sooma schrieb:Hier gibt es weitere Simmen dazu. Am Beispiel Hamburg wird das Problem der unterschiedlichen Zählweisen deutlich:
In dem Artikel ist die Rede vom Durchschnittsalter der Toten mit SARS-CoV-2 (80 Jahre).
Dabei fiel mir grad so ein anderer Aspekt ein: hat die aktuelle Situation Auswirkungen auf den ohnehin bereits in unserer Gesellschaft schon länger schwelenden Generationenkonflikt?
Spoiler: Langer Text. Muss gerade mal sein.
Ich mein, als Jugendlicher oder junger Erwachsener könnte man sich ob der regelmäßigen Nachrichten über die Todesfälle und der aktuellen Situation schon veralbert vorkommen. Die Meldung dass der an Covid-19 verstorbene Patient Vorerkrankungen hatte, taucht fast immer auf. Der Schnitt war schon immer sehr hoch, nicht nur bei uns, auch anderswo (in meiner Stadt gibt es Stand 04.04. fünf Tote, alle Ü70, und 4 davon über 80). Dazu scheinen auch Presseberichte zu passen, wodurch gerade alte Menschen und vorerkrankte sich in der Risikogruppe befinden und besonders geschützt werden müssen.
Die jüngeren und "gesunden" dagegen haben in den meisten Fällen entweder keine Symptome, oder nur milde Verläufe. Wirklich sterben tut von denen im Verhältnis zur gesamten Todeszahl kaum einer (mal so formuliert), und wenn, wird dies schon als eine Schlagzeile in den Medien präsentiert. Es ist zumindest selten, wenn man sich auf vorhandene Daten stützt.
Zwar betonten immer wieder Politiker, Ärzte und vereinzelte Wissenschaftler, man solle sich als junge Person nicht in Sicherheit wiegen, es könnte diese ja genauso treffen und man würde in so manchen Landstrichen vermehrt jüngere Patienten auf die Intensivstation verlegen, doch die vorhandenen Daten dürften darauf für die allermeisten da draußen eher weniger hindeuten.
Und nun schließt die Regierung quasi alle Freizeitangebote, die insbesondere von der jüngeren Zielgruppe genutzt werden. Freizeitparks, Festivals, Kirmes, Fitnessstudios, Spielhallen, Discos, Fußball und Vereine. Dazu wird das Kontaktverbot bzw. die "Beschränkung" etabliert, Treffen mit mehr als zwei Personen sind nun nicht mehr erlaubt. Kein Basketball oder Fußball mehr, kein Skaten, kein "auf Spielplatz abhängen", keine Parties. Das ganze wird geahndet, und ggf. auch strafrechtlich verfolgt.
Schulen sind geschlossen, "home schooling" nur bedingt ein Ersatz (gerade die soziale Komponente in der Schule fehlt fast vollständig, und gerade das belastet), man ist also im Grunde zuhause gefangen. Klar kann man noch rausgehen... aber allein und mit nötigem Abstand, der noch einmal bedrohlich wirken kann...
Was werden also die "jüngeren" sich nun denken? Natürlich wird seitens der Regierung und der Medien der "Solidargedanke" großgeschrieben, man soll auf andere aufpassen, andere schützen, und dafür selber auf sog. "Luxusprobleme" verzichten. Unter dieser Prämisse scheinen viele - auch jüngere - Menschen sehr viel zu ertragen, und führt dann eben auch zu das, was man zuhauf in den sozialen Medien sieht. Wie viel sie ertragen können oder ggf. zu viel auf Dinge verzichten müssen, wird sich bald zeigen, und wenn sich es in der Suizid-Statistik oder den Behandlungszahlen wegen Depression niederschlägt.
Ich habe allerdings schon öfters im jugendlichen Umfeld (Ausbildung, Lehrgang) kritische Stimmen diesbezüglich gehört, bis hin zu "lange halte ich das so nicht mehr aus". Da liegt der Gedanke, dass gerade diese Menschen die Entscheidungen der Regierung und die Infos des RKI kritischer sehen wird oder einfach ignoriert (Corona-Parties lassen grüßen), schon nahe - immerhin sind diese Institutionen die, die konsequent Verzicht fordern. Wenn Menschen ihre gewohnten Hobbies nicht mehr ausüben können und im Grunde nun auf so ziemlich alles in der Freizeit verzichten müssen, geht einem das nahe und verursacht halt auch Stress, zusätzlich zur ohnehin schon schwierigen Situation, vielleicht weil man sogar Angehörige hat, um die man sich Sorgen macht.
Generell habe ich seit geraumer Zeit den Eindruck, dass diese Punkte sowieso zu kurz kommen. Für den jungen Mensch sind die Maßnahmen übertrieben, "nur wegen den Alten muss ich nun auf alles verzichten". Es dürften durchaus viele Jugendliche die Tragweite der Pandemie und die Maßnahmen verstehen, nur - die Umsetzung nicht. Ein guter Freund von mir meinte vorhin am Telefon, dass ihn das sehr belastet, sich de facto nicht mehr mit der Clique treffen zu können, wir uns ebenso wenig öffentlich treffen können und immer in einer Unsicherheit leben, dass Freizeit im normalen Rahmen nicht mehr möglich ist, der einzige Ausgleich von der anstrengenden Arbeit nur noch der PC und Teamspeak ist...
Macht mir ehrlich gesagt ebenso Sorgen wie die aktuellen Todeszahlen.
(Ich merke es selber an mir. Wollte eigentlich die kommenden Monate in einige Freizeitparks fahren, daraus wird nun nichts. Habe mich drauf gefreut, man hat etwas was einem Zuversicht in miesen Zeiten gibt. Alles weg. Wandern, ebenso ein Problem. Immerhin habe ich noch viele andere Interessen.)
Und kommt mir nicht mit "sei mal nich so egoistisch !!1elf" - das kann ich schon nicht mehr hören. Jede Altersgruppe und jede Person möchte, dass es ihr gut geht, und wem kann man es verübeln, wenn diese Personen darüber mehr oder weniger öffentlich jammern. Am Ende sind so Sätze wie "ich packs einfach nicht" eher ein Ausdruck dafür, dass solche Situationen eine psychische Belastung sind wie viele vermutlich gar nicht wissen. Und DAS betrifft dann im Zweifel die Allgemeinheit genauso wie es Covid-19 tut.