Politik
Menschen Wissenschaft Politik Mystery Kriminalfälle Spiritualität Verschwörungen Technologie Ufologie Natur Umfragen Unterhaltung
weitere Rubriken
PhilosophieTräumeOrteEsoterikLiteraturAstronomieHelpdeskGruppenGamingFilmeMusikClashVerbesserungenAllmysteryEnglish
Diskussions-Übersichten
BesuchtTeilgenommenAlleNeueGeschlossenLesenswertSchlüsselwörter
Schiebe oft benutzte Tabs in die Navigationsleiste (zurücksetzen).

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

14.202 Beiträge ▪ Schlüsselwörter: Wirtschaft, Armut, Kapitalismus ▪ Abonnieren: Feed E-Mail

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 19:30
Zitat von OptimistOptimist schrieb:gabs mal, mittlerweile geht mMn alles wieder mehr hin zu einem strengeren Kapitalismus - zumindest wenn es nach dem Willen der CDU und FDP ginge. Bei den Grünen weiß ich noch nicht so recht wie ich das
@Optimist

Wann hätte es denn je mehr Sozialstaat gegeben als heute oder wo sonst gäbe es mehr Sozialstaat als bei uns und wann hätte es je mehr Soziales als Anteil vom Steueraufkommen gegeben als heute und bei uns oder gar eine höhere Absolutzahl an Ausschüttung von Sozialleistungen?

Richtig, nie und nirgendwo sonst.


1x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 19:32
@sacredheart

Wie ich vor Kurzem schon sagte: bei uns ist die Armut ein so hartes Los dass sich die Armen aus alle Welt aufmachen um hier bei uns arm zu sein.


2x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 19:33
@sacredheart


magst Du belegen als zu Zeiten wo wir in Deutschland Reiche härter besteuert haben, der Sozialstaat schwächer als heute war?

Edith: nur als Erläuterung, zur Zeit der Wende hatten wir höhere Spitzensteuersätze, Kapital wurde höher besteuert usw und jeder denkt an "die gute alte Zeit zurück, wo alle wohlhabend waren"


1x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 19:34
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Drittens hat Sozialismus gar keine Vorteile, die man mit etwas vereinen könnte.
doch, das Gesundheitswesen war schon mal gut - nur als kleines Beispiel.
Die Polikliniken die es mal gab, hatte man dann später nach der Wende wieder aufleben lassen ("das Kind hat jetzt einen anderen Namen" glaube ich).
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Wann hätte es denn je mehr Sozialstaat gegeben als heute oder wo sonst gäbe es mehr Sozialstaat als bei uns und wann hätte es je mehr Soziales als Anteil vom Steueraufkommen gegeben als heute und bei uns oder gar eine höhere Absolutzahl an Ausschüttung von Sozialleistungen?
das ist richtig.
Daneben - also parallel - gibts eben aber auch eine unerbittliche Ellenbogengesellschaft.
Das war es mehr, was ich meinte.

Ich hatte das übrigens nach der Wende ziemlich schnell bemerkt: Es gab in vielen Betrieben, die dann noch weiter existieren durften, solch einen Konkurrenzkampf unter den Kollegen (jeder hatte Angst vor dem Arbeitsplatzverlust) - man kann sagen, Jeder war dann auf einmal "dem Anderen sein Teufel".
Normal fand ich das damals nicht.
Jetzt habe ich mich damit abgefunden, ist nun mal so im Kapitalismus.

Ich habe selbstverständlich auch Belegschaften nach der Wende erlebt, wo es weiterhin sehr herzlich und freundschaftlich zuging., aber die meisten waren anders.


2x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 19:38
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Ich hatte das übrigens nach der Wende ziemlich schnell bemerkt: Es gab in vielen Betrieben, die dann noch weiter existieren durften, solch einen Konkurrenzkampf unter den Kollegen (jeder hatte Angst vor dem Arbeitsplatzverlust) - man kann sagen, Jeder war "dem Anderen sein Teufel".
Normal fand ich das damals nicht.
Jetzt habe ich mich damit abgefunden, ist nun mal so im Kapitalismus.
Das hat nicht mit Kapitalismus zu tun, sondern das man nun in Konkurrenz zu anderen wirtschaftlichen Betrieben steht. Selbst wenn kein Geld fliessen würde, gehe ich zu dem Handwerksmeister der mir die besten Stiefel baut und nicht zu dem, der irgendwie da sein muss, damit Beschäftigung vorhanden ist.


1x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 19:40
@cejar

In dieser Beschreibung von 'Konkurrenz über Nacht' schwingt mir zu viel Ostalgie mit, als ob es vorher keine Konkurrenz gegeben hätte - die hat sich nur anders ausgelebt, hintenrum, über die Partei und ihre diversen Gremien und Vertretungen. Beförderungen, Urlaub zum Wunschtermin, die bessere Wohnung, irgendwelche Erlaubnisse, Privilegien wie den Telefonanschluss im eigenen Haus usw. gab es, und es wurde um sie konkurriert. Vielleicht hatte @Optimist da keine Antenne für, oder redet sich das nacher schön.


1x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 19:41
Zitat von OptimistOptimist schrieb:braucht der dazu den Kapitalismus - oder geht das nicht genauso gut in einem anderen Syste? (rhetorische Frage
Dazu brauchst du den Privatbesitz. Schauen wir in den realen Sozialismus waren die Ergebnisse eher bescheiden.
Zitat von cejarcejar schrieb:Es ist extrem witzig wen Du Menschen Verständnisprobleme
Ich fand das auch witzig das die der Supermarkt einfiel...


Deswegen ist diese Frage so ein guter Einstieg. Das der Ort des Erwerbs nicht gemeint war ergibt sich implizit aus der Thematik.
Zitat von cejarcejar schrieb:Übrigen hat auch @Edengefühle die Frage verstanden, Dir gefallen nur die Antworten nicht
Er hat die Frage nicht beantwortet, er schweifte ab, auf eine Träumerei von der Weltgesellschaft ohne souveräne Gesellschaften. Das brauchen wir nicht weiter verfolgen.
Zitat von cejarcejar schrieb:geht darum das ursprünglich der Mensch eben nicht abhängig von Entscheidungen eines Vertreter Gottes war, egal ob Ägypten, Christentum oder sonst was, sondern die die Menschen waren frei
Zumindest anders abhängig. Die Anomie hat ja durchaus ihre schwächen. Frei heißt aber natürlich auch in letzter Instanz nur von sich selbst abhängig zu sein, aber auch durch sich selbst begrenzt.
Zitat von cejarcejar schrieb:Ex post Betrachtung ist es eben falsch von einer freiheitlichen Lebensweise in eine zu wechseln, nur weil derjenige die Macht eines imaginären Wesens - hier Gott - hatte. Aber das ist eine Bewertung, die komplett von Deiner
Jein, denn du tauscht die Freiheit gegen eine komplexere Gesellschaft. Jegliche höhere Form braucht Organisation. Es hat Gründe warum die Zivilisation dort blühte wo die Umstände Projekte über die subsidenz notwendig machten.
Zitat von cejarcejar schrieb:nicht, lediglich Deine Rechtschreibung, und wieso Du Dich immer wieder als "Daumen hoch - Daumen Runter"- Entität hochstilisierst ist mir bis heute schleierhaft. Es gibt so viel Menschen hier im Forum die zumindest begründen warum Sie Ansichten nicht teilen. Du sagst einfach "Nö" und denkst das reicht.
Schade das du ins off topic andriftest anstatt der weiteren Betrachtung, warum eben die ganzen Utopien scheitern.

Wenn du im übrigen ein Freund von der schönen Freiheit der Jäger und Sammler Gesellschaft bist, dann müsstest du ja den klassischen Liberalismus lieben. Sozialismus ist dann ja sowieso das Gegenteil.


2x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 19:42
@bgeoweh

ich sehe das ganz genauso - wir haben direkt nach der Grenzöffnung, also noch vor Westmark in der ehemaligen DDR, einen Schulaustausch mit einer Klasse in Dresden gehabt. Wir eine Woche da, die eine Woche bei uns. Man hat zusammen gewohnt, gelacht, aber auch irgendwann offen gesprochen. Wir als Klasse waren Kollektiv entsetzt.


melden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 19:47
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Jein, denn du tauscht die Freiheit gegen eine komplexere Gesellschaft. Jegliche höhere Form braucht Organisation. Es hat Gründe warum die Zivilisation dort blühte wo die Umstände Projekte über die subsidenz notwendig machten.
Da lauert doch schon in der Ausgangsfrage der Denkfehler - der König hat ja nicht den Vorrat erfunden damit er die Leute unterdrücken kann, sondern die Leute haben einen für die Vorratshaltung aufgetrieben. Schrift etc. alles erstmal ein Instrument der Planung und Bewirtschaftung von Vorräten. Weil das eben der enorme Vorteil war über den sich die Vorratshalter den langfristigen Vorteil geholt haben: in den 9 guten Jahren haben sie schlechter gelebt als die Jäger und Sammler, aber im zehnten schlechten Jahr ging's denen nur schlecht, die Jäger und Sammler sind abgekratzt. Und nach 100 Jahren, oder nach 1000, oder 10.000, gab es keine mehr.


melden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 19:47
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Ich fand das auch witzig das die der Supermarkt einfiel...
Naja, so platt die Frage, so platt die Antwort
Zitat von FedaykinFedaykin schrieb:Jein, denn du tauscht die Freiheit gegen eine komplexere Gesellschaft. Jegliche höhere Form braucht Organisation. Es hat Gründe warum die Zivilisation dort blühte wo die Umstände Projekte über die subsidenz notwendig machten.
Da gehe ich mit Dir - sogar komplett - aber wieso, und das sollte der Ansatz sein, begünstigt diese Art der Organisation das es den Gegensatz zwischen superreich und absolut arm gibt? Es müsste doch möglich sein, diesen Gegensatz zu begrenzen, doch so lange es systemimmanent ist, das es darauf hinausläuft, muss man dann doch irgendwann das System in Frage stellen, weil an Einsatz und Willen scheitert es ja nicht. Jemandem der 40++ Stunden in einem Niedriglohnjob arbeitet kann man ja schlecht fehlendem Einsatz noch fehlendem Willen vorwerfen, dann bleibt nur noch das System. Und das - tatsächlich - seit den Zeiten von Marx, wo die Menschen 50+++ Stunden in der Fabrik hockten, unter Vollgas.


melden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 19:56
Zitat von cejarcejar schrieb:Das hat nicht mit Kapitalismus zu tun, sondern das man nun in Konkurrenz zu anderen wirtschaftlichen Betrieben steht.
naja, aber genau das ist doch eines der Merkmale des Kaptialismus? Im Sozialismus gabs dagegen keinen Konkurrenzkampf (wobei ich jetzt nicht sage, dass das nun immer gut war).
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:In dieser Beschreibung von 'Konkurrenz über Nacht' schwingt mir zu viel Ostalgie mit, als ob es vorher keine Konkurrenz gegeben hätte
die Kollektive (so hieß es ja damals noch), die ich kennengelernt hatte, da gabs keine Konkurrenz. Warum denn auch, es war doch gar kein psychischer Druck dafür vorhanden. Keiner hatte Angst dass er rausfliegen könnte.

Allerdings ist da schon was dran:
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:die hat sich nur anders ausgelebt, hintenrum, über die Partei und ihre diversen Gremien und Vertretungen. Beförderungen, Urlaub zum Wunschtermin, die bessere Wohnung, irgendwelche Erlaubnisse, Privilegien wie den Telefonanschluss im eigenen Haus usw. gab es, und es wurde um sie konkurriert.
aber das tangierte das "einfache Fußvolk" halt auch nicht.
Da gabs keine Privilegien für niemanden und gut wars.
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Vielleicht hatte @Optimist da keine Antenne für, oder redet sich das nacher schön.
ich rede mir nichts schön, ich war halt nicht unter Menschen, die die Ellenbogen ausfuhren, weder direkt noch subtil ausfuhren.
Wie es in den "oberen Etagen" zuging, weiß ich natürlich nicht.

Was ich jedoch weiter oben meinte - und das spürte ich hautnah an einem Kollektiv, wo alle ziemlich freundschaftlich verbunden waren:
Da gabs dann Strukturänderungen verbunden mit paar Entlassungen und schon hatten sich die Leute zusehends von ihrem Wesen her geändert.
War dann einfach nicht mehr schön und vertraut.


melden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 20:00
Zitat von cejarcejar schrieb:Edith: nur als Erläuterung, zur Zeit der Wende hatten wir höhere Spitzensteuersätze, Kapital wurde höher besteuert usw und jeder denkt an "die gute alte Zeit zurück, wo alle wohlhabend waren"
@cejar

Entscheidend ist ja nicht nur die Höhe des Spitzensteuersatzes, sondern auch, wer ihn zahlt.

Und der Spitzensteuersatz fängt für eine Einzelperson schon unterhalb eines Einkommens von 50.000 Euro pro Jahr an, sprich weit in der Mitte der Gesellschaft.

In den 90ern griff der Spitzensteuersatz bereits bei ähnlichen Beträgen, die jedoch damals eine ganz andere Kaufkraft hatten.
Zitat von OptimistOptimist schrieb:doch, das Gesundheitswesen war schon mal gut - nur als kleines Beispiel.
Die Polikliniken die es mal gab, hatte man dann später nach der Wende wieder aufleben lassen ("das Kind hat jetzt einen anderen Namen" glaube ich).
Das eine urban legend ,die nicht weit entfernt ist von den Autobahnen, die ein Österreicher gebaut haben soll.

Die DDR war sehr weit hinten dran in der Krebstherapie, bei den HLM OPs, in der Gefäßchirurgie, in der Endoskopie, in laparoskopischen Eingriffen, Intensivmedizin ... to be continued.

Du hättest, Polikliniken hin oder her, in der DDR nicht ernsthaft krank sein mögen.

https://www.tagesspiegel.de/gesundheit/lebenserwartung-im-osten-stirbt-man-eher-795586.html#:~:text=1989%20starben%20in%20der%20DDR,langsamer%20als%20in%20den%20alten.

Es hatte wohl einen Grund, dass die Lebenserwartung in der DDR deutlich geringer war, das lag nicht nur an den politischen Morden, die überwiegend Jüngere trafen.


3x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 20:04
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Das eine urban legend ,die nicht weit entfernt ist von den Autobahnen, die ein Österreicher gebaut haben soll.

Die DDR war sehr weit hinten dran in der Krebstherapie, bei den HLM OPs, in der Gefäßchirurgie, in der Endoskopie, in laparoskopischen Eingriffen, Intensivmedizin ... to be continued.

Du hättest, Polikliniken hin oder her, in der DDR nicht ernsthaft krank sein mögen.
Den paranoiden Mikrokosmos der DDR-Medizin und speziell der medizinischen Versorgung der DDR-Spitze bildet dieser Artikel gut ab:

Wikipedia: Regierungskrankenhaus der DDR


melden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 20:06
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Wie ich vor Kurzem schon sagte: bei uns ist die Armut ein so hartes Los dass sich die Armen aus alle Welt aufmachen um hier bei uns arm zu sein.
das hat für mich gar nichts zu sagen.
Nur weil es Länder gibt, wo es noch viel Ärmere gibt, heißt das nicht, dass die Armen hierzulande so klasse leben.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Die DDR war sehr weit hinten dran in der Krebstherapie, bei den HLM OPs, in der Gefäßchirurgie, in der Endoskopie, in laparoskopischen Eingriffen, Intensivmedizin ... to be continued.
okay, das streite ich nicht ab.
Jedoch gabs keine monatelangen Wartezeiten für Fachärzte - so wie jetzt teilweise.
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Du hättest, Polikliniken hin oder her, in der DDR nicht ernsthaft krank sein mögen.
das möchte ich auch heutzutage nicht.
Ist vor allem dem geschuldet, dass viele im Gesundheitswesen unter zeitlichen, physischen und psychischen Stress stehen (da passieren dann halt auch mal mehr Fehler).
Und die Psyche macht bei der Heilung ja auch viel aus, wenn man Zuwendung bekäme, die man jedoch nicht mehr in ausreichendem Maße bekommen kann (jedenfalls da wo ich wohne).


2x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 20:09
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Es hatte wohl einen Grund, dass die Lebenserwartung in der DDR deutlich geringer war,
das hatte auch den Grund, dass man in der DDR oftmals auf Umweltschutz usw. geschi... hatte. Mit anderen Worten, die Menschen wurden mit diversen Giften belastet.
Nicht zuletzt z.B. auch in den Gegenden wo es Uranabbau gab.


melden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 20:17
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Jedoch gabs keine monatelangen Wartezeiten für Fachärzte - so wie jetzt teilweise.
Auch wieder Klischee, auch wieder falsch.
Im Mai/Juni 1990 waren 74 Prozent der Ostdeutschen der Meinung, dass die Verbesserung des Gesundheitssystem sehr dringlich und wichtiger als die Umstellung der DDR-Mark auf D-Mark (70 %) oder die Verbesserung der Versorgungslage der Bevölkerung (66 %) sei Zur Auflösung der Fußnote[1].
Quelle: https://www.bpb.de/themen/deutsche-einheit/lange-wege-der-deutschen-einheit/505032/gesundheit-und-gesundheitsversorgung-in-der-ddr/

Die positive Meinun vom System der DDR hat sich erst nach der Wende eingeschlichen, bei Leuten die es im Wesentlichen nicht selbst erlebt haben:
24 Jahre später, 2014, bescheinigten 66 Prozent der Ostdeutschen dem Gesundheitssystem der DDR besondere Stärken. Dem Gesundheitssystem der Bundesrepublik attestierten demgegenüber nur 52 Prozent besondere Vorzüge. Zur Auflösung der Fußnote[2] 2019 bewerteten 53 Prozent der Ostdeutschen das Gesundheitssystem der DDR positiver als das bundesdeutsche System. 2020, nach der ersten Welle der Corona-Pandemie, ist dieser Anteil zwar um neun Prozent gesunken; aber mit 44 Prozent schätzt immer noch ein erheblicher Anteil der Ostdeutschen das DDR-Gesundheitssystem als das bessere ein, konträr zur Meinung von 1989
Quelle: selbe

Das DDR-System war hochdefizitär, wichtige Versorgungen konnte nur durch Spenden vom Feind geleistet werden:
In der DDR waren sowohl die medizinische Behandlung durch Ärzt*innen oder Therapeut*innen als auch die von Ärzt*innen verschriebenen Medikamente kostenlos. Gesundheits- und Sozialversicherungssysteme sind kostenintensiv. Die Ausgaben des Sozialversicherungssystems Zur Auflösung der Fußnote[7] der DDR stiegen von 16.220 Millionen DDR-Mark 1971 auf 36.275 Millionen DDR-Mark im Jahr 1988, was einer Steigerung von 124 Prozent entspricht. Aufgrund der Deckelung der Beiträge zur Sozialversicherung und ihrer fehlenden Anpassung im Verlauf der Jahre stiegen damit auch die notwendigen Zuschüsse aus dem Staatshaushalt der DDR von 38,2 Prozent im Jahr 1971 auf 48,1 Prozent im Jahr 1988. Allein die Ausgaben für die kostenlose medizinische Betreuung, Krankengeld, Arzneimittel und Heil- und Hilfsmittel stiegen von 1980 bis 1988 von 11.513,4 Millionen DDR-Mark auf 15.828,8 Millionen DDR-Mark, eine Steigerung um 37 Prozent. Zur Auflösung der Fußnote[8]

Zur Aufrechterhaltung des Gesundheitssystem der DDR leistete die Bundesrepublik finanzielle und direkte medizinische Hilfen. So verweist der Bericht der Bundesregierung zur Lage der Nation 1987 auf eine Erweiterung und Vertiefung der Zusammenarbeit der Bundesregierung mit der Regierung der DDR im Bereich des Gesundheitswesens. Zur Auflösung der Fußnote[9]

Darüber hinaus erfolgten medizinische Hilfeleistungen der BRD gegenüber der DDR, u. a. für die Lieferung von medizinischen Verbrauchsmaterialien, Arzneimitteln, Medizintechnik, Krankentransportfahrzeugen, Dialysetechniken und Ausgleichszahlungen für BRD-Ärzte, die in der DDR arbeiteten, sowie für Akut- und Spezialbehandlungen von DDR-Bürgern. Diese waren z. B. für 1990 mit 500 Millionen DM angesetzt. Zur Auflösung der Fußnote[10]
Quelle: selbe

Insgesamt war das DDR-System von einem ständigen Verlust an Qualität und Quantität der Versorgung geprägt, die durch Hilfe aus dem Ausland gemildert, aber nicht aufgefangen wurden:
Grenzen und Schwächen des Gesundheitssystems der DDR


Öffentlich wurden die massiven Probleme in der Gesundheitsbetreuung verschwiegen. ,Die Erwartungshaltung unserer Patienten ist durch die Presse der DDR sehr hoch‘, äußerte ein Leipziger Arzt 1988 in einer Stadtbezirksversammlung. ,Aber das stimmt mit der Realität im Gesundheitswesen nicht überein, und wir können diese Erwartungen oft nicht erfüllen‘.
Rainer Erices, Antje Gums (2014)

Die Schwächen des Gesundheitssystems der DDR gründeten vor allem im fehlenden Gleichklang der ideologischen Ansprüche einerseits und der materiellen, technischen und personellen Möglichkeiten andererseits und den sich daraus ergebenen Entwicklungsgrenzen des Systems. Kennzeichen dieses ´Mismatch` waren der hohe öffentliche und medial herausgestellte Anspruch hoher gesundheitlicher Versorgungsqualität, verbunden mit dem Bedürfnis nach internationaler Anerkennung bei gleichzeitigem Kostendruck und fehlenden Devisen. Letztere Faktoren bedingten sowohl einen Mangel an Arznei- und Verbandsmaterialien sowie Heil- und Hilfsmitteln als auch mangelnde Investitionen, die wiederum zu veralteten Medizingeräten sowie maroder Bausubstanz führten.

Mangelhafte Ausstattung und Versorgung mit Arzneimitteln

Spätestens ab Mitte der 1970er Jahre wurde sichtbar, dass die DDR vor allem bei der medizinischen Ausstattung, der Arzneimittelversorgung und der Behandlung von chronisch kranken Menschen internationalen Standards nicht mehr entsprechen konnte. Als eine Ursache müssen fehlende Devisen und die entsprechende Kostenbarriere für den Import von Medikamenten angesehen werden. Um diese Wirkungen finanziell abzumildern, wurde der Export von pharmazeutischen Produkten verstärkt, was wiederum die Versorgung der eigenen Bevölkerung mit diesen Produkten einschränkte. Zur Auflösung der Fußnote[32]

Im April 1989 stellte die Staatssicherheit in ihrer Zusammenfassung der Ursachen zur Versorgungssituation im Gesundheitswesen fest:


Die materiell-technische und personelle Versorgung seien unzureichend, die Pharma-industrie veraltet, das ,Informationssystem bei Störungen/Havarien‘ wirkungslos. DDR-Produkte seien ,kaum einsetzbar‘, ,wir sind teilweise völlig abhängig vom NSW (nicht sozialistisches Wirtschaftsgebiet).

Zitiert nach Rainer Erices, Antje Gums (2014)

Ärztemangel

Die medizinische Versorgung der Bevölkerung wurde zusätzlich durch die Abwanderung vieler junger Ärzt*innen nach Westdeutschland erschwert. Dokumente und Akten der Staatssicherheit unterstreichen einen zunehmenden Ärztemangel in den ambulanten und stationären Einrichtungen seit den 1980er Jahren. Dieser Mangel betraf einige Regionen stärker als andere. Mit ihrer Aktenanalyse dokumentieren Erices und Gums (2014) Hinweise auf eine durch den Ärztemangel bedingte, eingeschränkte bis unzureichende medizinische Versorgungslage in den Städten Zwickau und Weißwasser, den Kreisen Werdau und Ueckermünde, den Bezirken Cottbus und Frankfurt/Oder sowie an der Universität Greifswald. Die Auswirkungen waren verschieden und reichten von fehlenden Fachärzt*innen in den Bereich Allgemeinmedizin, Innere Medizin, HNO, Pädiatrie, Gynäkologie und Orthopädie über Nicht-Belegbarkeit von Klinikbetten bis hin zu langen Wartezeiten bei planbaren Operationen. Zur Auflösung der Fußnote[33]

Die Gründe für den zunehmenden Ärztemangel waren vielfältig. Sie lagen einerseits in den zunehmend schlechter werdenden Arbeitsbedingungen für Ärzt*innen aufgrund fehlender und veralteter medizinischer Apparate und Geräte, schlechter Bausubstanz der Gebäude, fehlenden Verbandsmaterialien und Arzneimitteln sowie überlangen Dienstzeiten. Die überlangen Dienstzeiten wurden durch den Ärztemangel zusätzlich verschärft. Andererseits verstärkten auch der Wohnungsmangel und die (zu) geringen Studienzulassungen den Ärztemangel. So belegen die Dokumente der Staatssicherheit, dass z.B. im Bezirk Leipzig von 1981 bis 1986 insgesamt 56 Ärzt*innen wegen Wohnungsmangel nicht eingestellt werden konnten und dass im Bezirk Cottbus weniger als zwei Drittel der Hochschulabsolventen in den Bezirk vermittelt werden konnten. Zur Auflösung der Fußnote[34]

Bessere Arbeitsbedingungen, höhere Gehälter und Reisefreiheit in der BRD, eine bessere Lebensqualität als in der DDR, häufig benannt als „westliche Lebensweise“, sowie die schlechte Ausstattung, fehlende Medizintechnik und rare Arzneimittel, mangelhafte hygienische Voraussetzungen sowie physische und psychische Überlastung aufgrund von Personalmangel wurden als Motive für die Abwanderung von Ärzt*innen durch die Staatssicherheit zusammengetragen und dokumentiert. Zur Auflösung der Fußnote[35]
Quelle: selbe

Du warst damals vermutlich einfach jung und gesund und hast davon nicht viel mitbekommen.


1x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 20:21
Zitat von bgeowehbgeoweh schrieb:Im Mai/Juni 1990 waren 74 Prozent der Ostdeutschen der Meinung, dass die Verbesserung des Gesundheitssystem sehr dringlich und wichtiger
mag sein, dass das für Viele so war. Für mich nicht, weil ich wenig damit zu tun hatte - war ja noch jung.

Für mich wäre es jetzt wichtiger, dass es im Gesundheitswesen gut klappt, aber da sehe ich schwarz zur Zeit - scheint ja immer mehr bergab zu gehen.
Wie kann sowas im Kapitalismus passieren (um mal wieder aufs Thema zu kommen ;) )?

Oder liegts eben gerade am Kapitalismus, dass das Gesundheitswesen zu einem Wirtschaftsfaktor geworden ist, gewinnorientiert betrieben werden muss? (mittels Einsparungen...)

PS:
Zitat von sacredheartsacredheart schrieb:Das alles gab es schlicht gar nicht, also musste man auch nicht darauf warten.
mir gings bei den Wartezeiten um keine spezialisierten Behandlungen, sondern nur normale Konsultationen eines Arztes ;)


2x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 20:22
Zitat von OptimistOptimist schrieb:okay, das streite ich nicht ab.
Jedoch gabs keine monatelangen Wartezeiten für Fachärzte - so wie jetzt teilweise.
@Optimist

Da hast Du Recht. Es gab keine langen Wartezeiten auf Herzkatheterdiagnostik, Gelenkendoprothetik, Angiographie, CT oder gar MRT, auf PET oder Duplexsonographie, humangenetische Gerinnungsdiagnostik oder moderne Chemotherapien, implantierbare Defis, Cochlea Implantate oder Gefäßprothesen.

Das alles gab es schlicht gar nicht, also musste man auch nicht darauf warten.


1x zitiertmelden

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

17.03.2023 um 20:25
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Oder liegts eben gerade am Kapitalismus, dass das Gesundheitswesen zu einem Wirtschaftsfaktor geworden ist, gewinnorientiert betrieben werden muss?
Vielleicht liegt's daran dass wir aufgrund von verkorksten politischen Vorgaben nicht nehmen dürfen was die Technik und Arbeit wert sind, sondern zu Schleuderpreisen jeden dahergelaufenen Sozialbetrüger und Asylerschleicher auf unsere Kosten kernsanieren, wer weiß.


melden
Do-X ehemaliges Mitglied

Link kopieren
Lesezeichen setzen

Kapitalismus - Die Ausgeburt der Hölle

18.03.2023 um 06:17
Zitat von OptimistOptimist schrieb:Oder liegts eben gerade am Kapitalismus, dass das Gesundheitswesen zu einem Wirtschaftsfaktor geworden ist, gewinnorientiert betrieben werden muss? (mittels Einsparungen...)
Du kannst im Internet ja mal die Preise für vollkommen gleichwertige Kassen- und Privat-Untersuchungen abrufen - da gibt es für die Kassenpatienten den "Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM)" und für Privatpatienten die "Gebührenordnung für Ärzte"(GOÄ/GOZ).

Ich glaube, dass durch diese Spaltung der gesamte medizinische Sektor hierzulande auf "Akkord"-, teilweise sogar überflüssige Untersuchungen gar nicht mehr verzichten und der "Mensch" als "schüzenswertes Gut" gar nicht mehr von der "Medizin" wahrgenommen werden kann. Hier geht es tatsächlich (mAn) nur noch um den Erhalt des Arbeitsplatzes an sich. Der Patient steht mMn an zweiter Stelle.


1x zitiertmelden