Brexit und danach?

Ganz interessanter Artikel zu der Frage, was eigentlich mit der nordirischen Grenze passiert, wenn es keine Einigung mehr gibt (danach sieht es nicht aus):

https://www.bbc.com/news/world-europe-46546295

Abziehen muss man dabei die "pro-Brexit-Sicht", die BBC muss das berücksichtigen für "balance". Es sind immer Ammenmärchen und Wunschdenken.

Demnach ist der Plan B der EU, das UK zur Kapitulation zu bringen, dass es doch noch den Vertrag unterschreibt, wenn es in den ersten Wochen nach dem Tag X zum Zusammenbruch im Warenverkehr kommt. Für diese Zeit könnte die nordirische Grenze als Notfallmaßnahme mehr oder weniger offen bleiben.

Als langfristige Strategie dann in etwa das vom UK damals vorgeschlagene max fac-Szenario, also weitgehend automatisierte Prozesse, Kontrollen von Lkws erst hinter der Grenze, mobile Überwachung usw. Für den Fall, dass das UK nicht kapituliert oder die Prognosen zum no deal falsch sind.

Sicherlich ist die irische Strategie außerdem die Wiedervereinigung mit dem Norden, das schreibt der BBC-Artikel allerdings nicht.

Jaguar Land Rover lässt über Boston Consulting 5000 Mitarbeiter entlassen (nach Weihnachten) und reduziert seine Investitionen im kommenden Jahr um eine halbe Milliarde Pfund. Grund ist v.a. der Brexit.

https://www.theguardian.com/business/2018/dec/16/jaguar-land-rover-to-axe-up-to-5000-jobs

Hape1238 schrieb:Ständig hat er versucht, die EU zu erpressen und mit einem Austritt gedroht.
Um dann, völlig "glaubwürdig", für einen Verbleib in der EU zu werben.

Klingt fast, als wäre er bei der SPD lol

frauZimt schrieb:die schmach werden sie nicht riskieren

Eben das denke ich auch - denn niemand würde sie dann je wieder ernst nehmen.


Andere Frage: Kann der Brexit irgendwelche relevanen Auswirkungen auf den Commonwealth of Nations haben? Eigentlich eher nicht, oder?

@Grymnir
Nein.
Die EU Mitgliedsschaft sowie der Brexit betrifft nur Großbritannien.

Ich habe eine Frage zu einem möglichen neuen Referendum.
Könnte ja theoretisch kommen.

Bei uns werden ständig irgendwelche Umfrageergebnisse veröffentlich:

Wie würden die Parteien abschneiden, wenn am Sonntag gewählt würde? etc.

Gibt es diese "Kultur" auch in GB?
Gibt es eigentlich repräsetative Umfrageergebnisse?
Wie steht es denn für den Brexit?
Wie viele Briten sind derzeit für den Verbleib in der EU?

Oder sind beide Lager immer noch annähernd ausgeglichen?

Anaximander schrieb:Grund ist v.a. der Brexit.

Da steht nirgendwo, dass vor allem der Brexit daran schuld sein soll. Die Diesel-Politik und rückgängige Umsatzzahlen in China und Europa im letzten Quartal werden genauso genannt.

@Purusha

Der Brexit ist oben an erster Stelle als Begründung genannt.

Wenn es an den Absatzzahlen in China läge, warum wird dann nicht im gleichen Umfang im Werk in der Slowakei gekürzt, das kürzlich (nach dem Referendum) als neuer Produktionsstandort aufgemacht wurde?

Anaximander schrieb:Der Brexit ist oben an erster Stelle als Begründung genannt.

Zusammen mit "falling sales"

Anaximander schrieb:Wenn es an den Absatzzahlen in China läge, warum wird dann nicht im gleichen Umfang im Werk in der Slowakei gekürzt, das kürzlich (nach dem Referendum) als neuer Produktionsstandort aufgemacht wurde?

Wenn es nicht auch an den Absatzzahlen in China liegt, wieso erwähnen sie es dann? und siehe auch hier: https://www.theguardian.com/business/2018/oct/08/jaguar-land-rover-to-shut-solihull-plant-for-two-weeks-after-china-sales-slump

Der Brexit mag ja für die Tonne sein, aber ihn nun für alles und jedes verantwortlich zu machen, ist dann doch etwas zu simpel.

@Purusha

JRL kann es sich nicht leisten, den Brexit allein verantwortlich zu machen. Es ist urprünglich eine britische Firma, die dann als "Vaterlandsverräter" in den einzelnen Blättern wieder auftacht.

"falling sales", ja die Umsätze gehen zurück, Grund ist der Brexit. Auch in China und Europa weiß man, dass es schwierig wird, Ersatzteile zu bekommen, da ist man vorsichtig.

@frauZimt

Es gibt keinen öffentlich-rechtlichen poll aus Gebühren, wie in Deutschland, dafür würde man die BBC nicht bezahlen, und wenn es um "normale" Wahlen geht, sind solche "Sonntagsfragen" nicht sehr ergiebig, wegen des Direktwahlsystems.

Es gibt aber ständige Umfragen von privaten Instituten, meist im Auftrag von Zeitungen. Eine Übersicht findet man hier:

Wikipedia: Opinion polling for the United Kingdom European Union membership referendum#Post-referendum polling

Aktuell (12.-14.12.18) hat Remain also 14% Vorsprung.

Was man nicht sagen kann ist, wie eine zweite, dann mit wohl noch größerer Vehemenz geführte Kampagne, sich auswirken würde.

Anaximander schrieb:Jaguar Land Rover lässt über Boston Consulting 5000 Mitarbeiter entlassen (nach Weihnachten) und reduziert seine Investitionen im kommenden Jahr um eine halbe Milliarde Pfund. Grund ist v.a. der Brexit.

Hier muss man allerdings auch immer im Auge behalten, dass solche Ereignisse gerne auch als Begründung für solche wenig imagebildenden Maßnahmen verwendet werden.
Sicherlich ist der Brexit für die Ökonomie GBs mehr als nur ein bisschen schlecht - aber ob diese 5000 Arbeitsplätze erhalten worden wäre, hätte es keinen Brexit gegeben, kann wohl nur ein Insider beantworten, aber keine Pressemitteilung.

GB wird massive ökonomische Einbußen aufgrund des Brexit haben. Und zwar nicht nur kurzfristig. Europa geht es schlechter ohne GB und GB geht es viel schlechter ohne Europa. So ist die Lage, betrachtet man sie rational.
Einigen Briten wird es besser gehen, weil sie sich mit dem Brexit besser fühlen. Es werden sicherlich zunehmend weniger werden, wenn die objektiven negativen Ereignisse Wirkung zeigen - aber gefühlte und echte Realität sind ja schon immer zwei Paar Schuhe.

Lange Rede kurzer Sinn: Eigene Pressemitteilungen sollte man mit Vorsicht genießen.

@kleinundgrün

Es handelt sich nicht um eine Pressemitteilung.

Ich sehe es genau andersrum: die Firma hat das größte Eigeninteresse, die Entlassungen nicht auf den Brexit zu schieben. Dann heißt es gleich: unpatriotisch! Boykott von Waren! Die glauben nicht an unsere große Nation!

Es werden 5000 Mitarbeiter entlassen, zuvor schon 1000. Der wichtigste Grund ist höchstwahrscheinlich der Brexit.

Sollte es zu einem no deal kommen, muss man ohnehin nochmal mit anderen Zahlen rechnen.

@Anaximander

schön, dann braucht es ja künftig keine Meldungen und Artikel mehr. Wer immer irgendwie Verluste kreiert, Brexit ist schuld!

und so Sachen wie:
"JLR had cited China among the key factors behind a £264m loss in the three months to the end of June, saying it believed consumers were delaying car purchases until after Beijing slashed import duties on vehicles. However, on Monday the company said the expected rebound in sales after the duty cut had not materialised, while demand was subdued by burgeoning trade tensions with President Trump’s US administration."
sind einfach nur Lügen wa.

@Purusha

Dass die Autoindustrie von dem Brexit besonders betroffen ist, ist lange bekannt. Es geht dabei um Zulieferungsketten. JRL ist nur einer von vielen, welche erwägen die Produktion ganz oder teilweise zu verlegen.

Gleichwohl halte ich es für sinnvoll, die Verluste auch zu quantifizieren (additiv).

Anaximander schrieb:Es handelt sich nicht um eine Pressemitteilung.

Sondern? Hat nicht die Presseabteilung der Unternehmen dem Guardian mitgeteilt, was die Gründe für die Entlassungen sind?

Anaximander schrieb:Ich sehe es genau andersrum: die Firma hat das größte Eigeninteresse, die Entlassungen nicht auf den Brexit zu schieben. Dann heißt es gleich: unpatriotisch!

Von den Zeiten: "Kauft nicht beim Vaterlandsverräter" sind wir auch in GB schon lange weg. Was ist passiert, als Nokia in Deutschland Subventionen einstrich und trotzdem Were schloss? Nichts. Ein paar Boykottaufrufe und keine echten Boykotte.
Weil solche Dinge heute wesentlich weniger eine Rolle bei der Kaufentscheidung spielen. Auch in einem grundsätzlich patriotischer geprägten Land wie GB.

Zudem gibt es auch viele Gegner des Brexit - vermutlich inzwischen mehr als die Hälfte der Bevölkerung - da passt es doch besser, den Brexit zu nennen, als allgemeine Sparmaßnahmen.

Wie gesagt, der Brexit vernichtet Arbeitsplätze - aber man muss mit solchen Bestätigungen etwas vorsichtiger sein.

kleinundgrün schrieb:Hat nicht die Presseabteilung der Unternehmen dem Guardian mitgeteilt, was die Gründe für die Entlassungen sind?

Nein. In dem Artikel steht es.

Ich glaube nicht, dass man die Situation im UK ansatzweise mit der in D. vergleichen kann. Auch Nokia hat genau wie JRL ein Eigeninteresse daran, dass "unpatriotische" Entscheidungen nicht publik werden. Wegen des gefährdeten Absatzes.

Und warum soll der Absatz in China einbrechen, wenn nicht v.a. wegen des Brexit? Weil man keine Ersatzteile mehr bekommt.

Selbst im Artikel ist der Brexit an erster Stelle als Ursache erwähnt. Ich habe nicht geschrieben, dass er die einzige Ursache ist.

Neues Scherbengericht gegen May noch vor Weihnachten?

Sky News berichtet, dass Corbyn einen Misstrausensantrag gegen TM beantragen will, sollte sie nicht noch heute einen konkreten Termin für die aufgeschobene Parlamentsabstimmung über den Brexit-Deal benennen.

https://news.sky.com/story/live-theresa-may-to-condemn-calls-for-second-eu-referendum-11584184 (Archiv-Version vom 17.12.2018)

kleinundgrün schrieb:Was ist passiert, als Nokia in Deutschland Subventionen einstrich und trotzdem Were schloss? Nichts.

8% weniger Marktanteil und damit 220 Millionen Euro Umsatzeinbruch 2008 in Deutschland ist also „Nichts“?!
https://www.presseportal.de/pm/8185/1304478 (Archiv-Version vom 24.01.2021)

19. November 2008 - Die Schließung des Bochumer-Werkes in Bochum scheint Nokia härter zu treffen als erwartet. Wie das Wirtschaftsmagazin 'Capital' (Ausgabe 15/2008, 20. November) berichtet, kommt Nokia in den ersten sieben Monaten dieses Jahres nur noch auf einen Marktanteil von 36 Prozent. Im vergangenen Jahr betrug dieser in Deutschland noch 44 Prozent.
...

Aber da war doch die Smartphonewelle gerade am anlaufen!
Eben - am Anlaufen, aber die Smartphones haben Nokia erst in den 2010ern das Genick gebrochen. Denn im Jahr 2008 stieg weltweit der Marktanteil von Nokia sogar:

...
Wie drastisch der Einbruch in Deutschland ist, zeigt der Vergleich mit dem internationalen Geschäft: In ganz Westeuropa verlor Nokia nur rund zwei Prozent Marktanteil. Weltweit legte der Konzern sogar zu und liegt nun bei fast 40 Prozent.
...

Wie auch immer - Autos sind etwas anderes als Mobiltelefone.

Wie hoch ist aktuell die Wahrscheinlichkeit für einen Hard Brexit im Moment?

Fichtenmoped schrieb:Wie hoch ist aktuell die Wahrscheinlichkeit für einen Hard Brexit im Moment?

Wer will sich weit aus dem Fenster lehnen?

Aktuell sieht es so aus, dass Theresa May die Uhr möglichst ablaufen lassen will, um das Parlament mit der Aussicht eines no deals dahingehend zu erpressen, doch noch für das Abkommen mit der EU zu stimmen, das sonst keine Chance hätte.

Das Parlament will einen no deal verhindern, allerdings sieht es auch nicht nach irgendeiner Mehrheit für eine Alternative aus, zumal ein zweites Referendum vor den Wahlen zum Europaparlament zeitlich schwer zu realisieren wäre.

Fichtenmoped schrieb:8% weniger Marktanteil und damit 220 Millionen Euro Umsatzeinbruch 2008 in Deutschland ist also „Nichts“?!

OK, da war ich wohl voreilig.
Sind diese Umsatzeinbrüche kausal zu der Schließung?