BoobSinclar schrieb:Nochmal: Mein Körper geht Dich und Kirk und alle anderen einen feuchten Scheiss an.
im Grunde stimmt das. Und Dein offenkundiger Zorn bei diesem Thema ist auch verständlich, viel zulange haben vor allem Männer Frauen als reine "Gefäße" gesehen, die halt zu funktionieren haben.
Aber es ist leider nicht ganz so einfach. Weil es letztlich darauf ankommt, was man als allein zugehörig zum (weiblichen) Körper ansieht und was darüber hinaus eigene Rechte hat. Bei Deiner Niere ist es eindeutig. Deine Niere, nur Deine Entscheidung.
Bei einem "Zellhaufen, der voraussichtlich mal ein vollständiger Mensch" wird, ist es nicht mehr so klar.
Dieser Zellhaufen ist natürlich Teil des weiblichen Körpers und ohne diesen nicht überlebensfähig. Aber ist er nur das? Oder hat dieser Zellhaufen ganz eigene Rechte, die sogar den Rechten der Mutter auch zuwiderlaufen können?
Es hängt zunächst an der Frage, ob so ein "Ding" vor der Geburt (oder zu einem sonstigen Zeitpunkt im Laufe der Entwicklung) eigene Rechte hat oder ob es ausschließlich Teil der Mutter und damit ohne irgend ein eigenes Recht ist.
Das kann man belastbar so oder so entscheiden. Eine reine gesellschaftlich moralische Definition und kein Naturgesetz.
Entscheidet man sich dafür, diesen Zellhaufen eher wie eine Niere zu sehen, ist man durch. Es ist alleine entscheidend, wie es mit dem Recht der Frau am eigenen Körper bestellt ist. Erneut: Das wäre eine absolut mögliche Sichtweise, weil es ausschließlich eine Frage der Moral ist. Ich definiere abseits jedes Naturgesetzes, ob oder ab wann so ein Zellhaufen mehr als ein Zellhaufen ist. Völlige Willkür (ohne Wertung).
Entscheidet man sich dafür, diesen Zellhaufen mit eigenen Rechten auszustatten, kommt man zwingend zu der Frage, was passiert, wenn die Rechte dieses Zellhaufens und die Rechte der Mutter nicht vereinbar sind. Dann muss die Gesellschaft zwingend eine "Meinung" zum Körper der Frau haben. Die Gesellschaft muss entscheiden, wann die Rechte der Frau und wann die Rechte dieses "Dinges" überwiegen. Und je näher dieses "Ding" an die Definition "Mensch" heran rückt, desto eher "verliert" das Recht der körperlichen Selbstbestimmung gegenüber dem Recht auf Überleben.
Und in der Tat: Das alles ist nicht gerecht. Es trifft nur (gebärfähige) Frauen. Kein Mann muss je eine Schwangerschaft durchstehen.
Aber Frauen und Männer sind beides Teile der Gesellschaft und wenn man dem "Zellhaufen" eigene (menschliche oder menschenähnliche) Rechte zubilligt, dann entscheidet die Gesellschaft als ganzes, wie diese Rechte geschützt werden. So ist das bei allen Dingen. Alte Menschen entscheiden, ob junge Menschen in den Krieg ziehen müssen. Alte Menschen entscheiden, wie die Umwelt für junge Menschen aussehen wird. Junge Menschen entscheiden, ob eine Maschine zur Lebenserhaltung eines alten Menschen abgeschaltet wird. Nichts davon ist absolut gerecht und nichts davon bedeutet, dass man als Teil der Gesellschaft nur über sich entscheiden kann. Jeder von uns, der Teil einer Gesellschaft ist, ist in Teilen fremdbestimmt.
Aber auch hier, Frauen haben da die oft weit größere Arschkarte gezogen. Wäre die Welt gerecht, würden Männer und Frauen gleichermaßen schwanger werden. Aber so ist es nicht.
In einer Gesellschaft mit mehr Fairness könnte man die (gebärenden) Frauen dafür entschädigen, dass nur sie die Last der Geburt tragen, weil sie sie tragen müssen. Statt dessen bedeutet eine Geburt in aller Regel mindestens einen Karriereknick, dauerhaft weniger Einkommen und dauerhaft weniger Rente. Der Frust ist daher völlig verständlich.
Vor allem, wenn wieder ein privilegierter Mann sich hinstellt und Dinge fordert, die er nicht mal im Ansatz durchdacht hat. Aus reiner Polemik, aus reiner Stimmungsmache, nur um seine Macht zu festigen. Dass einen so was als aufgeklärte Frau ankotzt, kann ich nur zu gut verstehen.