Macht ihr euch Sorgen wegen des Coronavirus (Sars-CoV-2)?

Pallas schrieb:Ich denke für die Übertragung, könnte auch eine Rolle spielen, wenn sämtliche Generation unter anderem Dach leben.

knopper schrieb:nun ja aber irgendeinen Grund muss es ja geben warum es in Italien soo viele Tote gibt aber bei uns nicht.

Es gibt aus 2019 eine Untersuchung der Gründe für die in Europa vergleichsweise höhere Mortalitätsrate in Italien.

...

Italy showed a higher influenza attributable excess mortality compared to other European countries. especially in the elderly.

...
Conclusions

Over 68,000 deaths were attributable to influenza epidemics in the study period. The observed excess of deaths is not completely unexpected, given the high number of fragile very old subjects living in Italy. In conclusion, the unpredictability of the influenza virus continues to present a major challenge to health professionals and policy makers. Nonetheless, vaccination remains the most effective means for reducing the burden of influenza, and efforts to increase vaccine coverage and the introduction of new vaccine strategies (such as vaccinating healthy children) should be considered to reduce the influenza attributable excess mortality experienced in Italy and in Europe in the last seasons.

https://www.ijidonline.com/article/S1201-9712(19)30328-5/fulltext (Archiv-Version vom 25.03.2020)

Fennek schrieb:Wenn wir die 60-70% innerhalb eines Jahres erreichen wäre das ein katastrophales Szenario, das zu massiven Problemen im Gesundheitssystem führen kann. Aber man geht aktuell noch nicht davon aus, dass dies realistisch ist. Aber man vermutet schon, dass das Virus inzwischen in Europa das Potenzial hat, endemisch und wiederkehrend zu werden.

Man muss nunmal auf das schlimmste vorbereitet sein, auch wenn man sich darauf wohl garnicht zu 100% vorbereiten kann in diesem Ausmaß.
Man kann nur das Beste hoffen.

sundra schrieb:Wenn die Fallzahlen wieder ansteigen, wird wahrscheinlich wieder Alles dicht gemacht, was geht.

Die Frage ist ja wirklich was man dann erneut "dicht machen könnte" die Quarantäne wird ja nicht aufgehoben um den Seelenfrieden wiederherzustellen sondern weil sonst das öffentliche Leben ganz zum erliegen kommt und auch die Versorgung mit Lebensmitteln nicht mehr gewährleistet werden kann.
Irgendwann kommt der Punkt wo grundlegende wirtschaftliche Interessen zu groß werden um sie einer Quarantäne unterzuordnen.
In der Quarantäne zu verhungern ist nunmal schlimmer als sich einer möglichen Infektion auszusetzen.

Freki2.0 schrieb:Mutation wieso aber nur Italien

Das ist unwahrscheinlich, da wäre in Deutschland die selbe Mutation unterwegs.

Die 15 Corona-Infizierten die wir im Kreis Gütersloh zur Zeit haben sind alles (!) Urlaubsrückkehrer aus Italien bzw. Östereich. Und die waren nicht in einer Gruppe unterwegs.
Das gibt zu denken ob da südlich der Alpen nicht doch eine Mutation unterwegs ist, die sich schneller verbreitet.

Lupo54 schrieb:Das gibt zu denken ob da südlich der Alpen nicht doch eine Mutation unterwegs ist, die sich schneller verbreitet.

Oder ob einfach die Dunkelziffer viel höher ist als in Deutschland

Hier nochmal die gestrige Einschätzung von Herrn Drosten vom Podcast Nr 12:

Es gibt Szenarien und ich halte es momentan für wahrscheinlich, dass wir in eine kontinuierliche Welle reinlaufen und es immer mehr werden wird. Vllt. wird es keine so agressive Welle sein, die in 3-4 Monaten die gesamte Bevölkerung durchinfiziert hat, sondern der Virus könnte sich nach den neusten Zahlen etwas langsamer verbreiten als die Influenza. D.h. wir bekommen ein Anwachsen der Fälle im ganzen Sommer und im Herbst bleibt es so und im Winter wird es nochmal stärker, dann schleicht es sich irgendwann aus. Eskönnte aber auch so sein, dass es gar nicht so stark anwächst uns dafür aber 2 Jahre begleiten wird

https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html (Archiv-Version vom 13.03.2020)

sundra schrieb:Das ist auch nicht zu unterschätzen so eine längere Zeit jeden Tag zu Hause auf kleinem, kleinsten Raum mit mehreren. Mich würde aber auch interessieren, wie lange denn so eine Nachsorge, also Quarantäne nach der Welle betragen soll. Kann man da überhaupt was zu sagen. Die Menschen jetzt erstmal in den Alltag langsam wieder zu bringen halte ich auch für die psychische Gesundheit wichtig, was dann kommt wird man sehen. Wenn die Fallzahlen wieder ansteigen, wird wahrscheinlich wieder Alles dicht gemacht, was geht.

Deshalb ist z.B. Herr Drosten jemand, der komplette Shutdowns durch frühzeitige effektive gezielte Maßnahmen, wie einzelne Quarantänen von Kontaktpersonen, verhindern will, was auch eigentlich ganz logisch klingt. Wenn solche Cluster zu groß werden, muss man natürlich zu härteren Maßnahmen greifen. Es ist auch hier wieder eine Frage der Verhältnismäßigkeit. Z.B. sagte Drosten in einer Folge des Podcasts, dass die Gessellschaft gut einige Wochen ohne Fußballspiele auskommen kann. Dinge wie Schulen jedoch sind essentieller für die Gesellschaft und sollten erst später geschlossen werden (auch wenn ihn eine aktuelle Studie wohl dazu gebracht hat, diese Position zu überdenken).

Der Berliner Virologe Christian Drosten rät für das Eindämmen der Coronavirus-Pandemie zu kombinierten Maßnahmen. „Veranstaltungsstopp und Schulschließungen in Kombination sind extrem effizient, vor allem dann, wenn man das mehr als vier Wochen durchhält“, sagte der Mediziner der Charité im NDR-Podcast am Donnerstag. „Und je früher, desto besser.“

Zu dieser Überzeugung sei er durch eine Studie zur Spanischen Grippe gekommen, die ihm eine Kollegin aus den USA geschickt habe, sagte Drosten. Das Paper – aus dem der Tagesspiegel zuvor bereits etwa hier und hier und hier zitiert hatte – habe nicht-pharmazeutische Maßnahmen in 43 Städten in den USA zur Bekämpfung der Spanischen Grippe in den Jahren 1918 und 1919 beschrieben. Auch wenn die Gesellschaft damals eine andere gewesen sei, zeige sich als Konsequenz der Studie, dass es extrem viel bringe, zwei oder mehr Maßnahmen zu kombinieren.

https://www.tagesspiegel.de/wissen/virologe-drosten-zu-epidemien-veranstaltungsstopps-und-schulschliessungen-in-kombination-sind-extrem-effizient/25638436.html

Freki2.0 schrieb:Die Frage ist ja wirklich was man dann erneut "dicht machen könnte" die Quarantäne wird ja nicht aufgehoben um den Seelenfrieden wiederherzustellen sondern weil sonst das öffentliche Leben ganz zum erliegen kommt und auch die Versorgung mit Lebensmitteln nicht mehr gewährleistet werden kann.

Das ist wahr, habe ich dabei nicht bedacht. Könnte aber nach hinten losgehen, wenn die Fallzahlen wieder rapide ansteigen. Bin gespannt, was dann passiert. Hoffentlich bleibt das Alles im Rahmen.

@Flagstaff

ok vielen Dank für die Info.

sundra schrieb:Es gibt Szenarien und ich halte es momentan für wahrscheinlich, dass wir in eine kontinuierliche Welle reinlaufen und es immer mehr werden wird. Vllt. wird es keine so agressive Welle sein, die in 3-4 Monaten die gesamte Bevölkerung durchinfiziert hat, sondern der Virus könnte sich nach den neusten Zahlen etwas langsamer verbreiten als die Influenza. D.h. wir bekommen ein Anwachsen der Fälle im ganzen Sommer und im Herbst bleibt es so und im Winter wird es nochmal stärker, dann schleicht es sich irgendwann aus. Eskönnte aber auch so sein, dass es gar nicht so stark anwächst uns dafür aber 2 Jahre begleiten wird

hm jetzt auf einmal wieder langsamer als die Influenza?
hm naja dann kann ich ja beruhigt sein, denn ich habe mich noch nie impfen lassen und hatte auch keine Grippe soweit ich weiß.
Es hieß doch aber die ganze Zeit dass es ansteckender als Grippe ist... nun gut dann also wieder so.

inquest schrieb:Es tut mir leid, dass du es so wahrgenommen hast, aber es wird sich ändern mit zunehmenden Fällen.

Jetzt mit den offiziellen Schulschließungen reagieren meine Mitbetreuer erst und sprechen davon dass sie Prävention groß schreiben.
Mich ärgert und wurmt es dass sie nicht auf mich gehört haben. Meine Infos waren näher als die vom Gesundheitsamt herausgegebenen weil ich im direkten Gespräch einer Kontaktperson war.

Die Menschen reagieren oft viel zu spät. Ich fahre mit meinem Pessimismus oft die richtige Schiene, geh vom schlimmsten aus und freu dich wenns nicht eintrifft.

3.14 schrieb:Jetzt mit den offiziellen Schulschließungen reagieren meine Mitbetreuer erst und sprechen davon dass sie Prävention groß schreiben.
Mich ärgert und wurmt es dass sie nicht auf mich gehört haben. Meine Infos waren näher als die vom Gesundheitsamt herausgegebenen weil ich im direkten Gespräch einer Kontaktperson war.

Die Menschen reagieren oft viel zu spät.

Das ergeht vielen momentan so und ja so sind die Menschen, vor allen Dingen wenn man aus Wohlstandstaaten kommt, wo immer sicher davon ausgegangen wird, dass uns so etwas oder hier so etwas nie passieren wird, ruht man sich lange darauf aus, bis es eben nicht mehr geht und die Realität anklopft.

sundra schrieb:Könnte aber nach hinten losgehen, wenn die Fallzahlen wieder rapide ansteigen. Bin gespannt, was dann passiert. Hoffentlich bleibt das Alles im Rahmen.

Dann müssen die neuen Brandherde wieder eingedämmt werden. Du wirst Wuhan halt nicht ewig unter Quarantäne lassen können. Es verschafft uns aber Zeit und das ist aktuell der wichtigste Faktor. Ich glaub niemand hält es aktuell noch für realistisch, das Virus noch stoppen zu können. Wir können nur versuchen, es so lange einzudämmen, bis wir effektiv damit umgehen können (Impfung & Medikamente).

Man müsste quasi mehrere Shutdowns machen, so lange, bis die Herdenimmunität erreicht wäre. Das muss auch China wieder machen, womöglich dann in anderen Metropolen im Land.
Erinnern möchte ich auch nochmal an die Worte der Virologen, dass die jetzt getroffenen Maßnahmen wegen der Inkubationszeit erst in etwa 10 Tagen wirken.
Das heißt auch, dass wir in 10 Tagen die Fallzahlen betreffend wahrscheinlich im fünfstelligen Bereich liegen werden.

In Shanghai läuft der Verkehr weitgehend wieder. Das Verkehrsaufkommen hat etwa 2/3 des normalen
Verkehrsaufkommens.
https://www.tomtom.com/en_gb/traffic-index/shanghai-traffic

Lübecker Forscher wollen auch was Neues entwickelt haben, lassen wir uns überraschen. Ich frage mich, wie es da in den Laboren aussieht wenn so viele Forschungsgruppen gerade daran arbeiten. Die werden wahrscheinlich Tag und Nacht forschen, großen Respekt an all diejenigen!

https://www.ndr.de/nachrichten/schleswig-holstein/Der-Wirkstoff-gegen-das-Coronavirus-kommt-aus-Luebeck,corona666.html

Aber es hatte auch was Gutes, ausser der Schutz der Bevölkerung: In China soll die Luftverschmutzung während der Quarantäne stark zurück gegangen sein.

https://www.welt.de/vermischtes/article206242595/Nach-Quarantaene-Deutlicher-Rueckgang-der-Luftverschmutzung-in-China.html

@sundra
Das ist ja auch so ne Sache, dass die hiesigen Labore alle qualitätsgesichert für die eigneständige Entwicklung von z.B. Testkits und Medikamenten zugelassen sind, da sie aufgrund der hohen Standards unabhängig und dezentral agieren können, nicht wie in vielen anderen Ländern wie den USA:

Schauen wir mal in die Statistik. Wir sehen im Moment
bei der Fallzahl in Deutschland: Wenn wir von drei Prozent
Fallsterblichkeit ausgehen würden, dann müssten
wir schon sechs oder acht Tote haben. Die sind aber
nicht da, wir haben null. Und in Italien ist es so viel
mehr. Wie kommt das? Was ist der große Unterschied
zwischen Deutschland und anderen Ländern? Da gibt
es einen großen systemischen Unterschied. Unsere
Labore sind technisch sehr gut ausgestattet. Unsere
Regularien sind sehr frei in der Einrichtung von neuen
Testverfahren in Laboren. Und unsere Kassenärztliche
Bundesvereinigung hat schon im Januar eine Abrechnungsziffer
eingeführt für diesen Test und damit dafür
gesorgt hat, dass die Labore damit Geld verdienen.
Und wir haben kein zentrales System für die Labordiagnostik.
Das sind Effekte, die in anderen Ländern
anders sind. In anderen Ländern gibt es eine zentrale
Autorität, die sagt: Bei neuen Erkrankungen, die nicht
landläufig sind, wollen wir den Hut aufhaben. Wir
machen einen Test, und wir erlauben einigen anderen
Laboren im Land den Test, die uns immer schön
die Daten zurückfüttern. Alle anderen dürfen das
nicht, sonst haben wir keine Übersicht über die Daten
mehr. Das haben wir in Deutschland nicht. Wir haben
deswegen im Moment auch keine Übersicht über die
Daten. Aber das ist verzeihlich gegenüber dem großen
Gewinn, dass wir so breitflächig testen können. Das ist
ein großer Vorsprung, und deswegen merken wir unsere
Fälle sehr früh. Und deswegen haben wir auch noch
keine Toten in der Statistik, weil wir so früh hinschauen.
Wir sind so dermaßen am Anfang, dass es sich jetzt
richtig lohnt, in Deutschland gezielt vorzugehen. Und
da einzuschreiten, wo die Multiplikation und Exponierung
von solchen Fällen stattfindet. Und darum geht‘s
mir um die Fußballstadien.

https://www.ndr.de/nachrichten/info/coronaskript112.pdf

Formatierung ist leider PDF-bedingt.

-Alexa- schrieb:Man müsste quasi mehrere Shutdowns machen, so lange, bis die Herdenimmunität erreicht wäre. Das muss auch China wieder machen, womöglich dann in anderen Metropolen im Land.

Ist es nicht eher so, dass die Bevölkerung sich quasi um die Herdenimmunität zu erreichen, sich "durchseuchen" muss? Dann wäre ein shutdown nicht so hilfreich dabei,oder? Das funktioniert natürlich nur in der milden Phase. Ansonsten würde man es ja noch schlimmer machen und zum Zusammenbruch des Gesundheitswesen führen, was man ja unbedingt verhindern will.

@sundra
Vielleicht habe ich mich missverständlich ausgedrückt. Du machst einen Shutdown, versorgst die ernsten Fälle im Krankenhaus, hebst ihn danach bis die Fallzahlen wieder steigen auf, um anschließend wieder zu schließen. Du passt dich quasi dem Virus an, das ja auch in Wellen kommt. Das Ganze muss man so lange wiederholen bis es einen Impfstoff gibt und/oder die Herdenimmunität gewährleistet ist. Ist aber gesellschaftlich wohl nicht oder nur in autoritären Staaten durchführbar.

sundra schrieb:Ist es nicht eher so, dass die Bevölkerung sich quasi um die Herdenimmunität zu erreichen, sich "durchseuchen" muss? Dann wäre ein shutdown nicht so hilfreich dabei,oder? Das funktioniert natürlich nur in der milden Phase. Ansonsten würde man es ja noch schlimmer machen und zum Zusammenbruch des Gesundheitswesen führen, was man ja unbedingt verhindern will.

für einen kompletten Stopp schon, denn erst so wäre dieses immer wieder neue Auftreten praktisch ausgeschlossen, also wenn man jetzt wieder Großveranstaltungen zulässt usw...
Geht aber bei Corona nicht, wegen der schweren Verläufe und der damit einhergehenden Überlastung.

-Alexa- schrieb:Du passt dich quasi dem Virus an, das ja auch in Wellen kommt. Das Ganze muss man so lange wiederholen bis es einen Impfstoff gibt und/oder die Herdenimmunität gewährleistet ist. Ist aber gesellschaftlich wohl nicht oder nur in autoritären Staaten durchführbar.

naja das würde der Wirtschaft aber schon erheblich schaden, aber ist wohl nicht anders zu machen.

Ich frage mich sowieso wie der Bund / Länder z.b. mit einem erheblichen Rückgang der Steuereinnahmen umgehen? Die Gesamtsteuereinnahmen betrugen ja 2019 776 Mrd. €...was ist wenn es nun plötzlich nur noch 500 Mrd. oder noch weniger sind, was ja evt. zu erwarten ist?

Wie bezahlt der Staat dann seine Angestellten und und und.... das wird noch spannend.

sundra schrieb:Aber es hatte auch was Gutes, ausser der Schutz der Bevölkerung: In China soll die Luftverschmutzung während der Quarantäne stark zurück gegangen sein.

So wie es scheint, verschafft uns der Virus noch ein bisschen mehr Zeit auf den Klimawandel zu reagieren. Kreuzfahrtschiffe liegen still, es wird weniger gefahren und geflogen, Grenzen, Schulen und große Veranstaltungen werden geschlossen und abgesagt usw.