megavolt schrieb:Zusätzlich gab es ja auch noch die Filmleuchten, die man für z.B. Super 8 in die Steckdose stecken konnte und die wirklich sauhelles Licht machten und die man sich auch leisten konnte (Quarzlampen o.ä.). Also auch Super 8 halte ich für nicht ausgeschlossen. Auch mit noch weniger empfindlichem Filmmaterial konnte man mit diesen Lampen absolut gut ausgeleuchtete Filme in Innenräumen drehen.
Vollkommen richtig, diese Leuchten waren generell weit verbreitet, also nicht unüblich. Mein Vater hatte auch sowas. Später nutzte er die dann noch als "Baustellenleuchte" wenn er irgendwas im Haus renoviert hat. Ich denke, der Täter könnte seine Tat tatsächlich dokumentiert haben und das ihm jene Bilder heute zum Verhängnis werden könnten, wenn er sie auch anderen Personen gezeigt hat, die heute genau das den EB mitteilen.
321meins schrieb:Dieser Gerhard könnte eventuell bezeugen dass jemand in der Kneipe war bis ca 18.20 Uhr und dann rausgegangen ist, könnte Aussagen machen ob er diesen näher kannte.
Also mMn konnte der Täter ja nicht wissen, dass Reiner an dem Tag nach dem Training allein durch den Park geht und deshalb perfekt abzufangen ist. Von daher denke ich momentan nicht, dass der Täter aus der Kneipe aufbrach, den Reiner abzufangen. Was allerdings sein kann ist, dass der Täter in der Kneipe regelmäßig anwesend war und dort auch auf Reiner aufmerksam wurde. Möglicherweise war er ja zufällig an jenem verhängnisvollen Tag gerade durch den Park zur Gaststätte unterwegs, als er dann unerwartet auf Reiner traf. Diese Gelegenheit könnte er dann spontan genutzt haben und weil der Reiner ihn aus der Kneipe kannte und ihm deshalb vertraute, hatte er leichtes Spiel.
megavolt schrieb:Nehmen wir an, es kommen alle in Frage, die vor dem Zeitpunkt X aus der Kneipe gegangen sind. Das dürften schon ein paar sein. Plus die, die gar nicht in die Kneipe gekommen sind an dem Tag. Plus die, die im Umkreis wohnen, aber gar nicht in Kneipen gehen. Plus die, die in andere Kneipen gehen, mit den gleichen Wahlmöglichkeiten.
So ist es. Ich denke schon das der Täter Reiner kannte und einen persönlichen Bezug zu ihm hatte. Aber was das Treffen und die anschließende Tat angeht, bin ich momentan eher im "Team Zufall" und nicht bei einer geplanten Tat oder einer gezielten Verabredung zwischen Täter und Opfer, auch wenn das natürlich möglich ist.
Nightrider64 schrieb:Der Junge selbst war auch öfters in der Kneipe und den Stammgästen sicherlich bekannt.
Das bedeutet natürlich nicht automatisch, das der Täter einer der Kneipengäste sein muss. Aber möglich wäre das. Dem würde Reiner dann auch eher vertrauen als irgend einen Fremden.
Genau so sehe ich das auch. Reiners Mörder muss nicht zwingend einer der Stammgäste im "Thomas Eck" gewesen sein, allerdings ist es mMn extrem wahrscheinlich das er Reiner schon vor der Tat kannte. Ich persönlich glaube nämlich nicht, dass er Reiner gewaltsam verschleppte. In meinen Augen vertraute ihm sein sein Opfer und er musste gar nicht viel "Überredungskunst" an den Tag legen, damit der Junge ihn zum Tatort begleitet. Das lief sehr wahrscheinlich völlig unspektakulär und unauffällig ab, weswegen es auch derzeit keine Zeugen gibt, denen Reiner in Begleitung des Täters aufgefallen wäre. Es war eine normale Situation die so schien, als würde ein Vater mit seinem Sohn einen Spaziergang machen. So stelle ich mir das zumindest derzeit vor.
Nightrider64 schrieb:In dem Filmfall wurde gesagt, das man sehr schnell an einen Kriminallfall dachte und noch am gleichen Abend mit der Suche im Park begann.
Mit der Suche schon. Das ist auch Standard und nicht weiter besonders. Ich persönlich denke aber nicht, dass da mit zig Beamten und dem "großen Besteck" gearbeitet wurde. MMn wahrscheinlich alles "im Rahmen der Streife" mit einer Hand voll Leuten. Wenn überhaupt. Dann zog man später noch Lautsprecherdurchsagen und Suchhunde hinzu. Im Prinzip war das auch schon viel Aufwand für einen Sachverhalt, der zu jenem Zeitpunkt keine definitiven Hinweise auf ein Verbrechen lieferte. Es liegt in der Natur der Sache, dass ein Ermittler auch immer an ein mögliches Verbrechen denkt und das mit einkalkuliert. Er muss aber auch die Verhältnismäßigkeit der Mittel waren.
Nightrider64 schrieb:Spätestens am nächsten Tag musste man von einem Verbrechen aus gehen.
Warum denn dieses? Ohne Leiche, ohne Zeugen die etwas verdächtiges beobachtet hatten, ohne Blutspuren, Schreie oder sonst etwas in der Hand könnte man trotzdem davon ausgehen das irgendetwas nicht stimmt. Offensichtlich. Okay. Aber ein Verbrechen? Bis zum Leichenfund gab es da exakt null Hinweise darauf. Mit welcher Begründung hätten die EB denn da alles ab- und durchsuchen können? Welcher StA hätte den Ermittlern bei dieser Hinweislage Durchsuchungsbefehle und dergleichen ausgestellt? Keiner. Ich kann mir -ehrlich gesagt- absolut nicht vorstellen, dass damals Beamte systematisch alle Keller, Dachböden und Bewohner im Umkreis geprüft und befragt haben.
Nightrider64 schrieb:Und was hat man da schon immer in Berlin gemacht? Die Keller und Dachböden der Häuser, die auf dem mutmaßlichen Weg lagen systematisch durchsucht.
Stellst du das jetzt einfach so in den Raum oder gibt es dafür konkrete Hinweise, das die EB in diesem Fall tatsächlich so vorgegangen sind bzw. sein müssen? Ich halte das eher für eine Art "Wunschdenken", dass die EB das schon alles vollkommen akkurat und mit größter Sorgfalt und Manpower gemacht haben. Aber war es tatsächlich so? Mit welcher Begründung? In allen vorliegenden Berichten und auch in den Filmbeiträgen sehe ich da jetzt keine so große Aktion oder Hinweise auf ein solches Vorgehen.
Nightrider64 schrieb:Da es seinerzeit nicht anders ging , wird man auch die Bewohner lt Melderegister ermittelt haben und mit deren Vorstrafenregister manuell abgeglichen haben.
Nach dem Leichenfund hat man das sehr wahrscheinlich so gemacht. Aber vorher? Warum? Nochmal, es gab bis zum Fund der Leiche keinen konkreten Hinweis darauf, dass Reiner Opfer eines Kapitaldeliktes und/oder Entführung wurde. Er war "nur" abgängig. Das kommt bei Kindern und Jugendlichen schon mal vor (vor allem wenn sie ein strenges Elternhaus haben) und klärt sich dann aber in den meisten Fällen innerhalb weniger Stunden, spätestens Tagen auf. Da wird doch nicht in jedem Fall automatisch "Großalarm" ausgelöst oder?
Nightrider64 schrieb:Der Täter, noch im Besitz der Leiche konnte sich wohl ausrechnen wann der Suchumkreis ihn, bzw sein Haus, bzw den Tatort erreicht.
Deshalb musste die Leiche auch gefunden werden. Damit aufgehört wird systematisch im Umfeld zu suchen
Was hatte er denn deiner Meinung nach für ein Risiko? Solange wie die EB nur mal kurz an der Wohnungstür nachfragt ob er etwas beobachtet hat oder zur Lösung des Problems beitragen kann, nichts wirklich. Da gibt es keine Durchsuchung, kein Verhör, keine Vorladung. Nichts was man fürchten müsste. Warum sollte er deshalb in Panik, schnell die Leiche entsorgen? Für mich sieht es viel mehr danach aus, als hätte er Reiner und später auch die Kleidung ganz bewusst an den gewählten Orten abgelegt. Für mich spricht diese "offensive" Vorgehensweise eher dafür, dass er sich sicher war, dass ihn die Leiche und auch die Kleidung nicht überführen wird. Er ließ sich bei seinen Entscheidungen Zeit und traf sie mMn ziemlich bewusst. Das Ergebnis gibt ihm Recht. Er wurde bislang nicht überführt.
Nightrider64 schrieb:Von schützen kann keine Rede sein, wenn er denn glaubhaft nichts weiter mit dem Fall zu tun hatte als bei der Suche zu helfen.
Was verstehst du in dem Fall unter "glaubhaft"? Wie konnte die Wirtin denn beurteilen, dass er tatsächlich nichts mit dem Verbrechen zu tun hat? Nur dann, wenn er zur Tatzeit am Tresen saß. Sonst ja wohl nicht oder?
321meins schrieb:Aber es gibt meiner Meinung nach keine Beweise dass er durch den Park gegangen ist, niemanden der das so bezeugen kann
Tatsächliche Beweise gibt es nicht. Da hast du vollkommen Recht. Allerdings gibt es mehr Gründe/Hinweise die dafür sprechen, als dagegen. Warum hätte er bei der Kälte am Parkeingang verweilen, dessen Durchquerung also antäuschen und dann doch den Weg der Vereinskammeraden einschlagen sollen? Für mich erschließt sich das jetzt nicht wirklich. Der Park war keine große, bedrohliche und dunkle "Horrorstrecke" mit konkreten Gefahren zu der fraglichen Zeit. Der Park war recht klein, die Durchquerung nur eine Sache von ein paar Minuten. Er sparte dadurch ein wenig Zeit und war eben allein. Zudem wäre es sicher für ihn peinlich geworden, wenn seine Vereinskameraden bemerkt hätten, dass er ihnen folgt und nicht durch den Park geht. Was spricht also deiner werten Meinung nach konkret dagegen, dass er den Weg durch den Park nahm?
321meins schrieb:Ich könnte mir gut vorstellen dass Reiner, wie Kinder eben so sind, mehrfach in oder bei einem Fahrradgeschäft war um einfach zu gucken was es für Fahrräder gibt.
Klar, gut vorstellbar und sicher auch wahrscheinlich. Aber zur fraglichen Zeit dürften die Geschäfte geschlossen gewesen sein. Das ist mMn der Haken an der Sache.
HolzaugeSHK schrieb:Reiner hätte doch da sicherlich auch alles dafür getan, was ihm vielleicht zum Verhängnis wurde, gutgläubig einem Schwätzer in eine Garage, Laube, Keller oder Wohnung zu folgen. Er machte mir nicht den Eindruck, dass er sehr selbstbewusst war, konnte sicherlich von einem Täter auch gut manipuliert werden.
Das stimmt. Reiner macht auch auf mich auch nicht den Eindruck eines starken, selbstbewussten und kämpferischen Jungen. Er wirkt eher schwächlich, zart, verletzlich und zurückhaltend. Von daher kannst du absolut richtig liegen, dass von ihm aus Tätersicht keine große Gegenwehr zu erwarten war.
HolzaugeSHK schrieb:Wer weiß was er am Tresen so erzählt hat, vielleicht auch mal eine Geschichte von einem anderen Vorfall mit einem pädophilen Hintergrund. In einer Kneipe gibt es ja generell viel Dorftratsch, da erfährt man ja so Einiges.
Ja auch das. Als Zeuge ist er definitiv sehr wertvoll und es ist mir echt ein Rätsel, warum man ihn -wenn er tatsächlich Stammgast gewesen sein sollte und nicht unbegründet, plötzlich verschwand- nicht ermitteln konnte?!
HolzaugeSHK schrieb:Welchen Bekanntenkreis hatten die Geschwister? Die Leute waren ja dann alle etwas älter als Reiner? Da die Geschwister gerade in der Lehre waren bzw. noch in die Schule (Oberstufe) gingen, wo hingen die so in ihrer Freizeit rum? War dieses Jugendzentrum in der Nähe ein Anlaufpunkt in der Freizeit? Gab es dort vielleicht Ärger und Reiner's Bruder bekam deshalb Stubenarrest? Die Szene im Filmfall XY wurde nicht umsonst eingebaut, obwohl man ja die Drehbücher nicht so ernst nehmen sollte.
Ein sehr interessanter Gedanke, den wir hier im Thread noch nicht wirklich behandelt haben. Was ist mit den Freunden der Geschwister? Da könnte es ja theoretisch auch eine Person geben, die Reiner gut kannte, der er vertraute und die deshalb als Täter in Frage kommt.
TonyPetrocelli schrieb:meine persönliche Einschätzung ist, das der Prittstift in jedem Fall mehr verbreitet war. Damals im Kunstunterricht/handwerkliches Gestalten hatte beinahe jeder den Prittstift, den gab es in der Rubrik Klebestoffe von Pattex. Meines Erachtens klebte der Prittstift auch besser, als der von UHU. Ich persönlich glaube, das UHU nachgezogen hat, ist aber nur meine persönliche Meinung.
Also ich habe das auch so in meiner Erinnerung. Den Prittstift gab es -gefühlt- immer schon, aber den UHU-Stick habe ich erst in den 90ern erstmalig wahrgenommen. Hm. Ich habe auch nichts wirklich konkretes dazu im Netz gefunden, was als Quelle geeignet ist.
TonyPetrocelli schrieb:Anhand deiner Beschreibung wo medizinisch genutzte und Folienhandschuhe früher zu erwerben waren, Apotheke/Großhandel/Fachhandel gehe ich am ehesten davon aus, das wenn Handschuhe im Spiel waren, entweder Lederhandschuhe, weil die sowieso gerade "Saison" hatten oder der mutmaßliche Täter hatte einen Bezug zu Latex- oder Folienhandschuhe benutzt wurden.
So sehe ich das auch. Wenn, nutzte der Täter eher Kleidungsstücke (Lederhandschuhe) und kein Arbeitsmaterial (Einmalhandschuhe). Aber wir wissen es eben nicht. Beides ist möglich.
TonyPetrocelli schrieb:Du gehst davon aus, das Reiner nicht mit den anderen Jungen zusammen sein wollte und deshalb seinen Heimweg alleine antrat und Reiner eher keiner geplanten Tat zum Opfer fiel, sondern ein Zufallsopfer war. Der Täter nutzte spontan die Gelegenheit, weil Reiner und er zufällig aufeinander getroffen sind.
Ja richtig. Genauso sehe ich das im Moment.
TonyPetrocelli schrieb:(...) mich persönlich stört halt, warum ein Kind lieber einen Weg alleine wählt, dunkel, kalt, statt mit den Teamkollegen zu gehen? Wenn ich an meine Kindheit zurück denke, ich bin nie alleine gegangen, wenn ich die Wahl hatte, höchstens, wenn es eilig war, ich musste nach dem Training noch mit meinen Eltern irgendwo hin, dann bin ich "vorgerannt".
Na ja, er hatte eben ein wenig Stress mit den Jungs gehabt, er wollte vielleicht möglichst schnell heimkommen bei dem Wetter, vielleicht haben die Kammeraden ihn auch weiter provoziert auf dem Heimweg. Plausible Gründe gibt es auf jeden Fall. Ob das tatsächlich auch so war ist natürlich nicht bekannt.
TonyPetrocelli schrieb:Kann es sein, das Reiner vielleicht etwas beschäftigte und er deshalb alleine sein wollte? Könnte es sein, das der mutmaßliche Täter schon mal Kontakt zu ihm aufgenommen hatte?
Ich persönlich gehe -wie schon oft geschrieben- davon aus, dass sich Täter und Opfer kannten. Reiner hat seinem Mörder vertraut oder zumindest nicht widersprochen (Respektsperson). Das ist meine Einschätzung.
TonyPetrocelli schrieb:Du schreibst, die einfachsten Erklärungen treffen meistens zu, das heißt man macht sich zu viele Gedanken, lieber einfach denken was die möglichen Hypothesen angeht? Also Zufallsopfer, weil zur falschen Zeit am falschen Ort und dem Täter sich die Gelegenheit bot?
Man neigt meiner eigenen Erfahrung nach oft dazu, sich sehr komplizierte Thesen zu erdenken. In der Realität sind Verbrechen dann aber oftmals gar nicht so komplex wie man sich das vielleicht vorgestellt hat. Es ist vielleicht attraktiver sich vorzustellen, dass es einen perfekten Plan gab. Der Chipstütenmann kauft Reiner eben jene Chips, präpariert einen Tatort, verabredet sich unter Vorspiegelung falscher Tatsachen mit Reiner im Park, nimmt sein Opfer widerstandslos zum Tatort mit, lebt seine Phantasie aus, tötet sein Opfer und kehrt dann in die Kneipe zurück um den Vater bei der Suche zu begleiten, damit er nicht verdächtigt wird. Usw. usf. Alles möglich. Aber realistisch?
Vielleicht war der Täter zufällig im Park auf dem Weg z.B. in die Kneipe, sieht den ihm bekannten Reiner, spricht ihn an, der kommt mit und er begeht die Tat spontan. Dann überlegt er sich eine Strategie und entsorgt das belastende "Material". Das wars. Ist eben kein Krimi. Wenig spektakulär. Daher vielleicht unattraktiver. Aber oft sind Verbrechen eben banal und kein "Tatort"-Film.
TonyPetrocelli schrieb:Ich frage mich, denkt ein Täter soweit, wenn er im Tatgeschehen ist? Ich persönlich würde denken, das alles zusammen geschieht, im Wahn? Befriedigung?
Unterschiedlich würde ich sagen. Es kommt auf den Einzelfall an. Es gibt Täter die sehr planvoll und praktisch/strategisch vorgehen, aber auch welche die chaotisch/spontan/impulsiv/improvisatorisch handeln. Ich denke, das kann man nicht pauschal sagen.