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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

7.969 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Terrorismus, Aktenzeichen Xy, Gesucht ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

10.04.2023 um 17:13
@Kottan
Es war kurz nach dem Überfall von einer sehr hohen Beute im Millionenbereich die Rede. Auch die Bild-Zeitung schrieb das damals. Später waren dann in den Medien 600000 € genannt worden.
Es ist also nicht auszuschließen, dass sie nochmal tätig werden - wenn auch nicht sicher...
Bezüglich eines Überfalls im Jahr 2019 ist mir nichts bekannt. Der letzte wohl ziemlich zweifelsfrei zuzuordnende Überfall ist im Jahre 2016 vom flüchtige Trio begangen worden.

@Kielius
Ich vermute, wenn man 30 Jahre auf der Flucht ist, wird man schonmal einen Arzt aufgesucht haben. Da gibt es neben der möglichen privatärztlichen Versorgung auch noch viele weitere Möglichkeiten.

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10.04.2023 um 17:24
Ich sehe auch nicht, weshalb sie im europäischen Ausland mit einem Akzent auffallen müssten. Sie leben dort ja ggf. schon lange. Außerdem hat zumindest Staub Linguistik (Phonetik) studiert - vllt ist er deshalb recht sprachgewandt - vielleicht auch nicht. Wir wissen es nicht.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

10.04.2023 um 17:57
Zitat von louis1949louis1949 schrieb:auffallen
Zitat von louis1949louis1949 schrieb:Ich sehe auch nicht, weshalb sie im europäischen Ausland mit einem Akzent auffallen müssten. Sie leben dort ja ggf. schon lange. Außerdem hat zumindest Staub Linguistik (Phonetik) studiert - vllt ist er deshalb recht sprachgewandt - vielleicht auch nicht. Wir wissen es nicht.
Weil es sehr schwer ist, sich nach der Pubertät den Akzent abzutrainieren, besonders, wenn man nicht viele "Übungsmöglichkeiten" hat, was ja bei Straub und Klette auf der Hand liegt. Eventuell kann ich mir noch Holland vorstellen, weil die Sprache stark verwandt ist.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

10.04.2023 um 18:02
Bezüglich Privatarzt: ich kenne einige Leute mit bürgerlichem, unauffälligem Leben, die Privatärzte konsultieren. Da gibt es kein Wartezimmer, sondern sie rufen direkt an, wenn sie etwas brauchen und kommen dann z. B. spätabends zur Zahnbehandlung. Ich denke, dass es im vorliegenden Fall ähnlich gehandhabt wird. Auch Krankenhausaufenthalte sind unauffällig mit Einzelzimmer möglich.


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10.04.2023 um 18:26
Zitat von KottanKottan schrieb:louis1949 schrieb:
Ich sehe auch nicht, weshalb sie im europäischen Ausland mit einem Akzent auffallen müssten. Sie leben dort ja ggf. schon lange. Außerdem hat zumindest Staub Linguistik (Phonetik) studiert - vllt ist er deshalb recht sprachgewandt - vielleicht auch nicht. Wir wissen es nicht.
Weil es sehr schwer ist, sich nach der Pubertät den Akzent abzutrainieren, besonders, wenn man nicht viele "Übungsmöglichkeiten" hat, was ja bei Straub und Klette auf der Hand liegt. Eventuell kann ich mir noch Holland vorstellen, weil die Sprache stark verwandt ist.
Ich würde davon ausgehen:

1) Mehrere Wohnungen, eine zumindest in D mit Hilfe der damaligen Identität die in der DDR geschaffen wurde. Evtl. in den neuen Ländern bzw Deutsche Großstadt im anonymen Block

2) Ein Domizil im Ausland (Belgien oder NL). Wer weiss vielleicht spricht zumindest einer inzwischen die Landessprache ganz gut.
Das nicht regelmässige sprechen der Sprache könnte wirklich ein Problem sein....

3) Ich denke die Tatorte könnten dafür sprechen, das sie am ehesten von Osten/Westen anreisen.Ich denke weniger das sie irgendwo im Süden untergetaucht sind und solche weiten Strecken in Kauf nehmen, da wäre das Risiko vermutlich noch etwas grösser.


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10.04.2023 um 18:26
Zitat von KottanKottan schrieb:Da gibt es kein Wartezimmer, sondern sie rufen direkt an, wenn sie etwas brauchen und kommen dann z. B. spätabends zur Zahnbehandlung.
Zitat von KottanKottan schrieb:Auch Krankenhausaufenthalte sind unauffällig mit Einzelzimmer möglich.
Auch bei derartiger Sonderbehandlung begegnet man nicht nur dem Arzt. Und auch der könnte einen erkennen. Auch der Privatarzt hat eine Assistentin, man läuft dem vorherigen oder anschließenden Patienten über den Weg, man begegnet Anwohnern oder Passanten im Gebäude oder auf dem Weg zur Arztpraxis.
Gut, ich habe bei meinen Überlegungen vor allem den Staub vor Augen gehabt, der das auffälligste Aussehen der drei Verbrecher hat. Dass er einen Arzt aufsucht kann ich mir schwer vorstellen, schon gar keinen Zahnarzt.
Garweg und Klette dürften ein geringeres Erkennungsrisiko haben und könnten es möglicherweise riskieren, niedergelassene Ärzte aufzusuchen.


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10.04.2023 um 18:29
Also an diese falsche Stasi-Identität der Untergetauchten glaube ich einfach nicht. Zum einen sind ja nach dem Mauerfall zehn RAF-Mitglieder der zweiten Generation aufgeflogen und wurden von den DDR-Behörden an die Bundesrepublik ausgeliefert, zum anderen gab es ja bereits davor Probleme mit diesen falschen Identitäten, sodass mindestens drei von ihnen von DDR-Bürgern erkannt wurden und eine neue Legende brauchten und den Wohnort wechseln mussten. Darüber hinaus wurden sie permanent von der Stasi überwacht und es existieren Akten zum gesamten Ablauf. Wären Staub, Klette und Garweg von der Stasi mit einer falschen Identität ausgestattet worden, dann gäbe es dazu doch sicherlich auch Aktenvermerke. Dass es da scheinbar nichts gibt bzw. es so wirkt, als wüsste das BKA nichts von Tarnidentitäten der drei, bedeutet also entweder, dass sie unglaubliches Glück hatten und der MfS diese Akten in der Wendezeit restlos geschreddert hat, oder dass es einfach nicht stattgefunden hat. Ich denke da eher an letzteres.

Dazu schreibt auch Straßner in seiner Dissertation zur dritten Generation der RAF und den Beziehungen zur DDR:
Nicht zuletzt war die nun auch bei der Stasi Einzug haltende dürftige Materiallage auf ein tatsachliches Abkühlen der beiderseitigen Beziehungen spätestens im Jahr 1984 zurück zu fuhren. Zum einen war das "Mai-Papier" mit seiner Propagierung der "antiimperialistischen Front" den führenden Offizieren der Staatssicherheit nicht mehr zu vermitteln, zum anderen war die DDR angesichts ihrer seit Mitte der siebziger Jahre stark gestiegenen internationalen Reputation massiv an westdeutscher Wirtschaftshilfe interessiert. Nachweisliche Beziehungen zur RAF hatten diesen Bestrebungen diametral entgegen gestanden. Hauptsachlich aber war es die Praxis der dritten Generation, welche den v611igen Bruch der einstmals symbiotischen Verbindung besiegelte. Als bekannt wurde, dass der Mord an dem Soldaten Pimental tatsachlich einem RAF-Kommando zuzuschreiben war, verkündete Major Zaumseil den in der DDR Untergetauchten, dass von nun an kein Mitglied der RAF mehr das "Privileg" zum Ausstieg in die DDR genießen werde.
Dagegen sprechen in meinen Augen auch die vielen Überfälle. Wenn sie doch eine solche Tarnidentität wie anderen RAF-Aussteiger in der DDR erhalten hätten, dann käme die mit Ausbildungsgeschichte und Erwerbsbiographie daher, die ihnen die Möglichkeit gegeben hätte, von staatlichen Hilfen zu leben. In meinen Augen würde es da keinen Sinn machen in diesem Umfang Überfälle zu begehen, die ein enormes Entdeckungsrisiko beinhalten. Klar, könnte es sein, dass die drei Gefallen an solchen Aktionen gefunden haben - es ist ja auch nicht von der Hand zu weisen, dass sie darin sehr gut sind. Ich denke jedoch, dass Bad Kleinen extrem knapp für Klette und Staub war, der Tod von Grams von ihnen als staatlicher Mord gelesen wurde und sie davon ausgingen, dass das ein Schicksal wäre, was auch ihnen zu Teil werden könnte, wenn sie erwischt werden. Immerhin ist auch die sog. Todesnacht von Stammheim seit jeher aus der Perspektive der RAF eine Erzählung vom staatlichen Mord gewesen, in Bekennerschreiben taucht dieses Motiv auch immer wieder auf. Daher ist der Schritt keine Anschläge mehr durchzuführen und letztlich die RAF fünf Jahre später offiziell aufzulösen auch ein Schritt des Selbsterhalts. Im Angesicht dessen trotzdem noch gefährliche Aktionen durchzuführen spricht für mich also eher dafür, dass es keine "offiziellen" Tarnidentitäten gibt und sie keine Möglichkeit haben, anders an Geld zu kommen.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

10.04.2023 um 18:29
Noch eine weitere Überlegung dazu: sie hatten es, so komisch es klingt, leicht beim Untertauchen. Zur Zeit ihres Verschwindens war das Internet kaum noch verbreitet, keine sozialen Netzwerke (außer auf Unis, das ist aber irrelevant). Sie müssten also viel weniger Spuren verwischen. Auch die Vernetzung der Behörden untereinander war noch nicht so gruß (mangels leistungsfähiger IT). Inzwischen könnten sie es sich ganz gut in der Illegalität einrichten. Ich glaube, dass beide die Identität eines Verstorbenen im passenden Alter bekommen haben und mit dieser konnten sie sich vermutlich Handys und einen Mietvertrag beschaffen, eventuell eine Art Pachtvertrag, den sie jährlich im Voraus bezahlen, was die Haus üblich ist. Vielleicht sind sie sogar irgendwo krankenversichert. Sie zahlen eben alles bar, aber das ist bei älteren Leuten nicht so ungewöhnlich.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

10.04.2023 um 19:04
Zitat von KottanKottan schrieb:Noch eine weitere Überlegung dazu: sie hatten es, so komisch es klingt, leicht beim Untertauchen. Zur Zeit ihres Verschwindens war das Internet kaum noch verbreitet, keine sozialen Netzwerke (außer auf Unis, das ist aber irrelevant). Sie müssten also viel weniger Spuren verwischen. Auch die Vernetzung der Behörden untereinander war noch nicht so gruß (mangels leistungsfähiger IT). Inzwischen könnten sie es sich ganz gut in der Illegalität einrichten. Ich glaube, dass beide die Identität eines Verstorbenen im passenden Alter bekommen haben und mit dieser konnten sie sich vermutlich Handys und einen Mietvertrag beschaffen, eventuell eine Art Pachtvertrag, den sie jährlich im Voraus bezahlen, was die Haus üblich ist. Vielleicht sind sie sogar irgendwo krankenversichert. Sie zahlen eben alles bar, aber das ist bei älteren Leuten nicht so ungewöhnlich.
Das sehe ich auch so. Darüber hinaus konnten Sie auf eine seit den sechzigern gewachsene Unterstützungsstruktur zurückgreifen.
Ich stelle mir das so vor, dass sie in ein bis zwei "Ferienhäusern" ehemaliger RAF-Sympathisanten im europäischen Ausland leben. Ich dachte da immer an Dänemark oder Schweden, weil ich in eigenen Urlauben erlebt habe, wie unauffällig man dort in menschenleeren Gegenden leben kann. Interessanterweise wurden 2016 die Grenzkontrollen in Dänemark wiedereingeführt. In diesem Jahr war der letzte bekannte Überfall des Trios in Cremlingen.


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10.04.2023 um 19:47
Ich möchte noch ergänzen, dass ich es genauso gut für möglich halte, dass die drei sich in Deutschland aufhalten und ein vollkommen unauffälliges Leben führen. Von Klette und Garweg gibt es ja keine oder nur sehr schlechte aktuelle Bilder, aber auch Staub würde vermutlich keiner meiner Freunde erkennen. Wenn man sich viel mit der RAF beschäftigt, unterschätzt man schnell, wie wenig Beachtung das Thema in der breiten Öffentlichkeit heute erfährt. Ich würde mutmaßen, dass die Bekanntheit der drei in den Ländern der ehemaligen DDR nochmal um einiges kleiner ist, da die RAF insgesamt weniger Platz im kulturellen Gedächtnis einnimmt. (Ich lasse mich hier aber auch gerne in meiner Annahme korrigieren)


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10.04.2023 um 20:04
Zitat von maxvonfaxmaxvonfax schrieb:Ich stelle mir das so vor, dass sie in ein bis zwei "Ferienhäusern" ehemaliger RAF-Sympathisanten im europäischen Ausland leben. Ich dachte da immer an Dänemark oder Schweden, weil ich in eigenen Urlauben erlebt habe, wie unauffällig man dort in menschenleeren Gegenden leben kann. Interessanterweise wurden 2016 die Grenzkontrollen in Dänemark wiedereingeführt. In diesem Jahr war der letzte bekannte Überfall des Trios in Cremlingen.
Mit Verlaub: Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Trio in Dänemark oder Schweden lebte und von dort etwa den Überfall in Cremlingen durchführte.

Denn es war ja nicht mit der An- und Abreise am Tag des Raubes getan. Die Objekte in Cremlingen mussten über einen gewissen Zeitraum ausgespäht sowie die Fluchtrouten ausgesucht werden. Hinzu kam weiterer logistischer Aufwand wie zum Beispiel die Beschaffung von Fahrzeugen.

Selbst wenn das Trio unmittelbar an der deutsch-dänischen Grenze gelebt haben sollte, hätten sie gut 400 Kilometer für eine Fahrt hin und noch einmal 400 Kilometer zurück bewältigen müssen - und das x-fach (wegen der Vorbereitung). Von Schweden aus wäre der Aufwand noch extrem größer gewesen.

Wenn, dann hätten allenfalls Überfälle in Schleswig-Holstein Sinn gemacht.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

10.04.2023 um 20:19
Zitat von TiergartenTiergarten schrieb:Mit Verlaub: Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Trio in Dänemark oder Schweden lebte und von dort etwa den Überfall in Cremlingen durchführte.

Denn es war ja nicht mit der An- und Abreise am Tag des Raubes getan. Die Objekte in Cremlingen mussten über einen gewissen Zeitraum ausgespäht sowie die Fluchtrouten ausgesucht werden. Hinzu kam weiterer logistischer Aufwand wie zum Beispiel die Beschaffung von Fahrzeugen.

Selbst wenn das Trio unmittelbar an der deutsch-dänischen Grenze gelebt haben sollte, hätten sie gut 400 Kilometer für eine Fahrt hin und noch einmal 400 Kilometer zurück bewältigen müssen - und das x-fach (wegen der Vorbereitung). Von Schweden aus wäre der Aufwand noch extrem größer gewesen.

Wenn, dann hätten allenfalls Überfälle in Schleswig-Holstein Sinn gemacht.
Das stimmt. Wenn man davon ausgeht, dass sie über einen gewissen Zeitraum jeden Tag an- und abreisen, um ein Objekt zu observieren, wäre das wirklich weit. Von Cremlingen sind es bis in die Niederlande allerdings auch 300 km bzw. drei Stunden Fahrt und NL wurde ja vielfach als plausibler Aufenthaltsort gehandelt.

Möglicherweise gab es während den Überfällen ein Safe-House. Irgendjemand mietet eine Ferienwohnung mit Schlüsselbox in Niedersachsen an, oder so. Oder man macht es wie der NSU und nutzt ein Wohnmobil. Wir können nur mutmaßen.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

10.04.2023 um 20:38
Das Argument, dass die DDR in den späten 80ern den RAF-Aktivisten nicht mehr so wohlgesonnen war, ist auch schlüssig. Es kann also durchaus sein, dass die gesuchten ohne Hilfe und damit ohne falsche Idendität inkl. Legende untergetaucht sind. Um 1990 herum war das noch weit einfacher als heute, wie bereits erwähnt. Ich kann mir auch vorstellen, dass ein Sympatisant eine Wohnung für sie in Deutschland anmietet und sie sichin der übrigen Zeit sich woanders aufhalten
Eine Möglichkeit wäre auch ein Land weiter im Osten mit relativ hoher Korruption vielleicht Rumänien oder Bulgarien. Dort ist das Geld einiges mehr wert und irgendwo in der Pampa sucht/findet sie vermutlich keiner.
Ihr Radius ist vermutlich eingeschränkt auf das Schengengebiet, weil anderen Länder zu riskant sind beim Grenzübertritt.


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10.04.2023 um 21:03
Zitat von KottanKottan schrieb:Ihr Radius ist vermutlich eingeschränkt auf das Schengengebiet, weil anderen Länder zu riskant sind beim Grenzübertritt.
Halte ich auch für wahrscheinlich. Gleichzeitig hat die RAF auch vor Schengen oft erfolgreich Grenzübertritte durchgeführt und ist zwischen Deutschland, dem europäischen und dem außereuropäischen Ausland gependelt.

Übrigens happy Allmy-Geburtstag! :)


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10.04.2023 um 21:23
Zitat von maxvonfaxmaxvonfax schrieb:Möglicherweise gab es während den Überfällen ein Safe-House. Irgendjemand mietet eine Ferienwohnung mit Schlüsselbox in Niedersachsen an, oder so. Oder man macht es wie der NSU und nutzt ein Wohnmobil. Wir können nur mutmaßen.
Zitat von KottanKottan schrieb:Ich kann mir auch vorstellen, dass ein Sympatisant eine Wohnung für sie in Deutschland anmietet und sie sichin der übrigen Zeit sich woanders aufhalten
Eine Möglichkeit wäre auch ein Land weiter im Osten mit relativ hoher Korruption vielleicht Rumänien oder Bulgarien. Dort ist das Geld einiges mehr wert und irgendwo in der Pampa sucht/findet sie vermutlich keiner.
Ihr Radius ist vermutlich eingeschränkt auf das Schengengebiet, weil anderen Länder zu riskant sind beim Grenzübertritt.
Ich finde die Überlegungen hinsichtlich eines dauerhaften Wohnens im Ausland und eines temporären Aufenthalts in Deutschland zur Vorbereitung und Durchführung von Überfällen keineswegs abwegig.

Gewiss ist das alles spekulativ, aber auf diese Weise ließen sich zwei Faktoren miteinander verbinden: zum einen eine sorgfältige Vorbereitung der Aktionen vor Ort und zum anderen der Schutz vor Verfolgung durch den weitgehenden Aufenthalt im Ausland.

So ähnlich hat es ja auch der NSU gehandhabt (übrigens ebenfalls ein Trio). Die Rechtsterroristen haben im Osten gelebt und ihre Morde im Süden, Westen und Norden der Republik verübt. Das geschah doch wohl aus Kalkül.

Vermutet wird ja immer auch noch, dass der NSU sich zur Vorbereitung der Taten -etwa in Nürnberg- auf Helfer aus der rechten Szene stützen konnte. Wie sonst hätten hätten sie zum Beispiel einen biederen Blumenhändler im Hunderte Kilometer entfernten Nürnberg als Opfer auserkoren können?

Wer weiß, vielleicht hatte ja auch das RAF-Trio Unterstützer, die geeignete Objekte für Überfälle ausspähten und auch sonst logistische Hilfe leisteten?


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11.04.2023 um 10:04
Guten Morgen in die Runde
Zitat von wobelwobel schrieb:Meine Frage zielt eher darauf ab ob das überhaupt nachweislich RAF-Mitglieder waren.
Es scheint zwar Erkenntnisse zu geben dass die drei 1993 (vor mittlerweile 30 Jahren!) am Anschlag auf die Justizanstalt Weiterstadt beteiligt waren (bei dem es keine Toten oder Verletzten gab weil sie noch nicht in Betrieb genommen war), aber ob sie überhaupt RAF-Mitglieder waren und/oder jemals zuvor an Anschlägen beteiligt waren weiß niemand. Wenn von "Erkenntnissen" die Rede ist bedeutet das auch nicht dass es da wirklich Beweise gäbe (Spuren/DNA usw. - bei Garweg verweigert die Verwandschaft soweit ich weiß bis heute den DNA-Vergleich).
So ähnlich denke ich auch. Man schreibt ja auch das Attentat auf den Treuhanddirektor der RAF zu, ohne auch nur, außer einem Bekennerbrief, wirklich Beweise zu haben. Man sollte die Überschrift um den Zusatz mutmaßliche erweitern.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

11.04.2023 um 11:27
Zitat von SolitaryManSolitaryMan schrieb:So ähnlich denke ich auch. Man schreibt ja auch das Attentat auf den Treuhanddirektor der RAF zu, ohne auch nur, außer einem Bekennerbrief, wirklich Beweise zu haben. Man sollte die Überschrift um den Zusatz mutmaßliche erweitern.
Gibt es nicht neben dem Bekennerschreiben noch die DNA-Spur von Grams sowie den Nachweis, das die Kugeln aus der selben Waffe stammen, mit der auf die US-Botschaft in Bonn geschossen wurde? So dünn ist die Beweislage da doch gar nicht bzw. sie ist mEn nicht dünner, als bei anderen Anschlägen, die man der dritten Generation zuschreibt.

Vor dem Hintergrund der frühen 90er und mit dem Gedanken, dass hier eine Organisation seit Jahren den Rückhalt in der Szene verliert und gleichzeitig Zeuge des entgültigen Untergangs eines Systems wird, das man so oder so ähnlich im bewaffneten Kampf durchsetzen wollte, finde ich, dass der Rohwedder-Mord ins Schema passt. Man hat irgendwie versucht, noch eine Daseinsberechtigung zu finden und die Diskurse in der linken Szene aufzugreifen.


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

11.04.2023 um 12:19
Zitat von maxvonfaxmaxvonfax schrieb:Vor dem Hintergrund der frühen 90er und mit dem Gedanken, dass hier eine Organisation seit Jahren den Rückhalt in der Szene verliert und gleichzeitig Zeuge des entgültigen Untergangs eines Systems wird, das man so oder so ähnlich im bewaffneten Kampf durchsetzen wollte, finde ich, dass der Rohwedder-Mord ins Schema passt. Man hat irgendwie versucht, noch eine Daseinsberechtigung zu finden und die Diskurse in der linken Szene aufzugreifen.
Nachtrag: Und eventuell war es auch ein Versuch, die Arbeiterklasse in der ehemaligen DDR zu mobilisieren und für die eigenen Ziele zu gewinnen. Dort gab es ja weiterhin Montagsdemonstrationen wegen der Treuhand und der sich abzeichnenden Schließung unzähliger VEBs.
Aus dem Bekennerschreiben vom 4. April 1991:
Die Unzufriedenheit und Enttäuschung von fortschrittlich denkenden Menschen soll vor allem von den Gewerkschaften gezielt kanalisiert werden. Ihre Hauptaufgabe ist es, zu verhindern, daß Arbeitskämpfe zu politischen Kämpfen werden, die das System als Verursacher der elenden Lage in Frage stellen. Mit diesem Ziel versuchen sich Gewerkschaftsbonzen aktuell an die Spitze der Protestbewegung in der Ex-DDR zu stellen - daß sie gleich nach unserem Angriff auf Rohwedder überlegt haben, ob sie die Montagsdemonstrationen stoppen sollen, paßt genau in diese Linie.
Sie nennen unsere Aktion "politisch katastrophal", weil sie Angst davor haben, daß wir auch von Menschen in der Ex-DDR verstanden werden.
Quelle: https://www.rafinfo.de/archiv/raf/raf-4-4-91.php



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11.04.2023 um 14:04
Zitat von maxvonfaxmaxvonfax schrieb:Gibt es nicht neben dem Bekennerschreiben noch die DNA-Spur von Grams sowie den Nachweis, das die Kugeln aus der selben Waffe stammen, mit der auf die US-Botschaft in Bonn geschossen wurde? So dünn ist die Beweislage da doch gar nicht bzw. sie ist mEn nicht dünner, als bei anderen Anschlägen, die man der dritten Generation zuschreibt.
Über Grams zu diskutieren ist doch eigentlich obsolet, oder nicht? Klar gibt's da DNA zum Vergleich.
Aber es geht ja hier um Staub, Klette und Garweg - und von denen gibt es anscheinend keine Vergleichs-DNA, zumindest von Garweg nicht, denn sonst würde man seine Verwandtschaft nicht immer wieder damit belästigen.
Dass Grams in Weiterstadt dabei war ist wohl per DNA gesichert - aber bei den anderen drei?
Auch die Behauptung sie seien in Bad Kleinen beobachtet worden - ist das gesichert? Kann man beweisen dass da nicht eher der Wunsch Vater des Gedankens war?

Mir fehlen einfach die Beweise dass die Drei überhaupt RAF-Mitglieder waren.
Vielleicht werden sie ja auch zu Unrecht der Mitgliedschaft beschuldigt?
Und sind tatsächlich einfach nur "Kleinkriminelle" wie es wohl die Staatsanwaltschaft aktuell sieht?


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Noch nicht gefasste mutmaßliche RAF-Terroristen

11.04.2023 um 15:01
Zitat von wobelwobel schrieb:Über Grams zu diskutieren ist doch eigentlich obsolet, oder nicht? Klar gibt's da DNA zum Vergleich.
Aber es geht ja hier um Staub, Klette und Garweg - und von denen gibt es anscheinend keine Vergleichs-DNA, zumindest von Garweg nicht, denn sonst würde man seine Verwandtschaft nicht immer wieder damit belästigen.
Dass Grams in Weiterstadt dabei war ist wohl per DNA gesichert - aber bei den anderen drei?
2007 schrieb der Spiegel jedenfalls, dass auch Staubs und Klettes DNA in Weiterstadt sichergestellt werden konnten:
Ermittler suchen RAF-Trio

Wie es bei den übrigen Anschlägen der dritten Generation aussieht, weiß ich auch nicht. Ob man etwas handfestes zu Garweg hat ist ebenfalls anhand unseres aktuellen Informationsstands nicht zu sagen. Wenn die DNA der beiden allerdings in Weiterstadt gefunden wurde und Garweg nun mit den beiden Raubüberfälle begeht, scheint er jedoch mindestens mal mit ihnen den Weg in den Untergrund gegangen zu sein.
Zitat von wobelwobel schrieb:Auch die Behauptung sie seien in Bad Kleinen beobachtet worden - ist das gesichert? Kann man beweisen dass da nicht eher der Wunsch Vater des Gedankens war?
Nein, da gebe ich dir recht. Da gibt es leider nur Vermutungen und nichts konkretes. Ich habe in diesem Thread ein paar Seiten zuvor versucht, die Bilder der zwei "Phantome" mit dem roten Kadett aus der Arte Doku einzuordnen, weil ich finde, dass da eine Ähnlichkeit zu Staub und Klette besteht. Es ist aber unmöglich definitiv zu sagen, wen die Bilder zeigen und ob sie überhaupt aus Bad Kleinen stammen oder einfach nur zur Illustration ihren Weg in die Doku gefunden haben. Ich persönlich glaube, dass es die beiden waren, aber es könnte genau so gut sein, dass das einfach irgendwer war.
Zitat von wobelwobel schrieb:Mir fehlen einfach die Beweise dass die Drei überhaupt RAF-Mitglieder waren.
Vielleicht werden sie ja auch zu Unrecht der Mitgliedschaft beschuldigt?
Und sind tatsächlich einfach nur "Kleinkriminelle" wie es wohl die Staatsanwaltschaft aktuell sieht?
Letztlich stellt sich die Frage, wer nach Grams Tod die als authentisch eingestuften Leserbriefe und die Auflösungserklärung im Namen der RAF verfasst hat. Es wäre interessant zu wissen, ob man Schriftstücke vorliegen hat, die einem der drei zweifellos zugeschrieben werden können und in denen ähnliche Formulierungen verwendet werden. Aus dieser Perspektive ist die Suche nach Briefen bei Garwegs Familie ebenfalls interessant. Laut BKA hat der V-Mann Steinmetz Klette und Staub Ende 1991 in Metz getroffen: Treffen mit zwei RAF-Mitgliedern

Die RAF selbst berichtete im Nachgang zu Bad Kleinen und den damit verbunden szeneinternen Diskussionen von mehreren Treffen mit Steinmetz:
Dementgegen war Steinmetz einer von denen, die verstärktes Interesse an einer
direkten Auseinandersetzung mit uns vermittelten. Das war Mitte/Ende ’91.
Quelle: https://socialhistoryportal.org/sites/default/files/raf/0019940306_0.pdf S. 340
Die Indizien für eine Mitgliedschaft scheinen also in meinen Augen da zu sein. Letztlich muss irgendjemand im November 1993 diese Zeilen an die jungeWelt geschrieben haben und mein bester Tipp ist da in Ermangelung der Alternativen das aktuell noch das gesuchte Trio:
Für uns ist es trotzdem eine problematische Situation, in der für einen großen Teil der GenossInnen die RAF und illegale Organisierung schon Geschichte sind, während wir uns nicht in Luft auflösen können und werden.
Quelle: https://socialhistoryportal.org/sites/default/files/raf/0019931102_0.pdf



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