Tincho schrieb:Ist das so unwahrscheinlich? Seine Mutter erzählt ihm kurz bevor er V. treffen geht, dass eine Frauenleiche aus der Prien gezogen wurde. Er liest das nach. Dann trifft er sich mit V. und erzählt ihr das brühwarm. Klingt für mich absolut schlüssig. Das einzige Verbrechen in diesem ganzen Komplex ist, dass sich alle Beteiligten ab und an im Datum geirrt hatten - was bei einem Feiertagsmontag jetzt nicht so selten vorkommt.
Das kann ja sein bzw. ist seit der widersprüchlichen Aussage von V. im ersten Prozess Thema. Aber der Knackpunkt sind zwei Informationen, die aus T.s Äußerung Täterwissen machen könnten:
1. Der Zeitpunkt. Am 3. Oktober 2022 war noch nichts in den Medien. T. sagte selbst, er habe es
a) am 3. Oktober 2022 (dem Tag, nachdem er in der Nacht beim Laufen war) erfahren.
b) Und er habe es von seiner Mutter erfahren, erst danach in "rosenheim24" darüber gelesen (das war nicht vor dem 4. Oktober 2022)
2. Der Inhalt.
Es macht einen Unterschied, ob T. von seiner Mutter vom Fund einer Leiche in der Prien erfahren hat (was am 3. Oktober nicht völlig ausgeschlossen ist, z.B. durch "Dorffunk"). Oder davon, dass eine Frau gewaltsam umgebracht und in der Prien gefunden worden ist. Auch das Gewaltdelikt ist bei "rosenheim24" erst am 4. Oktober 2022 erwähnt worden.
3. T.s Einlassung und die Aussagen der Zeugen
a) T. hat noch als Zeuge angegeben, er habe am 3. Oktober 2022 vom "gewaltsamen Ableben" von seiner Mutter erfahren. Das ist schon sehr unwahrscheinlich, dass der "Dorffunk" am 3. Oktober die Obduktionsergebnisse kannte.
b) Es gibt/gab Zeugen, die meinten, er habe ihnen am 3. Oktober 2022 davon erzählt, dass eine Frau aus Ausschau "umgebracht" worden sei.
Die Sache ist deshalb so vertrackt, weil man die Einlassungen von T. glauben kann oder nicht. Und den Zeugenaussagen glauben kann oder nicht. Das aktuelle Gericht scheint mehr die Widersprüche herausarbeiten zu wollen, zudem arbeitet natürlich die Zeit für den Angeklagten, weil sich Zeugen schlechter erinnern, von Aussagen abweichen, die sie vor eineinhalb oder zwei Jahren gemacht haben.
AusLeipzig schrieb:Weil die Mutter das auf jeden Fall sofort der ganzen Nachbarschaft erzählt hätte? Die mag das doch auch aus den Medien erfahren haben.
Aber erst am 4. Oktober 2022. Dann wäre für T. alles im grünen Bereich.
GrafOskar schrieb:Man wusste, dass eine junge Frau aus Aschau tot in der Prien gefunden wurde, niemand hat zu diesem Zeitpunkt von 'umgebracht' gesprochen, außer ST.
Ja, das ist der Kern des "Täterwissens". Von einer Gewalttat war am 3. Oktober 2022 noch nichts bekannt. Nur der Täter (und evtl. die Ermittler) konnte an diesem Tag wissen, dass die junge Frau aus der Prien getötet worden war. Theoretisch denkbar wäre auch noch ein diffuses Gerücht, z.B. weil die Leiche halbnackt war und evtl. Bergungskräfte gemutmaßt haben könnten, es läge ein Gewalt- bzw. Sexualverbrechen vor. Dafür gibt es aber keine Anhaltspunkte.
Also: Wer glaubt wem warum oder warum nicht? Und kann man das glauben? Tendenz derzeit: Es fehlt ein roter Faden, es gibt zu viele Unwägbarkeiten.
XluX schrieb:Einmal schuldig, immer schuldig. So ist es doch hier auch. Egal wie viele Indizien wegfallen.
Wer ist dieser Auffassung? Ist doch klar: Reichen die Beweise nicht, muss der Angeklagte freigesprochen werden. Kein Problem. Doof wäre es nur, wenn am Ende noch immer viel auf eine Gewalttat hindeutet, der Hanna zum Opfer gefallen ist. Das wäre für T. eine schwere Bürde und auch für die Angehörigen des Opfers. Und die Bewohner Aschaus, die dann mutmaßen können, ob der wahre Täter noch unter ihnen ist.