Urlaubsfahrt in den Tod - Ungeklärter Mord im Chiemgau

Ich hab das hier schon mal geschrieben, bevor es wahrscheinlich aus Versehen gelöscht wurde.
Kann es vielleicht sein dass der Mörder nicht den Tatort mit der Fahrt nach Nürnberg ändern wollte sondern nur das Womo vom Hölzl wegbringen wollte. Da würde es ja dann mal auffallen!
Und dann mit dem Brand des Womos nur seine privaten Sachen entsorgen wollte, denn ohne Brand hätte er für alles viel mehr Zeit gehabt!

Was heisst ändern? Zum ändern brauch er ja nicht nach Nürnberg zu fahren. Dass das Wohnmobil noch Nürnberg überstellt wurde hat wohl andere Gründe. Und auch nicht der eines verschleiern des Hölzls. Eher ein darauf aufmerksam machen. Denn hätte der Taxigast das nicht gewollt, hätte er das problemlos unterbinden können.

@schluesselbund
Wieso sollte er aufs Hölzl hinweisen sollen? Das macht doch gar keinen Sinn! Dann hätte er doch gleich gar nichts machen müssen.

Wenn der Taxigast die Fahrt unterbunden hätte wäre das Hölzl nie gefunden geworden. Ja, warum wollte er darauf hinweisen? Um von etwas abzulenken. Beispiel von einem anderen Ort. Von einem Ereignis welches mit den Ls in Verbindung gebracht werden könnte.

schluesselbund schrieb:Ja, warum wollte er darauf hinweisen? Um von etwas abzulenken. Beispiel von einem anderen Ort.

Genau. Wahrscheinlich hat er die Langendonks überhaupt nur deshalb umgebracht: um von etwas abzulenken! Ich glaube, jetzt sind wir ganz dicht am Ziel ...

FriedrichA.III schrieb:Ich glaube, jetzt sind wir

Dann ist ja gut. Schön wäre noch wenn du mir das Ziel nennen könntest.

@schluesselbund
Noch einmal.
Um aufs Hölzl als Tatort hinzuweisen hätte er gar nichts machen müssen ausser einfach nach den Morden zu verschwinden. Schließlich lagen die Leichen ja dort und das Womo stand da ja auch.

Jomiko schrieb:Um aufs Hölzl als Tatort hinzuweisen hätte er gar nichts machen müssen

Hier liegt gewissermassen ein Denkfehler vor. Tatsache ist, dass das Wohnmobil aus dem Hölzl gefahren wurde. Und wie gesagt:

schluesselbund schrieb:Dass das Wohnmobil nach Nürnberg überstellt wurde hat wohl andere Gründe. Und auch nicht der eines verschleiern des Hölzls.

Natürlich verhält es sich so, dass der Täter nach der Tat das Hölzl auf dem Weg hätte verlassen können auf welchem er gekommen ist.

@schluesselbund
Da hast Du recht, das Womo wurde weggefahren! Aber es macht doch Nullkommanull Sinn dann wieder aufs Hölzl als Tatort hinzuweisen so wie Du meinst. Von welchem Ort wollte er denn ablenken?

Habe mir soeben die Fotos hier mal angeschaut.
Was mir dabei auffällt ist, dass man vom Tatort in Litzlwalchen verschiedene Artefakte mit Nummerschildern der Polizei sieht.
Da haben wir das kaputte Tischbein, die Brille von Truus Langendonk, Muniton und Patronenhülsen.
Was mir jetzt fehlt, ist bspw. das Geschirr, das auf dem Kaffeetisch stand. Die beim Kaffee- oder Teegenuss verwendeten Kaffeebecher, Teller, Löffel, Gabeln, ein Messer, Zuckerdose, Milchkännchen etc. fehlen. Die Vermutung liegt nahe, dass die Langendonks evtl. fertig gespeist haben und eher klassich hat Truus alles abgewaschen und verwahrt, bevor es den Überfall gab.
Da einige immer wieder das Tanken aufführen, wäre es möglich gewesen und davon gehe ich dann aus, dass nach dem Kaffeetrinken evtl. Harry Langendonk mitunter alleine geschwind nach Matzing zur Tanke fuhr, das sind ja nur ein paar Kilometer und er wäre mit einem vollgetankten Womo binnen 15 Minuten wieder zurückgekommen? In der Zwischenzeit blieb Truus zurück, saß im Stuhl, las etwas oder döste vor sich hin und wartete, bis Harry mit dem Womo zurückkam?

Ich bin gerade ein bisschen verwirrt, ist diese Annahme, dass sie Mittagessen hatten und dann Kaffee irgendwo gesichert? Oder ist das nur eine Vermutung um die sich die Therorien drehen? Als jemand der in Holland gewohnt hat, muss ich sagen, dass ein großes Mittagessen in Holland normalerweise nicht stattfindet und auch nicht das typische Kaffee/Kuchen „zelebrieren“ nach dem Mittagessen. Die Holländer essen zu Mittag (und das ist wirklich zu 99% auch heute noch so, früher noch mehr) maximal ein belegtes Sandwich und manchmal noch eine Suppe dazu. Manchmal nur belegtes Brot. Große Mahlzeiten oder gar ein Restaurantbesuch Mittags als Hauptmahlzeit ist eigentlich unüblich. Das Hauptessen gibt es abends. Auch Nachmittags gibt es eher nicht das zusammensitzen mit Kaffee und Kuchen, sondern maximal einen kleinen Kaffee mit irgendwelchen Mini Kleinigkeiten wie Nüsse oder so. Das dann aber meistens zwischen Früh und Mittag oder am späten Nachmittag. Also ich wollte nur mal einwerfen, dass in NL ein anderer Biorhytmus beim Essen gibt als hier und wir vielleicht nicht von einem typischen deutschen Tagesablauf ausgehen sollten.

Jomiko schrieb:Aber es macht doch Nullkommanull Sinn dann wieder aufs Hölzl als Tatort hinzuweisen

Für den Taxigast kann es durchaus Sinn machen sich im Hölzl absetzen lassen. Ein Taxigast kann sich wohl dort absetzen lassen wo er will.

Erst mit der Zuhilfenahme dass der Taxigast mit in die Tat infoviert war ergeben sich zwei Möglichkeiten. Er wollt auf das Hölzl hinweisen. Oder er wollt von einem andern Ort ablenken. Wenn er der Tat beteiligt war kann beides Zutreffen.

Also wie du siehst es gibt schon 4 Möglichkeiten

Jomiko schrieb:so wie Du meinst. Von welchem Ort wollte er denn ablenken?

Das kann doch irgend ein Ereignis sein was 36 Stunden vor der Tat zurück liegt. Wo waren die LS überall? Von dem berichtet zum Tattag halte ich sowieso nicht viel. Und was nach der Tat bis Nürnberg noch geschehen ist wissen wir nicht. Jedenfalls ist es auffällig, dass praktisch keine Zeugensichtungen vorliegen. Weder zu den Ls noch zum Wohnmobil.

oreo schrieb:ist diese Annahme, dass sie Mittagessen hatten und dann Kaffee irgendwo gesichert? Oder ist das nur eine Vermutung um die sich die Therorien drehen?

Es gibt die Zeugenaussage einer Kellnerin, nach der die Langendonks zwischen 12:30 und 14:00 im Gasthaus waren. Das ist Stand der Ermittlungen. Alles, was während des Aufenthalts im Hölzl stattfand und was die Langendonks dort konkret taten, ist mehr oder weniger unklar. Zeugen sprachen von zwei bis vier Personen, die sich im Bereich des Wohnmobils bewegt hätten. Von Kaffee war nicht die Rede.

Deinen Ausführungen zufolge scheint eine Kaffeerunde jedenfalls nicht der Grund für den Stop im Hölzl gewesen zu sein; es ist m.E. auch wegen des kurzen Zeitabstandes zum Gasthof nicht naheliegend.

FriedrichA.III schrieb:scheint eine Kaffeerunde jedenfalls nicht der Grund für den Stop im Hölzl gewesen zu sein; es ist m.E. auch wegen des kurzen Zeitabstandes zum Gasthof nicht naheliegend.

Wieso? Ankunft in Litzlwalchen um ca. 15.00 Uhr. Er wurde ein Tischbein gefunden. Überfall mit Schüssen gegen 18.00 Uhr. Das ist nahezu der ganze Nachmittag oder einfach gesagt: ungefähr drei Stunden. Da kann man doch sicherlich etwas einnehmen? Man kann etwas trinken und/oder essen. Jedenfalls wurden Stühle und der Tisch aufgebaut. Jedenfalls belegtr die eine Aussage aus einem Focus-Interview von Profiler Horn am 26.07.2019: "...Harry und Truus Langendonk machten gerade Campingurlaub. Sie stellten ihr Wohnmobil in der Nähe des Ortes Litzelwalchen bei Traunstein ab, auf einer Wiese am Waldrand. Die Rentner (61 und 63 Jahre alt) machten es sich bei einer Tasse Kaffee auf ihren Campingstühlen bequem und genossen die Nachmittagssonne..."

johanneskayser schrieb:Die Rentner (61 und 63 Jahre alt) machten es sich bei einer Tasse Kaffee auf ihren Campingstühlen bequem und genossen die Nachmittagssonne..."

Dazu braucht es Kaffee, hier wäre die Frage, ob sie ihn in einer Thermoskanne mitgenommen oder eine Möglichkeit zum Benutzen der Kaffeemaschine hatten.

Außer Kaffee- oder Thermoskanne braucht es dazu nur 2 Tassen und evtl ein kleines Löffelchen zum Umrührern. Für gewöhnlich stellt ein Camper das benutzte Geschirr ins Waschbecken und wäscht es ab, wenn er an warmes Wasser kommt. Das wäre vermutlich abends bei den Ls gewesen, auf einem Campingplatz.

Aufgrund dessen, was die EBs im Waschbecken des ausgebrannten Wohnmobils fanden, also schmutziges Geschirr, konnten sie evtl. darauf schließen, was die Ls am Nachmittag machten und auch, anhand der Anzahl an Tassen oder Gläsern, wievel Personen sich am Wohnmobil befanden.

Außer, der Täter hat das bedacht, und Geschirr wegen Fingerabdrücken oder DNA-Spuren entfernt. Zeit hatte er genug, bevor er wegfuhr.

z.B. vier benutzte Tassen/Gläser spricht eigentlich dagegen, dass der/die Täter aus dem Wald kam(en) und gleich losballerte(n).

Ältere Personen konnten oft nichts mit Campinggeschirr anfangen und nahmen gerne Echtglas und leichtes Porzellan mit. Aber auch aus den Resten von geschmolzenem Plastik müssten die EBs noch etwas herausgelesen haben.

johanneskayser schrieb:Wieso? Ankunft in Litzlwalchen um ca. 15.00 Uhr.

Eben. Ankunft im Hölzl gegen 15 Uhr. Und Abflug vom Gasthof gegen 14 Uhr. Sicher können die in den drei Stunden einen Kaffee getrunken haben, aber zu diesem Zweck sind sie wohl kaum eine Stunde nach dem Mittagessen dort hingefahren. Ob sie es tatsächlich getan haben (das mit dem Kaffee), ist die Frage:

johanneskayser schrieb:Jedenfalls belegtr die eine Aussage aus einem Focus-Interview von Profiler Horn am 26.07.2019: "...Harry und Truus Langendonk machten gerade Campingurlaub. [...] Die Rentner (61 und 63 Jahre alt) machten es sich bei einer Tasse Kaffee auf ihren Campingstühlen bequem

Das Zitat suggeriert, dass es tatsächlich von Horn stammt. Das ist aber dem Artikel nicht zu entnehmen; dieser besteht aus einem redaktionellen Beitrag, in den ein paar einzelne Zitate des Ermittlers eingeflochten sind. Das mit dem Kaffee war nicht dabei. Ob Horn das so gesagt hat oder als Vermutung geäußert hat oder der Focus es zur Ausschmückung der Story erfunden hat, weiß niemand (außer ihm selbst und dem Redakteur). "machten es sich bei einer Tasse Kaffee auf ihren Campingstühlen bequem und genossen die Nachmittagssonne" klingt jedenfalls nach Gedöns.

Hallo,

ich hab den aktuellen Beitrag "Der stille Passagier" in der SZ vom (29.01.2022) gelesen.

Mich wundert die Spekulation über ein mögliches Tatmotiv.

Das Motiv ist für mich klar, weil es das einzige wahrscheinliche ist:

A)
- Es gibt Leute die extrem regieren, wenn jemand in "Ihren" Bereich eintritt. Ruhestörung, etc.
- Camper am Waldrand können sowas hervorrufen.
B)
- Es gibt Leute die sich mit Messer und Schussgeräten im Wald aufhalten (wo denn auch sonst?).
- Der offensichtlich Ortskundige hat die Spuren beseitigt und hatte auch die Zeit dazu.

Ob sich an den Ort nochmal einer mit Campingmobil hintraut? Wenn der/die Täter noch lebt(en), könnte er/sie vorbeischauen.

S.Müller schrieb:Das Motiv ist für mich klar, weil es das einzige wahrscheinliche ist:

A)
- Es gibt Leute die extrem regieren, wenn jemand in "Ihren" Bereich eintritt. Ruhestörung, etc.
- Camper am Waldrand können sowas hervorrufen.
B)
- Es gibt Leute die sich mit Messer und Schussgeräten im Wald aufhalten (wo denn auch sonst?).
- Der offensichtlich Ortskundige hat die Spuren beseitigt und hatte auch die Zeit dazu.

Ob sich an den Ort nochmal einer mit Campingmobil hintraut? Wenn der/die Täter noch lebt(en), könnte er/sie vorbeischauen.

Das würde ich auch Spekulation nennen. Dein beschriebenes Motiv ist schon irgendwie im Bereich des Möglichen wie einige andere auch, aber so richtig naheliegend ist es nicht. Bin zwar kein erfahrener Waldrandbegeher, war aber schon paarmal an solchen und ich wurde noch nie getötet… nicht mal grimmig angeguckt.

SichereBasis schrieb:Dein beschriebenes Motiv ist schon irgendwie im Bereich des Möglichen wie einige andere auch

...

Richtig, das war immer schon eine Möglichkeit. Es hat auch schon Fälle gegeben, passionierte XY-Zuseher erinnern sich sicherlich an den Mordversuch an den Campern an der Mosel und den Mord und Mordversuch an den Insassen zweier Wohnmobile in der Schweiz. Auch in Österreich gab es schon Fälle selbsternannter Waldschützer, die sich von Wildcampern gestört fühlten. Holländer haben leider ein gewisses Image, dass sie oft und gern gegen alle Verbote in der Gegend campen, um die Gebühren für Campingplätze zu sparen, so kann man sich vorstellen, dass ein Einheimischer in einer sehr stark besuchten Touristengegend den Anblick eines Wohnmobils mit gelbem Kennzeichen in "seinem" Wald nicht mag.

Aber was sehr stark gegen diese These spricht ist und bleibt das Nachtatverhalten.

Vielleicht hat das Ehepaar den Täter beim Wildern oder bei etwas anderem gestört.
Aber dazu passt der Anzug nicht.
Die Kleidung könnte er allerdings auch nach der Tat gewechselt haben.