zunächst noch zum Thema "idealer Verfasungsrrichter":
Arrakai schrieb:Da kann man nicht verlangen, dass die Richter ihre eigenen moralischen Ansichten über Bord werfen. Weshalb auch?
doch, gewissermassen sollte man das verlangen. Bzw. verlangen, dass die eigene moralische Ansicht des Richters die ist, die Verfassung über alles zu schützen. Deshalb sagte ich ja, ein Verfassungsrichter sollte gewisse autistische Züge haben, nämlich ein nahezu zwanghaftes Ordnungsverlangen, wobei die Ordnung die der Verfassung ist. Bei einem Verfassungsrichter muss das Verlangen nach der verfassungsgemäßen Ordnung über moralischen Erwägungen stehen.
Ich denke manchmal, vielleicht wäre ein Computer ein besserer Verfassungsrichter. Keine KI, sondern eine rein regelbasiert deterministisch entscheidende Instanz, die sowas wie Moral gar nicht kennt.
SvenLE schrieb:Gerade Juristen müssen Netzwerken, weil rechtliche Positionen über die Jahre durch Rechtssprechung sich ergeben - daher ist der fachliche Austausch für eine breite Meinungsbildung eher zwingend erforderlich.
mein Fehler, sorry. Einen Austausch unter Kollegen meinte ich natürlich nicht, der ist gut und wichtig. Ich meinte, dass zwischen Justiz und Politik "chinese walls" gezogen werden müssen, dass ein Richter nicht in der Politik netzwerken darf.
Zu dem konkreten Fall:
Fölix schrieb:Das wäre nur richtig, wenn man davon ausgehen könnte, dass ein entsprechender Anteil der Abgeordneten auch schon vor der Desinformationskapagne gegen die Nominierung von Frauke Brosius-Gersdorf waren.
sind die Abgordneten denn vor der Nominierung gefragt worden? Hatten die Abgeordneten vorher genug Zeit, sich zu ihrer Position und zu ihren Ansichten zu informieren?
SvenLE schrieb:Warum stimmt man im Wahlausschuss zu?
ja, das ist eine gute Frage. Das ist, wo ich Spahn als Versager sehe: warum wird dem zugestimmt, ohne zuvor die Meinung der eigenen Abgeordneten anzuhören?
Ich weiss, die CDU hat das nicht so mit Basisdemokratie, dass die Mitglieder mitsprechen, ist selten, aber wenn die Führung nicht mal die Abgeordneten anhören will, dann ist da ein enormes innerparteiliches Demokratiedefizit
SvenLE schrieb:Die Menschen in diesem Land haben in großer Mehrheit die gleichen Positionen wie Sie!
ob dem wirklich so ist, sei dahingestellt. Einige Umfragen sagen so, einige so. Wenn es wirklich eine große Mehrheit wäre, die mit den Ansichten der Frau Brosius-Gersdorf übereinstimmt, dann hätte das Ergebnis der letzten Wahlen anders ausgesehen...
Abseits davon: das dürfte und sollte die Abgeordeneten der CDU nicht interessieren. Abgeordnete werden gewählt, um eine bestimmte Politik zu vertreten, die von ihren Wählern gewünscht wird. Für das Abstimmungsverhalten der Abgeordneten sollte also relevant sein, ob die Mehrheit
ihrer Wähler, und eben nicht, ob die Mehrheit
aller Wähler, die gleichen Positionen haben! Alles andere wäre ein Verrat am Wähler.
Ich glaube, die Abgeordneten haben da ein besseres Ohr an ihren Wählern und haben sich so entschieden, weil sie die Stimmung bei ihren Wählern erspürt haben. Ich glaube, einige Abgeordnete hatten in der Sache selbst gar keine so starke Meinung, haben aber erkannt, dass sie mit Zustimmung zu Frau Brosius-Gersdorf ihre eigenen Wähler vor den Kopf stossen würden. Und ich denke, sie haben da richtig entschieden, sich nach ihren Wählern und nicht nach Vorgabe von oben zu richten, sonst wäre wahrscheinich die AfD wieder um ein paar Prozent erstarkt...
noch hierzu:
Arrakai schrieb:Jens Spahn. Es ist ein offenen Gehemeinnis, dass mit ihm als Kanzler eine Koalition mit der AfD möglich wäre
dass Spahn möglicherweise offen für eine Koalition mit der AfD wäre, würde ich nicht ausschliessen. Aber ich glaube nicht, dass die AfD für eine Koalition mit Spahn offen wäre: Spahn war Gesundheitsminister der CDU im ersten Corona-Jahr. Viele AfD Wähler sind zu der Partei gekommen aufgrund der Corona Massnahmen, für die Spahn wesentlich verantwortlich war. Und diese Wähler sind in der Sache sehr nachtragend.
Würde die AfD eine Koalition mit Spahn eingehen, würden ihr sehr viele Wähler weglaufen. Ich denke, dass ist auch der Führung der AfD sehr bewusst. Und einen solchen "Selbstmord" würde daher von der AfD nicht gemacht.
Die AfD wäe vermutlich offen für eine Koalition mit der CDU, aber nur, wenn das "Merkel-Personal" in der CDU beseitigt wird.