Wieso halten so viele Menschen Homosexualität für unnormal?

Offenbar ist die Gesellschaft doch nicht so tolerant.Die Gewalt gegen homosexuelle Männer und Frauen scheint jedenfalls zuzunehmen.

http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-08/homophobie-deutschland-attacken-schwule-lesben

fumo schrieb:Ich habe ja im Moment mit sehr vielen Muslimen aus dem arabischen Kulturraum zu tun, für die Homosexualität nahezu das Schlimmste ist, was ein Mensch an Verbrechen begehen kann.

Jetzt hatte ich einen Mann, der eingestehen musste, dass er schwul ist, was für ihn gesellschaftlich gesehen das Todesurteil bedeuten würde, wenn er offen darüber sprechen würde; das ist ein krasses Problem!

Eben drum ist es auch nicht verwunderlich, dass Homosexuelle, Juden etc. vor 2 Jahren ein mulmiges Gefühl hatten bzw. immer noch haben, als über 1Mio. Menschen mit überwiegend dieser Einstellung in unser Land kamen. Aber das ist wieder eine andere Sache...

moric schrieb:In statistischen Berechnungen geht es nicht um "normal" und "unnormal" sondern um Häufigkeiten, wie diese auftreten und in welchem Verhältnis zueinander stehen. Daher kann man sich jeden Hinweis auf "Normal vs. Unnormal" diesbezüglich sparen... es passt einfach nicht... und es passt auch nicht zum Thema "Homosexualität".

Genau das habe ich doch versucht zu sagen. Was nicht in die Statistik passt, müsste (theoretisch) vorher definiert werden, damit man dazu irgendwelche Aussagen treffen kann. Ob diese Aussagen dann sinnvoll sind sei mal dahingestellt, es geht ja hier lediglich um Theorien bzgl. der Ausgangsfrage, warum Menschen Homosexualität für unnormal halten könnten. Und wenn jemand weiß, dass 95% bi/hetero sind und 5% nicht, dann könnte das aus meiner Sicht durchaus ein Grund sein, warum jemand zu dieser Annahme kommt.

@Yeroxy

In meiner Arbeit mit Geflüchteten habe ich in den vergangenen Jahren allerdings auch schon einige homosexuelle Muslime kennen gelernt. Auch meine Tochter und ihre Ehefrau sind in diesem Umfeld bislang zwar auf gelegentliche Irritationen, aber ausnahmslos auf Toleranz gestossen.

@Doors Anscheinend haben du @fumo dann verschiedene Erfahrungen gesammelt. Und das ist der Grund, warum ich mich in einer solchen Situation erst einmal bedeckt halten würde bzgl. meiner Sexualität.

@Yeroxy

Natürlich macht man mit unterschiedlichen Menschen unterschiedliche Erfahrungen. Homophobe religiöse Fanatiker würden mit Sicherheit auch nicht meine Nähe bzw. die zu meiner Familie suchen.

Yeroxy schrieb:Eben drum ist es auch nicht verwunderlich, dass Homosexuelle, Juden etc. vor 2 Jahren ein mulmiges Gefühl hatten bzw. immer noch haben, als über 1Mio. Menschen mit überwiegend dieser Einstellung in unser Land kamen. Aber das ist wieder eine andere Sache...

Als Homo mach ich da keinen Unterschied. Hier gibts ebenso viele homophobe Menschen, da machen Flüchtlinge das ganze nicht schlimmer. Man erkennt schon in etwa wem man offen gegenüber treten kann oder wo man höchst warscheinlich mit purer Ablehnung oder gar blankem Hass zu rechnen hat. Da ist die Herkunft so ziemlich egal.

Yeroxy schrieb:Genau das habe ich doch versucht zu sagen. Was nicht in die Statistik passt, müsste (theoretisch) vorher definiert werden, damit man dazu irgendwelche Aussagen treffen kann. Ob diese Aussagen dann sinnvoll sind sei mal dahingestellt, es geht ja hier lediglich um Theorien bzgl. der Ausgangsfrage, warum Menschen Homosexualität für unnormal halten könnten. Und wenn jemand weiß, dass 95% bi/hetero sind und 5% nicht, dann könnte das aus meiner Sicht durchaus ein Grund sein, warum jemand zu dieser Annahme kommt.

Was wäre denn wenn die Verteilung in etwa so wäre:

5% Hetero - 90% Bi - 5% Homo

?

Warum sollte Bi zu Hetero gezählt werden?

Yeroxy schrieb:Eben drum ist es auch nicht verwunderlich, dass Homosexuelle

Homosexualität ist ein ganz schwieriges Thema in diesem Kulturraum! Es sollte vor einiger Zeit in den Lehrplan übernommen werden, aber das habe ich verweigert! Das birgt zu viel gesellschaftlichen Sprengstoff!

Wieso müssen immer die fiesen krummsäbelschwingenden Muslime für Homophobie herhalten??

Schlegl in Aktion: Homo-Lobby e.V. | extra 3 | NDR

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in Berlin sieht man das naturgemäss lockerer

Zwei küssende Männer - so reagieren Passanten

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fumo schrieb:Homosexualität ist ein ganz schwieriges Thema in diesem Kulturraum! Es sollte vor einiger Zeit in den Lehrplan übernommen werden, aber das habe ich verweigert! Das birgt zu viel gesellschaftlichen Sprengstoff!

So pauschal kann ma das auch nicht sehen. Und gerade im Unterricht wäre es dann wichtig dieses Thema trotzdem zu behandeln.

Bone02943 schrieb:Und gerade im Unterricht wäre es dann wichtig dieses Thema trotzdem zu behandeln.

Möchtest du dich hinstellen und das unterrichten? ... Die legen mich dafür um! ... :D

@fumo

Ich bin kein Lehrer, dennoch würde ich dieses Thema nicht ausblenden nur weil ein paar Schüler damit Schwierigkeiten hätten.
Gerade deswegen sollte dieses Thema eben dazu gehören. Wenn man nun anfängt und alles im Lehrplan weg lässt, wovon die Schüler nichts hören wollen, dann brauchen wir bald keine Schule mehr. ;)

Bone02943 schrieb:So pauschal kann ma das auch nicht sehen. Und gerade im Unterricht wäre es dann wichtig dieses Thema trotzdem zu behandeln.

Aber mal ernsthaft!

Bei Neuankömmlingen (1-3 Jahre in Deutschland) kann man das unmöglich bringen, dafür ist der Kulturkreis zu konservativ eingestellt.

Ich glaube, dass dieses Thema durch die Dauer des Aufenthalts in Deutschland für sie zu einer Realität wird, was man nicht beeinflussen sollte, sonderen den Menschen die nötige Anpassungszeit einräumen muss, bis sie sich in unsere Realität einfinden können.

Ich stelle mir gerade vor, wenn ich dem erzkonservativen, syrischen Vater von 4 Kindern erzählen würde, dass es in Deutschland "gefühlte Geschlechter" jenseits von Mann und Frau gibt...Die lassen mich einweisen! ... :`D

fumo schrieb:Bei Neuankömmlingen (1-3 Jahre in Deutschland) kann man das unmöglich bringen, dafür ist der Kulturkreis zu konservativ eingestellt.

Nenn mir mal einen guten Grund "warum man das nicht bringen kann"?
Der Kulturschock ist doch eh schon recht heftig, Homosexualität ist da auch nur noch ein Teil davon.

Wer hier her kommt der muss sich früher oder später mal damit auseinandersetzen, dass dies hier nunmal nicht gesetzlich verboten ist und Homosexuelle hier offener leben.

fumo schrieb:Ich glaube, dass dieses Thema durch die Dauer des Aufenthalts in Deutschland für sie zu einer Realität wird, was man nicht beeinflussen sollte, sonderen den Menschen die nötige Anpassungszeit einräumen muss, bis sie sich in unsere Realität einfinden können.

Die Zeit für eine Anpassung kann sich doch jeder nehmen, doch um sich anzupassen braucht es auch Informationen und diese vermittelt man sicher nicht in dem man homosexualität verschweigt oder einfach mal nicht auf dem Plan hat.

fumo schrieb:Ich stelle mir gerade vor, wenn ich dem erzkonservativen syrischen Vater von 4 Kindern erzählen würde, dass es in Deutschland "gefühlte Geschlechter" jenseits von Mann und Frau gibt...Die lassen mich einweisen! ... :`D

Na und? Sie können dich nicht einweisen lassen, können dir noch so oft erklären wie weltfremd das alles ist. Aber so ist das hier nunmal, Punkt aus ende!

Warhead schrieb (Beitrag gelöscht):Jetzt nicht mehr

:D :D

Du beschreibst es ja selbst, in Berlin sind die Leute toleranter! Die Toleranz kommt von selbst mit der Dauer des Lebens in Deutschland. ich finde, das sollte man unbeeinflusst fließen lassen und nicht die Leute mit einer Realität erschlagen, die ihnen völlig fremd ist! Der Sprung wäre einfach zu krass.

fumo schrieb:Du beschreibst es ja selbst, in Berlin sind die Leute toleranter! Die Toleranz kommt von selbst mit der Dauer des Lebens in Deutschland.

Lol, das erzähle mal den alten aus Stuttgart. Meinste die Rentner kamen erst vor 3 Jahren nach Deutschland? :D

Bone02943 schrieb:Nenn mir mal einen guten Grund "warum man das nicht bringen kann"?

Der Punkt ist, dass ich das jetzt schon recht lange mache. Ich weiß, wie die Leute ticken und dass man mit Veränderungen sehr vorsichtig und behutsam sein muss.

Ich habe schon lange Gespräche geführt, damit der syrische Papa duldet, dass die Tochter einen christlichen, deutschen Freund an der Uni haben kann, mit dem auch Sex praktiziert wird.

Für solche Themen braucht man ein bisschen Gespür und muss echt feinfühlig sein, für die Leute ist das nicht einfach, aber sie finden sich damit zurecht; mittelfristig.

Der Wille zu Veränderung und Offenheit ist mehrheitlich vorhanden, das kann ich garantieren, aber man kann ein ganzes gelebtes Leben nicht in kurzer Zeit über Bord werfen.

Und gewisse Themen sind einfach ein Tabuthema (momentan): Homosexualität gehört dazu!

Von anderen Themen möchte ich gar nicht erst sprechen:" Das ist eine Frau im Körper eines Mannes!" ... Das geht gar nicht! Das wäre so dermaßen krass ... Da würde niemand mehr zu meinem Unterricht kommen! ... :`D

fumo schrieb:Bei Neuankömmlingen (1-3 Jahre in Deutschland) kann man das unmöglich bringen, dafür ist der Kulturkreis zu konservativ eingestellt.

Falsch. Wenn man in ein anderes Land auswandert, hat man sich auch auf dortige Gepflogenheiten einzustellen und informiert sich, oder es erklärt einem jemand. Oder man steht früher oder später im Fettnapf oder mit einem bein im Gefängnis.

Es wäre nur fair, auch die Flüchtlinge umfassend aufzuklären, dass Homosexuelle hier alle Freiheiten und Rechte haben wie Heterosexuelle und es strafbar ist, sie zu diskriminieren.

fumo schrieb:Ich stelle mir gerade vor, wenn ich dem erzkonservativen, syrischen Vater von 4 Kindern erzählen würde, dass es in Deutschland "gefühlte Geschlechter" jenseits von Mann und Frau gibt...

Dann wird das ihm deutlich machen, was an Deutschland anders ist, warum man hier so viele Freiheiten hat und dass man sich an die Regeln hier genauso halten muss wie ein Europäer, der eine Weile in Syrien lebt.

Warum hält man Flüchtlinge eigentlich für so schwer von Kapee, dass sie das nicht verstehen sollten?

fumo schrieb:Von anderen Themen möchte ich gar nicht erst sprechen:" Das ist eine Frau im Körper eines Mannes!" ... Das geht gar nicht! Das wäre so dermaßen krass ... Da würde niemand mehr zu meinem Unterricht kommen! ... :`D

Das Thema sieht man selbst im Iran scheinbar offener als bei dir. o_O

Zum Rest, wenn ich bemerke das mir jemand nicht feindlich gegenüber steht, oder gar in einer Gruppe, dann habe ich kein Problem über Homosexualität zu reden. Auch nicht mit jemandem aus Syrien oder so. Denn wenn man einfach nur darüber redet dann haben die aller wenigsten groß was dagegen oder sind plötzlich extrem feindlich. Vielleicht mag das in einer Gruppe/Klasse etwas anders sein, aber ansonsten gibt es da m.M.n. eher kaum Probleme. Selbst wenn sich dann jemand denkt das er damit nicht klar kommt, aber dann ist das nciht anders als mit homophoben Deutschen.

FF schrieb:Es wäre nur fair, auch die Flüchtlinge umfassend aufzuklären, dass Homosexuelle hier alle Freiheiten und Rechte haben wie Heterosexuelle und es strafbar ist, sie zu diskriminieren.

@Bone02943
@FF

Nur ganz kurz, weil ich leider keine Zeit mehr habe!

Die Frage ist, ob ich die Leute langsam an neue Bedingungen heranführen oder sie damit erschlagen möchte.

Sexualität ist in diesem Kulturraum schon schwierig; Homosexualität, die offen gelebt werden darf, ist ein Kulturschock.

Klar könnte man die Keule auspacken und das Thema derbe hinklatschen, aber damit veranlasse ich die Leute eher zum gesellschaftlichen Rückzug, als dass ich sie zur Integration anhalte.

Man muss wissen, worüber man WANN sprechen kann und was ein Tabuthema ist. Homosexualität usw. sind Themen, die einfach ein Gehtnicht sind, weil die Leute dann innerlich zumachen und auf Abwehrhaltung gehen würden; damit schaffe ich es auf keinen Fall, sie in diese Gesellschaft einzuweben!

Homosexualität ist ein Erkennensprozess, der sich mit der Dauer des Aufenthalts selbst reguliert - im Idealfall!