Ahn-Dung schrieb:Der "Gerhard" muss ja nur minderjährig gewesen sein, damit die Wirtin einen Grund zur Verschleierung hatte. Sie und er hätten Ärger bekommen.
Das er minderjährig gewesen sein könnte, ist zunächst eine sehr gute Idee. Das hätte natürlich für die Wirtin böse werden können, hätte da der Ausschank von Alkohol die entsprechende Altersgrenze nicht berücksichtigt. Andererseits durfte in Deutschland -soweit ich mich erinnern kann- Bier schon ab 16 Jahren konsumiert und ausgeschenkt werden. Nur "harter" Alkohol war erst ab Volljährigkeit erlaubt. Ist das richtig? Zudem hätte der Wirtin ein Vergehen auch erst einmal nachgewiesen werden müssen, was ich persönlich jetzt für sehr schwierig halte. Das betrifft auch die Uhrzeitregelungen. Auch da werden Verstöße hart geahndet. So darf sich keine Person unter 16 Jahren nach 22 Uhr, keine Person über 16 aber unter 18 nach 00:00 Uhr in einem "Etablissement" aufhalten, wenn ich richtig liege. Korrigiert mich bitte, wenn ich mich da täuschen sollte. Aber dafür hätte man eben den Nachweis erbringen müssen.
Ich glaube, dass evtl. Regelverstöße diesbezüglich kein Hinderungsgrund für die Wirtin waren, mit den EB zu kooperieren und Klarnamen, ggf. Adressen weiterzugeben. Im Gegenteil. Ich gehe davon aus, dass eine Kooperation sogar behördliche Nachfragen bzgl. dieser Thematik verhindert hätten.
Ahn-Dung schrieb:An sowas hatte ich beim xyBeitrag zuerst gedacht, als die Wirtin nicht sagte ich frag mal nach, sondern sie könne nachfragen, wenn der Kripobeamte das wolle.
Und auch bei Volljährigkeit des Gerhards kann er ja auch wegen anderer Gründe lieber nicht genannt worden sein.
Es ist ja für den ominösen "Gerhard" unter Umständen überhaupt nicht klar, wie die EB auf ihn gekommen ist. Die Wirtin muss ja im Zweifel nicht die Einzige gewesen sein, die ihn im Thomas-Eck wahrgenommen hat und etwas z.B. den Namen gewusst hat. Von daher war da keine "Omerta" -also ein kollektives Schweigegelübde- aus meiner Sicht notwendig. Nochmal, es ging da im Zweifel nur um den Namen. Nicht um einen konkreten Verdacht, nicht um möglicherweise von "Gerhard" ausgeübte, illegale Aktivitäten. Nur ein Name. Sonst nichts. Er wurde als Zeuge gesucht, nicht als beschuldigte Person.
Ahn-Dung schrieb:Ich denke dazu mittlerweile auch mal, dass es da insgesamt zwar kurzfristig eine große Suchaktion über zwei Tage gab, jedoch der Fall insgesamt recht schnell zu den Akten gelegt wurde und eben kaum tiefergehende Ermittlungen stattfanden.
Ich denke auch nicht, dass da eine Soko eingesetzt wurde, eine Hundertschaft alles im Umkreis akribisch ab- und durchsuchte, hunderte Anwohner überprüft und befragt wurden. Das wurde nirgends so erwähnt und war auch nicht wirklich nötig. Man hat als Mordkommission im Rahmen der normalen Möglichkeiten ermittelt. Nicht mehr, nicht weniger. Irgendwann waren alles Ermittlungen ohne greifbares Ergebnis abgeschlossen und es wurde ein Cold Case.
Ahn-Dung schrieb:Auch kann ich mir vorstellen, dass der Boxer (oder auch andere Personen) irgendwie sehr verdächtig erschienen sein muss und dann deshalb die Leute aus dem Thomaseck erstmal völlig uninteressant erschienen waren.
Das ist nicht unrealistisch. Man hatte die Kneipenbesucher ohnehin nicht unbedingt auf dem Schirm, weil man aus meiner Sicht relativ wahrscheinlich annahm, Reiner wäre im Park von einer Person angesprochen und weggelockt worden. Die Gäste im Thomas-Eck waren da eher Zeugen und nicht verdächtig. Als man dann auf Personen stieß, die tatsächlichen, persönlichen Bezug zum Opfer hatten, sah das natürlich schon ganz anders aus. Die rückten dann in den Fokus.
Ahn-Dung schrieb:Es wäre ja auch völlig unauffällig gewesen, wenn er im Park angesprochen war und dann mit der Person aufs Gelände des Jugendzentrums gegangen wäre.
Wahrscheinlich sogar noch unauffälliger, als wenn er den Park an der Thomasstraße in Begleitung verlassen hätte.
Das sehe ich derzeit etwas anders. Ich finde es eher auffälliger und aus Tätersicht unpraktikabel, wenn man Reiner zum Jugendclub gelockt hätte.
@OpLibelle schreibt dazu:
OpLibelle schrieb:mir erscheint das Jugendzentrum ein denkbar ungeeigneter Tatort zu sein. Sofern da am Tattag zur fraglichen Uhrzeit Betrieb war, dann war da eben Betrieb. Ganz schlecht für die Tatbegehung. Oder da war kein Betrieb. Dann müsste der Täter über einen Schlüssel für die Räumlichkeiten verfügt haben. Aber Schlüssel wird da keiner von den Jugendlichen gehabt haben.
Und dann nach der Tat, wie weiter? Spätestens am nächsten Tag war dann ja vermutlich wieder Betrieb. Also wo die Leiche zwischenlagern?
Und schließlich muss der Täter an zwei Nächten hintereinander Zugriff auf ein Fahrzeug gehabt haben und dieses auch zu bedienen gewußt haben. Auch das ist bei Jugendlichen doch eher unwahrscheinlich.
So sehe ich das auch. Wäre der Täter Betreuer, Hausmeister, Vermieter/Eigentümer, gäbe es vielleicht noch Möglichkeiten. Aber als regelmäßiger Gast der sich nur dort von Zeit zu Zeit aufhält, wäre der Ort ziemlich ungeeignet. Aber selbst wenn er dort qua seiner Funktion über Schlüssel und 24/7 Aufenthaltsberechtigung verfügte, was machte er mit der Leiche? Genau da sehe ich wie
@OpLibelle auch ein Problem aus Tätersicht. Wir reden dann nämlich über eine Zwischenlagerung auf eben jenem Gelände oder 2 Transporte. Ich persönlich halte das für unwahrscheinlich.
Ahn-Dung schrieb:Ich stelle keine These auf und bleib dann nur dabei.
Ich erarbeite einen Thesenkomplex und dann noch einen und noch einen.
Und ich höre damit auch nicht auf, nur weil von solchen Gedankengängen nichts in den Zeitungen oder in den Ermittlungsakten steht.
Das sei dir völlig unbenommen. Dafür sind wir hier!
:Y:
Ahn-Dung schrieb:(@Slaterator dein Thread und die User hier...Übrigens echt super geleitet und äußerst angenehm, dabei zu sein)
Vielen Dank für das Kompliment!
:) Ich empfinde die Diskussion hier auch als sehr angenehm, zielführend und respektvoll. Kompliment auch von meiner Seite an alle User die hier mitschreiben und beobachten!
321meins schrieb:(...) Wenn es sich bei "Gerhard"wie ich vermute um den Polizisten handelt der im Haus Altenbraker 3 wohnte
wäre vielleicht eine weitere Nachfrage der Wirtin unangemessen da er als Täter (für sie) ausgeschlossen wurde und man davon ausging dass er ein "Stammgastdasein" im Thomas-Eck nicht unbedingt publik machen wollen würde.
Das es sich bei jenem "Gerhard" um einen Polizisten handelte, wage ich mal zu bezweifeln. Der wäre sicher über das Verschwinden Reiners informiert gewesen und hätte dann als Stammgast und Nachbar sicherlich auch als Zeuge zur Verfügung gestanden bzw. selbst ermittelt. Dessen Identität hätte man mMn mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ermittelt. Ich kann mir ehrlich gesagt nicht vorstellen, dass jener Polizist nicht gefunden werden wollte. Warum auch? Nur dann, wenn er etwas mit der Tat zu tun gehabt hätte. Ist das dein Verdacht?
Nightrider64 schrieb:
Ahn-Dung schrieb:Da bin ich mir aber immer noch nicht sicher, dass der Boxer nur wegen der gleichen Hausnummer in Verdacht geraten war. Da muss es noch was anderes geben.
Das denke ich auch !
Da muss noch mehr gewesen sein. Will dem Mann jetzt aber nichts unterstellen
Es wird sicherlich etwas gegeben haben, was die Aufmerksamkeit der EB auf ihn gelenkt hat. Aber er wurde entlastet und ist somit aus der Nummer raus!
Nightrider64 schrieb:
Ahn-Dung schrieb:ass Reiner den Gang durch den Park vor seinen Fußballkameraden nur angetäuscht haben könnte, weil er noch eine Verabredung hatte, die nicht ganz "koscher" gewesen ist und deshalb die Jungs davon nichts mitbekommen sollten, weil wer nix weiß, kann auch nicht petzen.
Dafür gibt es aber nicht die geringsten Anhaltspunkte.
Reiner wurde zum Abendessen erwartet und auf dem Weg nach Hause.
Der Entschluss durch den Park zu gehen kam wohl eher spontan.
Ansonsten hätte er die Kameraden auch schon nach dem Training abwimmeln können.
Ob Reiner tatsächlich bereits daheim zum Abendessen erwartet wurde ist mMn ziemlich unklar. Wenn ich mich korrekt erinnere, wurde im Filmbeitrag nicht gesagt bis wann genau seine Mutter arbeiten musste und wann sein Fernbleiben tatsächlich als ungewöhnlich wahrgenommen wurde. Erst als die Mutter in die Kneipe eilte, um den Vater in Kenntnis zu setzen, wurden erste Maßnahmen ergriffen. Das war aber nicht kurz nach der Zeit, in der Reiner hätte daheim aufschlagen müssen, wenn er den Heimweg normal zurückgelegt hätte, sondern erst viel später. Von daher hätte Reiner auch auf dem Heimweg "bummeln" können, wenn ihm klar war das er nicht direkt vermisst werden wird.
Aiuch ich bin derzeit der Ansicht, dass Reiner spontan entschied, den Weg durch den Park zu nehmen und genug Möglichkeiten hatte bereits zuvor auf die Gesellschaft der Kammeraden auf seinem Heimweg zu verzichten und diesen allein zurückzulegen. Da stimme ich
@Nightrider64 zu.
Nightrider64 schrieb:Was meinst Du denn , was die da alle getan haben da?
Im Polizeiwagen gesessen und gewartet, was da so passiert.?
Ab und zu mal Gassi mit den Polizeihunden und ansonsten Kaffee getrunken
Natürlich haben die die Umgebung durchsucht.
Nun mal langsam. Was denkst du denn was da los war? Großalarm? Das ganz große Besteck? Hundertschaft, Hubschrauber und Großfahndung? MMn eher nicht. Wenn ich von "alle" schreibe, dann gehe ich mal von einigen wenigen Beamten aus. Vielleicht eine Streifenwagenbesatzung mit dem Lautsprecherwagen, vielleicht 1-2 Suchhunde nebst Hundeführern. Dazu dann evtl. noch ein paar Streifenwagen, die im Rahmen der Streife im Nahbereich geschaut und in dem Park gesucht haben. Viel mehr brauchte es bei der Einsatzlage nicht. Es gab keine konkreten Beobachtungen oder Hinweise auf eine Verschleppung und/oder ein Kapitaldelikt. Warum sollten die EB also so einen Aufwand betreiben? Der Junge war ja mit 12 auch nicht hilflos und desorientiert. Es ging von ihm keine Eigen- oder Fremdgefährdung aus. Also ich sehe da tatsächlich keinen Grund und/oder Beleg für eine Großfahndung. Sorry.
Nightrider64 schrieb:Was meinst Du, wie man auf den Boxer gekommen ist ?
Das widerlegt doch Deine Behauptung, man habe die Nachbarschaft nicht überprüft.
Keine Ahnung. Aber der kann auf vielfältige Weise in den Fokus geraten sein. Das widerlegt für mich jetzt nichts. Man müsste dazu tatsächlich die Aktenlage kennen. Die kennen wir aber nicht. Das er im Rahmen von Durchsuchungen/Überprüfungen in großem Rahmen verdächtig wurde, ist doch völlig unbekannt.
Nightrider64 schrieb:Wenn die Wirtin einen sonst nicht weiter aufgefallenen Zeugen, bei der Polizei entgegen seinem ausdrücklichen Willen namhaft macht, so ist das Denunziation.
Mag sein, das Du das nicht so siehst.
Der Malocher in Neukölln sieht das jedenfalls so und geht da nicht mehr hin.
Schon interessant dieses Milieu und die Ansichten jener "Malocher aus Neukölln". Ich kann da bei bestem Willen keine Denunziation erkennen.
Nightrider64 schrieb:Genau das denke ich auch. Er hat entweder im Park oder auf dem restlichen Weg seinen Täter getroffen.
Da sind wir uns einig. So sehe ich das derzeit auch.
Ahn-Dung schrieb:Wo hätte er sie denn auf der gemeinsamen Strecke abwimmeln können sollen?
Schon von Anfang an. Jederzeit.
OpLibelle schrieb:Er hätte sich ja gar nicht erst mit ihnen gemeinsam auf den Weg machen müssen. Er hätte behaupten können, er wolle noch kurz mit dem Trainer sprechen oder er habe noch schnell bis Ladenschluss etwas im Auftrag seiner Eltern zu besorgen.
Exakt das wären Möglichkeiten gewesen. Natürlich hätte Reiner gar nicht erst mit den Vereinskameraden aufbrechen müssen. Er hätte unter diversen Vorwänden einfach früher oder später aufbrechen können.
sören42 schrieb:Die OFA geht ja davon aus, dass die Tat in einer Wohnung verübt wurde. Da muss Reiner ja irgendwie hingekommen sein.
Das stimmt. Aber auch eine OFA spekuliert (wenn auch auf sehr hohem Niveau) und ist fehlbar. Allerdings halte auch ich es für sehr wahrscheinlich, dass dieses Verbrechen nicht irgendwo im Freien stattgefunden hat. Dafür waren die Umstände und der Modus Operandi zu unpassend. Ich gehe auf jeden Fall derzeit von geheizten und geschlossenen Räumlichkeiten aus.
sören42 schrieb:Aber die Situation, dass Reiner mit dem Täter verabredet gewesen sein könnte, finde ich interessant. Das schwebt mir die ganze Zeit im Kopf herum, insbesondere weil ja dieser "Klaus Dieter", wie er selbst im Gefängnis gesagt hat, mit Reiner die Mittagspause verbracht haben will.
Jener KDS ist bei mir auch noch immer auf dem Schirm. Der hatte Kontakt, eine entsprechende Veranlagung und er hielt sich zu dieser Zeit in jener Stadt auf.
HolzaugeSHK schrieb:Weder die EB, Staatsanwältin oder die Fernsehbeiträge im ZDF oder RBB erwähnen diesen Ort.
Das ist vollkommen richtig. Ich gehe z.Zt. auch nicht davon aus, dass es sich bei jener Örtlichkeit um den wahrscheinlichen oder idealen Tatort handelt. Da bin ich vollkommen deiner werten Meinung.
HolzaugeSHK schrieb:Was mir auffiel, Gerhard trug einen weißen Pullover unter dem Hemd. War das in den 70er Jahren modern und war das auch die Bekleidung für normale Kneipenbesucher?
Kannst du vielleicht näher ausführen, was du damit meinst? Mir leuchtet gerade noch nicht wirklich sein, in wie fern die dargestellte Kleidung (insbesondere der Pullover) für den Sachverhalt eine Rolle spielen könnte?!
HolzaugeSHK schrieb:Mir geht noch immer nicht dieser Klaus-Dieter S. aus dem Kopf.
Das geht mir genauso!
HolzaugeSHK schrieb:Ich habe mir jetzt noch mal das Wohnumfeld angeschaut. Am Ende der Altenbraker Straße befinden sich Bahnanlagen. Fanden dort Ende 1972 / Anfang 1973 Bahngleisarbeiten o.ä. Baumaßnahmen statt? Wo ging Reiner zur Schule, war die Baustelle zufällig auf seinem Nachhauseweg?
Eine gute Frage! Ich halte es für durchaus möglich und auch nicht unrealistisch.