Die verdrängte Diskriminierung von Männern in unserer Gesellschaft

ach und da wir schon dabei sind, weil ja immer nur die Qualifikation zählt und so und deshalb die Männer ja offenbar alle aufgrund ihrer Qualifikation da sind, wo sie sind:

Als Totschlagargument gegen eine Frauenquote in Aufsichtsräten wird gerne vorgebracht, es müsse nach Qualität gehen, und leider gebe es schlicht zu wenige Frauen mit Vorstandserfahrung, und in technischen Branchen seien sie ohnehin Mangelware. Ein Blick in die Aufsichtsratslandschaft müsste aber selbst dem glühendsten Quotengegner klarmachen, dass diese Maßstäbe unmöglich für alle männlichen Kandidaten der vergangenen Jahre gegolten haben können. Wie sonst könnte bei BMW ein Forstwissenschaftler im Aufsichtsrat sitzen und bei Henkel ein Astrophysiker? Und welche Vorstandserfahrung bringt der Berufspolitiker und Anwalt Friedrich Merz mit? Und welche Konzernerfahrung der designierte Bahn-Vorstand Ronald Pofalla? Das heißt nicht, dass diese Männer einen schlechten Job machen. Es heißt aber sehr wohl, dass auch Frauen mit einer solchen Vita einen guten Job machen könnten.

der ganze Artikel ist lesensert
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/wirtschaftspolitik/fuehrt-frauenfoerderung-und-frauenquote-zu-maennerdiskriminierung-13292063.html

@Abahatschi
ach Du meinst Sexuelle Orientierung. Homosexuelle werden aber nicht wegen ihrem Geschlecht diskriminiert.

Tussinelda schrieb:weil ja immer nur die Qualifikation zählt und so und deshalb die Männer ja offenbar alle aufgrund ihrer Qualifikation da sind

Ja, eine hartnäckige urbane Legende, die sich manche Männer da erzählen.

Becky schrieb:Wo trifft denn Diskriminierung aufgrund von Homosexualität im Alltag nur die Männer?

Also Männerdiskrimierung kann nur Männer treffen. Ich habe nicht behauptet das lesbische Frauen nicht diskriminiert werden.

Tussinelda schrieb:Wie sonst könnte bei BMW ein Forstwissenschaftler im Aufsichtsrat sitzen und bei Henkel ein Astrophysiker?

Es haben sich halt keine Försterin und Astrophysikerin beworben.

Abahatschi schrieb:Ich habe nicht behauptet das lesbische Frauen nicht diskriminiert werden.

Wenn etwas beide Geschlechter gleichermaßen betrifft, kann es wohl keine Männerdiskriminierung sein, sondern ist einfach Homosexuellen Diskriminierung, die Männer Und Frauen gleichermaßen trifft.

Abahatschi schrieb:Es haben sich halt keine Försterin und Astrophysikerin beworben.

Ja, es ist doch am besten, das eigene Scheitern (der Glaube an einen Mythos) mit Humor zu nehmen. :D

@Abahatschi

Jetzt eierst du aber irgendwie ziemlich rum. Mit Gegenfragen und "kann eine Erklärung sein".

Eine klare Antwort auf die Frage, wie du dir einen Frauenanteil weit unter 30% erklärst, wenn immer nach Qualifikation besetzt wurde, finde ich da nicht. Vielleicht könntest du da mal etwas deutlicher werden, gerade da du ja selbst Bewerbungsgespräche führst und so? Mir fehlt in dem Bereich leider die Erfahrung.
Bewerben sich zu wenige Frauen? Welche Skills sind bei Frauen denn konkret immer schlechter ausgeprägt, so dass man auf Männer zurückgreifen muss, wenn man die "Besten" haben will?


@Groucho

Ich halte das auch für einen Mythos, aber ich möchte gerne wissen, wie tamarillo sich das erklärt.

Abahatschi schrieb:Es haben sich halt keine Försterin und Astrophysikerin beworben.

ja, ein wirklich gutes Argument.

raitoningu schrieb:gerade da du ja selbst Bewerbungsgespräche führst und so? Mir fehlt in dem Bereich leider die Erfahrung.
Bewerben sich zu wenige Frauen? Welche Skills sind bei Frauen denn konkret immer schlechter ausgeprägt, so dass man auf Männer zurückgreifen muss, wenn man die "Besten" haben will?

Also ich bin im streng technischen Bereich und hatte nur in zwei Runden Frauen in der engen Auswahl.
1 - hat mir vor dem Part mit Gehalt mitgeteilt dass sie daran denkt nur 30 Std. zu arbeiten, also wurde es nichts.
2 - hätte ich eingestellt, ihr haben die Büros nicht gefallen, da seien zu wenig Pflanzen und zu viel technisches Zeug, sie hat abgesagt. Ich hatte noch 5000,- zur Verfügung in Aussicht gestellt für die freien Gestaltung des Büros.
Vom Bauchgefühl hatte ich den subjektiven Eindruck dass die Frauen theoretisch gesprochen haben, die Männer typischerweise wie "Macher", an der Grenze zur Macho - bei den Themen Führung und Konfliktlösung nehmen Männer gerne die größte Keule die sie zur Auswahl haben, Frauen reden viel...bei Berechnungen, große Zahlen und Statistiken waren die Frauen grundsätzlich besser...so in etwa meine Erfahrungen.
Ach ja, die Bewerbungsquote würde ich auf 3% schätzen...sehr schwierig da ein gutes Bild zu bekommen.

In den Vorständen (ja, ich kenne zB Familie Woeste von Henkel) schaut man eher auf "Durchschlagskraft", "Kompromisslosigkeit" und "Durchhaltevermögen", manchmal holt man Manager eben zur "Reinigung" des Systems und nicht unbedingt neue Weichen und Richtungen einzuschlagen.

Tussinelda schrieb:ja, ein wirklich gutes Argument.

Gib zu, kreativ war es auf jeden Fall.

Abahatschi schrieb:hat mir vor dem Part mit Gehalt mitgeteilt dass sie daran denkt nur 30 Std. zu arbeiten, also wurde es nichts.

das ist leider typisch. Als ob man bestimmte Jobs nur machen kann, wenn man diesen Job als Einzelperson ausführt mit mindestens 40-60 Stunden die Woche. Aber das hatten wir ALLES schon im entsprechenden thread.

Nochmal hierzu:

Tussinelda schrieb:im Aufsichtsrat sitzen und bei Henkel ein Astrophysiker?

Hier hast Du einen Link zu den Gründen:
https://www.handelsblatt.com/finanzen/maerkte/boerse-inside/kaspar-von-braun-mitglied-der-henkel-familie-verkauft-aktienpaket/9168562.html?ticket=ST-515516-BhYmKraV93Z9bEm6KKXe-ap4
Er ist Familienmitglied! Nach der FAZ dürfen Familienmitglieder also nicht in Familienunternehmen Aufsichtsrat sein.
Polemik! Diskriminierung wegen Beruf!

Aber bei der Tochter von Woeste (Henkel), die Vorstandsvorsitzende Simone Bagel-Trah, studierte Mikrobiologin, geht es vollkommend in Ordnung wenn sie im Verwaltungsrat einer Bank(HSBC) ist.

Tussinelda schrieb:das ist leider typisch. Als ob man bestimmte Jobs nur machen kann, wenn man diesen Job als Einzelperson ausführt mit mindestens 40-60 Stunden die Woche.

Sollte ich da noch eine 10 Std. Person suchen? Interessanter Ansatz.

@Abahatschi

Danke, das ist zumindest mal eine ausführliche Erklärung. Aber repräsentativ wohl zahlenmäßig eher nicht.
Gibt es denn überall so wenige weibliche Bewerberinnen?

Abahatschi schrieb:In den Vorständen (ja, ich kenne zB Familie Woeste von Henkel) schaut man eher auf "Durchschlagskraft", "Kompromisslosigkeit" und "Durchhaltevermögen", manchmal holt man Manager eben zur "Reinigung" des Systems und nicht unbedingt neue Weichen und Richtungen einzuschlagen.

Begutachtet man die Bewerber dann tatsächlich unvoreingenommen auf ihre "Durchschlagskraft" und "Kompromisslosigkeit" hin, oder schreibt man diese Eigenschaften einfach von vornherein Männern zu?

Nochmal hierzu:

Tussinelda schrieb:bei BMW ein Forstwissenschaftler im Aufsichtsrat sitzen

Hier ist der Herr Prof. Dr. rer. nat. Dr. h.c. Reinhard Hüttl:
https://www.bmwgroup.com/content/dam/bmw-group-websites/bmwgroup_com/ir/downloads/de/2018/Hauptversammlung/Informationen%20zu%20TOP%206%20Lebensläufe%20der%20Kandidaten%20für%20den%20Aufsichtsrat%202018.pdf

1957 geboren in Regensburg, Nationalität: deutsch
Diplom­Forstwirt, Studium der Forst­/Bodenwissenschaften, Albert­Ludwigs­Universität Freiburg i. Br. und Oregon State University, Corvallis, USA
Leiter des internationalen Forschungsreferats des Bergbauunternehmens Kali und Salz AG (BASF­Gruppe), Kassel
Wissenschaftlicher Berater am World Resources Institute, Washington D.C., USA Vertretungsprofessur, University of Hawaii, USA, Chair of Geobotany
Inhaber des Lehrstuhls für Bodenschutz und Rekultivierung, Brandenburgische Technische Universität, Cottbus
wissenschaftlicher Berater der Hightech­Strategie Klimaschutz des Bundesministeriums für Bildung und Forschung
wissenschaftlicher Vorstand und Vorsitzender des Vorstands des Helmholtz­Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ
acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften e.V., 2008–2017 Präsident, seit 2017 Vizepräsident
Mitglied der „Ethikkommission Sichere Energieversorgung“ der Bundesregierung

@raitoningu

Eine klare Antwort auf die Frage, wie du dir einen Frauenanteil weit unter 30% erklärst, wenn immer nach Qualifikation besetzt wurde, finde ich da nicht.

Mal meinen Senf dazu, weil ich das Spielchen auch schon etwas mitmache. Der Idealzustand bei der Auswahl der Führungskräfte ist, dass rein nach Qualifikation gewählt wird. Das halte ich aber auch für einen Mythos. Im Prinzip ist ein gewisses Maß an fachlicher Kompetenz notwendig, im Wesentlichen geht es aber um Sichtbarkeit und Netzwerk - kurz, Vitamin B. Man könnte nun darüber streiten, ob dies nicht schon zu den wesentlichen Qualifikationen vom Management gehört. Immerhin geht es auch um Außenwirkung und Einfluss (was ja erklärt, wieso gerade Politiker gerne in Aufsichtsräte berufen werden). Generell dürfte bei Frauen hier aber noch der größte Nachholbedarf existieren (Die "alten Herren" kennen sich halt von der Uni..), und weniger in der fachlichen Kompetenz. Das wurde auch erkannt und es gibt meines Wissens nach nicht wenige explizite Frauennetzwerke für überdurchschnittliche Studentinnen. Sobald die ein entsprechendes Alter erreichen, wird sich die Sache in meinen Augen eh etwas relativieren (im Aufsichtsrat sitzt man in der Regel nicht mit 25, so dass heutige Programme immer mit etwas Verzögerung Wirkung zeigen). Das ist u.a. ein Grund, wieso ich die Quote für zu pauschal ansehe.

raitoningu schrieb:Gibt es denn überall so wenige weibliche Bewerberinnen?

Das hängt sehr stark vom Bereich ab, umgekehrt ist es aber auch so.

raitoningu schrieb:Begutachtet man die Bewerber dann tatsächlich unvoreingenommen auf ihre "Durchschlagskraft" und "Kompromisslosigkeit" hin, oder schreibt man diese Eigenschaften einfach von vornherein Männern zu?

Tja, ich sage beides. Männer fallen schon sehr viel früher auf, positiv oder negativ, und ihre Aktionen haben meistens größere "innere" Reichweite, Frauen gehen sehr bedacht vor aber im Sinne der Eigenwerbung eher leise.
In einer meiner früheren Tätigkeiten habe ich "zur Belohnung" die Betreuung eines schwierigen Themas bekommen, ich "solle ruhig so unangenehm werden wie man das von mir kennt", die GF hätte beschlossen "dass dieses Projekt pünktlich realisiert wird".
In meiner Ebene waren zu dem Zeitpunkt um die 25% Frauen.

DerMüller71 schrieb:Generell dürfte bei Frauen hier aber noch der größte Nachholbedarf existieren

Du hast Recht, Frauen netzwerken in Bezug auf ihre Karriere zu wenig. In größeren Unternehmen gibt es dafür auch entsprechende Programme, damit die Damen da aufholen können.
Was aber noch hinzukommt, ist, dass Verhaltensweisen unterschiedlich bewertet werden. Bei gleichem Verhalten ist der Mann ein „harter Hund“ (hier anerkennendes Lächeln des Vorgesetzten einfügen) und eine Frau „irgendwie schwierig“ und „nicht geschmeidig genug“.

Abahatschi schrieb:ich "solle ruhig so unangenehm werden wie man das von mir kennt"

Schönes Beispiel zu Verhaltensweisen, jetzt kann mal jeder überlegen, ob dieser Satz an einen Mann oder eine Frau gerichtet war und warum man meint, dass das so ist.

gardner schrieb:Männer werden in unserer Gesellschaft nicht von Frauen diskriminiert.
Männer verdienen bei gleicher Arbeit zumeist eklatant mehr als Frauen, was in unserer Konsumgesellschaft ein entscheidender Faktor ist. Warum passiert das, wohl kaum, weil Männer in unserer Gesellschaft diskriminiert werden.

Bei Diskriminierung der Männer durch die Gesellschaft (worunter auch Frauen zählen) Beispiele anzubringen, die Diskriminierung von Frauen aufzeigen, um aufzuzeigen, dass Männer angeblich nicht diskriminiert werden, macht so viel Sinn wie eine Null zu teilen.

@Alphabetnkunst
Was waren nochmal die aussagekräftigen Beispiele, an denen erkennbar wird, dass Männer in unserer Gesellschaft diskriminiert werden?

gardner schrieb:Was waren nochmal die aussagekräftigen Beispiele, an denen erkennbar wird, dass Männer in unserer Gesellschaft diskriminiert werden?

Vielleicht weil es jetzt bald wieder eine Wehrpflicht gibt. :D Das wäre aber auch das einzige Beispiel welches mir auf Anhieb einfällt.
Allerdings ist dies eine "Diskriminierung" (oder auch nicht) die ich thematisch beneide, denn ich wäre gern zum Bund gegangen. Allerdings ist das wegen gewisser persönlicher Dinge nicht möglich.

Abahatschi schrieb:Sollte ich da noch eine 10 Std. Person suchen? Interessanter Ansatz.

wieso, es ging um 30 Std. Kann man doch als Unternehmer mal drüber nachdenken, oder? Vielleicht 2 halbe Stellen, so ist auch so gut wie immer jemand da, wenn einer krank ist Urlaub hat etc.

Du hast wohl das überlesen

Tussinelda schrieb:Das heißt nicht, dass diese Männer einen schlechten Job machen. Es heißt aber sehr wohl, dass auch Frauen mit einer solchen Vita einen guten Job machen könnten.

ansonsten kann ich mir Deine Ausführungen nicht erklären.