@Blondi23 ... hat einen ganz wichtigen Aspekt angesprochen.
Wir beurteilen das Verhalten der Zeugen, die sich nicht finden lassen bzw. sich nicht melden aus dem Blickwinkel dieses Threads. Nun muss ich euch aber sagen, dass wir alles andere als eine Mehrheit darstellen. Man kann ja einfach mal einen Selbstversuch starten und in seinem Familien- und Freundeskreis nachfragen, wer sich intensiv mit einem Kriminalfall in den letzten 50 Jahren beschäftigt hat. Oder wer mit dem Namen Tanja Gräff etwas anfangen kann. Das werden nicht viele sein.
Wer von den 20 bis 30 Jährigen (sicherlich der Altersschnitt der 15 000 auf dem Fest) schaut denn Aktenzeichen XY? Mit Quoten darf man das nicht beantworten, weil die Methodik der Quotenerhebung in Deutschland eine Farce ist. Aber auch hier kann man den Selbsttest machen und einfach mal im Kreise seiner Liebsten nachhaken, wer sich diese Sendung regelmäßig gibt. In meinem Fall ist es nur eine Freundin.
Wer von den 20-30 Jährigen liest denn den Trierer Volksfreund und schaut regelmäßig Landesrundfunkanstalten wie SWR oder SR? Wie viele der damaligen Festbesucher waren wohl jemals auf Allmystery? Für mich ist es relativ Wahrscheinlich, dass die Gruppe aus dem Gebüsch schlicht nichts von den Zeugenaufrufen mitbekommen hat. Erst recht, weil wir überhaupt nicht wissen, wo diese Gruppe herkam. Auch ist es absolut vermessen davon auszugehen, dass es sich um Studenten handelte. Es könnten genauso gut Hauptschüler auf Klassenfahrt aus Berlin gewesen sein. An dieser Stelle über Verbeamtungen zu diskutieren ist völliger Quark. Als könnte man in Trier nur Lehramt studieren. Fraglich ist ebenfalls, ob diese Gruppe gemeinsam zum Fest kam oder es sich um eine zusammengewürfelte Truppe handelte, die sich nach dem Fest eventuell nie wieder begegnete.
BTW: Auch in die Sache mit den Drogen wird hier teilweise irre viel hineingedichtet. Welche Anhaltspunkte gibt es denn, dass die Gebüsch-Gruppe Drogen konsumierte? Die Aussage der Ermittler, dass ein Drogenkonsum nicht von Interesse für die Ermittlungen sei, ist meiner Ansicht nach schlicht prophylaktisch gewesen. Um eben auszuschließen, dass sich diese Leute wegen einer etwaigen Konsumierung von illegalen Substanzen nicht melden.
Ich gehe aus benannten Gründen davon aus, dass diese Gruppe keine Kenntnis des Falles hat. Davon abgesehen möchte ich neuerdings darauf hinweisen, dass nicht klar ist, ob diese Begebenheit überhaupt etwas mit Tanja zu tun hat.
Ein Beispiel aus meinem Umfeld: Der Vermisstenfall Max Weil. Ich habe die ersten 20 Jahre meines Lebens in Gera verbracht. Kurz nachdem ich in den Westen zog, verschwand Max Weil 2011, der an der Berufsakademie Gera studierte. Das Verschwinden hat damals hohe Wellen in Gera geschlagen und ich musste mich quasi zwangsweise mit dem Fall beschäftigen. Schließlich kenne ich Stadt, Hochschule und den Neubaustadtteil, wo Max Weil wohne wie meine Westentasche. Es gab eine XY Sendung, es gab viele Sendungen im MDR aber auch überregional. Die Zeitungen waren voll. Letztes Jahr wurden dann seine Überreste an der Tschechischen Grenze gefunden.
Was hat das mit Tanja Gräff zu tun? Nun ja, ich musste soeben im Netz suchen, wie dieser junge Mann eigentlich hieß, wann er verschwand und wann er gefunden wurde. Ich wusste es schlicht nicht mehr und wette, dass auch meine Familie+Freunde aus Gera sich nicht mehr erinnern können. Solche Dinge geraten unfassbar schnell in Vergessenheit, trotz starker örtlicher Verbundenheit und enormer medialer Präsenz.
Wetten, dass die Mehrheit meiner Family+Freunde nicht weiß, dass man Max Weil gefunden hat? Ich wette ebenfalls eine Backe meiner knackigen Hinterseite darauf, dass die Mehrheit der Menschen, die sich damals (sagen wir 2007-2010) mit dem Fall Tanja beschäftigt hat, bis heute gar nicht weiß, dass sie gefunden wurde. Das klingt hart, aber Menschen wie wir, die über Jahre hinweg einen Fall beobachten, bilden eine ganz, ganz kleine Gruppe.
Um vielleicht mal etwas Konstruktives anzuregen: Ich würde mir mal eine übersichtliche Karte wünschen, wo wirklich alles eingezeichnet ist. Bühnen, Parkhaus, Sichtungen+Zeitpunkt, Bauzaun (von wo bis wo, und was hat dieser Zaun eigentlich für einen Zweck gehabt), Einlass, Ausgänge etc. Wirklich alles. Darüber hinaus interessiert mich nach wie vor, wann dieses Fest sich dem Ende neigte. Wann spielten die Bands? Wann schlossen die Bars? Darüber finde ich einfach keine Hinweise.
Blondi23 schrieb:Außerdem: Wie möchte man denn den Drogenkonsum später bei den Gebüschlern nachweisen? Du kannst sie nur dann bestrafen, wenn du sie dabei oder mit entsprechenden Drogen erwischt hast.
