Zitat von Photographer73Photographer73 schrieb:Ich finde die Antwort ziemlich clever.
Ja. Clever von Erika Kirk.

Man könnte zwar kommentieren: "Sie stiehlt sich aus der Verantwortung." Aber man kann diese einem Opfer, hier einer Angehörigen, nicht ernsthaft aufladen. Es ist legitim zu sagen: "Es gibt gottgewollte Gesetze, einen gottgewollten Staat, und der entscheidet über die gerechte Strafe. Es kommt mir nicht zu, hier auf Grundlage meiner Gefühle, meines Schmerzes, einzugreifen."

Wobei ich 50 oder 60 Jahre in einem Gitterkäfig eines US-Gefängnisses fast genauso schrecklich finde, wie 20 Jahre Death Row mit anschließender Exekution.
Zitat von antheanthe schrieb:Es gibt gewisse, nun ja inhaltliche und sprachliche Übereinstimmungen zwischen der gestrigen Rede von Stephen Miller und der von Goebbels zur Märtyrerinszenierung von Horst Wessel
Ja. Ich habe eigentlich nur noch "Stahlhelm" und "Panzerfaust" vermisst.

https://www.thenational.scot/news/25484573.stephen-millers-charlie-kirk-speech-draws-joseph-goebbels-comparisons/

Martialisches Gefasel über Krieger und Kampf, über Feinde, Stürme und Siege über die Mächte des Bösen. Mit erheblicher Suggestivkraft. Mir kam sofort "Nun Volk, steh auf, und Sturm brich los!" in den Sinn, mit diesem Theodor-Körner-Zitat endete Gobbels berühmte Sportpalastrede vom 18. Februar 1943.

Nun weiß ich nicht, ob sich Miller tatsächlich bei Goebbels Reden bedienen musste. Oder ob nicht die Ideologie, der Fanatismus, die Kriegsrhetorik, die propagandistische Hetze ganz automatisch gleichklingende Sätze gebiert. So wie auch Islamisten den Jihad propagieren oder Kommunisten die Weltrevolution.

Jedenfalls waren vor 10 Jahren solche Worte nur in der äußersten rechten Ecke des Internets zu finden. Nun sind sie im Weißen Haus, der mächtigsten Regierungszentrale der Welt, und werden in Dekrete umgesetzt. Kirks Tod erlaubt es nun, den Krieg gegen alle "Feinde" nicht nur herbei zu beten, sondern ihn zu führen.

SpoilerWir haben früher in Deutschland intensiv darüber diskutiert, wie der "deutsche Sonderweg" zum Nationalsozialismus führen konnte. Da wurde die Romantik als Spezifikum herangezogen, der späte Nationalstaat, der verlorene Weltkrieg, die preußische Tradition, die Weltwirtschaftskrise (die in den USA unter F. D. Roosevelt völlig anders angegangen wurde). Und natürlich wurde auch festgestellt, dass im Grundsatz kein Land vor einer Diktatur gefeit ist. Aber dass einmal die Regierung der USA gerade in diese Richtung marschiert, das war nicht vorstellbar.