Wie findet ihr die Aktivistengruppe "Letzte Generation"

Abahatschi schrieb:Erwartbar sei "ein Haar in der Suppe gefunden" worden.

Andererseits: wenn es schon so erwart- und vorhersehbar gewesen war, dann hätte man vielleicht auch aus Gründen der Glaubwürdigkeit und Überzeugungskraft Überlegungen und Vereinbarungen treffen können, wie Privatreisen von Klimaaktivisten zu betrachten sind, um möglichst wenige Widersprüche zu den eigenen Ansprüchen aufscheinen zu lassen.

Letztlich sind doch die Aktionen der LG hauptsächlich auf die Öffentlichkeitswirkung ausgelegt, aber solche privaten Fernreisen (trotz z.T. energischer Forderungen auf Verzicht solcher Reisen) trüben in erwartbarer Weise den Erfolg dieser Aktivitäten.

Zeralda schrieb:frauzimt schrieb:
Nein, denn du kannst die LG weder mit einer Sekte, noch mit einer Kirche vergleichen

Zeralda schrieb:Also, ich finde schon, wenn man sich mal die teils wirklich entrückten Aktivisten anschaut/anhört und die Definition dazu liest. Das wirkt schon reichlich hörig und verstrahlt.

@Zeralda
Für mich ist ein Merkmal von Sekten, dass volle Kontrolle über die Mitglieder ausgeübt wird.
Sie haben kein freies Leben. Nimm Scientologen, Moon, Kinder Gottes etc.
Die Mitglieder gehören der Sekte mit Haut und Haaren, ihr Vermögen, ihr Denken, die Partnerwahl -
alles wird kontrolliert.
Und wenn ihr ein Pärchen nach Thailand fliegt, ist das für mich ein gutes Zeichen.
Das ist keine Sekte.
Das ist eine Bewegung mit mehr und minder engagierten Teilnehmern und sicher einer Menge Mitläufern.
Die Mitläufer sind dabei, solange sie Spaß daran haben.

Da sieht man schön was für pietätlose und ignorante Vollidioten das sind. Einfach mal Hirn anschalten.

Als „makaber“, „pietätlos“, „widerlich“ und „krank“ bezeichnen viele FOCUS-online-Leser den inszenierten Trauerzug von Aalen. Doch vor allem Eltern von so genannten Sternenkindern, die vor, während oder kurz nach der Geburt verstorben sind, hat die Aktion besonders schockiert. Beim Anblick des mitgeführten Kindersargs kamen bei ihnen schreckliche Erinnerungen hoch.

„Liebe Mitglieder der Letzten Generation. Ich bin im Juli 2021 hinter einem Kindersarg gegangen. Darin lag meine Tochter“

Quelle: https://m.focus.de/panorama/welt/empoerung-nach-makaberer-aktion-liebe-letzte-generation-ich-ging-hinter-kindersarg-darin-lag-meine-tochter_id_184731728.html

martenot schrieb:Letztlich sind doch die Aktionen der LG hauptsächlich auf die Öffentlichkeitswirkung ausgelegt

Wenn politische Aktionen keine Öffentlichkeitswirkung haben, dann kann man sie auch gleich bleiben lassen.

Frau.N.Zimmer schrieb:Ich halte das bei der Kirche schon für sehr kontraproduktiv. Man benimmt sich wie eine Wildsau und richtet Schäden an, dafür zahlt man dann an Dritte und fühlt sich wieder völlig frei in seinem Tun. Ich meine, so befeuert man schlechtes Verhalten geradezu.

Schlechtes Verhalten ist beim Thema Klima aktuell mehr oder weniger Standard in Deutschland, klar kann man dies diskutieren aber im wesentlichen der Normalzustand. Der Ablasshandel ist mehr oder weniger dazu da um sich besser zu fühlen, persönlich halte ich davon auch nichts, bringt das Thema nicht weiter. Was es wirklich weiter bringt sind allein politische Entscheidungen, hier ist der Hebel und hier muss was getan werden. Daher muss die Politik unter Druck gesetzt werden.

sindbad82 schrieb:Da sieht man schön was für pietätlose und ignorante Vollidioten das sind

Nun, die Verwendung von Särgen als Symbol und das Inszenieren von Trauerzügen hat eine lange Tradition in der Politik, ob nun in den 1950ern gegen die Wiederbewaffnung der BRD, in der Spiegel-Affäre, im Widerstand gegen Notstandsgesetze oder Atomanlagen, in der Friedensbewegung und nicht zuletzt in der Gewerkschaftsbewegung, beispielsweise bei Betriebsschliessungen.

@sindbad82
Heute hat sich eine einsame Klima Kleberin mutig auf einem Podest direkt vor dem Rednerpult von Merz einhändig angeklebt. Herr Merz nahm es mit Humor „ es ist doch schön, daß sie noch da sind, ihre Kollegen sind ja zur Zeit auf Bali“
Zu sehen hier
https://m.bild.de/politik/inland/politik-inland/ihre-kollegen-sind-ja-auf-bali-merz-kontert-klima-kleber-aus-82770206.bildMobile.html

Doors schrieb:Nun, die Verwendung von Särgen als Symbol und das Inszenieren von Trauerzügen hat eine lange Tradition in der Politik,

Mag sein, man macht sich trotzdem zum Affen. So wird es auch mit Kleben werden, Mode die vergeht und wieder kommen wird.
Vor paar Jahren war nackter Oberkörper der Hit (meistens).

Abahatschi schrieb:Mag sein, man macht sich trotzdem zum Affen. So wird es auch mit Kleben werden, Mode die vergeht und wieder kommen wird.
Vor paar Jahren war nackter Oberkörper der Hit (meistens).

@Abahatschi
Dann werden andere Strategien entwickelt.
Die Öffentlichkeit will unterhalten werden.

@frauZimt
Mich könnte man sofort beeindrucken: diese obskuren Finanziers im Hintergrund entwickeln günstige Stromspeichertechnik, für Häuser und Industrie, das wird wirklich gebraucht, momentan ist es zu teuer und amortisiert sich nicht.
Regenerative sind Zufallsstrom, wenn man wirklich autark sein will, muss man was haben wo man zB. 2 Tage überbrücken kann.
Überhaupt wäre das geile Mode, Klimaaktivisten entwickeln Technologie, da würde ich mich sogar beteiligen.

Abahatschi schrieb:Mich könnte man sofort beeindrucken: diese obskuren Finanziers im Hintergrund entwickeln günstige Stromspeichertechnik, für Häuser und Industrie, das wird wirklich gebraucht, momentan ist es zu teuer und amortisiert sich nicht.
Regenerative sind Zufallsstrom, wenn man wirklich autark sein will, muss man was haben wo man zB. 2 Tage überbrücken kann.
Überhaupt wäre das geile Mode, Klimaaktivisten entwickeln Technologie, da würde ich mich sogar beteiligen.

@Abahatschi

Ich fand die Sendung von Markuz Lanz vom 31.01. sehr gut.
Das war keine Talkrunde für und wider Windenergie. (Kommt ja nix
bei rum, wenn sich Befürworter der Windenergie und Naturschützer streiten.)
Es nur um die Erzeugung alternativer Energien. Ich empfand die Gesprächsrunde als sehr informativ.
Ich war ein bisschen zu müde, um komplett folgen zu können und werde mir das auch nochmal
angucken.
Ich glaube, dich könnte die Sendung interessieren, weil zur Sprache kommt, was möglich ist.
(Stichwort rückwärts laufende Stromzähler)

Nimm dir die Zeit und gucke rein. Es geht gleich zur Sache.
https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-31-januar-2023-100.html

Doors schrieb:Wenn politische Aktionen keine Öffentlichkeitswirkung haben, dann kann man sie auch gleich bleiben lassen.

Ganz genau. Und genau deswegen müsste man eben genau hinschauen, wie die Öffentlichkeitswirkung aussieht, wenn man sich ziemlich auffällig widersprüchlich verhält bzw. sich einzelne Mitglieder entgegen der selbst vorgetragenen Forderungen verhalten.

Abahatschi schrieb:So wird es auch mit Kleben werden, Mode die vergeht und wieder kommen wird.

Früher haben sich noch Leute angekettet - oder vor Pferde geworfen: Zum Epsom Derby 1913 stürzte sich Emily Davison aus Protest vor das Pferd Georgs V. und starb wenige Tage später. Anderswo haben sich Menschen aus Protest angezündet: Vietnam, Tunesien, DDR.
Widerstand hat eben vielfältige Gesichter.

frauZimt schrieb:Ich glaube, dich könnte die Sendung interessieren, weil zur Sprache kommt, was möglich ist.
(Stichwort rückwärts laufende Stromzähler)

Was soll denn möglich sein - bei mir ist aufm Dach seit knapp 20 Jahren möglich.
Die Bürokratie legte einem nur Steine in den Weg. Marktstammdatenregister usw.

Das vollständige Statement der LG:

Doppelmoral und Klimakollaps – unser Statement:

Natürlich können wir nachvollziehen, dass negative Gefühle ausgelöst werden – gerade bei ökologisch bewusst lebenden Menschen –, wenn Protestierende der Letzten Generation in ein Flugzeug steigen. Vielen von uns geht es so. 1/12

Gleichzeitig stehen wir jetzt wieder da. Es wurde ein Haar in der Suppe gefunden. Wie erwartbar. Und doch, angesichts der Katastrophe, die wir als Letzte Generation vor den Kipppunkten versuchen zu verhindern, immer wieder traurig. 2/12

Was geschah:
Ein Mensch, der gegen die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen demonstrierte, sollte am Di in Stuttgart vor Gericht stehen. Mit dem Gericht abgesprochen, blieb er fern. Er befindet sich aktuell in Thailand, um dort mit seiner Freundin viele Monate zu bleiben. 3/12

Die Bild-Zeitung titelte dazu gestern: „Klima-Kleber fliegen nach Bali“.

War ihnen das Wort „Thailand“ zu lang? Klang „Bali“ empörender?

4/12

Individuelles Verhalten ist nicht unwichtig, im Gegenteil. Hier in Deutschland gehört ein großer Teil der Menschen zu den reichsten Prozenten der Welt, die am meisten zur Klimakrise beigetragen haben und beitragen. Dass sich das verändert, muss politisch beschlossen werden. 5/12

Der entschlossene, friedliche und gemeinsame Protest hierfür ist in Anbetracht der Kürze der Zeit unabdingbar, um die Katastrophe aufzuhalten. 6/12

Sich politisch gegen den Klimakollaps zu engagieren, geht oft damit einher, das eigene Leben umzustellen. Es ist jedoch keine Voraussetzung, dies zu tun. Insbesondere beeinflusst es auch nicht, wie richtig oder falsch Forderungen an die Bundesregierung sind. 7/12

Aber falls irgendein Zweifel bestand, ob Menschen, die Fleisch essen, Auto fahren oder Langstreckenflüge machen, mit uns gegen den Verfassungsbruch der Regierung auf die Straße gehen können, dann möchten wir den hiermit ausräumen: Ja!

8/12

Und seien wir mal ehrlich:
Ist es keine Doppelmoral, „Klimakanzler“ zu sein und Lützerath abzubaggern?
Ist es keine Doppelmoral, Klimaschutz wichtig zu finden, aber in Bayern keine Windkraftanlagen haben zu wollen? 9/12

Ist es keine Doppelmoral, in der Klimakrise den Autobahnausbau als Lösung zu verkaufen? Das Rasen auf den Autobahnen als Freiheit zu sehen, eine Freiheit, für die andere mit ihrem Leben bezahlen müssen? 10/12

Wenn wir warten, bis alle Menschen sich klimabewusst verhalten, ohne dass sie es müssten, dann gehen wir über die Klippe. Wir laden alle ein, jetzt den Blick voneinander ab - und dem wirklich Wichtigen zuzuwenden: Wie schaffen wir es, als Gesellschaft zu überleben? 11/12

Lasst uns zusammenkommen und auf demokratische Weise in einem Gesellschaftsrat entscheiden, wie wir das möglich machen. 12/12

Quelle:https://twitter.com/AufstandLastGen/status/1621064338680467458 (Archiv-Version vom 03.02.2023)

Hier ein ausführliches Statement der beiden Urlauber:

Wir haben unseren Prozess als Zeugin und Angeklagter tatsächlich nicht wahrgenommen, allerdings in Austausch mit dem Gericht. Wir befinden uns seit ziemlich genau vier Monaten in Südostasien, gerade in Thailand. Stimmt, hierfür mussten wir auch ins Flugzeug steigen.

Begründung:

Bevor wir diese Reise, die ein langjähriger Traum von Luisa ist, angetreten haben, machten wir uns sehr viele Gedanken und redeten mit vielen Menschen und waren uns selbst nicht sicher, ob wir es mit unserem Gewissen vereinbaren können, in ein Flugzeug zu steigen. Wir haben uns aber, wie bekannt, dafür entschieden. Diese Entscheidung ist natürlich diskussionswürdig.

1,4 Tonnen C02-Äquivalent: So viel hat unser Flug pro Person von München nach Bangkok in etwa verursacht. Diesen Berg an Treibhausgasen wollten wir so gering wie möglich halten. Das Effektivste wäre natürlich gewesen, die Reise gar nicht erst anzutreten. Da wir uns aber dazu entschlossen haben, uns diesen Traum zu erfüllen, war der nächste Gedanke: Wie kommen wir ohne Flugzeug nach Südostasien? Über die Seidenstraße mit Zug und Bus!

Wir machen uns ständig Gedanken, wie es besser geht
Doch dafür herrschen gerade zu viele grausame Konflikte in dieser Welt: der russische Angriffskrieg, der syrische Bürgerkrieg, die türkischen Invasoren im Nordirak, die Machtergreifung der Taliban, die Spannungen in der Kaschmir-Region und der Militärputsch in Myanmar, um nur einige auf der Route nach Südostasien zu nennen.

Nach Luft- und Landweg blieb noch der Wasserweg, doch auch dieser führte nach langer Recherche in eine Sackgasse. Also doch per Flugzeug, am besten in der Economy-Class, was anderes lässt nicht nur das CO2-Konto nicht zu. Dann eine Fluggesellschaft mit möglichst kerosinsparenden Flugzeugen und nonstop, um energieintensive Starts zu vermeiden.

Quelle: https://taz.de/Bali-Debatte-um-die-Letzte-Generation/!5909597/

Ich sehe da einfach ne feige Instrumentalisierung von Kriegen. Putin ist Schuld.

Für mich handelt es sich bei der "Letzte Generation" um eine ganz seltsame Vereinigung.
Die Mitglieder von FFF scheinen eine ganz andere Einstellung als die von der LG zu haben.

Die "Letzte Generation" verhält sich so destruktiv - was das eigentliche angebliche Ziel der Vereinigung angeht - dass ich das Gefühl habe, die sind von der Fossillobbby engagiert und gekauft worden.
Das Verhalten der LG ist ja fast satirisch - Bspw. "Extinction Rebellion" ist da deutlich ernstzunehmender.

Man könnte schon an eine Verschwörung denken.

behind_eyes schrieb:Hier ein ausführliches Statement der beiden Urlauber:

Ok, finde ich aber gut dass sie das veröffentlichen, an sich haben sie nichts gemacht was ich auch nicht gemacht habe.
Und 1: das ist das was mich stört: bei mir soll es schädlich sein, bei ihnen ein großer Traum.
Und 2: in der Annahme sie haben Erfolg, wird dieser Traum für andere Normalbürger ein Traum bleiben. Das ist egoistisch.

Abahatschi schrieb:Und 1: das ist das was mich stört: bei mir soll es schädlich sein, bei ihnen ein großer Traum.

Am unverständlichsten ist meiner Ansicht nach die ungleiche Einschätzung der Flugreise, je nachdem, wer verreist. Reist ein "Normalbürger" nach Thailand, wird es als zu unterlassende Klimasünde eingestuft. Reist ein LG-Aktivist nach Thailand, scheint es als irgendwie irrelevant fürs Klima (weil das Verhalten von Einzelpersonen keine erkennbaren Auswirkung hat) zu gelten und als Verwirklichung eines großen Traums gesehen zu werden.

@Abahatschi

Zu dem Traum stellt sich mir sowieso die eine oder andere Frage. 'Viele Monate' Bali kosten, zumindest in der Vorstellungswelt des Normalbürgers, in irgendeiner Form signifikant Geld, jetzt ist aber bei Gericht wie folgt entschieden worden:

Rechtliche Konsequenzen drohen den beiden Aktivisten nicht, weil sie nicht im Gericht erschienen sind. Das Amtsgericht erklärte WELT auf Anfrage, dass eine Beteiligte als Zeugin geladen war, man auf ihre Vernehmung verzichtet habe und deshalb auch kein Ordnungsgeld drohe. Auch der Angeklagte bekomme keine zusätzliche Strafe. Da der Strafbefehl bereits festgesetzt war, muss er lediglich die im Befehl erwähnte Strafe zahlen – 50 Tagessätze zu je 20 Euro. Das Nichterscheinen hätte nur bewirkt, dass der Einspruch gegen den Strafbefehl verworfen wurde und somit rechtskräftig ist.

Quelle: https://www.welt.de/vermischtes/article243562165/Letzte-Generation-verteidigt-Thailand-Reise-von-Aktivisten.html

Der Tagessatz berechnet sich aus dem monatlichen Nettoeinkommen, das würde dementsprechend bei ca. 600€ liegen. Passt irgendwie nicht mit Reisen um die halbe Welt und monatelangen Auslandsaufenthalten zusammen, irgendwas hakt da.