Rechtsextremismus - Ernst der Lage so hoch wie nie
15.07.2016 um 18:08Anzeige
Deepthroat23 schrieb:Korrigiert mich wenn ich falsch liege, aber Reichsbürger passen nicht so recht in diesen Thread oder?
Sind doch keine Rechtsradikalen?
eckhart schrieb:Bis heute dominieren Rechtsextreme viele der Reichsbürgergruppen, auch wenn deren Mitglieder sich gegen die Einordnung als Rechte wehren."Was hat das jetzt
Deepthroat23 schrieb:Bist du Mitglied beim RAF?damit zu tun? Antwort: nein
Warhead schrieb:Ich halte diese Zahl für zu optimistischIch denke nicht, dass sie über 40 Prozent kommen und bei Hofer wissen wir ja bereits, dass bei 50 Prozent Ende ist.
insideman schrieb:Wenn du da nicht mehr Ansätze zu bieten hast, als 30-50 Prozent als zu dumm um anständig zu wählen zu bezeichnen, dann..Gelassen haben wir es viel zu lange!
Naja, lassen wir das lieber.
Commonsense schrieb:Diese modernen Rechten leben im Hier und Jetzt und zumindest ihre Führungsfiguren sind nicht dumm, sondern können mit den Instrumenten der Manipulation gut umgehen, ganz im Gegenteil zu den Reichsbürgern.Das sehe ich genauso!
Commonsense schrieb:Aber die sind sozusagen die rechten Hardcore-VTler, die sich auf irrationalen Quatsch fixieren.Das klingt ja beinahe so, als seien die 'VT'ler light' resp. die Rechtsradikalen und Rechtsextremen mit ihren VT-Ansichten harmloser, quasi noch klarer im Kopf. Ich nenne da nur mal Beispiele wie Holocaustleugnung, 'Juden beherrschen die Welt' oder die ganzen anderen Lügenkonstrukte und fiktiven Geschichten, die vor allem in der Neonazi-Szene Usus sind. Es mag ja sein, dass tüchtige Reichsbürger ein Spezifikum innerhalb dieser Szene begründen, aber gerade was die Empfänglichkeit für Verschwörungen und deren Bandbreite anbelangt, sind sie doch gut aufgehoben in diesem 'Metier'.
Commonsense schrieb:Diese modernen Rechten leben im Hier und Jetzt und zumindest ihre Führungsfiguren sind nicht dumm, sondern können mit den Instrumenten der Manipulation gut umgehen, ganz im Gegenteil zu den Reichsbürgern.Auch da gibt es Unterschiede. Klar, es stechen häufig die Stammtisch-Reichsbürger hervor oder die armen Irren, aber offenbar gibt es auch dort immer wieder mal Köpfe, die zu einem gewissen Grad fähig sind, sich zu organisieren, Anhänger zu rekrutieren und Informationen gezielt zu spreaden. Die Extrakte der Reichsbürger-Thesen haben schon über diesen Club hinaus Verbreitung gefunden - man erinnere da an Xavier Naidoo. Aber auch viele rechtslastige Personen verbreiten diesen Stumpfsinn mittlerweile im Netz, siehe beispielsweise das Anon.Kol. und Aggregate anderer rechter Vereine in sozialen Netzwerken + viele rechtslastige Personen, die nicht direkt diesem Kreis zugeordnet werden können.
Aldaris schrieb:Ich sehe die Reichsbürger durchaus als einen Sonderfall an (Gibt's ja genug in diesem Spektrum), aber mir fällt es schwer, diese Szene klar von der rechtsradikalen und/oder rechtsextremen Szene zu trennen. Die Unterschiede sind eher technischer Natur. Schnell zeigt sich doch, dass Reichsbürger häufig ebenso antisemitisch, rassistisch, autoritär, antidemokratisch usw. sind.Dem kann ich nicht widersprechen:
eckhart schrieb:Die Ansätze hätten allesamt in der Vergangenheit liegen müssen,Ich glaube du schätzt mich falsch ein. Abgesehen davon, dass ich sogar einen Grünen gewählt habe um Hofer zu verhindern (und das will bei unseren Grünen was heißen), gehöre ich auch statistisch zu den Leuten, die auf keinen Fall blau wählen würden.
lassen sich jedoch jederzeit noch nachholen.
Mehrheitlich überwiegt innerhalb jeder Bevölkerung das individuelle Gefühl, abgehängt worden zu sein. Es ist bei mir, bei Dir und bei allen vorhanden, die ich kenne.
insideman schrieb:Ich glaube du schätzt mich falsch ein. Abgesehen davon, dass ich sogar einen Grünen gewählt habe um Hofer zu verhindern (und das will bei unseren Grünen was heißen), gehöre ich auch statistisch zu den Leuten, die auf keinen Fall blau wählen würden.So habe ich Dich auch gar nicht eingeschätzt.
eckhart schrieb:Dann muss man aber auch zu der Sozialverantwortlichkeit diese angehäuften Reichtumes stehen.gegenübersteht:
insideman schrieb:Man kann eine NPD Wählerschaft stigmatisieren, aber keine 30+ Prozent und schon gar keine 50 Prozent.Genau das habe ich in
Denn da waren viele aus der ländlichen Gegend dabei, die absolut nicht dem Gemeindebau/Sozialfall Klischee entsprechen.
Da waren Leute dabei, da muss so ein Boku Student erstmal hinkommen, um sich das leisten zu können was die zuhause haben.
Obwohl wir gleich fleissig sind und uns immer mehr anstrengen, bleibt immer weniger zum Leben übrig, jeder Unfall, jede Krankheit, das Älterwerden ab der Lebensmitte bedeutet weiteren Verlust des sozialen Status. Selbst gut ausgebildete Jüngere haben immer weniger Chancen.anzusprechen versucht:
Wir alle fühlen: Es geht in Richtung Working poor.
eckhart schrieb:Dann muss man die Gesellschaftliche Krise angehen!Welcher Partei würde man dies zutrauen rsp. wer sollte diese Krise angehen?
Gwyddion schrieb:Welcher Partei würde man dies zutrauen rsp. wer sollte diese Krise angehen?Mir geht es ebenso.
Ich sehe keinen politischen Lichtstreif am Horizont.
eckhart schrieb:dann war die Ähnlichkeit der Argumente nur Zufall.Welche Argumente? Mein Satz wurde mit einem "?" abgeschlossen, was auf eine Frage schliessen lässt.
Deepthroat23 schrieb:Welche Argumente?Du sagst es!
Tatsächlich ist schwer nachzuvollziehen, warum geschulten Beamten des Staatsschutzes in Hagen die menschenverachtenden Inhalte nicht aufgefallen sind. Die Angeklagten Dirk D. und Marcel N. hatten offenbar Spaß an Darstellungen von Erniedrigungen.http://www.welt.de/politik/deutschland/article157127397/Polizei-uebersah-Nazi-Hinweise-bei-Brandstiftern.html
Die beiden Freunde bekamen und verteilten per Handy auch Bilder mit dem Konterfei von Adolf Hitler – garniert mit Sprüchen, wie sie in der Szene wohl für witzig gehalten werden. "Du bist lustig, dich vergase ich zuletzt", lautete einer. Ein anderer: "Ein deutscher Schäferhund geht nicht Gassi, er rückt aus." Ein Delfin mit montiertem Hitler-Kopf – ein "Adolfin" – war auf dem Handy zu finden, eine Propangasflasche mit Porträt des NS-Diktators oder die blaue Facebook-Hand mit Daumen, als Hitlergruß pervertiert, mit dem Hinweis "Hitler gefällt das".
Immer wieder ging es gegen Minderheiten, verbreiteten die beiden ausländer- und behindertenfeindliche Witze. Bei N. fand man das Bild eines Schwarzen mit amputierten Unterarmen und dem Satz auf Englisch: "Wenn du fröhlich bist und das weißt, dann klatsche in die Hände."
"Altena ist sicherlich kein Einzelfall"
Wie rechts muss man als Täter sein, bis die Polizei das auch erkennt? Diese Frage stellt sich Anwalt Mehmet Daimagüler. "Es kann doch nicht sein, dass Nebenklageanwälte das entdecken, was die Polizei hätte entdecken müssen."
Für Daimagüler wirkt das Polizeiversagen vor dem Hintergrund des NSU-Falles umso schwerer. "Was ist das Versprechen der Politik wert, mit der ganzen Härte des Rechtsstaates gegen Rassisten vorzugehen, wenn die Polizei das Offensichtliche nicht sieht oder nicht sehen will?", fragt Daimagüler. Bei ähnlich gelagerten Verfahren würden möglicherweise keine Hinterbliebenen als Nebenkläger auftreten und die Arbeit der Polizei kontrollieren. "Altena ist sicherlich kein Einzelfall", meint Daimagüler.
Der Strafprozess gegen die beiden Brandstifter von Altena offenbart, wie sich die Täter über die sozialen Medien radikalisierten, ohne dass sie in der rechten Szene organisiert sind. Ähnlich war es bei dem Messer-Attentäter, der Henriette Reker (parteilos) im Kölner Bürgermeisterwahlkampf schwer verletzt hatte. "Man braucht heutzutage kein NPD-Parteibuch mehr oder muss einer Kameradschaft angehören, um rechts oder neonazistisch zu sein. Das sollten auch die Staatsschutzabteilungen der Kripo mitbekommen haben", sagt Daimagüler.
Vor diesem Hintergrund wirkt die ursprüngliche Anklageschrift der Staatsanwaltschaft Hagen grotesk: Die Brandstifter seien bisher nicht als rechtsmotivierte Täter bekannt, Durchsuchungen und Zeugenbefragungen hätten keine Hinweise zu diesem Kriminalitätsbereich offenbart. Die Staatsanwaltschaft ging daher zunächst lediglich von schwerer Brandstiftung aus – bis die Anwälte der Nebenkläger intervenierten.
Daimagüler und von Wistinghausen stellten vor dem zuständigen Schwurgericht am Landgericht Hagen den Antrag, dass beim Prozess ein dringender Tatverdacht wegen siebenfachen versuchten Mordes zu berücksichtigen sei. Das Gericht hielt dies für plausibel und folgte dem Antrag.