La noia de Portbou, part 2

sooma schrieb:Der auch nicht von "schweben" und "jungfräulich" schwadroniert

Dass Lacaci irgendwo von jungfräulich gesprochen hat wäre mir neu. Ich meine, vich habe da schon mal nachgefragt. Es ging um die Füße. Da hat er jedenfalls nicht von jungfräulich gesprochen. Das kann, auf die Füße bezogen, nur eine schlechte Übersetzung sein.
Oder wo hast du das gelesen?

@helwa
Bin mir jetzt unsicher, ob ich es doch nur aus dem Faden hier habe und nicht aus einem Video...

EchoM1 schrieb am 16.06.2022:Die Übersetzung seiner Formulierung war vollständig: "... sauber, perfekt, jungfräulich" und bezog sich auf die unverletzten Füsse des Mädchens

Kann jetzt leider nicht die Videos durchforsten - hast Du da vielleicht die entsprechende Passage parat?

@helwa
Wiedereinmal vielen Dank für Deine Mühen!

helwa schrieb:Die genaue Anreisestrecke wollte das Gruppenmitglied nicht mitteilen.

Dass die österreichische Gruppe nicht ständig von Journalisten belagert werden möchte, finde ich sehr nachvollziehbar. Ich fänd es aber schön, wenn sie anonym für die Öffentlichkeit bestehende Fragen der Familie beantworten würden. Ich sehe auch wenig Zusammenhänge der Gruppe mit Evis Tod. Allerdings bringen sie sich ja erst ins Rampenlicht, in dem sie schweigen. Es ist ja auch schon merkwürdig, weshalb die Reiseroute nicht erzählt werden sollte. Oder gab es Beratung durch einen Anwalt und der Familie ist das alles bekannt?

helwa schrieb:Sie ist 1990 nicht vernommen worden und hat das damals nur ihrer Familie und ihren Freunden erzählt.

Hatte sie damals Berührungsängste mit der Guardia civil? Hat diese denn alle Nachbarn, also auch sie, befragt?
Komisch finde ich allerdings auch, dass dann auch die Familie und Freunde nicht gesagt haben, dass muss die Polizei erfahren.

Wurde gesagt, um wieviel Uhr das Szenario etwa war? Siehst Du Zusammenhänge zu ER?

@helwa
Danke für deine Übersetzungsarbeit! Wirklich toll, dass du das machst!

helwa schrieb:Was die Gruppe der dort campenden Österreicher betrifft, so war ich erstaunt, wie kalt auf die Nachfragen reagiert wurde. Es ist wohl auch nur einer aus der Gruppe erreichbar gewesen, der verständlicherweise genervt ist, dass er alle Anfragen erhält. Er habe Kontakt zu den anderen, darf Ihre Kontaktdaten aber nicht weitergeben. Ich meine, gerade jetzt, wo Evi identifiziert ist, könnte man auch der Familie zuliebe verständnisvoller auf deren Nachfragen eingehen.
Ich vermute aber, die italienische Polizei wird sie wohl nochmals vernehmen. Es kann, laut Doku, jetzt sechs Monate lang ermittelt werden, dann muss entschieden werden, ob der Fall eröffnet wird oder nicht.
Die Gruppe sei mit einem VW-Bus angereist. Die genaue Anreisestrecke wollte das Gruppenmitglied nicht mitteilen.
Evis Schwester Cristina sagte, sie glaube nicht, dass die Gruppe aus Österreich etwas damit zu tun hatte, sonst hätte sie doch nicht in nächster Nähe dort übernachtet.

Ich fand es ja schon befremdlich, dass der eine Mitreisende nichts bei Cold Cases Austria sagen wollte aber dachte mir noch: ja gut es ist halt doch ATV.
Aber das hier ist ja mal eine andere Nummer! Warum wollen sie nicht mal die Reiseroute verraten? Das finde ich unverständlich.
Ich würde mir auch eher denken, dass man der Familie von Evi doch Gewissheit geben will. Nicht gerade eine schöne Geste der Familie gegenüber nicht kooperativ zu sein, das macht die Gruppe nicht gerade unauffälliger.

sooma schrieb:Kann jetzt leider nicht die Videos durchforsten - hast Du da vielleicht die entsprechende Passage parat?

Ich weiß nicht, da musst du noch mal hier im Thread suchen, ich habe die Passagen wörtlich übersetzt (ich hoffe mit Quellenangaben). Sowohl der Gerichtsmediziner Lacaci als auch der Guardia Civil Enrique Gómez Varela sprechen davon, dass die Füße "sauber" sind. Ich habe aber später auch den Fotografen Àlex Iglesias übersetzt, der sagte, die Fußsohlen waren schmutzig, aber sonst war nichts an den Füßen zu sehen.

darkstar69 schrieb:Hatte sie damals Berührungsängste mit der Guardia civil? Hat diese denn alle Nachbarn, also auch sie, befragt?
Komisch finde ich allerdings auch, dass dann auch die Familie und Freunde nicht gesagt haben, dass muss die Polizei erfahren.

Wurde gesagt, um wieviel Uhr das Szenario etwa war? Siehst Du Zusammenhänge zu ER?

Soweit ich das verstanden habe, ist sie nicht befragt worden. Ob andere Anwohner befragt wurden, weiß ich nicht. Es sind aber wohl Einwohner gefragt worden, ob sie das Mädchen kennen.
Ich muss mir Teil 2 noch mal genauer und in Ruhe anhören, dann übersetze ich die Aussage der Anwohnerin, die nachts aufgrund des Krachs wach geworden war.

helwa schrieb:Neu in der gestrigen Doku war auch eine heute 92-jährige Anwohnerin, die im letzten Haus vor der Kiefer schlief (Schlafzimmer letzter Balkon nach vorne zur Straße vor der Kiefer) und nachts aufgrund des Krachs und des Schreiens von mehreren Personen sowie dem Weinen eines Mädchens wach geworden war. Sie ist 1990 nicht vernommen worden und hat das damals nur ihrer Familie und ihren Freunden erzählt.

Die Indizienkette auf ein unentdecktes Kapitalverbrechen verlängert sich stetig. Eine 92jährige kann sich erinnern, an besagtem Tag verdächtige Geräusche gehört zu haben. Phänomenales Gedächtnis.

An Stelle der Reisegruppe würde ich mich übrigens auch bedanken, unter Verdacht auf eine Beteiligung an dem Tod der jungen Frau gezogen zu werden. Ich wüsste nicht, welche Verpflichtung für sie besteht, einem Boulevardmagazin Rede und Antwort zu stehen. Übrigens wurden damals die Hosentaschen, Rucksäcke und Zelte der Reisegruppe durchsucht. Ohne, dass irgendetwas Verdächtiges gefunden wurde.

Alleine entscheidend ist aber das:

keeprunning schrieb:Weil: was die Todesursache angeht, gibt es zwischen beiden keinen Dissens. Beide (Lacari und Bardalet) sind sich einig, dass der Tod durch eine schwere Rückenmarkverletzung infolge von Erhängen in lebendem Zustand eintrat. Durch "Hängen ins Seil" wird man aber eine solche Rückenmarkverletzung nicht hervorrufen. Vielmehr muss hierzu der Körper in das Seil fallen.
Beide sind sich auch einig, dass es gerichtsmedizinisch keinerlei Hinweise auf die Involvierung Dritter beim Todesfall gibt. Keinerlei Spuren an der Leiche weisen darauf hin.

keeprunning schrieb:Die Indizienkette auf ein unentdecktes Kapitalverbrechen verlängert sich stetig. Eine 92jährige kann sich erinnern, an besagtem Tag verdächtige Geräusche gehört zu haben. Phänomenales Gedächtnis.

Wenn sie damals mit Familie und Freunden darüber gesprochen hat, wird es sicherlich kein Problem sein, sich daran zu erinnern. Weshalb auch nicht?

keeprunning schrieb:An Stelle der Reisegruppe würde ich mich übrigens auch bedanken, unter Verdacht auf eine Beteiligung an dem Tod der jungen Frau gezogen zu werden.

Wer spricht denn davon, dass sie Verdächtige wären? Sie sind Zeugen. Auch die Schwester betont, dass sie die Gruppe nicht verdächtigt. Ich finde es auch nicht schlimm, nicht mit allen Journalisten sprechen zu wollen. Ich fänd es aber schon schön, der Familie ein paar Antworten zu geben. Und sollte die Reiseroute sie doch zu Verdächtigen machen, was ich eher bezweifle, dann wäre es schon gut, dem nachzugehen.

keeprunning schrieb:Übrigens wurden damals die Hosentaschen, Rucksäcke und Zelte der Reisegruppe durchsucht. Ohne, dass irgendetwas Verdächtiges gefunden wurde.

Die Frage ist, ab wann man als Verdächtiger eingestuft werden kann oder inwieweit die Ermittlungen hätten ausgedehnt werden können. Man hätte evtl. ja auch den Bus auf Spuren von Evi untersuchen können.
Wie gesagt, ich glaube auch, dass man zu keinem neuen Ergebnis kommen wird, sofern sich keine Zeugen oder evtuelle Täter, Mittäter oder Mitwissende melden.

helwa schrieb:Die Frage ist, ab wann man als Verdächtiger eingestuft werden kann oder inwieweit die Ermittlungen hätten ausgedehnt werden können. Man hätte evtl. ja auch den Bus auf Spuren von Evi untersuchen können.
Wie gesagt, ich glaube auch, dass man zu keinem neuen Ergebnis kommen wird, sofern sich keine Zeugen oder evtuelle Täter, Mittäter oder Mitwissende melden.

Es wird schon deswegen schwierig, Täter zu ermitteln, weil es absolut keinen Hinweis auf eine Tat gibt ;-)

Kann jemand den Link vom 2. Teil der Doku einstellen?
In welche Richtung äußern sich den Evis Verwandte, halten sie einen Suizid für möglich oder glauben sie an ein Verbrechen? Oder haben sie sich dazu nicht geäußert?

Kann man da irgendwo deutsche Untertitel einblenden, ich verstehe sonst leider nichts. 🤷

helwa schrieb:Neu in der gestrigen Doku war auch eine heute 92-jährige Anwohnerin, die im letzten Haus vor der Kiefer schlief (Schlafzimmer letzter Balkon nach vorne zur Straße vor der Kiefer) und nachts aufgrund des Krachs und des Schreiens von mehreren Personen sowie dem Weinen eines Mädchens wach geworden war. Sie ist 1990 nicht vernommen worden und hat das damals nur ihrer Familie und ihren Freunden erzählt.

Das finde ich sehr interessant, besagt aber leider nichts. Das könnten Geräusche gewesen sein, wie Evi in den Baum gehängt wurde. Aber genauso das laute Ankommen der Österreicher in Kombination mit Evis Weinen vor ihrem Suizid. Wenn die jetzt alte Dame nicht noch die Uhrzeit weiß, hilft das nichts weiter. Der Lärm und das Weinen kann ja zu unterschiedlichen Zeiten gewesen, z.B. 3-4 Uhr Lärm der ankommenden und noch wachen Österreicher, z.B. 6-7 Uhr Weinen.

helwa schrieb:Foto mit genauen Höhenangaben

Könntest Du die Angaben hier bitte nennen? Da das Video in Spanisch (?) ist, wollte ich einfach bis zu Minute 29 vorspulen, was aber nicht geht. Kaum zieht man über den Zeitbalken, läuft jedesmal wieder Werbung ab, und die Doku fängt von vorne an.
ich möchte jetzt aber auch keine 30 Min davor kleben, weil ich sonst das Bild verpassen könnte und wieder von vorne anfangen müsste.
Danke.

@DexterM

Macht das Video bei Dir auch jene Probleme oder kannst Du problemlos vorspulen?

@off-peak
Skippen geht, da kommt dann zwar Werbung, aber von vorne fängt es nicht an.

@DexterM

Danke. Ich war wohl etwas zu ungeduldig.

enidan17 schrieb:Das finde ich sehr interessant, besagt aber leider nichts

Sagen wir, es muss nicht das besagen, was wir annehmen. Es zeigt aber etwas anders, nämlich, dass es nachts war, als es geschah?
Kannst Du mir jetzt mal verraten, wie Evi ihren Weg in einer unbekannten Gegend in der Dunkelheit fand, ohne Taschenlampe?

off-peak schrieb:Könntest Du die Angaben hier bitte nennen?

@helwa hatte heute Morgen das Bild mit den Maßangaben aus der Doku gepostet. Es ist auf dieser Seite oben zu sehen und aktuell das letzte Bild (Nr. 22) in der Bildergalerie.

off-peak schrieb:Kannst Du mir jetzt mal verraten, wie Evi ihren Weg in einer unbekannten Gegend in der Dunkelheit fand, ohne Taschenlampe?

Wenn Evi morgens um 5:45 Uhr in Portbou ankam und um vielleicht 6 Uhr am Friedhof war, muss es schon gedämmert haben:

Tritonus schrieb am 11.06.2022:Am 4. September geht die Sonne in Portbou um 7.15 auf. d.h. um diese Zeit ist sie am Horizont zu sehen und es ist dann richtig hell. Aber schon eine Stunde vorher ist es so hell, dass man alles gut erkennen kann.

rattich schrieb:Wenn Evi morgens um 5:45 Uhr in Portbou ankam und um vielleicht 6 Uhr am Friedhof war, muss es schon gedämmert haben:

Das mein ich ja. Und sie hatte nichts bei sich, eben auch keine Taschenlampe.