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Mordfall Hinterkaifeck

51.749 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Mord, Bauernhof, Hinterkaifeck ▪ Abonnieren: Feed E-Mail
Zu diesem Thema gibt es eine von Diskussionsteilnehmern erstellte Zusammenfassung im Themen-Wiki.
Themen-Wiki: Mordfall Hinterkaifeck

Mordfall Hinterkaifeck

17.06.2022 um 17:30
Bereits im Jahre 1920 erörterte der Landtag von Bayern das Ausmaß und die Gründe für ein finanzpolitisches Phänomen, das ich unter folgendem Titel hier kurz dargestellt habe :
Zitat von pensionärpensionär schrieb am 08.10.2021:Was verstand man nach dem ersten Weltkrieg eigentlich unter

"Notenhamsterei".
Beitrag von pensionär (Seite 2.444)

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Mordfall Hinterkaifeck

18.06.2022 um 10:58
Vielleicht sollte man neben der Kaufkraft-Debatte einen Blick auf die Profiteure der Inflation werfen- zu denen ganz allgemein die Bauern zählten.
Die Teuerung der Lebensmittelpreise traf sie schliesslich nicht in negativer Weise, ganz im Gegenteil ein Landwirt bekam nun höhere Beträge für ein und dasselbe Produkt. Das versetzte viele Bauern in die Lage, ihre Kredite zurückzuzahlen, deren Nominalwert sich ja nicht änderte.

https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Inflation,_1914-1923

Ähnlich verhielt es sich beim Tätigen von Investitionen, vorteilhafterwese mit geliehenem Geld.
Ein Extrembeispiel dieser Praxis war Hugo Stinnes

https://www.institutional-money.com/news/maerkte/headline/der-fall-hugo-stinnes-wie-man-von-inflation-profitiert-202486/

Man könnte rein wirtschaftliche Hintergedanken annehmen, als sich die Hinterkaifecker Geld liehen, obwohl sie das Gold im Schrank hatten.



@brigittsche

Auch wenn wir nicht mit letzter Sicherheit wissen werden, was mit Transmissionsstangen gemeint war, halte ich die sog. Riemenaufleger für unwahrscheinlich. Ein solches Werkzeuge bestand aus Holz und wäre angesichts der Raumhöhen in Hinterkaifeck bestenfalls 2 Meter lang gewesen. Also etwas mit einem Besenstiel vergleichbares.

Dagegen war eine für landwirtschaftliche Bedürfnisse geeignete Transmissionswelle unschwer als solche zu erkennen, in jedem Fall wenn eine oder mehrere Riemenscheiben/Rollen montiert waren.


Transmissionsantrieb-Juckerhof-1920x1080Original anzeigen (0,6 MB)


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Mordfall Hinterkaifeck

19.06.2022 um 09:39
Zitat von DonislDonisl schrieb:Man könnte rein wirtschaftliche Hintergedanken annehmen, als sich die Hinterkaifecker Geld liehen, obwohl sie das Gold im Schrank hatten.
Ich finde die Annahme naheliegend. Auch könnte man steuerliche Gründe annehmen, wollte man nicht unterstellen, die Familie hätte die Habschwester C Starringer um den Inflationsvorteil (für Starringer wäre es ein Inflationsverlust gewesen) prellen wollen.
Eine Art Win-Win-Aktion zum Vorteil beider Seiten. Einen Schuldschein soll C. Starringer ja auch nicht der Polizei hat vorzeigen können.

Zum Zeitpunkt Ende März hätte die Familie 100.000 Mark gehabt, die geraubt worden wären, würden die Vermutungen der Nachbarn stimmen.
Papiergeld dürfte dem Täter in ansehnlichem Betrage in die Hände gefallen sein. Es wurde u.a. die Vermutung laut, dass die Ermordeten möglicherweise 100 000 Mark Bar besessen haben. Sie hatten vor, einen Stall zu bauen.
Dass die Ermordeten in der letzten Zeit größere Verkäufe abgeschlossen oder Geldbeträge vereinnahmt hätten, ist nicht bekannt. Das Getreide vom verg. Jahr ist noch vorhanden.
Quelle: https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Berichte:_1922-04-06_Reingruber_Georg

Denkbar wäre vielleicht, dass Erträge nicht ausgewiesen wurden. Aber da stellt sich ja wieder die alte Frage, durch welche Veräusserungen die Familie denn hätte Erträge iHv 100.000 Mark erzielen können.
Zitat von DonislDonisl schrieb:Ähnlich verhielt es sich beim Tätigen von Investitionen, vorteilhafterwese mit geliehenem Geld.
Ein Extrembeispiel dieser Praxis war Hugo Stinnes
Während ein Hugo Stinnes, mit Anzug und Füller, sich seines wirtschaftlichen Einflusses bedient haben dürfte, um sich von der Steuer freizuargumentieren, welche Möglichkeiten hätte ein Bauer mit seiner Ökonomie um 1920 da gehabt.
Hauptzweck des Besuches von Herrn Stinnes sei die Erwirkung der Steuerfreistellung für den Gründungsakt einer Aktien-Gesellschaft, welche aus den im besetzten Gebiet befindlichen Betrieben der Gelsenkirchen-, Deutsch-Luxemburg-A.G. und des Bochumer Vereins bestehen solle1. Neben der Teilung der Betriebe zwischen besetztem und unbesetztem Gebiet und der Verlegung der Zentralen der drei genannten Gesellschaften nach Berlin sei die Fusionierung der Gesellschaften im besetzten Gebiet erforderlich, um sich gegen die französischen Gruppen behaupten zu können. Diese Fusionierung sei somit ein durch politische Notwendigkeit bedingter Vorgang und unterliege nach den Abmachungen mit dem Reichsfinanzministerium nicht der Besteuerung.
Quelle: https://www.bundesarchiv.de/aktenreichskanzlei/1919-1933/10014/ma1/ma11p/kap1_2/para2_21.html

Leider werden die finanziellen Hintergründe der Familie Gabriel/ Gruber für immer unbekannt bleiben.
Aber natürlich bleibt es beachtenswert, worin denn die Annahme ihres Umfeldes eigentlich begründet lag, dass sie 100.000 Mark gehabt hätten. Ökonomen unter sich vielleicht? Klärt aber leider nicht die Herkunft des vermeintlichen Bargeldes in dieser Höhe.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.06.2022 um 18:55
@Blaubeeren

"Ökonomen unter sich .. ?"
Davon würde ich ausgehen. Die 100.000 Mark waren m.E. nach das Resultat einer fundierten Stammtisch-Analyse.
Nachdem beim Gruber offenbar ein Bauvorhaben anstand, worauf neben Gemunkel das Material auf dem Tatortfoto hinweist, benötigte er Arbeitskräfte. Naheliegenderweise seine Nachbarn/tüchtige Leute aus der Umgebung, diese Praxis ist bei Bauern heute noch anzutreffen. Das jene die Baukosten und damit des Grubers finanzielle Situation einschätzten, ist wesentlich wahrscheinlicher als dass sie sich darüber keine Gedanken gemacht haben.

Inwieweit eine Summe von 100.000 Mark an die Realität heranreichte war vermutlich schon damals fraglich, aber auf alle Fälle muss man davon ausgehen, dass stattliche Beträge des gültigen Zahlungsmittels Papiergeld im Haus aufbewahrt wurden.

Woher diese Mittel kamen? Nun, ein Teil erklärte sich durch die Darlehen der Starringer, Auslösen von Pfandbriefen und nicht zuletzt die Ersparnisse/Erlöse der Eheleute Gruber und deren Tochter.
Die Frage lautet auf jeden Fall, war die Summe dieser Beträge ausreichend zur Finanzierung des Bauvorhabens? Wenn nicht, woher kam der Rest?


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Mordfall Hinterkaifeck

20.06.2022 um 20:23
Gerüchte aus der Münchner Zeitung:
Die Leute hatten das Bauen vor, wie aus Äußerungen gegenüber einem Bauunternehmer deutlich hervorging und wie das im Hofraum liegende Bauholz besagte. Die Frau Gabriel hatte auch den genannten Bauunternehmer geäußert, daß sie "in bar bezahlen werde"....
.....Im übrigen sollen die Grubers bzw. Frau Gabriel bei einer Augsburger Bank ein Depot gehabt haben.
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Zeitungsartikel:_1922-04-07_M%C3%BCnchner_Zeitung
Soweit ich weiß, hat sich nie eine Augsburger Bank ? gemeldet. Sieht nach einer Zeitungsente aus.

Für mich auch immer noch -nach wie vor- dazu viele zusätzliche offene Fragen u.a.:
Zitat von pensionärpensionär schrieb am 24.05.2014:....
Waren es vielleicht Fehlspekulationen mit Termingeschäften, .... oder harmlose Pfandbriefe - und mussten die HK´ler fristgemäß Nachschußpflichten erfüllen ?. [Der 31. März war ja Monats -und Quartalsultimo]. Woher der ... Bargeldbedarf (oder wars die Steuer ?)

.................

Wo ist die persönliche "Dokumentenmappe" der HKler abgeblieben, mit Geburts- Heiratsurkunden; Schuldokumenten; Knastentlassungspapieren, Unterhaltsvereinbarung für Josef mit L.S. usw. usf. Notar Stinglwagner meinte doch wohl nicht, die paar Blätter, die bei Viktoria auf dem Bett lagen (Foto) seien alles gewesen, was von einer 5-köpfigen Familie an Dokumenten, Briefen o. ä. übrig blieb. Alles von unmittelbarer oder potentieller Beweisbedeutung im Ermittlungsverfahren. Versiegelt im Nachlaß ? Aber soweit für mich ersichtlich weder eine Auflistung im Verlassenschaftsverzeichnis über die Verlebten noch eine Fehlanzeige. Wobei ich einem Notar aber schon eher zutraue dass er eine Fehlanzeige unterläßt als eine zumindest pauschale Auflistung vor Versiegelung, wenn er die Dokumente vorgefunden gehabt hätte. Oder war das Nest zu diesem Zeitpunkt halt doch bereits leer ?



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Mordfall Hinterkaifeck

20.06.2022 um 20:54
@Donisl
Zitat von DonislDonisl schrieb:Die Frage lautet auf jeden Fall, war die Summe dieser Beträge ausreichend zur Finanzierung des Bauvorhabens? Wenn nicht, woher kam der Rest?
Ich sehe großes Potenzial im Verkauf von Holz aus dem eigenen Wald. Über Jahrzehnte konnte da schon viel zusammenkommen.




@pensionär
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Soweit ich weiß, hat sich nie eine Augsburger Bank ? gemeldet. Sieht nach einer Zeitungsente aus.
Nicht ganz.
Die Bank, bei der die Hinterkaifecker viele Wertpapiere gezeichnet hatten hiess "Friedl und Dumler", hatte in Schrobenhausen eine Niederlassung. Der Hauptsitz aber war Augsburg.

Nachzulesen:

https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/U3LAOX4ILI37OCIX2IPPX5KHQMKHPFYR
Friedl & Dumler GmbH, Augsburg;
Die Wertpapiere als Ermittlungsergebnis nach der Tat:
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Dokumente:_1922-04-18_Abschrift_%C3%BCber_deponierte_Pfandbriefe_im_Bankhaus_Friedl_%2526_Dummler


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Mordfall Hinterkaifeck

20.06.2022 um 21:04
Danke @jaska,

Friedl & Dumler in Schrobenhausen war mir ein Begriff - aber nicht, dass sie ihr Mutterhaus in Augsburg hatten.

Deinen zweiten Link kann ich wg. Fehlermeldung leider nicht öffnen.


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Mordfall Hinterkaifeck

20.06.2022 um 21:18
@jaska
Ja, klappt. Danke.
Zitat von jaskajaska schrieb:Ich sehe großes Potenzial im Verkauf von Holz aus dem eigenen Wald. Über Jahrzehnte konnte da schon viel zusammenkommen.
Das ist sehr gut möglich. Ich habe vor kurzem versucht, die Größe des Waldbestandes zu eruieren und zusammenzurechnen. Bin aber auch beim WiKi (außer der Hitze) daran gescheitert, dass die alten Akten von "Tagwerk" sprechen und ich nicht gefunden habe, wie ich das in Hektar umrechnen muß.

Ich wollte es auch deshalb wissen, weil ich keine Kreissäge ausdrücklich als Zubehörteil zum Sendlinger im Inventarverzeichnis gefunden habe. Und auch kein Brennholzvorrat im und am Haus vermerkt ist ?


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Mordfall Hinterkaifeck

20.06.2022 um 21:21
@pensionär
Zitat von pensionärpensionär schrieb:Bin aber auch beim WiKi (außer der Hitze) daran gescheitert, dass die alten Akten von "Tagwerk" sprechen und ich nicht gefunden habe, wie ich das in Hektar umrechnen muß.
Schau mal bei Wikipedia, vielleicht hilft Dir das weriter?
Wikipedia: Tagewerk


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Mordfall Hinterkaifeck

20.06.2022 um 21:33
Danke @sooma
Umrechnung alter bayerischer Maße: 1 Tagwerk = 400 Quadratruten = 34,07272 Are
Quelle: Wikipedia: Tagewerk

(Der Begriff stammt aus einem alten Übergabevertrag betr. Hinterkaifeck. Hoffentlich wechselte das damals im 19. Jahrhundert nicht in Bayern an der Grenze zwischen Untermenzing und Obermenzing.)


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20.06.2022 um 21:59
Ich Vermute das Victoria im Herbst 1921 oder Frühjahr 1922 ein Ansuchen um Beihilfe für eine Dreschmaschine einen Motor oder Stallbau gestellt hat.
Gruber dürfte auf einen Brief vom Landwirtschaftsministerium gewartet haben. Freie Presse für Ingolstadt und Donaugau am 13.4.1922

Opera Momentaufnahme 2022-06-15 173845 dOriginal anzeigen (0,2 MB)

Diese Zeitnahe Meldung über Förderungen könnte den von Gruber erwarteten Brief erklären. Ob Maschinen oder Baumaterial bestellt-angezahlt oder sogar bezahlt wurde lässt sich leider nicht Nachprüfen.


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20.06.2022 um 22:46
Zitat von DukiDuki schrieb:Ich Vermute das Victoria im Herbst 1921 oder Frühjahr 1922 ein Ansuchen um Beihilfe für eine Dreschmaschine einen Motor oder Stallbau gestellt hat.
Die Zuschüsse gabs wohl nur für Landmaschinen -und Geräte, aber nicht für einen Stallbau. Ich traue der Viktoria aber durchaus zu, dass sie an so etwas gedacht und eine Beantragung sogar umgesetzt hat. Denn sie waren ja auch Bezieher einer Regionalzeitung, die über solche staatlichen Fördermittel (mir waren solche bisher neu) zur Anschaffung von Maschinen auch ihre eigene Leserschaft informiert haben dürfte.
Allerdings muß man m. E. auch A. Gruber und seine persönlichen Eigenheiten mit in Betracht ziehen. Es wäre für ihn in seiner Art vielleicht schwierig gewesen, dem zuzustimmen, weil er damit rechnen mußte, dass ggf. ein Prüfer kommt, der sich erst den Hof ansehen möchte, bevor Zuschüsse fließen. Aber wenn es um Geld geht - warum nicht.
Zitat von DukiDuki schrieb:Diese Zeitnahe Meldung über Förderungen könnte den von Gruber erwarteten Brief erklären.
Bei dem Brief, nach dem er dem Postboten zufolge wiederholt nachgefragt hat, könnte es nach den bisherigen Ansichten hier (soweit ich sie überblicke) eher um eine privat konfliktbeladene Anwaltspost o. ä. gehandelt haben. Aber man wird m. E. auch Deinen Gedanken berücksichtigen können, dass er ja vielleicht auf einen Bewilligungsbescheid für einen möglicherweise getätigten Antrag auf einen Zuschuß zu Anschaffungen dringend wartete, bevor diese überhaupt eingestellt bzw. reduziert werden. Beides ist bisher spekulativ.
Zitat von DukiDuki schrieb:Ob Maschinen oder Baumaterial bestellt-angezahlt oder sogar bezahlt wurde lässt sich leider nicht Nachprüfen.

Es liegen zwei Eisenträger auf dem Gelände, wie Du auf dem Überblickfoto siehst. Die gehören wohl schon zu den Teilen, die verbaut werden sollten und vermutlich auch bezahlt waren.


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21.06.2022 um 08:18
@Duki
Man müßte m.E. allerdings auch noch bedenken, dass eine solche potentielle Antragstellung wohl über die zuständige Antragsstelle nach der Ermordung den EB mitgeteilt worden wäre. Falls ein Antrag auf Bezuschussung etwa sogar zunächst über Bürgermeister Greger in Wangen einzureichen gewesen wäre, dann hätte vom Vorliegen eines solchen Antrags mindestens Oberinspektor Reingruber vermutlich schon kurz nach seiner Ankunft aus München erfahren. Darüber wurde aber nichts bekannt.


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21.06.2022 um 09:24
Was der Frau V. Gabriel und dem Herrn Gruber so alles zugetraut wird?

Sieht man von weit hergeholten Spekulationen ab und bezieht man sich mehr auf die direkten Akteneinträge, dann könnte man die 3000 Mark Alimenten Forderung auch zur Geldbeschaffungsmaßnahme der Hinterkaifecker zählen. Eine Gegenrechnung von 1800 Mark käme kaum in Frage, da dieser Betrag laut Aussage des Kindsvaters nie von ihm selbst bezahlt wurde. Die Differenz von ehemals 1800 Mark zu 3000 Mark könnte als Inflationsbonus angenommen werden.

Vielleicht ging der Inhalt des erwarteten Briefes in diese Richtung; wer weiß?


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Mordfall Hinterkaifeck

21.06.2022 um 18:21
@jaska


Das sollte sich einigermassen realistisch berechnen lassen.

Im Übergabevertrag vom 11. März 1914 sind folgende Waldgebiete aufgelistet:

Hexenholz 3,407ha
Hinterfeldhölzl 0,051ha
Wald 0,664ha

Macht zusammen 4,122 Hektar, vermutlich aufgeforstete Nadelbaumkultur.

"7,2 Festmeter Holz werden pro Hektar im Wald geerntet – auch wenn 8,5 Festmeter pro Jahr und Hektar nachwachsen. Totes Holz verbleibt als wichtiger Lebensraum im Wald. Gleiches gilt für wichtige Nährstoffe"

informiert uns Bayerische Staatsforsten zu diesem Thema, womit die Hinterkaifecker etwa 30 Festmeter im Jahr schlagen und veräussern konnten.

https://www.baysf.de/de/wald-verstehen/was-leisten-eigentlich-unsere-waelder.html


In der Vorkriegszeit lag der Preis für den Festmeter bei etwa 15 Mark, der Gruber konnte demzufolge ca. 500 Mark p.a. durch Holzgeschäfte erzielen. Vermutlich in den Kriegsjahren auch noch etwas mehr, weil Nutzholz als Rohstoff militärischer Güter/Einrichtungen teurer wurde.

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.uni-goettingen.de/de/document/download/90e37b1b2414af3c28b57c277c11b408.ppt/Vorlesung%2520Wald%2520und%2520Krieg.ppt&ved=2ahUKEwiT6oOi2b74AhUmRPEDHSsvAnYQFnoECCsQAQ&usg=AOvVaw3V-ZQeAMTXyPDcvlHXmK6O

Über die Jahre kam da also durchaus was zusammen. Jedenfalls theoretisch. Denn wenn sie das Geld unter der Matratze angespart haben, dürfte die Inflation das meiste vernichtet haben.

Was den Gruber-Gabriels in jedem Fall zugute kam war, dass sie das für einen Bau benötigte Rohholz nicht kaufen mussten.


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21.06.2022 um 18:48
Zitat von DonislDonisl schrieb:Die 100.000 Mark waren m.E. nach das Resultat einer fundierten Stammtisch-Analyse.
Das denke ich auch.

Soweit mir bekannt hat über die 100.000 Mark nur der Schlittenbauer gesprochen oder ?


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Mordfall Hinterkaifeck

21.06.2022 um 21:01
@totto
Wenn man sich auf die direkten Akteneinträge bezieht sind zwei Geldleihen von Viktoria und ihrer Schwester bezüglich Dreschwagen und Motor bekannt. Meine Annahme ist zwar spekulativ aber nicht Ausgeschlossen.


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22.06.2022 um 13:14
Zitat von Tron42Tron42 schrieb:Das denke ich auch.

Soweit mir bekannt hat über die 100.000 Mark nur der Schlittenbauer gesprochen oder
Ich weiss nicht, ob eine zeitnahe oder überhaupt eine Original-Aussage vom Schlittenbauer existiert - hier wird er jedenfalls erwähnt und wie exakt er über das HK Barvermögen Bescheid wusste.

https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Sachverhalte:_Vor_der_Tat_vorhandenes_Geld

Man kann noch in Betracht ziehen, dass ihm die Viktoria in einem vertrauten Moment (???) entsprechende Auskünfte gegeben hat … mehr fällt mir zum 100.000 Mark Thema auch nicht ein.




Einigermassen interessant finde ich, dass im Zeitraum Januar 1922 bis März 1922 ein deutlicher Schub in Sachen Teuerung/Geldentwertung stattgefunden hat.

https://histat.gesis.org/histat/de/table/details/4CDD398219BCA1A9000C5F2FA977CFFD

Ich weiss es ist so eine Sache mit Statistiken und inwieweit der Brotpreis in Berlin die Gruber-Gabriels im Kreis Schrobenhausen traf, kann man nur spekulieren. Aber immerhin informierten sie sich aus der Zeitung und konnten die Entwertung ihrer Papiergeldreserve, um wieviel auch immer es sich handelte, aktuell beobachten.

Bei einem bevorstehenden Bauvorhaben könnte man anhand dieser Entwicklung davon ausgehen, dass die eben noch gesicherte Finanzierung vor ihren Augen den Bach runterging - was möglicherweise Konfliktpotential bescherte.
An dieser Stelle wäre eine Antwort auf die Frage hilfreich, ob die Familie an einem Strang zog oder die Situation sowieso schon wegen Differenzen angespannt war.


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Mordfall Hinterkaifeck

22.06.2022 um 15:30
Soviel mir bekannt, war die Familie Gruber, gut situiert. Ich rechne, dass sie etwa 100000 M Bargeld besaßen. Auch Hartgeld dürfte in ihrem Besitz gewesen sein. Ferner haben sie noch Pfandbriefe von verschiedenen Banken im Besitz. Der Hinterlegungsort des Geldes und der Wertpapiere ist mir nicht bekannt.
https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1922-04-05_Schlittenbauer_Lorenz
"Ich rechne"
"etwa"
"dürfte"
sind für mich Schätzungen aus der Zeit des Liebenswerbens mit Viktoria. Exakt wußte er das nicht, und sagte es auch so nicht aus.
Mit Bestimmheit formulierte er aber lt. Protoll (unterzeichnet) : Ferner haben sie noch Pfandbriefe von verschiedenen Banken im Besitz.

Vielleicht konnte er dagegen bei Pfandbriefen etwas konkreter werden, weil er (nach seiner späteren Aussage 1931 bei Riedmayr) auch Wertpapiere von Viktoria ausgehändigt bekommen hatte (falls noch weitere Kosten wegen der Vaterschaftsanerkennung kommen), die er aber später wieder zurückgegeben haben will.
Zitat von DonislDonisl schrieb:Man kann noch in Betracht ziehen, dass ihm die Viktoria in einem vertrauten Moment (???) entsprechende Auskünfte gegeben hat … mehr fällt mir zum 100.000 Mark Thema auch nicht ein.
Das befürchte ich sogar.
Die Familie Gabriel war gut situiert. So viel ich weiss, besass sie Pfandbriefe u. haben auch nach meiner Ansicht ziemlich Bargeld besessen. Nach einer Äusserung der ermordeten Witwe Viktoria Gabriel soll auch noch Goldgeld vorhanden gewesen sein.

https://www.hinterkaifeck.net/wiki/index.php?title=Aussagen:_1922-04-05_Greger_Georg
Von wem wußte Bürgermeister Greger das alles ? Nicht zu Protokoll nachgefragt - die Gelegenheit dazu verpufft. "Äußerung" also : wann, wem gegenüber ?. Nicht nachgehakt oder nicht protokolliert - vorbei. In einem Mordfall mit 6 Toten. Gut es war 3 Uhr in der Nacht.

Aus den Frühzeiten des threads :
Zitat von inquisiteurinquisiteur schrieb am 27.07.2007:Die wesentlichen Theorien zum Geschehensablauf am Mordabend und den Tagen unmittelbardavor und darauf beruhen (leider) zu einem großen Teil auf den Schilderungen eines derHauptverdächtigen (L.S.). Selbst wenn dieser nicht der Täter gewesen sein muß, liegt dieWahrscheinlichkeit, daß seine Aussagen ganz oder teilweise nicht der Wahrheitentsprechen, sehr, sehr hoch. Er mußte zu diesem Zeitpunkt ein immenses Interesse darangehabt haben, den Verdacht von sich abzulenken - ob Täter oder nicht.



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