Urlaubsfahrt in den Tod - Ungeklärter Mord im Chiemgau

S.Müller schrieb:Der "Musikliebende Meuchelmörder" war vor dem Mord vieleicht gar kein Musikkliebener Meuchelmörder. Er wurde zum Mörder als er gemordet hat und davor war er ein Waldbesucher (und wer hört nicht Musik).

Vorallem war er aber ein bewaffneter Waldbesucher in einem Wald, den ich nicht freiwillig besuchen würde. Nach allem, was ich über das "Hölzl" weiß, ist das kein Ort, an dem man launig spazieren geht. Das war ein Kiesbaugebiet und ne Müllgrube. Dass man da im Schatten rastet, weil da Schatten ist, lass ich gelten. Dass man da im Anzug spazieren geht, weil man's da so hübsch findet, halte ich für unrealistisch. Noch dazu bewaffnet.

Rick_Blaine schrieb:Das Problem in diesem Fall ist, dass wir nicht nur lückenhafte Informationen haben, sondern oft auch widersprüchliche.

Eine Krux in fast jedem der Fälle hier. Und dazu noch die losen Enden, wie die dauernd aufblitzenden Geigen: In Museen, in Ausstellungen, in Mittenwald, verkohlt im Camper... hat eigentlich je einer außer den Langendonks die "Ursprungsgeige" gesehen?

Rick_Blaine schrieb:Bisher hiess es immer, die Ls. hätten von einer Telefonzelle am Bahnhof telefoniert. Nur gibt und gab es da keine Tankstelle. Solange wir nicht wirklich gesicherte Informationen haben ist dies alles Kaffeesatzleserei.

Das stimmt, das hab ich hier auch schon öfter gelesen, dass die Langendonks in Siegsdorf am Bahnhof waren und von dort aus telefoniert hätten. Nur gibt es wiederum dafür keinen glaubhaften Nachweis.
Die von dir angesprochenen "wirklich gesicherten Informationen" finde ich in dem Artikel in der SZ vom 29.01.2022, weil wie gesagt dieser unter Mitwirkung des ermittelnden Kriminalbeamten aus Traunstein entstanden ist und der Reporter mit dem Beamten alle Stationen abgefahren ist. Und dazu steht eben in dem Zeitungsbericht, dass das Telefonat aus einer Telefonzelle geführt wurde, die am ehemaligen alten Postgebäude stand. Von Bahnhof kein Wort mehr.
Die Telefonzellen gibt's nicht mehr, das alte Postgebäude aber schon noch, das wird demnächst umgebaut zur Touristen-Information und steht an der Hauptstraße Ecke Bahnhofstraße in Siegsdorf. Die erwähnte Tankstelle gibt's heute auch nicht mehr, aber die war gegenüber an der Hauptstraße.
Is aber natürlich jetzt nicht gaaaanz so entscheidend, aus welcher Ecke in Siegsdorf das Telefonat geführt wurde, das hilft uns nicht wirklich weiter.

@Berndorf2.0 Danke fürs teilen der Informationen aus der SZ.

Bezüglich des Telefonats aus Siegsdorf. Dass sie aus einer Telefonzelle am Bahnhof telefonierten hat die Polizei meine ich so auch nicht mitgeteilt, es hieß lediglich in der Pressemeldung der Polizei vor dem Vox Beitrag: aus einer Telefonzelle in der Bahnhofstraße. Warum hier nun einige auf den Standort Bahnhof kamen? Lag es an der filmischen Umsetzung? Kann mich nicht mehr an den Vox Beitrag erinnern. Oder es lag ein Missverständnis eines Users vor, was weiter übernommen wurde. Aber egal, die Sache scheint nun ja geklärt zu sein.

rottal76 schrieb am 16.03.2021:Nochmal zu gesicherten Erkenntnissen laut Polizei Oberbayern Süd:
Truus + Harry Langendonk: ermordet 7. Juni 1997, ~18:00 Uhr, am nördlichen Waldrand neben der Bundesstr. 304 bei Litzlwalchen, Gde. Nußdorf / Lkr. Traunstein. Erst gegen 20:00 Uhr fuhren der oder die Täter mit dem Wohnmobil der Opfer vom Tatort weg.
Aufenthalt des Paars vor dem Mord: 6. Juni – Herrenchiemsee (9-11h Bootsanlegesteg), 7. Juni – Marquartstein (12:30-14h Wirtshaus Schlossberg), Siegsdorf (14:30 Telefonzelle/Bahnhofstraße). Anschließend Fahrt nach Litzlwalchen und Rast am Waldrand.
Wer konnte das Ehepaar am Freitag, 6. Juni, od. Samstag, 7. Juni, zusammen mit anderen Personen beobachten? Wer ist möglicherweise selbst mit dem kontaktfreudigen Ehepaar ins Gespräch gekommen?

Es war ja auch nie vom Bahnhof die Rede sondern immer schon von einer Telefonzelle in der Bahnhofstrasse, wenn ich mich nicht irre!

Na ja eben. Bei Bahnhofstrasse wurde halt immer dann gleich Telefonzelle am Bahnhof assoziert.

BellaNapoli schrieb:Na ja eben. Bei Bahnhofstrasse wurde halt immer dann gleich Telefonzelle am Bahnhof assoziert.

Was ja auch richtig ist. Zumal die Bahnhofstrasse in Siegsdorf eine kleine bzw. kurze Strasse ist. Der nun genannte Ort ist doch deutlich anderswo.

Nala-Nyna schrieb:Vorallem war er aber ein bewaffneter Waldbesucher in einem Wald, den ich nicht freiwillig besuchen würde. Nach allem, was ich über das "Hölzl" weiß, ist das kein Ort, an dem man launig spazieren geht. Das war ein Kiesbaugebiet und ne Müllgrube. Dass man da im Schatten rastet, weil da Schatten ist, lass ich gelten. Dass man da im Anzug spazieren geht, weil man's da so hübsch findet, halte ich für unrealistisch. Noch dazu bewaffnet.

Angenommen der Täter wollte einfach mal eine Schuss aus seiner Pistole abgeben (wie immer er auch zu der Pistole gekommen ist). Würde er sich da ein gut besuchtes schönes Waldstück mit gut ausgeschilderten Wanderwegen aussuchen, oder eher eine Kiesgrube? In einem buckligen Gelände mit Schallfängern? Samstag ist in Müllgruben wenig los, und ausserdem scheint dort Lärm nicht so auffällig zu sein (z.B. Modellflugplatz damals laute Verbrennungmotoren).
Niemand hat behauptet das man hier spazieren geht weil man es so hübsch findet.

Eigentlich ist das größte Rätsel erstmal warum sie wenn die Aussage der Kellnerin stimmt und sie nach Reit im Winkl wollten dann urplötzlich aus heiterem Himmel an der Telefonzelle in Siegsdorf auftauchen.
Es muss irgendetwas im Lokal oder kurz danach passiert sein das sie so eine offensichtliche Richtungsänderung einschlugen.
Das ist ja nicht so das ich an einer Ecke falsch abbiege, das ist dermaßen Skurril das man es ja fast nicht glauben kann.
Die waren bereits tagelang in Deutschland unterwegs, die haben sich niemals verfahren , sie sind gezielt nach Siegsdorf aber ich denke vorher liegt der Schlüssel zu dem Fall. An der Telefonzelle war die Sache bereits am laufen für den oder die Täter.

Hier nochmal der Verlauf der Reise dank der Arbeit von einem User hier, das ist einfach nur Skurril dann so von der Route abzuschweifen:

Und die nächste Behauptung die einfach nur FALSCH ist! Sie haben niemals erwähnt dass sie nach Reit im Winkl wollen, sie haben nur nach dem Weg gefragt, sie erwähnten dann in Siegsdorf im Telefonat dass sie erst mal in der Gegend um den Chiemsee bleiben wollen. Und dann macht die Fahrt vorher viel Sinn.

Jomiko schrieb:Und die nächste Behauptung die einfach nur FALSCH ist! Sie haben niemals erwähnt dass sie nach Reit im Winkl wollen, sie haben nur nach dem Weg gefragt, sie erwähnten dann in Siegsdorf im Telefonat dass sie erst mal in der Gegend um den Chiemsee bleiben wollen. Und dann macht die Fahrt vorher viel Sinn.

Und das weißt du woher?
Noch dazu wäre Reit ja auf ihrer Strecke gelegen somit macht es durchaus Sinn auch dorthin zu fahren und nach dem weg zu fragen.
ich frage ja auch nicht wie es nach X geht wenn ich dann nach Y fahre.
Macht ziemlich viel Sinn.
Dann tauchen sie etwas später irgendwo in der Pampa auf macht für dich wahrscheinlich auch Sinn.

@HchelH

Genau so ist es. Aber es ist sinnlos, das ist hier schon so oft diskutiert worden, dennoch gibt es viele, die meinen, die Ls. wollten unbedingt die Weltsehenswürdigkeit Hölzl besuchen, die in allen Reiseführern angepriesen wird. Wer will schon nach Reit im Winkl in den schnöden Alpen? :D

Vermutlich war die Rast in Marquartstein wirklich der Fehler. Sie hatten sich auf dem Weg ins sehenswerte Hölzl verfahren und wollten in Wirklichkeit nur einmal kurz um den See fahren. Klare Sache, Fall gelöst. Und im Hölzl lief unser Meuchelmörder im Anzug herum, weil er Schiessübungen machen wollte und dabei gut angezogen sein wollte. Man ist schliesslich wer.

Also nochmals wenn ich in einem Telefongespräch mit meinen Angehörigen um 14.30 davon spreche am Chiemsee bleiben zu wollen, was mache ich dann wohl vorher? Wohl nicht in die entgegengesetzte Richtung nach Reit im Winkl fahren, oder? Und nochmals, es widerspricht sich doch in keinster Weise nach dem Weg zu fragen und diese Info dann erst 2/3 Tage später zu nutzen, oder?

Klar, wenn man am Chiemsee bleiben will, fährt man erst mal nach Marquartstein, nicht weit von Reit im Winkl entfernt, um dann erschrocken festzustellen: ach je, wir sind ja schon wieder in diesen doofen Bergen, das konnte man aber nicht vorher sehen. Bloss schnell zurück zum See, ins tolle Siegsdorf und dann ins Hölzl. Da ist zwar weit und breit kein See aber immerhin auch keine Berge in Sicht.

Wenn es mir am Chiemsee gefällt, dann bleibe ich da und fahre nicht woanders hin. Oder haben die Ls. in Marquartstein plötzlich einen Tatzelwurm gesehen, der ihnen solche Angst einjagte, dass sie wieder nach Norden flohen?

Ich kann natürlich auch jedes Wort eines einzigen Zeitungsberichts für bare Münze nehmen.

Jomiko schrieb:Also nochmals wenn ich in einem Telefongespräch mit meinen Angehörigen um 14.30 davon spreche am Chiemsee bleiben zu wollen, was mache ich dann wohl vorher? Wohl nicht in die entgegengesetzte Richtung nach Reit im Winkl fahren, oder? Und nochmals, es widerspricht sich doch in keinster Weise nach dem Weg zu fragen und diese Info dann erst 2/3 Tage später zu nutzen, oder?

Dann würde die Fahrt nach Marquartstein völlig unsinnig sein, warum dorthin und dann wieder nach Siegsdorf?
Wenn sie wirklich in Marquartstein waren macht Reit im Winkl einfach total Sinn auch in Anbetracht ihrer vorherigen Route wo sie laut Telefonat ja in Rosenheim waren.
Bis zum Essen in Marquartstein ist alles in Ordnung denke ich aber dort irgendwo dürfte meiner Meinung nach der Schlüssel zum Fall liegen.

Weil man einfach schon in diese Richtung unterwegs war und auf der Suche nach nem Restaurant zum Essen! Sie waren ja schließlich im Urlaub! Und in Marquartstein genau in diesem Eck lebte mal ein weltbekannter Mann!

Rick_Blaine schrieb:Sie hatten sich auf dem Weg ins sehenswerte Hölzl verfahren und wollten in Wirklichkeit nur einmal kurz um den See fahren. Klare Sache, Fall gelöst. Und im Hölzl lief unser Meuchelmörder im Anzug herum, weil er Schiessübungen machen wollte und dabei gut angezogen sein wollte. Man ist schliesslich wer.

Gratuliere, eine der zuletzt diskutierten Annahmen ist fast getroffen.:

- Sie haben am Hölzl gerrastet, soweit ich weis, stand da der Campingtisch mit Stühlen
- und dann ist ihnen ein Mann mit Pistole begegnet (die Annahme ist hier lediglich die Begegnung war zufällig sonst nichts!)

- Das der Mann einen Anzug anhat, tut zur Ausführung der Tat nichts zur Sache, genauso abstrus wäre ja eine Anhalter mit Anzug, ein "Auftragskiller", oder ein sonstwer (Verfolger) mit Anzug. Auch vollkommen abstrus das der Mann die Leute umbringt und dann sich deren Kleidung anzieht (da muss er dann schon völlig weggedreht sein). Die These: das er erst heimfährt sich einen Anzug! anzieht halte ich auch für sehr komisch.
- Der Mann kann möglicherweise von einer Veranstaltung gekommen sein oder war auf dem Weg zu einer Veranstaltung. Eher unwahrscheinlich ist, das er tatsächlich in seiner Alltagskleidung bzw. Berufskleidung unterwegs war (Frage: warum ist das unwahrscheinlich?)
- Diesen Ort als geziehlten Treffpunkt auszuwählen und anzusteuern, um auf jemanden zu warten, wäre meiner Meinung nach auch sehr seltsam.
- Das sie ihren späteren Mörder zufällig an einem anderen Ort getroffen haben, ihn mitgenommen haben. Kann ja möglich sein.
(Das ist die Lotsenannahme: ein Picknick mit Zufallsbegegnung im Anzug?)

S.Müller schrieb:- Sie haben am Hölzl gerrastet, soweit ich weis, stand da der Campingtisch mit Stühlen
- und dann ist ihnen ein Mann mit Pistole begegnet (die Annahme ist hier lediglich die Begegnung war zufällig sonst nichts!)

Die weiter Annahme ist aber auch, dass die Ls aus freiem Antrieb im Hölzl Rast machten.
Oder anders gesagt: Die Ls zufällig im Hölzl. Ein Mann mit Pistole und Messer zufällig im Hölzl.
Nun Zufälle mag es geben. Aber in dem Fall Ls wähle ich das Ausschlussverfahren. Und gelange zur Auffassung , dass es kein Zufall war, dass sich Täter und Opfer im Hölzl trafen.

Welche deiner Auflistung ist jetzt an wahrscheinlichsten?

Ich denke die Annahmen zu systematisieren. Anbei der Anfang.

Rick_Blaine schrieb:Klar, wenn man am Chiemsee bleiben will, fährt man erst mal nach Marquartstein, nicht weit von Reit im Winkl entfernt, um dann erschrocken festzustellen: ach je, wir sind ja schon wieder in diesen doofen Bergen, das konnte man aber nicht vorher sehen. Bloss schnell zurück zum See, ins tolle Siegsdorf und dann ins Hölzl. Da ist zwar weit und breit kein See aber immerhin auch keine Berge in Sicht.

Deine Ironie gefällt mir.

Der skurrile Rastplatz im Hölzl, im entlegenen, unansehlichen Hinterhof des attraktiven Chiemsees und auch des attraktiven Achentals bleibt das Rätsel.