Der Kindermord an Claudia Ruf

Sherlocke schrieb:Natürlich. Die Gesetze waren ursprünglich strenger.

Vermutest du, das die Daten gelöscht sind oder weißt du das sie gelöscht sind?

Das gesetzliche Regelungen sich verändern ist hinlänglich bekannt, hilft aber nicht weiter.

Ma_Ve schrieb:Vermutest du, das die Daten gelöscht sind oder weißt du das sie gelöscht sind?

Hä? Wie sollte ich das wissen als Unbeteiligte? Ich gehe einfach davon aus, dass sich in diesem Land (zumindest in Westdeutschland) die Polizei an die gesetzlichen Vorschriften hält.

Ich habe in diesem Thread auch bereits begründet, weshalb ich mir dessen in Bezug auf freiwillige Massentests sogar sehr sicher bin.

Hinsichtlich des Gebrauches der gewonnenen Daten (Abgleich nur mit dem speziellen Fall) und der Vernichtung hat sich die Rechtslage übrigens nicht geändert.

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/dna-tests-claudia-ruf-100.html (Archiv-Version vom 07.01.2020)

Weiterer Zwischenbericht. Stand: 07.01.2020, 08:44

Ebenfalls auf der WDR - Seite habe ich einen Bericht gefunden, wonach wohl nur noch zwei Speichelproben fehlen sollen.

Im Mordfall Claudia Ruf haben fast alle Männer, die bislang kontaktiert wurden, eine Speichelprobe abgegeben. Nur zwei fehlen noch. Beide seien derzeit im Ausland und hätten deswegen noch keine Probe abgeben können, sagte ein Polizeisprecher in Bonn am Freitag (20.12.2019). Somit haben bereits mehr als 1.000 Männer eine Speichelprobe abgegeben. Weiterhin gebe es niemanden, der den Test ausdrücklich verweigere.

Hervorhebungen von mir eingefügt.

Quelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/claudia-ruf-massen-gentest-100.html (Archiv-Version vom 21.12.2019)

In dem von @Brausebonbon verlinkten Artikel steht, dass die Ermittlungen sich sogar bis nach Australien erstreckt hätten, evtl sind damit genau diese beiden im Ausland lebenden Männer gemeint gewesen, könnte ich mir vorstellen.

Warten wir mal ab, wie es weitergeht - die EB sind offenbar - nach wie vor - zuversichtlich, den Fall noch lösen zu können:

Obwohl bei den bisher im Labor ausgewerteten 800 DNA-Proben kein Treffer dabei war, sind sie zuversichtlich, den Fall in den kommenden Wochen klären zu können

Quelle: https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/dna-tests-claudia-ruf-100.html (Archiv-Version vom 07.01.2020)

Zu den Ermittlungen im aktuellen Fall kommt hier der zuständige Profiler Andreas Müller zu Wort.

https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/koelner-treff/video-wahre-verbrechen--talk-mit-experten-zur-kriminalitaet-und-dem-vater-eines-opfers--100.html (Archiv-Version vom 29.01.2020)

Bettina Böttinger spricht mit einem Gerichtsmediziner, einer Rechtspsychologin, einem Kriminalbeamten und mit Journalisten über Verbrechen. Warum werden Menschen zu Tätern? Kann man erkennen, ob ein Zeuge lügt? Welche Auswirkungen hat ein Verbrechen auf die Angehörigen der Opfer?

In dieser Sendung dreht sich alles um "wahre Verbrechen". Bettina Böttinger spricht mit Experten aus unterschiedlichen Genres, die sich tagtäglich mit wahren Verbrechen befassen.

Kölner Treff, 03.01.2020, Minute 01:14:16
Andreas Müller, Chef der LKA-Profiler NRW

@Brausebonbon
Bitte nicht nur Links einfügen, sondern auch die relevanten Neuigkeiten aus diesen zitieren

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/dna-tests-claudia-ruf-100.html (Archiv-Version vom 07.01.2020)
Vom 07.01.2019

In den Mordermittlungen im Fall Claudia Ruf hat die Polizei bereits Speichelproben von 1.400 Männern vorliegen. Weitere 500 Proben von früheren männlichen Bewohnern des Grevenbroicher Ortsteils Hemmerden stehen noch aus. Dort war die elfjährige Claudia Ruf 1996 entführt und vergewaltigt worden. Zwei Tage später wurde ihre Leiche bei Euskirchen gefunden.

Die Polizei lässt derzeit bundesweit Speichelproben durchführen. Außerdem werden mit Hilfe internationaler Polizeibehörden weitere 200 Speichelproben von Männer eingeholt, die mittlerweile im Ausland leben. Fast alle betreffenden Männer haben Datenanalysten des Landeskriminalamtes in langer Kleinarbeit bis hin nach Australien ausfindig gemacht.

Auch an diese Fälle wird gedacht

Die Mordkommission mit Beamten aus Neuss und Bonn arbeitet weiter mit voller Besetzung von rund 20 Beamten. Obwohl bei den bisher im Labor ausgewerteten 800 DNA-Proben kein Treffer dabei war, sind sie zuversichtlich, den Fall in den kommenden Wochen klären zu können. Beim LKA in Düsseldorf werden zur Zeit jeweils 90 DNA-Proben gleichzeitig untersucht.

Nochmal zum Datenschutz

Beinahetreffer, die über den Verwandtschaftsgrad den entscheidenden Hinweis zum Täter geben können. Sorgen, dass ihre Speichelprobe in einer Datenbank landet, müssen sich die betroffenen Männer nicht machen. Die Polizei versichert, dass alle Proben nach dem Test vernichtet werden.

Die Bewohner wären wohl auch erleichtert, wenn ausgeschlossen wird, dass der Täter aus ihrem Dorf ist

Die neuen Ermittlungsansätze der Polizei hatte die Menschen in dem kleinen Ort aufgewühlt. Der Fall Claudia Ruf ist fast allen noch sehr präsent. In der Grundschule des Ortes hatten 1.000 Männer aus Hemmerden in der Vorweihnachtszeit ihre Speichelprobe abgeben.

Vielleicht habe der Täter 23 Jahre unentdeckt unter uns gelebt, war mit im Schützenverein, habe mit an der Theke gestanden. Das sagten viele dem WDR, die jetzt auf Gewissheit hoffen.

https://www1.wdr.de/nachrichten/rheinland/dna-tests-claudia-ruf-100.html (Archiv-Version vom 07.01.2020)

... Sorgen, dass ihre Speichelprobe in einer Datenbank landet, müssen sich die betroffenen Männer nicht machen. Die Polizei versichert, dass alle Proben nach dem Test vernichtet werden.

Allerdings würde diese Formulierung nicht zu meiner Beruhigung beitragen. Ich habe das in dieser Form schon oft im Zusammenhang mit Massengentests gelesen.

Dass die Speichelproben nicht aufbewahrt, sondern vernichtet werden, wird immer betont.
Dass sie nicht in einer Datenbank landen, ist selbstverständlich, denn Speichelproben sind keine Daten, sondern physisch vorhanden, es können lediglich Daten aus ihnen abgeleitet werden. Die Proben selbst könnten höchstens in einem "Speichelprobenarchiv oder -magazin" aufbewahrt werden. Das macht aber niemand, denn das Wichtigste von diesen Proben, die extrahierten Daten, hat man ja, so dass die Proben selbst nicht mehr gebraucht werden.

Die Frage ist, was geschieht mit den Daten, die die Speichelproben geliefert haben. Werden diese in Datenbanken gesammelt? Oder werden diese nach dem Abgleich auch vernichtet, genauso wie die Proben selbst?
Warum drücken sich die Ermittlungsbehörden da immer so zweideutig schwammig aus, warum wird nicht klipp und klar und unmissverständlich gesagt, dass sowohl die Proben als auch die daraus ermittelten Daten umgehend nach dem Abgleich vernichtet werden?

Ich will jetzt hier nicht wieder die Diskussion anschieben, ob man diesen Test verweigern sollte/könnte/was auch immer, möchte nur wissen, ob ich da vielleicht zu misstrauisch bin. Für mich ist die gewählte Formulierung der EB hier nicht eindeutig, wie seht ihr das?

eldec schrieb:Warum drücken sich die Ermittlungsbehörden da immer so zweideutig schwammig aus, warum wird nicht klipp und klar und unmissverständlich gesagt, dass sowohl die Proben als auch die daraus ermittelten Daten umgehend nach dem Abgleich vernichtet werden?

Auf welche Aussage einer Ermittlungsbehörde beziehst du dich denn, die du für zweideutig und schwammig erachtest? Das, was du zitierst, ist ein Artikel vom WDR, nicht die konkrete Aussage einer Ermittlungsbehörde.

Bestimmt wäre es hilfreich, hier eine originale Erklärung heranzuziehen.

emz schrieb:Bestimmt wäre es hilfreich, hier eine originale Erklärung heranzuziehen.

@emz

Danke für deinen Hinweis.

Hier in diesem Erklärvideo https://bonn.polizei.nrw/mkruf/media/video-dna wird tatsächlich explizit gesagt, dass nicht nur die Probe, sondern alle Daten nach dem Abgleich vernichtet werden.

Schade, dass das in den Presseberichten so verkürzt dargestellt wird. Aber vielleicht hat sich außer mir sonst niemand daran gestört.

@eldec

Schön, dass du es rausgesucht hast, ich war schlichtweg zu bequem ;)

Ich habe es mir fast abgewöhnt, mich an solchen 'marginalen' Ungenauigkeiten zu stören, wenn sie von irgendwelchen Medien kommen.

eldec schrieb:Aber vielleicht hat sich außer mir sonst niemand daran gestört.

Ich kann Deinen Argwohn da gut verstehen. Solche Spitzfindigkeiten werden m.E. gerne genutzt, um etwas anderes zu tun, als "eigentlich" zugesagt wurde...

Könnten wir bitte das ständige Diskutieren über die polizeiliche Speicherung von DNA-Daten sein lassen ? In diesem Thread geht es um den Mord an Claudia Ruf und nicht um die Ethik von kriminalistischen DNA- Analysen.

@MEIneStadt

Es geht hier nicht um Ethik, sondern um die Gesetzeslage. Diese in so einem Fall nochmal deutlich herauszustellen, halte ich für elementar wichtig.

Ansonsten frage ich mich, was stört es die Diskussion zum Mordfall selbst, wenn wir ein wenig über den Tellerrand hinausschauen.

@emz

Mich stört es überhaupt nicht "ein wenig über den Tellerrand" zu schauen, aber vor kurzem gab es hier schon mal ein langes hin und her über die polizeiliche Handhabung von DNA-Daten.

Ob die Polizei gesammelte DNA-Daten für die Zukunft behalten oder vernichten sollte/darf/muss ist ein sehr interessantes Thema, aber kann es bitte woanders diskutiert werden ?

MEIneStadt schrieb:ein sehr interessantes Thema, aber kann es bitte woanders diskutiert werden ?

Aber selbstverständlich kann es das.
Dazu genügt es völlig, einen neuen Thread zu eröffnen, der dieses Thema zum Inhalt hat.
Keiner wird dich daran hindern, dies zu übernehmen, so es dir ein Bedürfnis ist ;)

@MEIneStadt
Ich finde diese Informationen nach wie vor sehr interessant. Und sie gehören hier nunmal auch zu diesem Fall. Gerade hier ist das Thema doch aktuell.
Bitte scrolle doch einfach weiter oder ignoriere es.
Ich habe bislang ansonsten von dir hier auch noch nichts Konstruktives zum Fall gelesen. Ist ja auch ok, wenn man eher ein stiller Mitleser ist. Dann sollte man andere aber auch nicht kritisieren, die hier sachlich diskutieren.

https://www.news894.de/artikel/nach-wie-vor-kein-treffer-im-fall-claudia-ruf-475517.html

Gemäß News 89.4-Artikel
sind mittlerweile über 1000 Proben ausgewertet worden. Alle negativ. Damit ist klar, dass der Täter nicht (mehr) in Hemmerden wohnt und auch keine lebenden Verwandte dort hat. Jetzt gibt es noch folgende vier Möglichkeiten, den Mörder zu finden:
1. Er wohnt nicht mehr in Hemmerden. Wird z. Zt. mittels weiterer DNS-Proben von ehemals dort Wohnenden untersucht.
2. Er ist verstorben. Da keine Verwandten in den Untersuchungen getroffen wurden, ist es in dem Fall sehr schwierig noch fündig zu werden.
3. Der Gesuchte stammt aus einer anderen Altersgruppe (z. B. 13 oder 71 zur Tatzeit; aber eher unwahrscheinlich).
4. Er stammt nicht aus dem Wohngebiet innerhalb des 1km-Radius ("Ankerpunkt bis zum Kontaktpunkt"). Der neue Suchansatz basierte u.a. auf einer Studie aus 2004, nach der 45% der Täter innerhalb des 1km-Radius zum Tatort wohnt. Aber immerhin 13% in mehr als 15km Entfernung.

https://bonn.polizei.nrw/mkruf/geografisches-verhalten-fremder-taeter-bei-sexualmorden-mit-kind-als-opfer

Sollten auch die restlichen DNS-Proben der aus Hemmerden weggezogenen 14-70-Jährigen negativ sein, wäre der geographische Ansatz "Hemmerden" gescheitert. Die Profiler wären wieder gefragt, um entweder den Radius zu vergrößern (15km) oder um ein neues Tätermodell zu erstellen und doch externe Täter einzuschließen.

Ach mann. Ich hoffe der Fall wird noch irgendwie aufgeklärt werden.

Für die EinwohnerInnen in Hemmerden gibt es immerhin jetzt due Gewissheit, dass es niemand aus dem Ort war. Zumindest niemand, der dort jetzt noch wohnt und einem regelmässig begegnet. Evtle Verdächtigungen sind aus dem Weg geräumt

Meiner Meinung nach wurde nicht in alle Richtungen ermittelt. Warum sprechen die Ermittler nie einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Fall Deborah Sassen und Claudia Ruf an? Hier im Forum wurde das anfangs auch erwähnt.

Debbie verschwand am 13. Februar 1996, Claudia am 11.05.1996. Zwischen beiden Verschwinden liegen nur etwa 3 Monate. Von Debbies Schule zu Claudias Wohnort sind es nur 25 km. Bei Debbie gab es keine Spur, vielleicht wurde er bei Claudia unvorsichtiger.

Eventuell war er auf dem Weg von Duisburg nach Euskirchen. Bei Debbie läge das praktisch direkt auf der Strecke, bei Claudia hätte er einen kleinen Umweg (10 Minuten) durch Hemmerden nehmen müssen.

Ich denke nicht, dass DNA-Reihenuntersuchungen in diesem Fall überhaupt irgendeinen Sinn ergeben. Auch nicht, wenn der Fall Claudia mit dem Fall Debbie gar nichts zu tun hat.

Warum sollte jemand 70 km weit fahren, nur um eine Leiche zu entsorgen? Käme er aus Hemmerden, wäre es doch Zeitverschwendung, so weit zu fahren. Da würde man eher die Zeit nutzen, um die Leiche verschwinden zu lassen.

Es würde eher Sinn ergeben, wenn er aus Euskirchen käme oder mit Euskirchen mehr zu tun hätte. Eventuell dort aufgewachsen ist etc.

Ich dachte wirklich, dass sich die Ermittler sehr sicher sind und wissen, warum sie so weit entfernt abgelegt wurde, aber dem ist scheinbar nicht so.

kirschbluete78 schrieb:Meiner Meinung nach wurde nicht in alle Richtungen ermittelt. Warum sprechen die Ermittler nie einen möglichen Zusammenhang zwischen dem Fall Deborah Sassen und Claudia Ruf an? Hier im Forum wurde das anfangs auch erwähnt.

Woher möchtest du wissen, dass diese Querverbindungen zum Fall Deborah Sassen nicht gezogen wurden bzw werden?

Nur weil derlei Überlegungen nicht veröffentlicht werden, heißt es nicht das dies nicht erfolgt.

kirschbluete78 schrieb:Warum sollte jemand 70 km weit fahren, nur um eine Leiche zu entsorgen? Käme er aus Hemmerden, wäre es doch Zeitverschwendung, so weit zu fahren. Da würde man eher die Zeit nutzen, um die Leiche verschwinden zu lassen.

Es kann einige Gründe geben die Leiche an einem entfernten Ort abzulegen bzw zu verstecken.

Ich erinnere mich an einen Fall aus der Nähe von Aachen. Die Täter sind ebenfalls bis in die Eifel gefahren, um die Leichen los zu werden.