Brexit und danach?

@Anaximander

Ich nehme eher an, dass die Freizügigkeit, sowie auch die komplett offenen Grenzen bald der Vergangenheit angehören werden.

@Deepthroat23

UK ist natürlich frei, aus dem Binnenmarkt auszuscheiden und die Freizügigkeit zu beenden. Dies hat aber zur Folge, dass es - zumindest für die Zeit nach dem Austritt - nach WTO Regeln mit der EU handelt. Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen zwischen Drittstaaten sind möglich, das wird aber länger dauern.

@Anaximander

ich meinte damit, dass die komplette Freizügigkeit und die offenen Grenzen in der EU bald nicht mehr so existieren werden wie heute.

@Deepthroat23

Das wäre nur möglich, wenn weitere Länder ein Referendum abhalten, sich gegen die EU entscheiden und diese insgesamt auseinanderbricht und durch etwas anderes ersetzt wird. Tatsächlich hoffen einige Brexiters darauf, möglicherweise ist das auch ein Grund, warum die Verhandlungen noch gar nicht begonnen haben. Allerdings sehe ich da derzeit wenig Chancen für.

90% der britischen Wähler möchten übrigens im gemeinsamen Markt bleiben:

https://www.theguardian.com/politics/2016/nov/16/uk-voters-want-single-market-access-and-immigration-controls-poll-finds

Zeigt mal wieder, dass die Referendumsfrage und die unrealistischen Erwartungen, die damit verknüpft wurden, kaum Aussagekraft haben.

Deepthroat23 schrieb:das blaue Wunder ist, dass EU sehr viel Zugeständnisse machen wird.

Das war der Link, nach dem ich gesucht habe:

EU leaders are not "bluffing" when they say the UK will be left without access to the single market when it leaves the bloc if there is no free movement of people, Malta's prime minister says.

Joseph Muscat, whose country assumes the EU's presidency in January, told the BBC: "This is really and truly our position and I don't see it changing".

http://www.bbc.co.uk/news/uk-politics-38100561

mit zugehörigem Video.

@Anaximander

"Niemand hat die Absicht eine Mauer zu errichten"
"Mit mir wird es keine PKW Maut geben"
"Mit uns wird es keinen freien Handel geben"

;)

Der Freund meiner Schwester hasst den Brexit, wegen dem Brexit hat er seine Arbeit verloren....

@Deepthroat23

Das siehst du falsch, es gibt hier keine Wahlversprechen, es geht nicht darum die Stimmung in einer bestimmten Bevölkerung irgendwo zu beeinflussen.

@Anaximander

Natürlich geht es darum die Stimmung in der britischen Bevölkerung zu beeinflussen.

@Deepthroat23

Erkläre mir doch einfach mal genau, wie ein Kompromiss aussehen könnte. Geht es um ein Freihandelsabkommen oder einen (vollständigen oder teilweisen) Verbleib im Binnenmarkt?

Und warum soll die Stimmung der Bevölkerung beeinflusst werden, wenn das Referendum längst vorbei ist?

@Anaximander

Ich muss keinen Kompromiss finden, das müssen die Briten und die EU tun. Und die werden es tun.

Und das Referendum ist alles andere als vorbei, es wird doch ständig über ein zweites Referendum (wie in Irland), über eine aufweichung oder sogar über eine Überstimmung des Referendums im parlament diskutiert.

@Deepthroat23

Wie du selbst schreibst, das Problem ist, niemand hat überhaupt einen Ansatz dafür, wie man zu einem Kompromiss kommen könnte. Die britische Regierung hat jedenfalls nichts in dieser Richtung gesagt, was irgendwie sinnvoll wäre.

Auf dem Forum hier wurde auch kein Ansatz genannt.

Und du hast 27 Länder, die dagegen sind, und auf ihre eigene Bevölkerung schauen muss, die gegen einen Kompromiss ist.

Ein zweites Referendum wurde ausgeschlossen, möglich ist ein Kompromiss im Rahmen eines oben skizzierten soft Brexit, der dann die PFZ mit einschließen würde. Sicher ist das auf keinen Fall, auch wenn das UK zustimmt, aber möglich ist es.

@Deepthroat23

Und noch was: damit Deutschland weiterhin Autos an UK verkaufen kann, wäre es bereits ausreichend, die Zölle hierfür zu senken (auch auf Null) durch ein Freihandelsabkommen oder wenn UK einseitig Einfurhrzölle aufhebt (so vorgeschlagen von den Econmists for Brexit), damit behält das UK (das selbst wenig produziert) aber keine der Privilegien des Binnenmarkts, ein solches Modell wäre gegenüber WTO für UK kaum besser, für Deutschland und co gäbe es aber wenig Anreiz, über zollfreie Importe hinauszgehen. Ein gemeinsames Interesse besteht als auch nicht, es gibt nur einseitige Interessen des UK.

@Flatterwesen

Was ist denn passiert?

Wie von Nigel Farage angekündigt, beginnt die Verhandlung am Supreme Court mit einem Marsch der 100.000:

Original anzeigen (0,7 MB)

Es hat aber nicht viel gebracht, die Regierung hat jetzt angekündigt, ihre Pläne dem Parlament vorzulegen:

https://twitter.com/SteveBakerHW/status/806168081257132032/photo/1?ref_src=twsrc%5Etfw

Theresa May erklärt den Brexit-Plan im Commons:

What has the EU ever done for us? - Monty Python

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Der EU Unterhändler Barnier begrenzt die Verhandlungszeit auf 15 bis 18 Monate und schließt außerdem aus, dass parallel zu diesem Zeitraum Verhandlungen über ein Freinhandelsabkommen laufen können, da dies rechtlich nicht möglich ist. Der Hinweis auf ein mögliche, aber unwahrscheinliche Übergangsregelung ist wohl so zu verstehen, dass es dann um eine Art von Norwegen-Modell als temporäre oder dauerhafte Lösung geht (mit Akzeptanz der vier Freiheiten):

It is quite probable that a future agreement on a future relationship will be of a different legal nature. It will have to be signed with a third country, and only with a third country. So, legally, these things cannot be done together at the same time, even though what the future relationship may be may shed light on the usefulness of a very limited transitional period, and may even impact on some of the elements of the negotiation itself.

Am Ende dieses Videos (etwa ab Minute 20/21) sieht man sehr deutlich, dass Barnier eine Übergangslösung nur für "nützlich" hält, wenn diese zu einer neuen Partnerschaft, also einer Art von Norwegen-Modell führt:

https://www.youtube.com/watch?v=JrYYCs6oMKk

Derweil hat die BBC erfahren, dass die EU davon ausgeht, dass Verhandlungen über ein Freihandelsabkommen 5-10 Jahre dauern werden, d.h. es wird gegen Ende der Zweijahresfrist keinen Kompromiss auf Grundlage der gegenwärtigen Vorstellungen der britischen Regierung geben.

http://www.bbc.co.uk/news/uk-politics-38324146