Habt ihr was gegen Homosexualität?

Bundeskanzleri schrieb:auf den dieses Klischee überhaupt zutrifft.

Das Klischee ist möglicherweise in den Siebzigerjahren entstanden. Damals wurden in manchen Spielfilmen schwule Männer ziemlich negativ als alberne Witzfiguren dargestellt, und diese Typen liefen oft so rum, wie es das Klischee besagt.

Ich kenne von hyperweibliche Femmes, die wie Klischee-Muttis wirken, bis hin zu knallharten SM-Frauen, wie Krista Beinstein, eine ziemlich breite Palette gleichgeschlechtlich liebender und lebender Frauen.

Ich kenne sowohl "weibliche", wie auch "männliche"Lesben oder Bi-Frauen und keine entspricht dem (männlichen?) Klischee der bierbäuchigen Kampflesbe mit Skinhead, Springerstiefel und Gummischwanz.

Diese Butch/Femme-Rollenverteilung ist doch schon längst out, zumindest in der politischen Lesben-Bewegung. Die lehnt solche Klischees nämlich als Heten-Kopie ab:

Zitat*: "Bis in die 1970er Jahre war in der lesbischen Subkultur die Unterteilung in "Butches", betont maskulin auftretende Frauen, und "Femmes", betont weiblich auftretende Frauen, durchaus gängig, allerdings meist nicht zwingend. Butches fühlen sich meist zu Femmes hingezogen, genauso gab und gibt es aber auch "butch-butch"- oder"femme-femme"-Beziehungen. Diese klassische Unterscheidung in Butch und Femme galt nach dem Aufkommen des Feminismus während der 1970er und 1980er Jahre als „nicht politisch korrekt“ und wurde in der Lesbenszene abgelehnt. Seit der Mitte der 1990er Jahre tauchen Butches und Femmes wieder vermehrt in der lesbischen Subkultur auf, aber keineswegs alle Lesben sind entweder das eine oder andere, auch gibt es "Switcher", die mal die eine, und mal die andere Rolle genießen.
Butches und Femmes sind vor allem vor dem Hintergrund der Kategorienkritik der Queer Theory umstritten. Außerdem wird in der Lesbenszene kritisiert, dass Femmes und Butches "Heterokopien" seien, die negative patriarchale Strukturen und Machtverhältnisse stützen würden. Es gibt zunehmend wieder Femmes und Butches, die sich von dieser Kritik und den Vorurteilen emanzipieren und betonen, Femme/Butch sei keineswegs eine "Heterokopie", da zum einen die Femme ja eine (wenn auch"maskuline") Frau wählt und keinen Mann, und die Butch eine lesbische Frau (die Femme),und keine heterosexuelle Frau."

*Mehr zur "Klassifizierung" z.B. unter http://www.butch-femme.de/
HINWEIS:
Dies war die von mir 2007 für diesen Beitrag angeführte Quelle. Leider gibt es diese Webseite nicht mehr.

Ich hab die Erfahrung gemacht, dass lesbische Frauen einfach oft nicht ernst genommen und deshalb müde belächelt werden, wenn sie sich outen im Freundes- und Familienkreis. So nach dem Motto "Ach, is nur 'ne Phase, wenn du erstmal den richtigen Mann kennenlernst, willste nix anderes mehr." Also quasi, eine Art von Homophobie nur anders verpackt?
Bisexuelle Frauen haben es noch schwerer sich zu outen und respektiert zu werden, weil sie in nahezu allen Fällen einfach als "verwirrte Heterofrauen" abgehakt werden. (persönliche Erfahrung)

Ninenya schrieb:So nach dem Motto "Ach, is nur 'ne Phase, wenn du erstmal den richtigen Mann kennenlernst, willste nix anderes mehr."

Sowas ähnliches habe ich umgekehrt als Mann auch gelegentlich zu hören bekommen. Im Sinne von "Hast du es denn überhaupt schon mal richtig mit einer Frau probiert? Wahrscheinlich weißt du bloß nicht, was dir entgeht."

@martenot
@Ninenya

Also ehrlich, alleine diese Idee ist sowas von daneben.

Ist ja nicht wie beim Essen, dass man manchen Geschmack erstmal schmecken muss um es zu beurteilen.

Da könnte man echt antworten, ob derjenige es schonmal mit dem eigenen Geschlecht versucht hat, vielleicht tun sich da auch neue Vorlieben auf 🤷‍♂️

Bundeskanzleri schrieb:Ist ja nicht wie beim Essen, dass man manchen Geschmack erstmal schmecken muss um es zu beurteilen.

Man darf nicht vergessen, was unseren Eltern und Großeltern über das Thema Homosexualität erzählt wurde und dass es damals echt schlimm war. Meiner Mutter hat man in der Schule wohl mal eingeredet, dass es eine Art Krankheit wäre. Sie tut sich auch heute manchmal noch schwer mit dem Thema, bemüht sich aber immer, es zu akzeptieren. Vor allem, da ein lieber Freund von uns homosexuell ist (es jedoch nicht auslebt und das Alleinesein vorzieht).
Ich habe ja ein paar Jahre auf einer katholischen Schule verbracht, interessanterweise wurde Homosexualität dort nie thematisiert. Man könnte sagen, es wurde totgeschwiegen. Auch keine gesunde Art, damit umzugehen, aber immer noch besser, als es zu verteufeln.
Ich selber hatte so wie so nie ein Problem damit. Man liebt, wen man eben liebt. Ich selber könnte mir aber nicht vorstellen, mit einer Frau was anzufangen, zumindest hat sich das bisher noch nie auch nur im Ansatz ergeben.

@EnyaVanBran
Bei uns zuhause war Homosexualität in Ordnung.
Jedenfalls größtenteils .

Denn ich erinnere mich an einen Bekannten in meinem Alter, der schwul war. Da hieß es dann, das käme von der "Erziehung ".
Irgendwie war man sich noch nicht sicher, ob das quasi zur Grundausstattung gehört oder nicht.

Bundeskanzleri schrieb:Bei uns zuhause war Homosexualität in Ordnung.

Also mich haben meine Eltern da auch nie negativ beeinflusst oder versucht, mir einzureden, dass das etwas Böses oder Schlechtes ist. Meinem Vater war das Thema ohnehin völlig egal und meine Mutter hat nur dann die Nase gerümpft, wenn es eben irgendwo Thema war. Ich hab sie mal gefragt, wieso, da meinte sie, man hat ihnen das eben als Kind so mitgegeben, dass Homosexualität etwas Schlechtes ist. Heute, wo man offen mit dem Thema umgeht, sieht sie das auch anders.

Bundeskanzleri schrieb:Da hieß es dann, das käme von der "Erziehung ".
Irgendwie war man sich noch nicht sicher, ob das quasi zur Grundausstattung gehört oder nicht.

Ich denke, das war früher auch eine beliebte Erklärung :D Denn die Menschen mussten das einfach erklären. Es als gegeben hinzunehmen, fiel ihnen wohl einfach schwer.

@EnyaVanBran
Klar und einem selber konnte das nicht passieren, man hat ja alles "richtig " gemacht.

Bundeskanzleri schrieb:Klar und einem selber konnte das nicht passieren, man hat ja alles "richtig " gemacht.

Ich weiß gar nicht, ob meine Eltern da so gedacht haben. Dabei habe ich mich sehr jungenhaft verhalten, als ich klein war, hab irre gern mit Matchboxautos gespielt und ich hatte das ganze Wildwestset von Playmobil mit Cowboys und Indianern. Sie hätten also allen Grund zur Sorge gehabt, hatten sie aber scheinbar nie.

Bundeskanzleri schrieb:Da hieß es dann, das käme von der "Erziehung ".

Ich denke, mit so einer "Erklärung" hat man letztlich oft die Eltern von Homosexuellen in Schwierigkeiten oder Selbstzweifel gebracht, weil man dann ja anscheinend irgendwas falsch gemacht haben musste, wenn man einen homosexuellen Sohn oder Tochter hat.

@martenot
Ja genau.
Aber damit gewinnt man scheinbar die Kontrolle über gefährliche Sachen.

Ist wie mit Drogen und Kriminalität.

Bis es einen selber trifft, also den Nachwuchs, dann ändert sich das schnell :D

Aus ganz normalen Heterosexuellen-Familien kommen ganz normale Homosexuelle. Warum also da nach "Schuld" zu suchen. Hier geht es doch nur um sexuelle Orientierung, nicht um ein Verhalten, dass die Kinder selbst oder andere gefährdet. Wo bitte liegt das "Problem" von unterschiedlichen Formen der Sexualität, so lange sie einvernehmlich im Ausleben sind? Wer wird denn dadurch bedroht, gefährdet oder geschädigt? "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt", um mal einen Filmtitel von Rosa von Praunheim zu zitieren. Das gesellschaftliche Problem ist nicht Homosexualität, sondern der Hass einiger Menschen darauf, die daraus resultierenden Diskriminierungen bis hin zu gewaltsamen Übergriffen oder gar Mord.

Gern witzele ich im Familienkreis, dass ich der letzte aufrechte Heterosexuelle in meiner Familie sei. Das finde ich allerdings nicht im Geringsten irgendwie seltsam oder gar bedrohlich.

Meine Älteste ist mit einer Frau verheiratet und hat Kinder mit ihr, mein Sohn lebt in einer festen Partnerschaft mit einem Mann, die Jüngste definiert sich selbst als "genderfluid und pansexuell", meine Ehefrau ist bisexuell und ich selbst altersbedingt wohl irgendwann asexuell, spätestens nach meinem Ableben.

Na und?

Doors schrieb:Aus ganz normalen Heterosexuellen-Familien kommen ganz normale Homosexuelle. Warum also da nach "Schuld" zu suchen. Hier geht es doch nur um sexuelle Orientierung, nicht um ein Verhalten, dass die Kinder selbst oder andere gefährdet

Hat man vor 50, 60 Jahren, als meine Eltern noch jünger waren, leider noch anders gesehen. Da war es noch eine Schande, wenn der Sohn oder die Tochter homosexuell war. Und man hat dann eben nach einem Grund gesucht, denn "etwas" muss dieses "Verhalten" ja verursacht haben.
Selbst in meiner Jugend haben sich nur wenige Menschen geoutet, weil die Gesellschaft oft nicht so tolerant war, wie sie hätte sein müssen! Ich stelle mir die Situation echt schlimm vor, wenn man seine Gefühle für einen anderen Menschen verstecken oder gar unterdrücken muss, nur um nicht verurteilt oder gar aus der Familie verstoßen zu werden.

EnyaVanBran schrieb:Ich stelle mir die Situation echt schlimm vor, wenn man seine Gefühle für einen anderen Menschen verstecken oder gar unterdrücken muss, nur um nicht verurteilt oder gar aus der Familie verstoßen zu werden.

Noch in meiner Kindheit war Homosexualität überwiegend tabubehaftet. Was ich damals besonders schlimm fand, war diese Mischung aus verdruckster Peinlichkeit, einer Tendenz, die Betroffenen der Lächerlichkeit preiszugeben und Zuschreibung schlimmster Charaktereigenschaften bis hin zu einem angeblichen Hang zum Verbrechen. Damals wurde gern vom "Homosexuellen-Milieu" geredet, was nicht viel besser war als irgendein Kriminellen-Milieu.

martenot schrieb:t. Was ich damals besonders schlimm fand, war diese Mischung aus verdruckster Peinlichkeit, einer Tendenz, die Betroffenen der Lächerlichkeit preiszugeben und Zuschreibung schlimmster Charaktereigenschaften bis hin zu einem angeblichen Hang zum Verbrechen.

Wo mir bitte einmal einer erklären soll, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Aber ja, so sind die Menschen eben. Was sie nicht kennen oder was ihnen fremd ist, wird automatisch mit allem Negativem gebrandmarkt.

Ich habe ja eine Schwäche für Trash-TV. Und auf ATV gibt es eine Sendung, da wirkt unter anderem eine Frau mit, die eigentlich ein Mann ist (das Geschlecht wurde aber noch nicht angeglichen). In der letzten Folge hat sie erwähnt, dass sie täglich auf der Straße beschimpft wird. Dass es immer wieder zu Anfeindungen kommt, war mir klar, aber dass sie echt jeden Tag damit zu kämpfen hat, hätte ich nicht gedacht. Um so mehr muss man den Mut dieses Menschen bewundern, sich dem ganzen auf diese Weise zu stellen.

EnyaVanBran schrieb:Selbst in meiner Jugend haben sich nur wenige Menschen geoutet, weil die Gesellschaft oft nicht so tolerant war, wie sie hätte sein müssen! Ich stelle mir die Situation echt schlimm vor, wenn man seine Gefühle für einen anderen Menschen verstecken oder gar unterdrücken muss, nur um nicht verurteilt oder gar aus der Familie verstoßen zu werden.

Ich bin sehr ländlich aufgewachsen und habe mich anfang der 2000er bei meiner Familie geoutet. Ich war damals schon zwecks Studiums weggezogen. Das war schon noch was "besonderes" auf dem Land und ich war auf jeden Fall Gesprächsthema für eine gewisse Zeit. Meine Mutter musste das auch erstmal verdauen und hat sich gefragt, ob sie was falsch gemacht hätte. So lange sind diese Ansichten und Vorstellungen noch gar nicht her, zumindest auf dem Land. "Was sollen die Nachbarn denken..." Mittlerweile ist es dort aber auch nicht mehr so das große Thema.

@Dasdeeeeniz

Wir leben, bzw. die Kinder lebten auf dem Land. Da gab es glücklicherweise keine Probleme. Vielleicht ein Fall von "norddeutscher Gelassenheit"?

@Doors

Bin auch mehr oder weniger in Norddeutschland aufgewachsen, Grenze zu NRW und Holland ;-) Probleme gab es an sich auch keine, aber man war halt das Tratschthema. Es war noch was "besonderes" für die Menschen, wenn sich jemand geoutet hat.

Dasdeeeeniz schrieb:Mittlerweile ist es dort aber auch nicht mehr so das große Thema.

Meine Mutter erzählt inzwischen ziemlich freigiebig jedem, der es wissen will oder nicht, mit wem ich zusammen bin. Sie ist derzeit nach einem Schlaganfall in einem Altenheim und hat Fotos von uns beiden auf dem Tisch stehen und erklärt jedem, wer wir sind.