Der Mensch Jens Söring

LaBaLiLaDy schrieb:Gewusst haben wir das ja schon lange, aber das Guise-Rübe seine Unkenntnis auch noch so offensichtlich offenbart ist schon beinahe lustig.

Es hieß die letzten Tage ja, dass der Richter hier mitliest. Mal schauen, ob er jetzt auch den Mut hat, Stellung zu beziehen. Ich wette, er duckt sich weg.

Encomium schrieb:you would have to dive deep into piles of documents to find out he's lying.

Hier muss ich ausnahmsweise mal widersprechen.
Es ist völlig ausreichend das Urteil des EGMR und den T. Wright Bericht zu lesen, um zu erkennen, dass alle seine Unschuldsbekundungen gelogen und unlogisch sind.

Interessant ist JS nur noch für Verhaltensforschung und Psychologie bzgl. des Framing- Effekts.

Juristisch ist der Fall auch ausgelutscht. Wäre JS nach D ausgeliefert worden, hätte selbst ein Richter GR ihn schuldig sprechen müssen.

LaBaLiLaDy schrieb:Gewusst haben wir das ja schon lange, aber das Guise-Rübe seine Unkenntnis auch noch so offensichtlich offenbart ist schon beinahe lustig.

Und erschreckend. Landgerichtspräsident wird man nicht mal eben so und er ist es sogar an einem recht großen Landgericht wie Hannover. Man kann es eigentlich kaum fassen, dass er sich trotzdem für sowas hergibt und was für Äußerungen er tätigt. Höre gerade Folge 11 und er singt einfach 1:1 das Lied von JS. Noch dazu die Aussage, dass JS vor einem deutschen Schwurgericht „mit höchster Wahrscheinlichkeit“ (O-Ton) freigesprochen worden wäre. Das ist anmaßend und ein klarer Fall von Selbstüberschätzung. Man kann es ja auch mal anders betrachten: Es gibt ca. 20.000 Richter in Deutschland und kein einziger außer ihm hat jemals so etwas in Bezug auf JS (öffentlich) vertreten. Jedenfalls soweit mir bekannt, aber selbst wenn man noch einen 2. finden würde, gäbe es immer noch 19.998 andere, von denen man nichts in der Richtung gehört hat. Und deren (theoretisches) Urteil vorherzusagen völlig spekulativ ist. Man kann da nur auf andere Urteile verweisen, in denen die Indizienlage schlechter war, es aber trotzdem zum Schuldspruch gekommen ist.

Man müsste mal bei SWR1 anregen, dass sich der Podcast mit Thomas Fischer mit dem Fall beschäftigt. Keine Ahnung, ob der Lust hat, da tief einzusteigen, aber es wäre sicher sehr interessant.

Watt schrieb:Juristisch ist der Fall auch ausgelutscht. Wäre JS nach D ausgeliefert worden, hätte selbst ein Richter GR ihn schuldig sprechen müssen.

Zum Glück wären in Deutschland 2 Richter und 3 Schöffen zuständig gewesen, so dass ein Richter a la Herr Guise-Rübe nicht allein hätte urteilen müssen. Denn als Einzelrichter würde ich ihm schon zutrauen, dass er damals auch Söring freigesprochen hätte. Aber das ist alles graue Theorie. Wie du bereits treffend festgestellt hast:

Watt schrieb:Interessant ist JS nur noch für Verhaltensforschung und Psychologie bzgl. des Framing- Effekts.

LaBaLiLaDy schrieb:Zum Glück wären in Deutschland 2 Richter und 3 Schöffen zuständig

Andersrum😉

LaBaLiLaDy schrieb:Denn als Einzelrichter würde ich ihm schon zutrauen, dass er damals auch Söring freigesprochen hätte.

Zutrauen würde ich es ihm grundsätzlich auch, aber ich glaube es trotzdem nicht. Er hat sich von dem heutigen JS einlullen lassen, der damalige JS wäre nicht in der Lage gewesen, ihn so auszutricksen. Ich glaube auch, dass G-R an sich ein guter Typ und Richter ist, aber er (und wenn es nur unterbewusst ist) JS nicht so behandelt, wie er einen x-beliebigen Angeklagten ohne den Background behandeln würde.

Sind wir doch mal ehrlich: Wäre JS kein Diplomatensohn und sähe er aus wie HJ Rösener 1988, säße er immer noch im Knast und hätte keine nennenswerte Unterstützung aus Deutschland bekommen. Das ist jedenfalls meine These.

Smoover schrieb:Ich glaube auch, dass G-R an sich ein guter Typ und Richter ist, aber er (und wenn es nur unterbewusst ist) JS nicht so behandelt, wie er einen x-beliebigen Angeklagten ohne den Background behandeln würde.

Ja, in Bezug auf Söring fehlt ihm da eindeutig die professionelle Distanz. In der Soziologie wird das Habitusreflexivität genannt, die er eindeutig vermissen lässt.

Smoover schrieb:Zum Glück wären in Deutschland 2 Richter und 3 Schöffen zuständig
Andersrum😉

Danke für die Korrektur ;)

LaBaLiLaDy schrieb:Denn als Einzelrichter würde ich ihm schon zutrauen, dass er damals auch Söring freigesprochen hätte

Das kann ich mir nicht vorstellen, denn GR ist sich seiner beruflichen Verantwortung bewusst, hätte sich nicht privat manipulieren lassen, sondern sich auch mit der Anklage von StA König auseinandergesetzt.

Smoover schrieb:Sind wir doch mal ehrlich: Wäre JS kein Diplomatensohn und sähe er aus wie HJ Rösener 1988, säße er immer noch im Knast und hätte keine nennenswerte Unterstützung aus Deutschland bekommen. Das ist jedenfalls meine These

Das sehe ich auch so. Das hat er von Anfang an immer betont. Hat gezogen. Genau wie sein supi dupi Stipendium.

Das hat seinen Damenclub nachhaltig beeindruckt.

ElvisP schrieb:Das hat seinen Damenclub nachhaltig beeindruckt.

... und Christian Wulff. Und alle, die Wulff dann herbeizitiert hat. Die Kreise reichten ja offenbar bis zur Bundeskanzlerin.

Folge 4 vom HRP ("Die Kronzeugin"): Hier ist Hillers bei ihrem Lieblingsthema - Elizabeth Haysom. Unter anderem sendet sie O-Töne einer Knastschwester von EH, die aus dem Nähkästchen plaudert. Also vom Hörensagen des Hörensagens. Laut dieser Ex-Haftinsassin hielt EH Jens Söring für nach wie vor so gefährlich, dass er besser nicht freigelassen werden sollte - er würde sonst wieder töten. Naja, solche Gerüchte aus dem Knast kann man nicht für voll nehmen (sorgt aber wenigstens für Grusel ... da macht Frau Hillers wenigstens ihren Job im Sinne ihrer Kundschaft, also der Zuhörer).
Etwas shady: Daniela Hillers enthüllt öffentlich das neue Pseudonym von EH. Ist nicht verboten, und als Journalistin steht es Hillers natürlich zu, so einen "Recherchecoup" zu landen. Dennoch: sich dem Wunsch einer Ex-Haftinsassin zu widersetzen, nach Freilassung anonym ihr Leben zu gestalten, und in einem öffentlich abrufbaren Podcast den neuen Namen zu verkünden, ist nicht gerade eine Heldentat. JS wird sie freilich dafür feiern, erleichtert dies doch Stalkern, EH irgendwelche Hassbriefe zu schicken.
Ich finde es moralisch höchst bedenklich, dass Hillers dies tut.

blorgempire schrieb:Ich finde es moralisch höchst bedenklich, dass Hillers dies tut.

Wie bitte was? Das ist nicht nur bedenklich sondern jenseits jeder Moral. Aber was wundert es uns? Die gute Frau ist keine Journalistin, also was soll sie schon über journalistischen Ethos wissen?
Ausserdem hatte sie ja in den letzten Jahren eine Menge Vorbilder von denen sie ja hinsichtlich ethischen Journalismus im Bezug auf Söring lernen konnte. Nur leider waren das nicht die richtigen Vorbilder.

ElvisP schrieb:Das sehe ich auch so. Das hat er von Anfang an immer betont. Hat gezogen. Genau wie sein supi dupi Stipendium.

Das hat seinen Damenclub nachhaltig beeindruckt.

Jup. Genauso wie Politiker und Medien. Bei denen steckt aber auch noch der (vielleicht auch nur unterbewusste) Gedanke dahinter, dass JS im Grunde „einer von ihnen“ sei, und so jemand macht so etwas Schlimmes ja wohl nicht. Auch das ist eine Form der Überheblichkeit.

Das ist derselbe Unsinn wie dieses klassische „Er war immer hilfsbereit und hat freundlich gegrüßt“. Ja was denn sonst? Läuft der typische Mörder sonst die ganze Zeit mit einer Axt durch die Gegend und beleidigt und bedroht alle möglichen Leute?

LaBaLiLaDy schrieb:Aber was wundert es uns? Die gute Frau ist keine Journalistin, also was soll sie schon über journalistischen Ethos wissen?

Die weiß und merkt gar nichts. Aber auch richtige Journalisten haben keinen Ethos, siehe beispielhaft KS.

ElvisP schrieb:Aber auch richtige Journalisten haben keinen Ethos, siehe beispielhaft KS.

Darauf spielte ich an ;)

LaBaLiLaDy schrieb:Ausserdem hatte sie ja in den letzten Jahren eine Menge Vorbilder von denen sie ja hinsichtlich ethischen Journalismus im Bezug auf Söring lernen konnte. Nur leider waren das nicht die richtigen Vorbilder.

Zu diesen Vorbildern gehörte nicht Andrew Hammel (dann hätte sie tatsächlich was gelernt )

@ElvisP
Das sie sich in der ganzen Causa nicht mit Ruhm bekleckert hat, war lange klar. Aber das hat mich umgehauen. Das war keine Schlamperei, auch kein Versagen, das war Vorsatz. Und diese Frau schreibt nicht für ein Käseblatt. Ich habe mal was von der Süddeutschen gehalten.

Teil 10 von HGR: "Der Prozess" - dürfte wohl die zentrale Folge des Podcasts sein. Originell: Richter GR fragt den "Beschuldigten" JS aus. Unter anderem die spannende Frage: "Wer wa denn nun aus Ihrer Sicht der wahre Mörder?" - Das beantwortet JS wie folgt:

- EH wollte feiern auf der Geburtstagsparty ihres Drogendealers Jim F (obwohl sie doch eigentlich auf Liebeswochenende mit JS in Washington war)
- dort war auch der wahre Mörder, mit dem sie zusammen die Tat beging
- er hat einen Verdacht, wer dies gewesen sein könnte (offenbar nicht Jim F. selbst), will den Namen aber nicht sagen

"Richter Rübe" fragt nicht weiter nach (würde man dies nicht eigentlich von einem Richter erwarten?).
Wir kennen natürlich diese Erzählung von Jim F.'S Party zur Genüge. Schon vor vielen Jahren hat @MissMary sie zerfetzt. Interessant, dass JS sie nun wieder auftischt, und das so konkret wie noch nie. Jim F. wird en passant wieder als EH'S Drogendealer diffamiert - ohne Beweise. Dass er später mal Drogenbesitz (nicht Handel) eingeknastet wurde und irgendwann mal mit EH aus seinem Lover einen Joint geraucht hat, sind die Grundlagen für diese Behauptung.
Ist es nicht erstaunlich, dass wir hier im Forum 2023 über exakt die selben Talking-Points quasseln (müssen) wie @MissMary und die anderen tapferen Allmystery-Leser von 2014?

@blorgempire

Alles korrekt. Interessanterweise hat JS nie viel über den anderen angeblichen Täter (neben EH) geschrieben. Das wäre aber naheliegend gewesenen.

Stattdessen immer die selbe Leier der bösen Hexe Elisabeth, dem Sockenabdruck, später der DNA und natürlich den Dauerbrennern Diplomatensohn und Stipendium. Mehr brauchte er auch nicht.

Addendum: Der Fairness halber muss man sagen, dass in Folge 10 Richter GR dann doch noch auf die Aussage Sörings 1985 gegenüber Reid und Gardner zu sprechen kommt. Söring erklärt dies etwas schwurbelig damit, dass er damals meinte, eine "begerenzte diplomatische Immunotät" zu besitzen, nicht die vollständige. Nun ja. Aber: Guise-Rübe fragt immerhin danach. Er hakt aber nicht bei JS nach und zieht keine Schlüsse daraus.

blorgempire schrieb:- EH wollte feiern auf der Geburtstagsparty ihres Drogendealers Jim F (obwohl sie doch eigentlich auf Liebeswochenende mit JS in Washington war)
- dort war auch der wahre Mörder, mit dem sie zusammen die Tat beging
- er hat einen Verdacht, wer dies gewesen sein könnte (offenbar nicht Jim F. selbst), will den Namen aber nicht sagen

Oh, die Version war mir doch neu (aber scheinbar auch nur wieder aufgewärmt). Mein letzter Kenntnisstand war, dass EH wegen einer Drogenlieferung nach Lynchburg musste und dann aus welchem Grund auch immer mit JF ihre Eltern getötet hat.
Tja, wieder was gelernt.

Man würde doch erwarten, dass irgendein Gast EH auf dieser Party gesehen hätte

blorgempire schrieb:"Richter Rübe" fragt nicht weiter nach (würde man dies nicht eigentlich von einem Richter erwarten?).

Ja, und das zieht sich durch die ganze Folge. Er stellt kein einziges Mal eine Rückfrage, sondern nimmt alles hin. Tolles Kreuzverhör

Mal davon abgesehen, dass Söring die Fragen offenbar nicht direkt beantwortet hat, sondern sich vorbereiten konnte. Ansonsten könnte er nicht so schnell Fundstellen benennen.

@LaBaLiLaDy

Das hat in dem Film von KS erzählt.

https://jens-soering.blogspot.com/2017/04/der-fall-jens-soring-rekonstruktion-der.html