Habt ihr was gegen Homosexualität?

Als meine älteste Tochter und ihre Frau beide zeitgleich schwanger waren, fragten mich hin und wieder Menschen, denen ich davon erzählte, dass ich bald Doppel-Grossvater werden würde: "Wie haben die das denn gemacht?", woraufhin ich den Fragenden die Telefonnummer meiner Tochter gab und sie bat, sie doch direkt zu fragen - ich sei da schliesslich nicht involviert gewesen. Dann verstummten die Fragenden flugs.

Dasdeeeeniz schrieb:Ich bin sehr ländlich aufgewachsen und habe mich anfang der 2000er bei meiner Familie geoutet. Ich war damals schon zwecks Studiums weggezogen. Das war schon noch was "besonderes" auf dem Land und ich war auf jeden Fall Gesprächsthema für eine gewisse Zeit. Meine Mutter musste das auch erstmal verdauen und hat sich gefragt, ob sie was falsch gemacht hätte. So lange sind diese Ansichten und Vorstellungen noch gar nicht her, zumindest auf dem Land. "Was sollen die Nachbarn denken..." Mittlerweile ist es dort aber auch nicht mehr so das große Thema.

Auf dem Land ist immer alles ein wenig "schlimmer" weil einfach jeder jeden irgendwie kennt. Und alle tratschen und müssen ihr frisch erworbenes Wissen in die Welt hinaustragen.
Aber ich find es gut, dass du das durchgezogen hast. Viele haben den Mut ja nicht und gründen sogar eine Familie, haben Mann/Frau und Kinder. Wobei mir die Leute außerhalb egal wären, aber ich hätte sicher Angst vor der Reaktion meiner Familie und jener Menschen, die mir wichtig sind.

Dini1909 schrieb:Erst die Tage zuvor bin ich über ein Artikel gestoßen das sich ein Handballer der zweiten Bundesliga als Schwul geoutet hat, jetzt hab ich gelesen das der erste aktive Profifußballer sich offiziell geoutet hat... ich denke mir das noch einige nachkommen werden.

Auch wenn darüber inzwischen öffentlich mehr geredet wird, geht das Thema Akzeptanz von Homosexualität im Männerfußball nach wie vor nur sehr schleppend voran. Daher erwarte ich zumindest in absehbarer Zeit auch noch nicht wirklich viele unter den aktiven Spielern, die öffentlich zu ihrer Sexualität stehen werden. Zumindest, sofern es dort mehr oder weniger ein Tabuthema bleibt und die Betroffenen bei einem Coming-Out Angst um ihr Standing als Fußballer haben oder gar Repressalien etwa aus Teilen der Fanszene oder einigen Mitspielern befürchten müssen. Solange man als Profifußballer noch immer sehr mutig sein muss, wenn man öffentlich zu dem zu stehen will, was man ist, solange werden wohl auch die meisten homosexuellen Spieler damit weiterhin hinterm Vorhang bleiben. Leider.

EnyaVanBran schrieb:Vor allem, da ein lieber Freund von uns homosexuell ist (es jedoch nicht auslebt und das Alleinesein vorzieht).

Ich bin grade über das „nicht ausleben“ gestolpert. MMn kann man die Sexualität nicht „nicht ausleben“. Ich verstehe, was du meinst, er hat keine Beziehung, aber Sexualität fängt doch an, wenn man jemanden attraktiv findet, oder auf wen man einen Crush entwickelt, oder welche Pornos man schaut (wenn man das denn tut). Das würde für mich alles mit zur Sexualität gehören, deshalb ist es auch sehr belastend, eine vermeintlich „falsche“ Sexualität auf ewig zu unterdrücken.

Luminita schrieb:Ich bin grade über das „nicht ausleben“ gestolpert.

Ich erinnere mich, dass es früher immer mal wieder geheißen hat, Homosexualität an sich wäre ja gar nicht so schlimm, solange man sie "nicht auslebt". Das (Aus-)leben galt als sündhaft, aber eine nichtgelebte zölibatäre Veranlagung war anscheinend in Ordnung.

Dabei habe ich nie verstanden, warum es besser sein soll, nichts und niemanden zu lieben, und was an der Liebe zwischen Menschen so schimm sein soll.

martenot schrieb:Das (Aus-)leben galt als sündhaft, aber eine nichtgelebte zölibatäre Veranlagung war anscheinend in Ordnung.

Da möchte ich anmerken: das ist eine brandneue Theologie. Das kennen weder Kirchenväter noch Theologen wie Luther und Erasmus. Und die Bibel schon gar nicht. Auch wenn das von manchen Christen so dargestellt wird.

Das war die Reaktion auf die Einsicht, dass Homosexualität nicht nur Lifestyle ist, sondern einen biologischen Faktor hat.

Aus christlicher Sicht haben die damals glaube ich Homosexualität bewertet, ob das von Gott gemacht wird oder vom Teufel. Als Sünde wurde das früher dann dem Teufel zugerechnet. Und damit als Eintrittskarte in die Hölle. In moderner christlicher Kirche denkt man aber das Homosexualität von Gott gemacht wird und damit ist es keine Sünde mehr.

Als vor 50 Jahren die Homosexualität in Deutschland nicht mehr verboten war, muss sich ein ähnlicher Wandel vollzogen haben. Es kann aber auch sein, das es nicht nur um die Rettung der Seelen der Homosexuellen ging. Sondern sich die Heteros angeekelt zeigten von der Vorstellung das zwei Männer es treiben. Warum sie das dann verboten haben, obwohl sie das in der Öffentlichkeit ja nie zu sehen bekommen? Oder hatten die Heteros Angst, das so ein Homo sie erwischen könnte? Oder das auf die Kinder abfärbt?

Ich meine mich zu erinnern, das die Homosexualität von Frauen, da weniger problematisch gesehen wurde. Vielleicht weil das für Männer nicht eklig ist und manchen gefällt zuzuschauen? Wie ist das für Frauen? Mögt ihr Schwulen- oder Lesben-Pornos?

frivol schrieb:Oder hatten die Heteros Angst, das so ein Homo sie erwischen könnte? Oder das auf die Kinder abfärbt?

In der Tat waren das häufig gehörte Befürchtungen. Und im Prinzip ist zumindest die zweitgenannte Angst einer der Hauptgründe, der meistens angeführt wird, um entsprechende Einschränkungen in Ländern wie Russland durchzusetzen. Häufig wird das Kindeswohl genannt, das angeblich gefährdet sei, wenn über Homosexualität wertneutral berichtet wird.

Vielleicht ähnlich wie bei den Transgender usw. das sind im Vergleich zur Homosexualität aber nicht so viele, drum hat man die früher vielleicht nicht so bemerkt. Da haben auch manche Angst, das es auf die Kinder abfärbt und dann ihr Sohn plötzlich eine Tochter wird oder umgekehrt. Aber da hat man sich inzwischen glaube ich auch geeinigt, das es von Gott gemacht wird und nicht vom Teufel. Ist doch auch schön zu sehen, wie in der modernen Welt der Teufel an Einfluss verliert.

Ist vielleicht auch eine Erweiterung des menschlischen Bewusstseins, das man nicht nur an Fortpflanzung und Kinder bekommen denkt. Sondern es eine Reihe von Menschen gibt, die als Paar eben keine Kinder bekommen können und das auch OK ist. Und lustigerweise ist es heutzutage ja glaube ich möglich, das man die Gene von homosexuellen Paaren nimmt, auf die eine oder andere Weise doch ein Kind mit genetischer Abstammung von dem Paar hinbekommt? Das ist glaube ich wichtig für Paare.

Da kommt dann höchstens die Kritik, das ein Kind doch am besten Mutter und Vater haben sollte, und nicht nur 2 Mütter oder nur 2 Väter. Aber anders geht es bei Homosexuellen Paaren eben nicht. Bei Alleinerziehenden haben die Kinder vielleicht nur noch einen Vater oder nur noch eine Mutter, das ist noch weniger - muss auch gehen.

In ferner Zukunft gibt es vielleicht mal Genmanipulationen bei der Zeugung von Kindern, sodass man schwere Krankheiten ausschalten kann. In einer zweiten Stufe, kann man die Embryos dann vielleicht anpassen, das die Menschen später nicht zu groß oder zu klein, nicht zu fett oder zu sonstwas werden. Eventuell lässt sich dann auch Gender oder Sexualität anpassen, sodas kein Transgender oder Homosexualität entstehen könnte. Glaubt ihr das wäre dann erlaubt? Und ob sich viele Eltern dafür entscheiden würden aus den reichen Ländern?

frivol schrieb:Und lustigerweise ist es heutzutage ja glaube ich möglich, das man die Gene von homosexuellen Paaren nimmt, auf die eine oder andere Weise doch ein Kind mit genetischer Abstammung von dem Paar hinbekommt? Das ist glaube ich wichtig für Paare.

Hm, aus den Genen zweier gleichgeschlechtlicher Menschen kann man glaube ich kein Kind zeugen, auch nicht auf künstlichem Weg. Trotzdem haben viele gleichgeschlechtliche Paare auch Kinder, die z.T. noch aus früheren Heteropartnerschaften stammen.

frivol schrieb:nicht nur 2 Mütter oder nur 2 Väter.

es geht mehr: Co-Parenting genannt.

zB 2 Frauen und 2 Männer.

Häufig besteht ein Co-Parenting-Team aus zwei Elternteilen. Es gibt jedoch auch Konstellationen, bei denen mehrere Erwachsene sich die Elternschaft teilen, zum Beispiel wenn ein lesbisches Paar und ein Mann eine Co-Parenting-Verbindung eingehen.

https://www.aok.de/pk/magazin/familie/eltern/so-funktioniert-die-geteilte-elternschaft-mit-co-parenting/

Luminita schrieb:Ich bin grade über das „nicht ausleben“ gestolpert

Naja er hat nie Beziehungen, auch keine flüchtigen Bekanntschaften, er sagt selber, das interessiert ihn alles im Grunde nicht. Für ihn ist Sexualität nicht wichtig.

EnyaVanBran schrieb:Für ihn ist Sexualität nicht wichtig.

Wobei es beim Thema Partnerschaft ja nicht nur um Sexualität geht, sondern auch darum, sein Leben mit jemandem zu teilen.

Ich denke, wenn jemandem die Sexualität nicht wichtig ist, geht das womöglich eher in Richtung Asexualität, was aber nicht ausschließt, trotzdem einen passenden Partner zu finden, dem der Sex auch nicht so wichtig ist.

martenot schrieb:Wobei es beim Thema Partnerschaft ja nicht nur um Sexualität geht, sondern auch darum, sein Leben mit jemandem zu teilen.

Vollkommen richtig, aber auch das interessiert ihn nicht. Er meint, so kann er kommen und gehen wie er es möchte. Er ist generell ein wenig eigenbrötlerisch, aber er wirkt zufrieden mit seinem Leben.

martenot schrieb am 16.02.2023:Ich denke, wenn jemandem die Sexualität nicht wichtig ist, geht das womöglich eher in Richtung Asexualität, was aber nicht ausschließt, trotzdem einen passenden Partner zu finden, dem der Sex auch nicht so wichtig ist.

Naja es gibt ja auch andere Möglichkeiten für "Sex" es muss ja nicht immer DAS sein..., ein intensives Kuscheln, Anfassen, aneinander liegen (NICHT AUFEINANDER) - mit Klamotten kann durchaus auch zu einem gewissen Höhepunkt werden.

martenot schrieb am 16.02.2023:Wobei es beim Thema Partnerschaft ja nicht nur um Sexualität geht, sondern auch darum, sein Leben mit jemandem zu teilen.

Richtig, für mich ist zb das Miteinander, das Zusammen wesentlich wichtiger als jeglicher Sex.

Kuschelnd auf der Couch, gemeine Kochabende, gemeinsame Urlaube und Erlebnisse teilen, Konzerte...usw.

Dini1909 schrieb:Kuschelnd auf der Couch, gemeine Kochabende, gemeinsame Urlaube und Erlebnisse teilen, Konzerte...usw.

Letztlich ist es ja diese vertraute Zweisamkeit, die eine schöne Partnerschaft ausmacht, und nicht reiner Sex. Zumindest empfinde ich es so.

martenot schrieb:und nicht reiner Sex.

Deswegen würde ich mich persönlich nicht asexuell bezeichnen, ich mag ihn, aber brauch ihn nicht für eine Beziehung... :D. Mal sehen, ich habe ja jemanden kennengelernt und wir sind wirklich noch in der Kennenlernphase und das besagte Thema hatten wir jetzt noch nicht mal schauen wann das mal "angesprochen" wird, will jetzt auch nicht mit der Tür ins Haus fallen.

In Tiktok stolper ich immer Mal wieder über diese Buchvorstellung, wie seht ihr das?

Würdet ihr euren Kindern diversity Bücher vorlesen ? (Bücher wo es um Homosexualität, Liebe zu dritt oder ähnliches geht)

Ich persönlich würde es je nach Entwicklung der Kinder vorlesen, warum auch nicht.
Es gibt wirklich gute Bücher über das Thema.

Dini1909 schrieb:Würdet ihr euren Kindern diversity Bücher vorlesen ?

Ich denke nicht, dass Kinder in einem Alter, in dem man ihnen noch Bücher vorliest, auf Sexualkunde angewiesen sind