Alaeron schrieb:Was halt Blödsinn war, soweit ich mich erinnere kam die 3 Tage Meldung von Lukashenko, also nicht einmal einem Russen und das auch bevor der Krieg begann. Russland marschierte mit 200k Soldaten ein, sicher das ist einiges, aber die Ukraine hatte zu dem Zeitpunkt 600k aktive Soldaten die dem gegenüber standen und auch eine ordentliche Menge an Panzern, Artillerie und Munition.
Und ja, vielleicht wäre die Ukraine ohne westliche Unterstützung tatsächlich nach sagen wir 3 Monaten gefallen, dazu kam es aber nicht, sie erhielten von den USA volle Unterstützung in Sachen Satelitendaten und Aufklärung und auch Starlink für die Datenverbindung in jeder Ecke des Landes. Die USA und mittlerweile auch wir zahlen der Ukraine auch den gesamten Beamtenapparat, die Pensionen der Bürger und so gut wie alle Kosten die der Krieg so mit sich bringt.
Als Gegenleistung sterben die ukrainischen Soldaten, während sich die Unterstützung in Sicherheit wägen. Also ja, den größten Preis zahlt die Ukraine und je länger es geht, desto größer wird er. As long as it takes...
Die 3 Tage kamen von einem Potpurri an Aspekten zusammen, vor allem aber den Russen selbst. Zunächst aber Zeitsprung davor: Die Ukraine haben teils auch westliche Experten/Dienste/Regierungen teils abgeschrieben weil man bis dahin Russland überschätzt hat weil Atommacht und die halt lange auch wegen fiktiven Werken wie "Call of Duty Modern Warfare II" - da kriegen sie eine Invasion der US-Ostküste hin mit einer Flotte die sie nie hatten oder haben werden; fiktiv hin oder her aber auch so was setzt sich in den Köpfen fest, wo man schon hätte Sicherheitsexperte oder (Hobby-)Analyst/Kenner hätte sein müssen um durch diesen Mythos von dem Russland lange zehren konnte zu schauen.
Kurzum die Ukraine hat dann sowohl Kremlfans als auch Ukraineunterstützer überrascht.
Zurück zu den 3 Tagen: Es ist teils eine Überspitzung gewesen aber auch fast wörtlich ("literally") zu verstehen: Schaut man sich das russische Gebaren an und vergleicht man es mit den Aussagen früher Kriegsgefangener Russen wird klar: Russland hat gedacht, dass der Krieg relativ schnell gewonnen wird. 2-3 Tage nach Kriegsbeginn wurde bei Ria Nowosti ein quasi Siegesartikel wieder schnell gelöscht (ist im Internetarchiv noch aufrufbar und verräterisch vom Wording her, als hätte man dann schon gewonnen) als klar war, der Krieg geht erst mal weiter. Zudem ist das Verhalten russischer Einheiten auch verräterisch. Der berühmte "Kyjiw-Thunder Run" von Rosgvardia-Einheiten die eher für pacification oder so gut sind als denn Frontkampf, wo die quasi in die Hauptstadt naiv reingefahren sind und dann zusammengeschossen wurden. Oder der riesenlange Russenkonvoi aus Fahrzeugen der steckenblieb. Der Fakt, dass mehrere Kriegsgefangene durch die Blume äußerten, sie dachten man würde sie mit Blumen und nicht mit Sperrfeuer und Javelins empfangen. Kremlfans die auf Twitter am Anfang fast hysterisch schrieben die ganze ukrainische Armee/Streitkraft wäre bei Erstkontakt mit den Russen 'vaporisiert' worden, mit einer Erregung und Freude die man zwischen den Zeilen vom 'Ton' her ablesen konnte.
Also es ist schon so, dass die russische Führung dachte sie kann die Ukrainer schnell zur Aufgabe bewegen wenn sie mit ein bisschen shock n' awe ukrainische strategische Ziele beschießt, die Drohkuhlisse hochfährt und ihre Einheiten gen Hauptstadt schickt. Ach und diese Sabotagetrupps die aber in Summe alle am Kriegsanfang abgefangen werden konnten, vermutlich dank US-intelligence on top.
Als dann auch für die Ukrainer selbst klar war, dass der Präsident, das Kabinett, etc. nicht abhaut (obwohl es erinnerlich seitens USA angeboten wurde die rauszuholen?) war unheimlicher Kampfeswille erkennbar - der auch mehr als gut platziert war, wenn man sich anschaut was die dreckigen Invasoren für Kriegsverbrechen allein in den ersten Wochen und Monaten veranstaltet haben.
Aber abkürzend: Die "3 Tage" sind sowohl als satirische/humoristische Überspitzung zu sehen als dann teilweise auch fast wörtliche Eingrenzung zu verstehen. Ob nun 3 Tage oder 3 Wochen / Monate, klar ist, dass Russland dachte, das wird eine leichte Sache.
Alles andere ergibt ja auch keinen Sinn: Wahlweise dachten die, sie hätten mit 150.000 - 200.000 genug oder falls nicht dann ist das Vorgehen auch nicht zu erklären - gerade wenn man bedenken kann/muss, dass Verteidiger immer den Vorteil haben weil der Angreifer ein größeres Kräfteverhältnis braucht um Verteidigungen zu überwinden. Es ist also klar: Entweder waren die Russen vom schnellen Sieg überzeugt oder sie waren halt total inkompetent und blöd, mit zu geringen Kräften anzugreifen.
parabol schrieb:Finnland zum Beispiel - ein wehrhaftes Land und trotzdem demokratisch
Gut, die haben wie die Polen auch ihre nachhaltigen Erfahrungen mit den Russen sammeln können. Da kann man sich keine naive Elfenbeinturm-Mentalität wie hier leisten. Israel ähnliches Beispiel. Deutschland ist halt in einer Sonderlage, historisch wie geografisch/geopolitisch.
Obwohl wir eigentlich wegen dem kalten Krieg als Frontstaat hätten nachhaltig wacher agieren müssen. Aber das Trauma des 2. WK überschattete dies teils bis in die Neuzeit hinein.