Der ALGII-/Bürgergeld-Thread
um 15:55Das Problem liegt eben darin, diese Menschen zu identifizieren. Ich kann als Gesellschaft entweder die Messlatte für die Auszahlung von Unterstützung sehr weit nach oben legen. Dann werden viele der "Unwilligen" nichts bekommen - aber auch viele derjenigen, die nicht können und eh schon ein schweres Leben haben, noch mehr drangsaliert. Oder ich lege sie niedrig an und es wird mehr ausgenutzt.Gwyddion schrieb:Es geht um die Mitmenschen die könnten, aber nicht wollen.
Man kann halt nicht in die Köpfe der Leute hinein sehen. Und wer viel Zeit hat und nicht arbeiten will, kann sich auch gut darauf vorbereiten, arbeitsunfähig zu erscheinen.
Und wie ist es beim Arzt? Nun der hat ein Interesse daran, lieber zu häufig als zu selten eine Diagnose zu erstellen. Denn was passiert, wenn man zum Arzt geht und der einen abwimmelt? Das Netz ist voll von Schicksalsberichten von Leuten, die jahrelang mit diversen Problemen von Arzt zu Arzt getingelt sind und überall unverstanden geblieben sind. Auch Ärzte können nicht in die Köpfe der Leute sehen.
Zu einer Gesamtbetrachtung gehören sie dazu, wenn es um die Einordnung der Umstände in einen Kontext geht.Nyx_07 schrieb:Steuerhinterziehung und Steuerverschwendung gehören in diesen Thread und sollen hier diskutiert werden?
Das ist ein reines Totschlagargumenrt. Und ein Wort, das in der Diskussion weder passt noch hilft.Nyx_07 schrieb:Ich hab einfach keine Lust auf Sozialneid.
Selbstverständlich haben "Reiche" mehr zum Sozialstaat beizutragen. Selbstverständlich ist es Teil der Debatte, wie viel eine Gesellschaft für Sozialleistungen ausgeben kann und möchte, wie die Vermögen verteilt sind.
Man wird nicht reich, nur weil man hart arbeitet. Sondern weil man auch in besonderem Maße die Infrastruktur nutzt und weil man Glück hat.
Ich würde mich als "reich" bezeichnen. Warum bin ich das? Nun, weil ich einen niederschwelligen Einstieg ins Studium hatte. Weil ich Glück bei der Berufswahl hatte. Weil ich Glück mit meiner Gesundheit hatte. Weil es mir leicht gefallen ist, zu arbeiten und meine sozialen Kompetenzen es ermöglicht haben, Vermögen anzuhäufen. Und jetzt bleibe ich (wahrscheinlich) reich, weil ich Geld habe. Weil man nur durch den Umstand, genügend Geld zu haben, noch mehr Geld bekommt. Ist das fair?
Andere arbeiten hart und bleiben arm. Andere arbeiten nicht und haben geerbt. Und ja, es gibt auch diejenigen, die arbeiten könnten, es aber als bequemer ansehen, es nicht zu tun.
Natürlich ärgert auch mich das. Der Sinn einer Sozialgemeinschaft ist, dass jeder nach seinem Vermögen (Vermögen im Sinne von "was ich kann") darin einzahlt. Aber sind das wirklich relevant viele Menschen? Ist das wirklich ein Problem für uns? Müssen wir es als Gesellschaft sehr vielen Menschen besonders schwer machen, um ein paar der Schwarzen Schafe zu erwischen?
Ich finde, das kann man nicht pauschalisieren. Es kommt darauf an, was ich möchte und ob ich bei der Auswahl flexibel bin.Optimist schrieb:Wenn es diese Option nicht gäbe, auch nicht dass man da und dort in Geschäften mal an Billiges ran käme, sähe es weniger gut aus.
Also ich meine, wenn man auf die regulären Preise angewiesen wäre.
Und was auch zur Wahrheit dazu gehört: Wie gehe ich generell mit meinen Einnahmen um? Warum fehlen mir im Monat 100 EUR für Nahrungsmittel? Habe ich andere Bereiche, in denen ich (für meine Verhältnisse) zu viel Geld ausgebe?
Dem stimme ich zu. Aber die Zeiten haben sich auch geändert. Früher hart man sich eher auch in einem schlecht bezahlten Job durchgekämpft. Und dafür sehr wahrscheinlich mit seiner Gesundheit bezahlt. Kann man es den Leuten verübeln, das nicht mehr so zu wollen?Nyx_07 schrieb:Arbeit ist doch nicht nur finanzielle Unabhängigkeit sondern so viel mehr.
Und ja, ich habe auch den Eindruck, dass sich das "ich tue etwas für die Gesellschaft - geht es der Gesellschaft gut, geht es auch eher mir gut" stark verändert hat. Aber das betrifft arm und reich. Nur die Mittel sind ggf. andere.