Suizid(-versuche): Eure Meinung?

@jimmie
Genauso gut könnte ich Manager bei Coca Cola sein und hier als User das Geheimrezept verraten.
Meinem Berufsstand würde ich trotzdem damit schaden.

Wir sind mittlerweile beim selben Niveau von gestern angekommen. Schade daß man nicht sachlich diskutieren kann. -.-

@Dr.Thrax
Du betrachtest das Problem eben nicht wissenschaftlich, du müsstest doch dann wissen, dass aufgrund krankhaft veränderter Biochemie im Hirn Depressiver deren freier Wille stark eingeschränkt ist; das fehlende Gleichgewicht von Botenstoffen im Gehirn ist doch der Grund für die Symptomatik und sämtliche persönlichen Veränderungen.
Oder ist das nicht so?
In welchem Studienjahr bist du, wenn ich mal fragen darf?

@Häresie
Im 3. Studienjahr. Aber solche Begriffe wie freier Wille finden sich weniger in der Medizin als viel mehr in der Philosophie. Von daher ist es wenig ratsam das jetzt mit reinzunehmen.

@Dr.Thrax
Den Begriff freier Wille hab ich hier nicht ins Spiel gebracht. Du selbst hast dich aber sinngemäß so geäußert.

Dr.Thrax schrieb: Weil ich die Überzeugung in mir trage alles das was mich in meinem Leben unglücklich macht bzw. belastet selbst durch eigenes Zutun verändern bzw. verbessern zu können.

Das war auf Depressive bezogen, so als müssten die sich nur mal mit ihren Problemen rational auseinandersetzen und sich ein wenig anstrengen und gesund werden wollen, dann würde es schon klappen.
Es geht aber nicht um Nicht-Wollen sondern um Nicht-Können.

shionoro schrieb: Suizid ist eine freie Entscheidung, aber dann ist diese zwar beurteilbar, aber in jedem falle zu respektieren.

Sorry, das ich so doof nachfrage, doch meinst Du das mit dem respektieren vor u. oder danach?

@Häresie
Also ich glaube das führt jetzt zu nichts. Ich verstehe nicht mal den Zusammenhang zwischen meiner Aussage und der Frage nach einem Freien Willen.

Was ich damit ausdrücken wollte war eben das mit der Überzeugung davon sein eigenes Leben gestalten und beeinflussen zu können. Auch die Fähigkeit zu dieser Überzeugung wird ja zum Teil sicherlich durch Erfahrungen im Leben erlernt, zum anderen aber auch durch die organische Disposition in die eine oder andere Richtung beeinflusst. Meine Rede ist ja nur, dass man sowohl gegen die organische Disposition effektiv durch Medikamente als auch gegen die negativen Erfahrungen durch eine Psychotherapie vorgehen kann. Und dass jemand, der diesen Schritt in Richtung ernsthafter und konsequenter Therapie aufgrund irgendwelcher wahnhaften Hirngespinste nicht geht, dann auch zu gewissem Teil selbst an seinem Tod verantwortlich ist.

@Dr.Thrax
Und ich rede hier von schweren Depressionen die unter Umständen mit Suizid einhergehen, nicht von depressiven Verstimmungen und Episoden, weil einem phasenweise die Probleme über den Kopf wachsen.

Dr.Thrax schrieb: dann auch zu gewissem Teil selbst an seinem Tod verantwortlich ist.

Ja natürlich, aber das ist alles Teil der Krankheit. Mir ging es um deine abfälligen Äußerungen, als würdest du weder den Leidensdruck der Leute noch die Komplexität des Problems für voll nehmen. Und das ist für einen angehenden Arzt keine gute Einstellung wie ich finde.

Häresie schrieb:Mir ging es um deine abfälligen Äußerungen, als würdest du weder den Leidensdruck der Leute noch die Komplexität des Problems für voll nehmen.

Natürlich nehme ich den Leidensdruck und die Komplexität des Problems ernst. Allerdings bezogen sich meine vermeintlich "abfälligen" Äußerungen ja auf einen Abschiedsbrief, bei dem ich davon überzeugt bin dass das was da drin steht größter Mumpitz ist und dass selbst darin die Verfasserin noch versucht sich selbst ihren Suizid und dessen Folgen schön zu reden. Das erinnert mich so ein wenig an die Tragödie des Gretchendramas im ersten Teil von Goethes Faust, wo Gretchen dann das unehelich gezeugte Kind ertränkt weil es ja das Beste für das Kind sei.

Ebenso komisch ist es in meinen Augen halt auch wenn eine Mutter mit Familie sich suizidiert und dann im Abschiedsbrief schreibt "Sei nicht traurig" oder "Ich werde für dich beten dass alles gut wird". Das klingt irgendwie so nach "Viel Spaß mit Eueren beschissenen Leben, ich bin dann jetzt mal weg; ihr regelt das schon ohne mich". Aber im Grunde ist es der Suizidentin dann scheiß egal was nach ihrem Ableben kommt, denn de facto verbessert ein Suizid einer geliebten Person niemandes Leben besonders.

@borabora

Danach, definitiv.
Davor sollte man meiner ansicht nach versuchend ie LEute am suizid zu hindern.

Man kann sich einfach nur in den Arm kneifen. @Dr.Thrax sagt seine abfälligen äußerungen hätten sich nur auf den Abschiedsbrief bezogen. Das stimmt so nicht....und im seinem letzten absatz äußert er sich ähnlich wie er es gestern, nicht nur auf den Abschiedsbrief bezogen, noch etwas schockierender im allgemeinen tat.
(sind jetzt gelöscht)

shionoro schrieb:Danach, definitiv.
Davor sollte man meiner ansicht nach versuchend ie LEute am suizid zu hindern.

Indem du auch nur gegenüber einem einzigen Suizidtoten deinen Respekt ausdrückst, tust du wenn überhaupt dann eher das Gegenteil davon als noch Lebende am Suizid zu hindern.

@aero

naja, so schockierend find ich das jetzt nicht.

@Dr.Thrax

Das ist grundfalsch.
Ich sage ja nicht 'respekt dass du das durchgezogen hast', ich sage 'ich respektiere, dass er in diesem moment das ganze für das beste hielt und keine andere wahl sah'.

shionoro schrieb:ich sage 'ich respektiere, dass er in diesem moment das ganze für das beste hielt und keine andere wahl sah'.

Wenn das wirklich der Fall ist, kann man eventuell darüber diskutieren. Aber wenn er doch die Wahl gehabt hätte? Was ist dann an dieser Entscheidung so würdig respektiert zu werden?

@Dr.Thrax


Die Tragweite der entscheidung, die wohl keiner einfach leichtfertigt trifft.
Vergleich es damit, ob eine Mutter ein Kind bekommen oder abtreiben will.
Da ist auch eine verurteilung unangebracht.

@shionoro
@aero
@Häresie
@74
@jimmie
@Yotokonyx

Man muss aber doch mal ganz ehrlich sagen: Als Arzt darf man den Wunsch eines Patienten sterben zu wollen nicht akzeptieren. Zumindest nicht in der Psychiatrie. Übrigens ist das auch juristisch genauso vom deutschen Recht abgedeckt. Ein Mensch der akut und ernsthaft suizidgefährdet ist muss psychiatrisch untergebracht werden. Ob er das nun möchte oder nicht. Ein Psychiater der den Suizid nicht grundsätzlich schlecht findet handelt meiner Ansicht nach entgegen seiner Überzeugung wenn er einen suizidgefährdeten Patienten zwangsweise stationär behandelt bzw. im Extremfall sogar fixieren lässt um eine Behandlung durchführen zu können.

Man ist immer gezwungen schwer suizidale Patienten - und dabei ist es völlig gleichgültig welche Ursache der Suizidalität zugrunde liegt - zur Not auch zwangsweise zu behandeln. Von daher ist es nicht abwegig - in meinen Augen sogar notwendig - dass man als ein Arzt, der seinen Berufsauftrag ernst nimmt, in jeglicher Hinsicht ablehnend dem Suizid gegenüber steht.

@Dr.Thrax

Da hast du ja auch recht, aber es ist ein unterschied, ob man einen suizid nicht zulässt, opder, wenn das kind schon in den brunnen gefallen ist, sich abfällig gegenüber dem suizidenten äußert.

@Dr.Thrax
Aber das man Ihnen extra noch nahe lagen muß das der ton die musik macht.....

@shionoro
Ja aber merkst du denn nicht wie paradox es ist einem schwer depressiven gegenüber zu denken dass es beschissen ist wenn er sich jetzt umbringt und wenn er sich dann umgebracht hat, hat man plötzlich Respekt vor der Entscheidung? Wie in Gottes Namen ist das denn miteinander in Einklang zu bringen?

Ich finde Suizid halt einfach beschissen und als die falsche bzw. gar keine Lösung. Egal ob davor oder danach.

@Dr.Thrax

So paradox ist das nicht.
Eine Dinge gutheißen und für etwas verständnis aufzubringen sind zwei verschiedene paar schuhe.

Ich verstehe, dass die person nicht anders kann, aber ich versuche dennoch mein möglichstes, sie vom suizid abzuhalten und ihr irgendwas zu geben was ihr hilft, eben doch anders zu können.