Braucht Deutschland ein freundlicheres Gesicht?

Tamira schrieb:Und deshalb haben inzwischen Supermärkte wie
Edeka und Rewe Plauderkassen (oder „Langsam-Kassen“) eingefüht, um Einsamkeit zu bekämpfen und eine entspannte Atmosphäre zu schaffen, wo man sich in Ruhe unterhalten kann, ähnlich wie früher bei der Tante-Emma.

Finde ich gut. Wie gesagt, ich brauche das nicht, aber gerade für ältere Menschen ist das sicherlich eine schöne Sache.

martenot schrieb:Viele Leute tun so, als ob sie sich gegenseitig nicht bemerken würden, selbst dann, wenn man eigentlich etwas benötigt

Die tun nicht nur so, die kriegen wirklich nichts mit (Kopfhörer, Handydisplay).

Tamira schrieb:Früher konnte man beim Einkaufen oder bei Bankgeschäften oder im Hausflur ein kleines Schwätzchen halten. Heute ist man schon froh, wenn man mal ein freundliches „Hallo“ hört.

Hier in meiner Nachbarschaft ist das unter den Älteren Anwohnern zT immer noch genau so. Und das in der anonymen Großstadt.
Aber die kennen sich halt auch schon ewig.
Ich weiß jetzt nicht, ob ich unbedingt ständig mit fremden Menschen quatschen muss. Hatte das hier und da mal, wenn es sich ergab, aber gegen Einsamkeit hilft das nicht wirklich. Denn es ist ja ein stabiles soziales Umfeld, Freunde und Vertraute, die einem da fehlen, und nicht der Plausch an der Kasse.

martenot schrieb:Generell finde ich persönlich die ganze Digitalisierung und Automatisierung auch Teil der neuen unpersönlichen und unfreundlichen Gesellschaft. Die Menschen sprechen immer weniger miteinander, weil man für immer mehr Dienstleistungen nur noch Programme, Automaten, KI-Systeme, Apps etc. antrifft und bedienen muss.

Da gehe ich mit.

martenot schrieb:Ich habe das Gefühl, dass sich die Menschheit zwar technisch vorwärts, aber menschlich-emotional rückwärts entwickelt. Da sind wir schon mal weiter gewesen.

Der Satz trifft es so perfekt!

Tamira schrieb:Langsam-Kassen

Ob das nicht etwas am Thema vorbei ist? Also, am Bedarf? Wie gesagt, einsamen Menschen fehlen eigentlich eher regelmäßige Kontakte. Aber vielleicht sitzt ja immer dieselbe Person da, und die jeweiligen Kunden kommen dann immer zu deren festen Schichten?

Es gab ja auch mal so was wie Plauderbänke, die irgendwo in der Innenstadt standen und wo man sich hinsetzen konnte, um zu reden.

Aniara schrieb:Du kannst nicht mit deiner Bankkarte bezahlen?

Nein, glaube nicht.

philae schrieb:Der Satz trifft es so perfekt!

Aber hallo! Das Wort, was mir immer wieder in den Sinn kommt, ist "Devolution".

Groucho schrieb:Nein, glaube nicht.

Danke für deine Antwort, war auch nicht schnippisch gemeint, meine Frage. War echte Neugier. Ich persönlich könnte es mir nicht vorstellen, ohne Kartenzahlung durchs Leben zu gehen. Ständig Bargeld dabei haben müssen. Es gibt allerdings auch ganz wenige Märkte, bei deren Selbstbedienungskassen man Bar bezahlen kann.

Tamira schrieb:Hier geht es ja um eine Lebensgefahr

Nicht zwangsläufig. Siehe mein Beispiel: an einem Beinbruch stirbt man i.A. nicht. Es geht um die allgemeine Frage der Haftung. Das würde schon eintreten, wenn da ein rostiger Nagel heraus schaut, ich mit Kleidung hängen bleibe und einen Riss in meine nagelneue Jogginghose reiße.

Wieder dasselbe Spielchen:
Mit 'Betreten auf eigene Gefahr' kann es zu Schadensersatzansprüchen kommen, mit 'Betreten verboten ist man ziemlich aus dem Schneider.

Grüße
Omega Minus

Aniara schrieb:Danke für deine Antwort, war auch nicht schnippisch gemeint, meine Frage. War echte Neugier.

Alles gut.

Aniara schrieb:Ich persönlich könnte es mir nicht vorstellen, ohne Kartenzahlung durchs Leben zu gehen.

Und ich mir nicht, mit Karte zu zahlen.
Meine letzte Karte hatte nicht mal die Möglichkeit damit zahlen zu können.
Mit meiner aktuellen ginge es, wenn ich es aktiviert hätte.
Aber ich will ja nicht. :D

Tamira schrieb:Vielleicht solltest du zuerst das Gespräch mit dem Hundebesitzer (am besten am Wochenende) suchen. Wenn du nicht weißt, wem der Hund gehört, dann könnte eine Videoüberwachung weiterhelfen.

Das habe ich, denn das Herrchen hing hinten an der Leine. Du hättest nur einen Satz weiter lesen müssen.

Nyx_07 schrieb:Bei uns haben wir Probleme mit Hundebesitzern, die ihre Hunde in Vorgärten kacken lassen, was wirklich ne Schweinerei ist. Die Vorgärten sind eher klein, deswegen haben wir keine Zäune. Mir wurde da schon gesagt, dass ich doch einen Zaun bauen soll als ich einen Mann höflich fragte, ob das sein müsste, dass der Hund in die Gärten kackt.

Tamira schrieb:Die Hundenase ist nicht zu unterschätzen. Pflanzen wie Pfefferminz, Beifuß, Zimtbaum, Echter Lavendel mögen sie gar nicht. Probiere es auch mal mit der „Verpiss-dich-Pflanze“ (Coleus canina oder Plectranthus caninus). Sie vertreibt Hunde, Katzen und sogar Marder und Kaninchen.
Das Ausstreuen von Kaffeesatz oder das Aufstellen von kleinen Tellern mit Essig soll auch helfen.

Kies oder spitze Kieselsteine mögen Hunde auch nicht. Du könntest auch Kaninchengitter oder einen anderen engmaschigen Zaun auf den Rasen, das Beet oder die Einfahrt legen.
Und zu guter Letzt: Stelle gut sichtbar einen Mülleimer mit Kotbeutel auf.

Danke für dein Verständnis für den Verursacher der Schweinerei ( dem Hundebesitzer) :D Nee, is klar. Er bräuchte mit seinem Hund nur die Straßenseite wechseln, da ist ein Grünstreifen, an Kotbeutel selbst denken und das Zeug beseitigen. Einfacher wäre es natürlich ich würde mir einen Mülleimer mit Kotbeuteln darauf in den Vorgarten stellen. Mit den Beuteln kann ich den Mist dann selbst entfernen weil der feine Herr gar nicht daran denkt es zu tun. :D Kaninchengitter auch ne tolle Idee! Dann kommt vieleicht in der Dämmerung eine Dame zu Besuch, bleibt drin hängen, fällt und bricht sich was.

Das war doch jetzt alles Satire von Dir oder?

Aber eigentlich ist das typisch. Die Leute benehmen sich wie Rotz am Ärmel und klagen über "Unfreundlichkeit" Ich HABE ihn ja höflich angesprochen weil ich dachte, er macht das unbewusst, ist sehbehindert oder was weiß ich. Nein.Er macht das mit voller Absicht.

Nyx_07 schrieb:Das war doch jetzt alles Satire von Dir oder?

Nein, das waren Tipps von Experten. Entschuldigung, dass ich dir bei deinem Problem helfen wollte.

Groucho schrieb:Und ich mir nicht, mit Karte zu zahlen.

Allerdings kommt es immer häufiger vor, dass man muss. Zumindest in Großstädten und in Nachbarländern gibt es bisweilen die Option Barzahlung gar nicht mehr. Das finde ich persönlich nicht gut, da ich gern die Wahlfreiheit habe.

Aniara schrieb:Ständig Bargeld dabei haben müssen.

Naja, das ist ja jetzt gar kein Aufwand. Ich habe immer etwas Bargeld dabei, um damit kleinere Einkäufe tätigen zu können. Ich fühle mich dann einfach sicherer, zumal die bargeldlosen Zahlfunktionen auch mal streiken können.

philae schrieb:Denn es ist ja ein stabiles soziales Umfeld, Freunde und Vertraute, die einem da fehlen, und nicht der Plausch an der Kasse.

Das stimmt einerseits, aber wenn man kein stabiles soziales Umfeld hat, dann tut einem auch ein kurzer Smalltalk schon gut, zumal wenn er in einer freundlichen Atmosphäre stattfindet. Und wenn man häufiger mit denselben Personen ein paar nette Worte wechselt, ergibt sich schon ein Gefühl von emotionaler Wärme.

Aufgrund dieser Umfrage steht D gar nicht mal so schlecht dar. Immerhin Rang 8 der freundlichsten Nationen
https://www.remitly.com/de/de/landing/freundlichste-nationen-weltweit

Man sollte Einkäufe , speziell bei einem Discounter auch nicht als notwendiges Übel ansehen , sondern in einen Erlebniskauf umwandeln. Denn , Lebensmittel stellen für uns Menschen Mittel dar , die wir zum Überleben benötigen. Die Zeiten , als wir noch Jäger und Sammler waren , sind lange vorbei.
Somit ist es unabdingbar , das wir uns Lebensmitteln in Geschäften , allermeist sind es wohl Discounter , besorgen müssen.
Sicher , stellt es einen Unterschied dar , ob ich mir einen neuen TV in einem Fachgeschäft oder ein anderes Up-Selling Produkt anschaffe als ein Kartoffelsalat für 2-3 Euro in einem Discounter.
Somit werten manche Käufer , wenn auch nur unterschwellig , Discounter und oft auch die Angestellten , ab. Dies zeigt sich manchmal demzufolge in einer Unfreundlichkeit , auch gegenüber anderen Kunden.
Es wäre vernünftiger und besser , selbst einfach etwas mehr Zurückhaltung , Gelassenheit und Freundlichkeit an den Tag zu legen und dies nicht nur von seinen Mitmenschen zu fordern. Nicht sofort herum schreien und nerven , wenn die Oma an der Kasse mal länger braucht bzw. einen "Kleinkrieg " wegen dem Parken auf dem Kundenparkplatz anzuzetteln.
In anderen Geschäften und Shops , geht es mMn freundlicher zu als in den Lebensmitteldiscountern.

RomanTisch schrieb:Man sollte Einkäufe , speziell bei einem Discounter auch nicht als notwendiges Übel ansehen , sondern in einen Erlebniskauf umwandeln.

Mein Eindruck ist auch, dass viele Lebensmittelgeschäfte im Discounterformat dem Einkauf von Lebensmitteln zu wenig Wertschätzung entgegen bringen. Die Lebensmittel werden oft in einer lieblos-achtlosen Atmosphäre angeboten und verkauft (grelle Beleuchtung, unübersichtliche Regalaufstellungen, mürrisch wirkendes oder nicht vorhandenes Verkaufspersonal, Produkte sind achtlos in den Regalen in aufgerissenen Kartons gestapelt). Ich fühle mich in solchen Geschäften nur wenig wohl, deswegen kaufe ich z.B. nur selten in meinem nächstgelegenen Lebensmittelladen ein, denn dort herrscht eine Stimmung wie in einem Industriewarenlager.

martenot schrieb:Mein Eindruck ist auch, dass viele Lebensmittelgeschäfte im Discounterformat dem Einkauf von Lebensmitteln zu wenig Wertschätzung entgegen bringen. Die Lebensmittel werden oft in einer lieblos-achtlosen Atmosphäre angeboten und verkauft

Ich denke, da spielt auch die Lage und die Konkurrenz eine Rolle. Und es gibt deutliche Unterschiede – vom krempeligen Netto über den Lidl oder modernen Aldi bis zum schön sortierten Rewe. Deine schlechten Erfahrungen mache ich hier in meinem (kleinen) Wohnort in der Regel nicht.

sooma schrieb:Deine schlechten Erfahrungen mache ich hier in meinem (kleinen) Wohnort in der Regel nicht.

In meiner Stadt gibt es die ganze Palette vom tristen Industriediscounter bis zum edel gestalteten Livestyle-Delikatessenfachgeschäft. Allerdings ist ausgerechnet der mir am nächsten gelegene Laden eher einer von der ersten Sorte. Und das, obwohl er erst vor wenigen Monaten neu renoviert worden ist. Aber am Konzept und an der Tristesse hat man nichts verändert.

martenot schrieb:Aber am Konzept und an der Tristesse hat man nichts verändert.

Dann scheint das so erfolgreich zu sein. Am Ende sind es eben Warenlager – und je günstiger das Zeug, desto eher merkt man das auch. Da bleibt nix übrig für "schön".

sooma schrieb:Da bleibt nix übrig für "schön".

Tja, so sieht man das wohl. Man könnte daraus die Haltung vieler Leute gegenüber Lebensmitteln und Kunden ablesen. Man vertickt eben Waren. Freude, Wohlbefinden und Genuss haben zumindest in solchen Läden keinen Platz.

Ich selbst nutze das Geschäft nur ausschließlich für die Getränke, weil ich die dann nicht weit schleppen muss. Alles andere kaufe ich woanders.

sooma schrieb:Am Ende sind es eben Warenlager – und je günstiger das Zeug, desto eher merkt man das auch. Da bleibt nix übrig für "schön".

Eben. Jedes "schön" kostet wertvolle Fläche, die der Kunde letztendlich bezahlen muss. Da es genug Menschen hier gibt, die auf den Preis achten müssen, finde ich das auch ok. Wobei? Die neuen Aldi sind bei uns durchaus ansprechend, für einen Einakuf von Lebensmitteln, man will da ja nicht den ganzen Tag abhängen. Ist Aldi-Süd. Wie es jetzt bei Aldi Nord ist weiß ich nicht, die fand ich früher immer schmuddeliger als bei uns. Funktional und sauber, mir reicht das.

martenot schrieb:Mein Eindruck ist auch, dass viele Lebensmittelgeschäfte im Discounterformat dem Einkauf von Lebensmitteln zu wenig Wertschätzung entgegen bringen. Die Lebensmittel werden oft in einer lieblos-achtlosen Atmosphäre angeboten und verkauft (grelle Beleuchtung, unübersichtliche Regalaufstellungen, mürrisch wirkendes oder nicht vorhandenes Verkaufspersonal, Produkte sind achtlos in den Regalen in aufgerissenen Kartons gestapelt).

Oft es auch so , wie du richtig anmerkst : " nicht vorhandenes VK Personal".
Wenn ein Unternehmen Einsparmaßnahmen vornimmt , betrifft es oft das Personal und die damit verbundenen Personalkosten.
Anfangs ärgerte ich mich auch , wenn die Kassiererin noch mit Wareneinräumungen beschäftigt war und die Kasse nicht besetzt war. Mittlerweile sehe ich es anders und freue mich über meine Einkäufe , die ich auf dem Laufband sehe...hmm..leckere Süßigkeiten sind ja auch noch dabei. :))

martenot schrieb:Man könnte daraus die Haltung vieler Leute gegenüber Lebensmitteln und Kunden ablesen.

Ja, aber auch die Haltung vieler Kunden selbst. Und manche können sich halt auch nur das leisten. Ich persönlich erwarte in einem Discounter (wie der Name schon sagt) günstige Ware, ein genußvolles (Einkaufs-)Erlebnis gönne ich mir woanders.

Wenn dann Kunden noch kommen , die ja angeblich so unter Zeitdruck stehen , das sie missgelaunt und mürrisch dreinblicken , einem noch den Einkaufswagen in die Hacken rammen und an der Kasse drängeln , sollten diese Kunden sich fragen , ob mit ihrem Zeitplan etwas nicht in Ordnung ist . Oft sitzen diese Kunden dann anschließend stundenlang vor der Glotze bzw. haben anderweitig noch genügend Zeit für andere Dinge , nach meinem Empfinden und Erfahrungen.