Link: blog.zeit.de (extern) (Archiv-Version vom 26.08.2006)Brennpunkte, Islamismus
Demokratischer Islam
Das Bild des Islamist derzeit geprägt von Islamismus und Terrorismus. Bilder von aufgebrachten Mengen imNahen und Mittleren Osten, die die Fäuste schütteln und “Tod dem Westen, Tod Amerika, Todden Juden” brüllen. Im Westen gewinnt die Auffassung an Boden, dass dieser Hass und diedamit verbundene Gewalt ihre Ursache im Islam habe. Nicht die Politik der Islamisten odervon Regimes, die sich auf den Islam berufen, sei das Problem, sondern die Defekte derislamischen Religion selbst.
Dass die sogenannte islamische Welt auch andere,nicht gewalthafte Wege findet, mit dem Spannungsverhältnis zwischen islamischer Traditionund globalisierter Moderne umzugehen, zeigt ein hervorragender Dokumentarfilm, den PaulJenkins für die BBC gemacht hat und den Arte gestern abend sendete: “Islam im Wandel“.Jenkins begleitete den pakistanisch-britischen Intellektuellen Ziauddin Sardar auf einerReise durch Pakistan, Indonesien, Malaysia, Marokko und die Türkei.
Sardarspricht mit Politikern, islamistischen Führern, mit politischen Aktivisten und einfachenGläubigen. Ein facettenreiches Bild entsteht, das zeigt, wie unterschiedlich dieAuslegungen der Religion ist, wie unterschiedlich das Verhältnis von Staat und Religiongesehen wird, wie unterschiedlich die Antworten auf die Frage nach der Bedeutung desIslam in der heutigen Welt sind. Radikale Frömmigkeit steht neben zahlreichen Ansätzen,islamische Religiosität, moderne globale Kultur und säkulare Politik miteinander zuverbinden. Der Islam beinhalte, schließt der Film, “eine Vielzahl von Möglichkeiten”.
Bassam Tibi bestreitet ebenfalls die Gleichsetzung von Islamismus und Islam. Inseinem Buch Der neue Totalitarismus. ‘Heiliger Krieg’ und westliche Sicherheit (Darmstadt2004) schreibt er, dass “die Deutung der djihadistischen Bedrohung des Islamismus alsneuer Totalitarismus weder mit der Religion des Islam als Glaube noch als kulturellesSystem” zu tun hat. “Es geht nur um den politischen Islam, sprich den Islamismus.” (33)“Die Djihadisten vertreten eine Version des Islam, die auf einer politischenInterpretation der Religion fusst.” -----siehe Link.
Übrigens ganz meineMeinung, die des Bassam Tibi. Nur leider wird der Mann in der islamischen Welt nichtanerkannt.
Neulich sah ich eine Doku über Muslime in Köln-Ehrenfeld. Der dortigeStadtteil-Bürgermeister, ein Türke, gab zu Bedenken, dass die Muslime nicht nur dasProblem darstellen, sondern auch die Lösung in sich tragen. Wie könnte er dies eurerMeinung nach konkret gemeint haben?
Gruß