Wölfe in Deutschland. Wie seht ihr es, Gefahr oder nicht?

Pestsau schrieb:Du glaubst gar nicht wie viele Kilometer so ein Wolf am Tag zurück legen kann oder?

ja, glaube ich.
Aber noch mal: welche Veranlassung sollte das Rudel haben, so weit zu laufen, wenn sie doch in ihrem Revier hoffentlich genug Wild finden?

Und klar laufen einzelne Wölfe weite Strecken. Mir gings aber um das Rudel, was - so denke ich - mehr oder weniger diese 20 km entfernt von deinem Ort bleibt.

Pestsau schrieb:Sorry aber bei dir kann ich mir irgendwie nicht vorstellendas du nach der Dämmerung noch groß Draußen unterwegs bist.

okay, da hast du recht :)

Optimist schrieb:Aber noch mal: welche Veranlassung sollte das Rudel haben, so weit zu laufen, wenn sie doch in ihrem Revier hoffentlich genug Wild finden?

Es gründen sich doch immer mal wieder neue Rudel. Warum sollte sowas nicht auch hier bei mir direkt in der Nachbarschaft passieren. Platz genug hätren sie ja.

Optimist schrieb:20 km empfinde ich aber als ganz schöne Entfernung.
In Rudel-Nähe wäre bei mir dann so um die 5 km, höchstens.

Hier mal eine Karte der Wolfsrudel in Sachsen auf dem Stand von 21/22:

Original anzeigen (0,5 MB)

Die Lausitz liegt ganz im Osten und erstreckt sich von unten bis ganz hoch über die Grenze nach Brandenburg, wo es eine ähnliche Rudeldichte in der Umgebung gibt. Die Territorien in der Umgebung sind quasi alle belegt. Egal wohin du gehst, du bist in einem Wolfsrevier. Und trotzdem sehen es die meisten Menschen völlig entspannt. Zumindest ist mir keine Hysterie bekannt, wie sie hier Teilweise von einigen wenigen verbreitet wird. Und wie geschrieben, ich kenne niemanden, der sich nicht mehr in den Wald traut. Es mag sicher auch Menschen geben, die Angst haben, aber dies ist wenn dann eher vereinzelt.

Queller der Karte: https://www.wolf.sachsen.de/wolfsvorkommen-in-sachsen-4342.html

@Bone02943
Danke dir für diese Karte.

Schade, dass da keine Städte verzeichnet sind.
Aber ich vermute mal, die roten Flecke sind Städte und Orte.
Und das Gelbe wohl die Autobahn.
Das hilft ein bisschen zwecks Orientierung.

Wenn ich es richtig einschätze sind östlich und nördlich von Dresden (wohl dann die Lausitz) viele Reviere.
Dann auch im Erzgebirge. Und der große rote Fleck weiter oben wo auch noch paar Reviere sind, müsste dann evtl. Leipzig sein, richtig?

Und es sieht so aus, als sind bei Chemnitz noch keine weiter (wenn der Fleck den ich vermute auch wirklich Chemnitz ist)

@Optimist

Genau, alles richtig erkannt.

@Bone02943
mir fällt gerade noch auf, dass bei einigen Revieren gar kein grün weiter eingezeichnet ist - also dann gar kein Wald.
Wie ist das denn möglich, ich dachte Wölfe leben ausschließlich nur im Wald?

@Optimist

Da bin ich auch überfragt. Aber ich denke mal ein bisschen Wald gibt es nahezu überall um als Rückzugsort zu dienen. Gejagt werden kann ja dann auf den Feldern oder so. Aber wie die Rudel oder Wölfe in solchen Regionen leben weiß ich nicht.

Bone02943 schrieb:Aber ich denke mal ein bisschen Wald gibt es nahezu überall um als Rückzugsort zu dienen

so wirds wohl sein.
Also die Lausitz ist ja wirklich schon sehr voll - bzw. besetzt.
Ob da dann überhaupt noch mehr Rudel hinzu kommen könnten?
Ich schätze mal, das würden die ansässigen Rudel vielleicht gar nicht zulassen, oder was denkst du?

Bone02943 schrieb:Gejagt werden kann ja dann auf den Feldern

oder auch auf Weiden ;)

Optimist schrieb:Wie ist das denn möglich, ich dachte Wölfe leben ausschließlich nur im Wald?

Der Wolf mag auch gerne freie Flächen. Sprich Wiesen/Grasland etc. Schätze da fällt das Spähen und Jagen etwas leichter. Aber wie wir wissen ist er sehr anpassungsfähig. Gibt ja auch Wölfe in der Arktis.

Optimist schrieb:Ob da dann überhaupt noch mehr Rudel hinzu kommen könnten?
Ich schätze mal, das würden die ansässigen Rudel vielleicht gar nicht zulassen, dass da noch mehr kommen, oder was denkst du?

Mal ein Auszug aus Wikipedia.

Jungwölfe verlassen ihre Eltern zumeist im Alter von 10 bis 54 Monaten,[22] in einem Rudel können also Jungwölfe aus vier Jahren leben. Die meisten Jungwölfe haben ihr Rudel allerdings mit drei Jahren bereits verlassen.[23]

Die vorjährigen Jungwölfe unterstützen das Elternpaar bei der Aufzucht der neuen Welpen. Unter normalen Bedingungen besteht ein Rudel im Herbst also aus dem Elternpaar, dem Nachwuchs aus dem Vorjahr oder den Vorjahren und dem Nachwuchs aus demselben Jahr. Mit Erreichen der Geschlechtsreife wandern die Jungwölfe meist aus dem elterlichen Territorium ab und bilden ein eigenes Revier, wo sie beispielsweise mit einem auf der Wanderung getroffenen und ebenso ausgewanderten Jungwolf als Partner eine eigene Familie gründen.[24] Solange Jungwölfe im elterlichen Rudel leben, paaren sie sich normalerweise nicht. Bei Nahrungsknappheit verlassen manchmal bereits fünf Monate alte Wölfe das Territorium, wenn sie von den Eltern nicht mehr versorgt werden; Jungwölfe sind ab diesem Alter in der Lage, Beute zu machen.[22] Manche abgewanderten Wölfe bleiben in der Nähe des elterlichen Rudels, andere wurden in Entfernungen bis zu 886 Kilometern angetroffen; oft behalten Wölfe bei Fernwanderungen dieselbe Wanderrichtung bei und umgehen dabei Städte und Seen. Abgewanderte Wölfe können aber auch in einem Nachbarterritorium die Position eines umgekommenen beziehungsweise getöteten Elternwolfs übernehmen oder am Rand des elterlichen oder eines benachbarten Territoriums ein eigenes Territorium abspalten. Manche abgewanderten Jungwölfe kehren, auch mehrmals, vorübergehend ins elterliche Rudel zurück.[22]

Quelle: Wikipedia: Wolf#Lebensweise

@Bone02943
Danke.
Ist schon interessant. Vor allem dass die teilweise schon mit 5 Monaten auswandern - praktisch noch Welpen sind, aber dennoch schon jagen können.

Wird wohl also wirklich so sein, dass in ein "besetztes Gebiet" keiner mehr hinzu kommen kann (außer wenn Elternwölfe umgekommen sind).

Pestsau schrieb:Der Wolf mag auch gerne freie Flächen. Sprich Wiesen/Grasland etc. Schätze da fällt das Spähen und Jagen etwas leichter.

das erklärt mir natürlich auch, weshalb die dann auch immer die Weiden entdecken und es sich dort gut gehen lassen ;)

Optimist schrieb:das erklärt mir natürlich auch, weshalb die dann auch immer die Weiden entdecken und es sich dort gut gehen lassen ;)

Eben. Deswegen ja auch die Zäune etc ;)

Bone02943 schrieb:Brandenburg, wo es eine ähnliche Rudeldichte in der Umgebung gibt. Die Territorien in der Umgebung sind quasi alle belegt. Egal wohin du gehst, du bist in einem Wolfsrevier. Und trotzdem sehen es die meisten Menschen völlig entspannt.

@Optimist
So stellt sich das grafisch dar:

Original anzeigen (0,8 MB)
Bildquelle: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/deutschland/index.html

Dort gibt es dann auch nochmal Infos zu den einzelnen Bundesländern: https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/saeugetiere/wolf/deutschland/19424.html

@sooma
Mich überrascht die an sich recht hohe Dichte im Osten und Norden. Bei mir in Bayern ist fast nichts. Trotzdem ist hier ein ganz schöner Hype, wenn mal wo ein Tier gesichtet wird.
Es ist jetzt spekulativ. Aber man muss vielleicht erkennen, dass der Alpenraum in Bayern halt wesentlich stärker vom Menschen frequentiert ist, als Gegenden im Osten der Republik. Mag sein, dass es hier für ein scheues Tier leichter ist sich auszubreiten. Irgendwann werden aber auch die etwas dichter bevölkerten Landstriche mit Wölfen zu tun haben. Das wird schon deshalb so sein, weil jeder Wolf, bzw. jedes Rudel Revieransprüche hat und ggf. in unruhigere Gegenden ausweichen muss.

Bone02943 schrieb:Da bin ich auch überfragt. Aber ich denke mal ein bisschen Wald gibt es nahezu überall um als Rückzugsort zu dienen. Gejagt werden kann ja dann auf den Feldern oder so. Aber wie die Rudel oder Wölfe in solchen Regionen leben weiß ich nicht.

Wölfe stellen keine allzu spezifischen Ansprüche an ihren Lebensraum, daher auch die weite Verbreitung der Art auf der gesamten nördlichen Erdhalbkugel. Wichtig sind Deckung/Rückzugsräume und Nahrung in Form von Beutetieren. Als Deckung reichen aber auch Feldgehölze aus, wenn sie denn ausreichend störungsfrei sind.
Jungtiere, die in das Revier eines territorialen Rudels gelangen werden sehr aggressiv verbissen und suchen sich entsprechend freie Territorien. Je mehr Rudel es gibt, desto eher sind die idealen Reviere bereits besetzt und es werden weniger attraktive Reviere besetzt. Das können dann eben auch dichter besiedelte Regionen sein in denen keine Forstwirtschaft betrieben wird.

sooma schrieb:So stellt sich das grafisch dar:

danke - wirklich interessant, dass Bayern z.B. noch so unbehelligt ist. Da wollen die offensichtlich nicht hin :D ;)

Palfrader schrieb:Aber man muss vielleicht erkennen, dass der Alpenraum in Bayern halt wesentlich stärker vom Menschen frequentiert ist, als Gegenden im Osten der Republik

naja, die Dresdner Gegend und Lausitz z:B. ist auch ziemlich dicht besiedelt.
Ich könnte mir vorstellen, dass das eher mit dem bergigem Gelände in Bayern zu tun haben könnte, dass vielleicht Wölfe nicht so gerne bergsteigen? :)

Palfrader schrieb:Mag sein, dass es hier für ein scheues Tier leichter ist sich auszubreiten. Irgendwann werden aber auch die etwas dichter bevölkerten Landstriche mit Wölfen zu tun haben

das befürchte ich auch.

thegreenelk schrieb:Jungtiere, die in das Revier eines territorialen Rudels gelangen werden sehr aggressiv verbissen

finde ich traurig für die armen jungen Wölfe.
Hunde scheinen da nicht so aggro zu sein, obwohl die ja nun vom Wolf abstammen. Ich sehe das immer auf Wiesen, wenn zu einer Gruppe ein neuer Hund kommt, wird der stillschweigend aufgenommen.

thegreenelk schrieb:Je mehr Rudel es gibt, desto eher sind die idealen Reviere bereits besetzt und es werden weniger attraktive Reviere besetzt. Das können dann eben auch dichter besiedelte Regionen sein in denen keine Forstwirtschaft betrieben wird.

und wenn dann alle besetzt sind, müssten die dann in die angrenzenden Länder ausweichen, mal sehen wie die dann so reagieren.
Aber vielleicht gibts z.B. in Frankreich auch schon so viele Wölfe?

Optimist schrieb:wirklich interessant, dass Bayern z.B. noch so unbehelligt ist. Da wollen die offensichtlich nicht hin :D ;)

Vielleicht hat sich die bayerische Gastfreundschaft(ich schreibe nur Bruno *hust) damals bis in die Wolfsreviere herumgesprochen. ;)

Optimist schrieb:Hunde scheinen da nicht so aggro zu sein, obwohl die ja nun vom Wolf abstammen. Ich sehe das immer auf Wiesen, wenn zu einer Gruppe ein neuer Hund kommt, wird der stillschweigend aufgenommen.

Das liegt wohl daran, dass sie dort kein Revier verteidigen müssen. Das kann daheim auf dem Grundstück schon ganz anders aussehen. Vorallem wenn sie als Wachhunde gehalten und trainiert wurden.
Außerdem geht es bei Wölfen quasi auch um Leben und Tod. Denn wenn sie es nicht schaffen ihr angestammtes Revier zu verteitigen, dann kann es auch schnell gefährlich werden. Und zu viele Tiere sind in einem Rudel auch nicht gut, denn jedes Tier mehr braucht auch ein mehr an Nahrung.
Das hat also schon alles seinen Sinn.

Optimist schrieb:und wenn dann alle besetzt sind, müssten die dann in die angrenzenden Länder ausweichen, mal sehen wie die dann so reagieren.
Aber vielleicht gibts z.B. in Frankreich auch schon so viele Wölfe?

2020 ergab eine Schätzung etwa 530 bis 630 Wölfe in Frankreich.

https://www.lifewolfalps.eu/de/il-lupo-sulle-alpi/il-lupo-nelle-alpi-francesi/

Anfimia schrieb:Katzen können für Menschen super gefährlich sein, weil Kratzer und Bisse Krankheiten und Parasiten übertragen können.

das ist jetzt kümmelspalterei!
das könnte auch ein Wellensittich oder eine Weinbergschnecke.

Optimist schrieb:anke - wirklich interessant, dass Bayern z.B. noch so unbehelligt ist. Da wollen die offensichtlich nicht hin

Die sind schon auf dort bzw. wandern durch. Markiert sind ja nur die bestätigten Sichtungen. Aber nicht jeder Wolf der sich durch Deutschland bewegt wird gesehen und selbst wenn, nicht zwingend zweifelsfrei dokumentiert. Bei einer Zuwachsrate von 40-50% pro Jahr füllen sich natürlich zunächst die Lücken in den bereits dichter besiedelten Landstrichen. Gleichzeitig wandern wohl besonders Rüden weitere Strecken und "überspringen" quasi mögliche, freie Territorien. Einfluss auf die Bewegung nehmen mit Sicherheit noch Autobahnen, aber über kurz oder lang wird auch Bayern bestätigte Rudel haben. Vermutlich eher kurz.

Optimist schrieb:Hunde scheinen da nicht so aggro zu sein, obwohl die ja nun vom Wolf abstammen. Ich sehe das immer auf Wiesen, wenn zu einer Gruppe ein neuer Hund kommt, wird der stillschweigend aufgenommen.

Das kommt sehr auf die Sozialisation der Hunde an und ist eher typisch für das dicht besiedelte Deutschland. In Nepal findest du in den ländlichen Gegenden Rudel aus Hunden in den Dörfern, von denen erwartet wird, fremde Streuner tot zu beißen bevor sie an die Hühner des Dorfes gehen. Hunde die diese Leistung nicht bringen sind für ihre Halter nicht das Futter wert, was sie fressen.

Schweiz: Der Wolf ist zurück - abschießen oder akzeptieren?

Externer Inhalt
Durch das Abspielen werden Daten an Youtube übermittelt und ggf. Cookies gesetzt.

Wenn selbst der Schäfer sagt, das er keine Risse mehr hatte seitdem die Herdenschutzhunde da sind.