AusLeipzig schrieb:Zum Beispiel die von dir angeführte Aussage von Max. Den Gedankengang: er kann es ja nicht gewesen sein, weil er ist doch so ein guter Junge habe ich doch nur weil das Geständnis
Wenn irgendwie am Geständnis für Max erkennbar gewesen wäre, dass es in irgendeiner Form nicht ernst gemeint gewesen wäre, hätte Max das ausgesagt.
Seine Aussage belegt nicht, dass sich Max diese Gedanken von sich aus gemacht hat, sondern lediglich, dass er sich diese Gedanken auf Aufforderung der Richterin gemacht hat.
Die von dir zitierte Rn 374 hingegen, würde schon darauf hindeuten, dass sich Lea wohl gleich nach der Aussage Gedanken gemacht haben könnte. Also hat sich entgegen deiner Behauptung
Spoiler
AusLeipzig schrieb:nochmal: laut Aussagen haben sich einige Zeugen darüber Gedanken gemacht ob das Geständnis ernst war. Passt das dazu dass man das als Spaß oder Sarkasmus oder was auch immer erkennen konnte? Nein.
höchstens eine Person Gedanken über den Ernst der Aussage von ST gemacht, denn auf Leas Fähigkeiten im Gedankenlesen kann man wohl eher nichts geben. Sowieso erinnert mich dieser Teil der Aussage extrem an ihre Täterwissen-Aussage und in mir entsteht unweigerlich der Eindruck, dass Lea eine gewisse Neigung dazu hat fehlende Erinnerungen mit Schemawissen auszufüllen. Ich glaube, sie hatte entweder keine Erinnerung mehr an ihre Reaktion oder wollte ihre echte Reaktion nicht erzählen und hat dann kurzerhand eine Reaktion für sich und ihre Familie geschildert, die ihr angemessen erschien. Das ist aber natürlich nur meine Einschätzung, die natürlich nicht geteilt werden muss.
AusLeipzig schrieb:Das geht aus 468 nicht hervor. Ist das eine andere Stelle im Urteil oder ist das von @fassbinder1925?
Hier ist die Stelle aus der Berichterstattung von
@fassbinder1925:
fassbinder1925 schrieb am 12.11.2023:Auf die Frage was er glaubt, welchen Druck er gemeint hat, glaubte er den Druck von der Polizei. Das Gericht war irritiert, da der Angeklagte gar keinen Druck verspürt haben kann, da er nur ans Zeuge behandelt wurde. Er wurde gefragt, ob er vllt seinen eigen inneren Druck gemeint haben könnte, der Zeuge sagte dass das gut sein kann. Auf Nachfrage der Verteidigung, ob sich der Angeklagte aus seiner Sicht verdächtigt gefühlt haben könnte und sich deshalb ungerecht behandelt empfunden haben kann, meinte der Zeuge auch dass es sein kann.
AusLeipzig schrieb:Generelle Truecrime Erfahrung und meine Lektüre von Gudjunsson. Mir fällt tatsächlich kein Fall ein, bei dem jemand außerhalb einer Befragung einfach nur gestand weil er verdächtigt wurde. Kannst gerne ein Gegenbeispiel bringen. Oder Belege dafür, dass das genauso häufig passiert wie bei Tätern oder gar häufiger. Oder einfach die Gegenfrage: woher weißt du dass man einfach weil man verdächtigt wird im privaten ein Geständnis ablegt?
Nur weil gewisse Umstände in Ermittlungen nicht bekannt werden, heißt das nicht, dass sie nicht vorkommen. Genauso wie nur das Hellfeld der Kriminalität bekannt ist und es in die Truecrime-Welt und zu den forensischen Psychologen schafft, würde man doch nicht behaupten, dass das Dunkelfeld nicht existiert nur weil man davon nicht in den Truecrime-Literatur hört.
AusLeipzig schrieb:Gucken wir doch Mal den Kontext an:
Interessant!
„Geständnis – Schock – Anwaltsrat – Verhaftung“(Rn 399)
„Geständnis – Verhaftung – Schock – Anwaltsrat“ (Rn 414)
„Anwaltsrat – Geständnis“ (
Bericht von @fassbinder1925)
Dann können wir uns jetzt also aussuchen welche Version am glaubhaftesten ist!
Ein weiterer Punkt für die Protokollierungspflicht
AusLeipzig schrieb:Gib Mal einen Beleg wo einer der Zeuginnen/Zeugen meint: "so wie der S das gesagt hat war ja klar, dass es nicht ernst gemeint war."
Würd ich gerne auch aus dem Urteil zitieren, aber leider wurden die Stellen im Urteil ausgespart.
Verena:
fassbinder1925 schrieb am 03.11.2023:Dann ging es über zu einer Party, wo er von sich erzählte, dass er sich jetzt bei der Polizei gemeldet hat und Zeuge im Eiskeller-Fall ist. Worauf die Mutter, direkt entgegnete, dass er sich einen Anwalt nehmen soll. Woraufhin er sich zurückgelehnt habe und gesagt hat „Mei, ja gut, dann war ich es halt!“ Dies imitierte sie anschaulich, aber eher in einem saloppen und witzigen Unterton.
Max:
fassbinder1925 schrieb am 12.11.2023:Bei dem Zusammensitzen soll der Angeklagte dann laut zeugen „sinngemäß“ gesagt haben „Ich bin der Mörder aus Aschau.“ Dies habe er und auch die Anderen als Witz aufgefasst.
AusLeipzig schrieb:Ansonsten kann ich auch nochmal auf @Tiergarten verweisen:
Was soll denn die Aussage von
@Tiergarten belegen? Dass er/sie sich nicht vorstellen kann, dass Max es als Witz aufgefasst haben kann, obwohl es das selber so gesagt hat. Wir (oder zumindest ich) wissen nicht mal wann Max mit diesen Problemen zum Arzt ging. Womöglich war das nach der Zeugenbefragung bei der Polizei und auch wenn sich eine Richterin das nicht vorstellen kann, kann so eine Befragung einen jungen Menschen stressen und unter Druck setzen? Aber ich kann mir vorstellen, dass er auch wenn er es, so wie er sagt, als Witz auffasste, im Nachhinein in Gesprächen mit V und L, oder eben durch die Befragung, oder weil er etwas in der Zeitung las oder oder oder plötzlich doch gruselig fand, dass er einen Verdächtigen näher kennt und damit einfach nicht klar kam. Zumindest deuten das die Chat-Unterhaltungen mit V an, anfangs, aber schon nach dessen Verhaftung, hielt er ihn für sicher unschuldig, das änderte sich dann schlagartig. ST kann da aber schon nichts mehr gesagt haben, da er schon in U-Haft saß.
AusLeipzig schrieb:Ich glaube das hier schon Mal gelesen zu haben, kann auch versuchen das rauszusuchen. Aber in dem was du zitiert hast schreibe ich gar nicht, dass andere das gesagt haben. Es wäre nur etwas, das für mich das Szenario eines falschen Geständnisses irgendwie verständlicher macht. Der zweite Punkt war dann ja auch zu untermauern, dass die Anwesenden mit dieser Grundhaltung das Geständnis kaum annehmen konnten.
Ok aber hast du selbst denn die Theorie schon früher aufgestellt, denn du hast von „zeigt erneut“ und „zeigt zudem noch mehr“ geschrieben? Deshalb ging ich davon aus, dass du dich da auf etwas vorher Geschriebenes beziehst. In den Beiträgen vorher hast du ja eher die Theorie vertreten, dass es nicht darauf ankommt, ob die Teilnehmer sein Geständnis ernst nehmen und es ja trotzdem wahr sein könnte.
Das sehe ich übrigens auch so, man kann weder von der beschriebenen Reaktion der Mutter noch von irgendeiner anderen Reaktion sicher schließen, wie das Gesagte von ST zu beurteilen ist und was er wirklich gemeint hat. Wenn im Urteil alle Aussagen dazu erschöpfend gewürdigt worden wäre, was auch bei der freien Beweiswürdigung Pflicht ist, hätte man zu dem Ergebnis 'nicht sicher beurteilbar' kommen müssen.