Fridolin31 schrieb:Jein. Zweifellos hat sich eine gewisse Eigendynamik entwickelt, die auch auf den Aussagen der Schwestern und auf dem Hang von V zu gelegentlichen dramatischeren Darstellungen beruht.
Trotzdem sehe ich keinen Grund, weswegen sich ST letztendlich dermaßen gehen ließ. Die Familie von V hielt trotz allem zu ihm, er war im Haus nach wie vor gern gesehener Gast und zumindest die Mutter von V und L macht doch einen rationalen und überlegten Eindruck. Auch von seiner eigenen Familie hatte ST nichts zu befürchten, wenn man mal davon absieht, dass seine Mutter ihn versehentlich an die Polizei "verraten: hat. Jedenfalls glaubten sie nicht an seine Schuld und er musste sich (zumindest von außen betrachtet) nicht in einer derartig hoffnungslosen Lage fühlen, die ihn zu wirren Geständnissen und exzessivem Alkoholgenuss veranlasste.
Du verharmlost die Situation in der sich der Angeklagte an diesem Abend befand. Er hatte schon Mittags von Verena eine seltsame WhatsApp erhalten, in der die Sache mit dem 3.10/5.10 aufgeführt wurde. Warum war das für die Polizisten so wichtig?
Ich glaube, da hat schon ein Denkvorgang begonnen. Der wurde dann Abends massiv verstärkt durch Verenas Erzählung. Sie wird sofort los geredet haben, als er anwesend war.
Dem Angeklagten wird es dann klar geworden sein, dass sie ihn verdächtigen. Ihm werden die Gespräche bei der Polizei eingefallen sein, wird diese Gespräche in einem ganz anderen Licht nun gesehen haben.
Nein, von den Familien hatte er natürlich nicht zu befürchten.
Eine ganz andere Bedrohung wurde ihm klar, dass man ihm die Freiheit nimmt. Das ist eine Situation die schlimmer nicht sein kann. Da will man die Gedanken verdrängen, man will davon nichts mehr hören, weil man erst mal nicht mehr machen kann!. Und da wird sich manch einer auch volllaufen lassen.
Das diese wahrscheinlichen Gedanken zutrafen, sieht man ja an der Verhaftung am nächsten Tag Seine Reaktion bei der Verhaftung ist so in Wirklichkeit auch nachvollziehbar, der Vorabend hatte ihm quasi vorbereitet, dass er demnächst verhaftet wird.
Das ist eine Extremsituation die erst an diesem Abend auftrat. Der Zeuge hat das schon richtig gesehen, dass die Polizei es war, die diesen Druck bewirkt hat. Durch Verena wird ihm da vieles klar geworden sein.
Für mich ist das Gericht extrem naiv gewesen, als es solch darüber wunderte, weil der Tatverdacht angeblich erst am nächsten Tag vorlag. Das geschieht in der Realität nicht von einem Tag zum nächsten sondern erstreckt sich über einen längeren Zeitraum. Der Angeklagte wusste auch über Verena genau das, was am nächsten Tag zur Verhaftung geführt hatte.
rabunsel schrieb:Habe ihm Urteil nochmal eine Entdeckung gemacht, die mir bisher entgangen ist. (Hervorhebung durch mich)414
An diesem Abend habe nach Angaben der Zeugin … u.a. auch eine Unterhaltung über H. stattgefunden. S. habe geäußert, dass er auch schon zur Zeugeneinvernahme gewesen und in der Nacht gejoggt sei, weshalb er sich auch bei der Polizei gemeldet habe. Schließlich habe … ich die Situation geschildert von diesem Donnerstagabend, dem 17.11. 2022, als S. auf der Couch gesessen und sinngemäß gesagt habe: „Ja, ich war’s, ich habe sie umgebracht“. Es sei dann auch noch irgendetwas von seiner Verhaftung geredet worden. … habe angegeben, schockiert gewesen zu sein, sie habe das nicht einordnen können und S. empfohlen, einen Anwalt zu nehmen.
Quelle: aufgehobenes Urteil
Ist die Mutter von V und L, geschockt gewesen, weil er von einer eventuellen Verhaftung gesprochen hat und wegen der Verhaftung hat sie einen Anwalt empfohlen und nicht wegen dem "Geständnis"???????
Das er dort über Nacht blieb ist das sehr naheliegend und passt zu der oben von mir dargestellten Situation.