Postmortem Fotografie

@cute_lenore
ich hörte vor längerem von einer wissenschaftlerin über post mortem hochzeiten. die frau heiratete mit dem bild des verstorbenen frontkämpfers auf einem hiesigen standesamt. vor allem, um ihre kinder zu legitimieren.

vielleicht gab es das auch, wenn sie zuerst starb.

Fotografie aus dem 1. Weltkrieg, verstorbene Frau unter dem Portrait ihres,
an der Front befindlichen Mannes (?) aufgebahrt.
Vielleicht waren sie noch nicht verheiratet, da die Frau in weiß gekleidet wurde und einen Totenkranz aufgesetzt bekam. Eigentlich üblich, wenn die Verstorbene noch nicht verheiratetet und Jungfrau war.

Ich hab hier einen Link zu der Dame aus New Orleans, der funktioniert:

https://www.youtube.com/watch?v=uVkQ3hX3lng

Ich verstehe nicht, was euch hier zum Teil an den Fotos stört. Es ist schon irgendwie "anders", das geb ich zu aber mir fiel vor zwei Minuten ein, dass meine Eltern daheim auch solche Fotos von meiner aufgebahrten Großtante haben und ich die Fotos schon als kleines Kind angeschaut habe. Klar steht keiner mit ihr auf dem Bild, hat sie im Arm oder sowas aber sie liegt tot im Sarg. Als Kind kam ich gar nicht auf solche Gedanken, dass da was komisch, grotesk oder womöglich abartig dran sein könnte und offen gestanden, ich tu es noch immer nicht irgendwie.

In Deutschland ist eine Beerdigung irgendwie immer sooooooooo was schreckliches wo man von dem Gefühl umgeben wird, dass die Welt gleich untergeht. In anderen Ländern werden die Toten gefeiert. Im Allgemeinen denke ich, dass mit dem Tod in Deutschland falsch oder zumindest nicht richtig umgegangen wird. Die Menschen haben teilweise fürchterliche Angst zu sterben oder vor dem Tod.

Was aber die hier thematisierten Fotos betrifft: Abgesehen von den hindrappierten Familienangehörigen oder das Foto mit dem Kind, wo jmd hinter dem Stuhl steht (*grusel).

Ein Mensch liegt im Sarg und es wird ein Foto davon gemacht. Was ist so schlimm dran ? Was ist so anders dran als wäre es ein Foto, auf dem der Mensch noch lebt ?

In Italien sind Mumien in Särgen oder an Wänden ausgestellt, in Paris die gestapelten Knochen, in der Schweiz gibts Gebeinhäuser, Ötzi wird in einer Art Tiefkühltruhe ausgestellt, Tutanchamun vermutlich in einer Trockenvitrine. Menschen gehen sich die Leichen anschauen - das ist eigentlich noch viel makaberer aber damit wird sogar Geld verdient.

Ich denke, dass so, wie es mit der Dame aus New Orleans gemacht wurde und wie jmd hier schrieb, die Fotos was mit Wertschätzung und Erinnerung/Andenken zu tun haben.

Ich denke aber auch, dass ein Umdenken zu diesem Thema stattfinden sollte.

Wenn jemand das Bedürfnis hat, ein letztes Bild schön aufgebahrt zu machen als Erinnerung, verstehe ich das. Gibt bei uns auch einige solche Bilder von alten Verwandten.
Früher existierten nicht so viele Foto`s u. möglicherweise sonst gar keines von einem Kind.

Aber hinstellen mittels einem Ständer oder ein Kind auf`s Schaukelpferd setzen, oder zwischen die lebenden Geschwister zu stellen, finde ich geschmacklos u. makaber.
Einige Bilder hier sehen echt gruselig aus. Da ist mir lieber den Angehörigen so in Erinnerung zu behalten, wie er zu Lebzeiten war.

@vielefragen

vielefragen schrieb am 19.06.2014:vielleicht gab es das auch, wenn sie zuerst starb.

durchaus möglich, die Pflege dieses Brauchs kennt sicher einige Variationen, die von der gesellschaftlichen Schicht und der persönlichen Einstellung der Betroffenen abhängt.

Original anzeigen (6,4 MB)

Im Anhang, Bild aus dem Jahre 1949, USA,
Aufbahrung der im Alter von 4 Jahren bei einem Unfall ums Leben gekommenen
Barbara Luise.
Sie wurde beim Spielen von einem Auto angefahren und brach sich das Genick dadurch.

...

Original anzeigen (0,8 MB)Barbara Luise

pi18 schrieb:Ein Mensch liegt im Sarg und es wird ein Foto davon gemacht. Was ist so schlimm dran ? Was ist so anders dran als wäre es ein Foto, auf dem der Mensch noch lebt ?

Ich habe meine verstorbene Mutter kurz nach ihrem Tod im Krankenhaus gesehen,
nicht im Sarg, sondern auf einem Bett und noch NIE sah meine Mutter so schön aus
(jedenfalls nicht in den letzten Jahren vor ihrem Ableben), wie in diesen Stunden.

Aber hätte ich die Möglichkeit gehabt, sie zu fragen, ob ich sie fotografieren darf,
hätte sie mit 100%iger Sicherheit ABGELEHNT. Und das ist es, was mich an der
Postmortemfotografie stört: Das Fotoobjekt wird NICHT gefragt, ob es das möchte.
Es wird einfach über bestimmt, wie über einen Gegenstand. DAS finde ich pietätlos.

ich habe mittlerweile im Rahmen einer Vorsorge meine spätere Bestattung geregelt.
Die nötigen Formalitäten und natürlich auch die Art der Bestattung (Erdbestattung) und wie ich den Ablauf der Beerdigung wünsche.
Schriftlich habe ich auch einer offenen Aufbahrung zugestimmt, ebenso daß davon Fotos gemacht werden dürfen, sofern es dann jemand möchte.

Ich hielt es einfach für angebracht, da ich mich ja zu Lebzeiten mit dem Thema Tod, Sterben so eingehend beschäftigt habe, dem natürlich ausdrücklich zuzustimmen.
Somit kann jeder, der später ein letztes Portrait von mir macht gut Gewissens aussagen,
"ja die Verstorbene selbst hat hierfür die Erlaubnis erteilt".

@ramisha das ist ein guter punkt und da bin ich auch ganz bei dir aber wie sehen das die Leute in den Kulturen, in welchem diese Art gestellte Fotos normal sind .. ? die denken vllt genau das Gegenteil von dir und würden nicht fassen können, dass du sowas als pietätlos empfindest.

die Fotos sehen auch alle aus, als waren sie nicht gerade in unseren Kulturkreisen entstanden.

(Falls das folgende schon gepostet wurde, bitte ich um Entschuldigung, ich habe es nicht gesehen. Vorenthalten will ich es euch aber auch nicht.)

Vor ein paar Tagen bin ich über ein Forum in Holland auf eine der größten Pinnwände auf Pinterest über Postmortem Fotografie gekommen, die zudem auch noch dadurch interessant ist, dass sie so gut wie ausschließlich authentische Bilder von echten Verstorbenen enthält.
Es erscheinen dort fast täglich neue pins, die ich vorher noch nirgendwo sah. Was ich ganz toll finde ist, dass bei vielen Bildern entweder (und) die Namen, Alter, Sterbeort usw. mit angegeben sind. Dadurch ist mM eine ganz anderer Bezug zu dem jeweiligen Verstorbenen möglich als dies bei anonymen Bildern der Fall ist.
Auf dieser Wand ist zB das einzige Totenbild von Prinz Albert (Gatte von Queen Victoria) zu sehen, das existiert. Alle anderen Aufnahmen wurden von seiner Tochter, Prinzessin Beatrice, aus unbekannten Gründen zerstört (von Queen Victoria ist auch eins dabei).

Oft findet man ja auch Aufnahmen, die fälschlicherweise für Postmortem gehalten werden weil man sie an Ständern usw. festmacht. In der Vergangenheit dauerte es sehr lange, manchesmal bis zu einer Stunde, bis das Foto dann tatsächlich geknipst war. Diese Ständer dienten daher nur dazu, die lebenden Menschen stillzuhalten damit das Foto nicht zu sehr verwackelt.
Ein Toter, zumindest wenn die Leichenstarre vorüber ist, wird weich wie eine große Stoffpuppe. Dazu kommt noch sein Gewicht, also ist eine SCHWERE und GROßE Stoffpuppe ohne Festigkeit das Endergebnis. Keiner dieser feinen Ständerchen würde ihn jemals halten können.

Verstorbene sehen fast immer "tot" aus, es sei denn, man fotografiert sie unmittelbar nach ihrem Tod (und auch dann nur, wenn sie nicht an einer auszehrenden Krankheit litten).
In kurzer Zeit nach Eintritt des Todes beginnt dann schon der Verwesungspross.

Hier nun der Link zu der Pinnwand von Kevin High auf Pinterest, die Post-Mortem Photos / Memento Mori / Photos of the Dead heißt. Er schreibt zwar nur Englisch, aber bei einigen Fotos habe ich auch schon Anmerkungen in anderen Sprachen gesehen, auch deutsch.

http://www.pinterest.com/high1997/post-mortem-photos-memento-mori-photos-of-the-dead/