Atheos schrieb:Deutschland ist viel eher das Land, in dem Menschen aufgrund von Meinungsäußerungen vor Gericht landen.
Sagen wir so, in Deutschland kommst Du mitunter "vor Gericht" für Dinge, die Du als Meinung bezeichnest, die es deswegen aber nicht zwangsläufig sein müssen.
Atheos schrieb:Wenn du in Amerika jemanden beleidigst, bekommst du in die Fresse oder auf dich wird geschossen, aber du landest nicht vor Gericht.
Ich bin mir nicht sicher, was ich jetzt von beiden demokratischer oder gar zivilisierter finde. *Ironie Off.
Dieser pseudolibertäre Ansatz ist ganz ganz großer Unfug und wie die Diskussion hier über Rassismus zeigt, leugnet er konsequent jeglichen gesellschaftlichen Kontext von Ungleichheit über Klassismus bis zum faschistischen Gewaltprerogativ, indem er so etwas wie "Gesellschaft" negiert und nur das Individuum und die vermeintlich legitime Verfolgung seiner eigenen Interessen im Blick behält. Da ist es dann auch cool und clever, keine Steuern zu zahlen, von "Make America Great Again" zu faseln (und auf die Frage, wann denn America eigentlich "great" war, keine Antwort zu wissen) und billig in China produzieren zu lassen.
Atheos schrieb:Amerika ist das Land der Meinungsfreiheit.
Ja. Der Ansatz basiert allerdings darauf, dass eine Gesellschaft von intelligenten Menschen dummes Zeug nicht nur prima aushält, sondern auch wegdiskutieren wird. Wenn jemand den Holocaust leugnet, wird er sich schnell als Vollidiot outen. So die Hoffnung.
Ich würde sagen, das Konzept ist in einem Land, in dem Chlorbleiche und Pferdeentwurmungsmittel konsumiert wird, in dem lieber Schmerzmittel geschmissen, als auch nur ansatzweise der selbstgerechte "way of life" hinterfragt wird, in dem jeder Ruf nach sozialem Netz als "Kommunismus" gebrandmarkt wird, nicht nur gescheitert, es hat ganz konkret Tote gefordert.
In Deutschland ist man aus gutem Grund einen anderen Weg gegangen. Da hat man nämlich gemerkt, dass Worte Taten zur Folge haben. Und hat Julius Streicher als den verbalen Wegbereiter des industrialisierten Massenmordes wegen Verbrechen gegen Menschlichkeit, der er war, schlicht und einfach hingerichtet.
Ich mag den deutschen Ansatz deutlich lieber. Auch wenn die AfD und ihre Anhänger rot anlaufen vor Wut, wenn sie erkennen, dass ihr Verständnis von Meinungsfreiheit auch auf sie angewandt wird.
Wie wenig rechte Narrative oder solche, die rechte Narrative nachplappern, den Dorn im eigenen Auge, vulgo das Brett vorm Kopf, erkennen, kann man prima hier im thread beobachten, wenn Meinungen unterdrückt werden sollen, wenn mal ausnahmsweise nicht vulnerable Gruppen mit allerlei Unflat bedacht werden, sondern Brandtsiftern der eigene heiße Scheiss um die Ohren fliegt.
Oder auf deutsch: Ich kann nicht gleichermaßen "akzeptieren" wollen, dass Frauen aufgrund eines religiös verquasten Weltbildes und der Suche nach der eigenen Wichtigkeit als männliches Eigentum betrachtet dürfen und Leuten, die das eher ungeil finden, dann den Mund verbieten.
interrodings schrieb:da Gerechtigkeit immer noch hauptsächlich eine frage des geldbeutels ist.
Oder der Hauptfarbe. Oder beides. Dann, wenn eine bestimmte Hautfarbe die Dicke des Geldbeutels determiniert.