Braucht Deutschland ein freundlicheres Gesicht?

martenot schrieb:Ich eher nicht, ich bin eher der Ladenkäufer. Online-Shopping trägt meines Erachtens auch zu einer zunehmenden Vereinsamung der Leute bei

Die gesparte Zeit kann man doch dazu nutzen um andere Menschen zu treffen?

Ich gehe auch nicht mehr in die Stadt und kaufe lieber online oder auf der "Grünen Wiese" in einem Center. Es ist einfach zeitraubend. Man parkt etwas ausserhalb des Zentrums für teures Geld, dann latscht man kilometerweit und findet dann doch nichts. Mich frustriert das. Gerne war ich sowieso noch nie "shoppen".

joleen schrieb:In meiner Umgebung wurden in den letzten Jahren alle Aldi's umgebaut und modernisiert.

Hier auch einer nach dem anderen. Findest du es dort auch aushaltbar wie ich? Jetzt ist es eh toll mit der geteilten Kassenendzone. Während der eine einpackt, wird der nächste schon kassiert. Wobei das auch wieder nicht jedem passen wird.

Nyx_07 schrieb:Es ist einfach zeitraubend. Man parkt etwas ausserhalb des Zentrums für teures Geld, dann latscht man kilometerweit und findet dann doch nichts. Mich frustriert das. Gerne war ich sowieso noch nie "shoppen".

Geht mir ganz genauso. Online findet man alles ganz schnell und mit bedeutend mehr Auswahl. Und zusätzlich kann ich die gesparte Zeit anders verwerten.

Nyx_07 schrieb:Findest du es dort auch aushaltbar wie ich? Jetzt ist es eh toll mit der geteilten Kassenendzone.

Geteilte Kassenzonen sind hier nicht, sondern nur diese Kurzen, wo der Wagen direkt dran steht. Ist im Lidl genauso. Teilweise packen die Kassierer:innen das auch mit in den Wagen.
Im ECenter ist es geteilt, aber da ist es auch immer so voll, das oft alle 8 Kassen offen sind.

Nyx_07 schrieb:Die gesparte Zeit kann man doch dazu nutzen um andere Menschen zu treffen?

ich bin mir halt nicht sicher, ob viele Menschen die "gesparte" Zeit wirklich dafür nutzen, andere Menschen zu treffen, oder ob viele Menschen die gesparte Zeit halt doch nur vor dem Bildschirm sitzend verbringen.

In meiner Wahrnehmung ist eher die Zeit, die ich vor dem Bildschirm sitzend online shoppend verbringe, verlorene Zeit. Was auch damit zu tun hat, dass ich generell jemand bin, der seine Zeit lieber aktiv unterwegs verbringt, als zuhause sitzend. Deswegen empfinde ich letzteres nicht unbedingt als Gewinn.

Grundsätzlich sind die Leute unzufrieden, das merkt man eben.
Zum anderen gehören Verbotsschilder zur Almankultur, man mag sich hier eben gerne abbücken und will den Nannystaat.

Nyx_07 schrieb:Es ist einfach zeitraubend. Man parkt etwas ausserhalb des Zentrums für teures Geld, dann latscht man kilometerweit und findet dann doch nichts. Mich frustriert das. Gerne war ich sowieso noch nie "shoppen".

Kapier ich auch nicht.
Ich mein ja, wenn du ne außergewöhnliche Innenstadt hast bei der die Leute ganz von sich aus kommen.
Ja ok, verstehe ich dass man die verkehrsfrei oder arm halten will und auch kann.
Aber der Trend war vor ein paar Jahren ja sogar in irgendwelchen Provinznestern, deren Stadt und Marktplätzen überwiegend vom stationären EH und generischen Bauten geprägt ist.
Was hat man da bitte von.

philae schrieb:wieso, verfolgst du die bis nach Hause, und guckst dann, wie die ihren restlichen Tag gestalten? ;-)

Für wen hälts du mich denn? :)) Man kann auch durch Gespräche , sei , es mit Verwandten , Bekannten und Nachbarn , dies erfahren.

Spürnase62 schrieb:ich will im Discounter keine Freundschaften schließen. :)

Musst du auch nicht . Oft reichen nur einfache , freundliche Gesten bzw. Mimiken aus , um einen Einkauf , etwas erträglicher zu gestalten. Ein freundliches Lächeln oder jemanden mal vorbeilassen , reicht oftmals schon aus. Auch ein kurzes Wort bzw. Satz ist oftmals hilfreich.
Ich mag es nicht , wenn ich mal Einkaufen gehe und mir begegnen Leute , die eine richtige "Hackfresse" ziehen , um es mal etwas ordinärer auszudrücken . Dies wirkt dann , wie eine Negativ- Spirale nach unten , wenn es um Freundlichkeit geht.

martenot schrieb:ich bin mir halt nicht sicher, ob viele Menschen die "gesparte" Zeit wirklich dafür nutzen, andere Menschen zu treffen, oder ob viele Menschen die gesparte Zeit halt doch nur vor dem Bildschirm sitzend verbringen.

Menschen sind halt verschieden... nicht jeder möchte unbedingt ständig andere Menschen treffen... wenn es bei dir so ist kannst du das ja tun, ist ja in Ordnung und deine Entscheidung...
Ich ziehe es vor, die "gesparte" Zeit z.B. im Garten zu verbringen, spazieren zu gehen (am liebsten alleine), Bücher zu lesen, mir ein ausgiebiges Bad zu gönnen etc. ...
Das ziehe ich Treffen mit anderen Menschen sehr oft vor (ausser die anderen Menschen sind Freunde oder Familie).

RomanTisch schrieb:Musst du auch nicht .

Danke für deine Erlaubnis :)

Wie ich ja geschrieben hatte:

Spürnase62 schrieb:normale Freundlichkeit gegenüber dem Personal etc. genügt mir

dazu zähle ich natürlich auch, freundlich zu sein, zu helfen wenn jemand Hilfe benötigt, andere, die nur 2 Artikel haben vorzulassen, wenn ich den Wagen voll habe u.ä.
Ich weiss nicht, wie du darauf kommst

RomanTisch schrieb:eine richtige "Hackfresse" ziehen

RomanTisch schrieb:Musst du auch nicht . Oft reichen nur einfache , freundliche Gesten bzw. Mimiken aus , um einen Einkauf , etwas erträglicher zu gestalten. Ein freundliches Lächeln oder jemanden mal vorbeilassen , reicht oftmals schon aus. Auch ein kurzes Wort bzw. Satz ist oftmals hilfreich.

Genau so empfinde ich das auch. Wenn die Menschen bei zufälligen Begegnungen im Supermarkt etc. sich freundlich begegnen, statt sich latent als Gegner oder Störfaktoren zu sehen, wäre vermutlich die Grundstimmung und auch das Wohlbefinden etwas besser.

Tamira schrieb:Das geht schon an der Kasse im Supermarkt los.
Oftmals schaue ich in unfreundliche Gesichter. Irgendwie scheint jeder unzufrieden und genervt zu sein.

Menschen die ihren Job machen, hängen oftmals an der kurzen "Leine" und das macht eben keinen Spaß. "Wäre" es eine längere Leine, würde das ganze wenigstens mehr Freude machen, ist aber oftmals eben nicht der Fall.

martenot schrieb:Wenn die Menschen bei zufälligen Begegnungen im Supermarkt etc. sich freundlich begegnen, statt sich latent als Gegner oder Störfaktoren zu sehen, wäre vermutlich die Grundstimmung und auch das Wohlbefinden etwas besser.

Da ist es an jedem selbst, wie er da reingeht. Ich erlebe selten echte Unfreundlichkeit und behaupte mal, das liegt auch ein bißchen an mir.

sooma schrieb:das liegt auch ein bißchen an mir.

Naja, weiß nicht.... dann müsste meine negative Ausstrahlung sogar von meiner Rück- oder Seitenansicht ausgehen, wenn das an mir liegen würde. Denn im Regelfall verhalte ich mich im Supermarkt rücksichtsvoll und ansonsten normal unauffällig.

martenot schrieb:Online-Shopping trägt meines Erachtens auch zu einer zunehmenden Vereinsamung der Leute bei (und außerdem dazu, dass die Innenstädte veröden, weil immer mehr Läden schließen).

Oder/und zu einem mindset, mit dem man Probleme bekommt, wenn man unter Menschen kommt.
Man hat hier manchmal das Gefühl, dass einige user*innen schon Fluchtreflexe bekommen, sobald sie auf fremde Menschen treffen in alltäglichen Situationen.

Groucho schrieb:Man hat hier manchmal das Gefühl, dass einige user*innen schon Fluchtreflexe bekommen, sobald sie auf fremde Menschen treffen in alltäglichen Situationen.

Ich denke, das eine und das andere bedingt sich wechselseitig: die zunehmende Tendenz zum Online-Shopping führt dazu, dass die Menschen sich seltener außer Haus begegnen (weil man von zuhause aus bestellt). Wenn man dies längere Zeit so macht, geht allmählich das Gefühl verloren, zufällige Begegnungen als positiv wahrzunehmen und möchte diese in Zukunft noch stärker vermeiden. Infolgedessen zieht man sich noch mehr zurück und bestellt noch ausschließlicher online.

Groucho schrieb:Man hat hier manchmal das Gefühl, dass einige user*innen schon Fluchtreflexe bekommen, sobald sie auf fremde Menschen treffen in alltäglichen Situationen.

Ich kann nur für mich sprechen, aber das kann ich so nicht bestätigen. Ich habe beruflich mit Menschen zu tun, ich habe einen großen Freundes-und Bekanntenkreis, bin gerne unterwegs. Dennoch hasse ich einkaufen und ich kenne auch niemanden, der sich auf den Lebensmitteleinkauf besonders freut oder große Ansprüche an den "Wohlfühlfaktor" bei diesem stellt.

Photographer73 schrieb:der sich auf den Lebensmitteleinkauf besonders freut oder große Ansprüche an den "Wohlfühlfaktor" bei diesem stellt.

Ich könnte mir vorstellen, dass das z.B. anders ist, wenn man auf Wochen- und Lebensmittelmärkten oder in Markthallen einkauft, wo die Produkte anders präsentiert werden, und wo die Sinne (z.B. der Geruchssinn) unmittelbar angesprochen werden.

Mir geht es jedenfalls so, dass ich dann wesentlich lieber Lebensmittel einkaufe, wenn es was zu Gucken, zu Probieren und zu Riechen gibt, und man ggf. auch gleich noch eine Probierportion vor Ort bekommen kann.

ich bin mir nicht sicher, warum der "Wohlfühlfaktor" anscheinend eine relativ geringe Wertigkeit hat. Ich muss zugeben, dass ich das schon schätze.

martenot schrieb:geht es jedenfalls so, dass ich dann wesentlich lieber Lebensmittel einkaufe, wenn es was zu Gucken, zu Probieren und zu Riechen gibt, und man ggf. auch gleich noch eine Probierportion vor Ort bekommen kann.

ich bin mir nicht sicher, warum der "Wohlfühlfaktor" anscheinend eine relativ geringe Wertigkeit hat.

Hat er nicht, vermute ich mal für die meisten – nur erwartet das halt sonst niemand in einem Discounter.

Photographer73 schrieb:Dennoch hasse ich einkaufen und ich kenne auch niemanden, der sich auf den Lebensmitteleinkauf besonders freut oder große Ansprüche an den "Wohlfühlfaktor" bei diesem stellt.

Ich stelle auch keine großen Ansprüche an den Wohlfühlfaktor.
Da ist heutzutage was mich betrifft, alles wohlig genug.

(Kennt noch jemand Aldi aus den 80ern? Ich war nie in einem drin, bis ich, als ich 18 war mit ein paar Freunden in den Urlaub fahren wollte und wir uns billig was bei Aldi dafür kaufen wollten. Ich war ehrlich gesagt schockiert! Das sah aus wie in einer üblen Hinterhofgarage, keine regale nur Paletten auf denen die Ware stand. Das war echt unschön, aber sowas gibt es ja heute nicht mehr.)

martenot schrieb:wenn man auf Wochen- und Lebensmittelmärkten

Wochenmarkt ist nochmal was ganz anderes, stimmt.
Da gehen meine Frau und ich im Sommer gern einfach aus Spaß drüber. Man kauft ein paar leckere frische Sachen und hat noch einen Backfisch oder Kaffee und Kuchen und schaut sich das bunte Treiben an.

Photographer73 schrieb:Ich habe beruflich mit Menschen zu tun, ich habe einen großen Freundes-und Bekanntenkreis, bin gerne unterwegs. Dennoch hasse ich einkaufen und ich kenne auch niemanden, der sich auf den Lebensmitteleinkauf besonders freut

Nun ja, du hast einen großen Freundes- und Bekanntenkreis und auch einen Beruf, der dich unter Menschen bringt.
Aber wenn bei so manch einem Senior das soziale Umfeld fehlt, dann sind so ein Einkauf oder auch ein Arztbesuch das "Highlight des Tages".

In Frankreich ist man da schon weiter. Ab 19.90 Euro pro Monat kann man den von Alters- und Pflegeheimen geschulten Briefträger ein- bis sechsmal pro Woche zum betagten Opa oder Oma schicken. Dieser verbringt dann rund 10 Minuten mit dem Senior, plaudert mit ihm, macht auf Wunsch hin auch mal einen Kaffeeplausch.

Die zunehmende Vereinsamung ist wirklich ein großes Problem unserer Gesellschaft. Und erschreckender Weise auch vermehrt bei jüngeren Menschen zu finden. Ich stelle es mir furchtbar vor: Kein Telefonanruf, kein gemeinsames Abendessen oder Spaziergänge, keine Umarmung. Man ist einfach mutterseelenallein auf dieser großen weiten Welt.

Spürnase62 schrieb:

RomanTisch schrieb:Musst du auch nicht .

Danke für deine Erlaubnis

Ich schätze mal , du hast dies etwas ironisch gemeint. Daraufhin antworte ich dir in ähnlicher Weise: "Bitte schön , keine Ursache" 🙃 = dieser smiley ist der ironic smiley

Spürnase62 schrieb:Ich weiss nicht, wie du darauf kommst

RomanTisch schrieb:eine richtige "Hackfresse" ziehen

RomanTisch schrieb:wenn ich mal Einkaufen gehe und mir begegnen Leute , die eine richtige "Hackfresse" ziehen , um es mal etwas ordinärer auszudrücken

Ich habe auch nicht explizit dich erwähnt. Sollte aus meinem Text eigentlich hervorgehen.

martenot schrieb:die zunehmende Tendenz zum Online-Shopping führt dazu, dass die Menschen sich seltener außer Haus begegnen (weil man von zuhause aus bestellt).

Dies hat auch seine positiven Seiten:
a) weniger Verkehr in den Städten. Bedeutet weniger Lärm , weniger Abgase , gleichzeitig schont man u.U. seine eigenen Nerven , da es weniger Stress bedeutet für manche Menschen wohl.
Es gibt im RL noch zig andere Möglichkeiten , freundlich , rücksichtsvoll und respektvoll miteinander umzugehen.
Allerdings stößt mir dies beim Einkauf in Discountern besonders ins Auge , diese Gleichgültig und teilweise Unfreundlichkeit. Eventuell auch durch die Corona Zeiten bedingt.

Tamira schrieb:In Frankreich ist man da schon weiter. Ab 19.90 Euro pro Monat kann man den von Alters- und Pflegeheimen geschulten Briefträger ein- bis sechsmal pro Woche zum betagten Opa oder Oma schicken. Dieser verbringt dann rund 10 Minuten mit dem Senior, plaudert mit ihm, macht auf Wunsch hin auch mal einen Kaffeeplausch.

Auch in Deutschland gibt es da jede Menge Angebote, von Senioren-Sportgruppen, über Cafés, Bastelkurse, Bücherclubs, Handarbeitskurse, Spieleangebote usw. Nur um mal ein paar zu nennen.
Nur das fliegt einem halt nicht von alleine zu, man muss sich schon bemühen, auch im Alter.