perttivalkonen schrieb:Korrekt. Und das ist auch völlig ok, die Schrit so auf sich wirken zu lassen, wie man sie zu verstehen meint. Das ist ein sehr individueller Zugang. Zum Vergleich: ein gutes Bild hast so viele verschiedene "Wahrheiten", wie es Betrachter hat. Jeder darf sich so angesprochen fühlen, wie es auf ihn wirkt.
Ja
@perttivalkonen Aber wird man sich trotzdem fragen, was sich denn der Künstler dabei gedacht hat. Oder nicht?
perttivalkonen schrieb:Nur sollte man nicht meinen, daß dieser individuelle, geradezu meditative Zugang dann auch die Botschaft für andere zu sein habe.
Das ist korrekt. Jedoch werde ich mir das Kunstwerk nur dann in meine Wohnung holen, es kaufen, wenn es mir angenehm ist. Das ist dem Künstler sicherlich auch klar, oder? Also wird er davon ausgehen müssen, dass ich sein Kunstwerk nur dann verkaufe, wenn es mir gefällt - nicht etwa, nur weil es ihm gefällt.
perttivalkonen schrieb:Bilder können übrigens auch eine "beabsichtigte Aussage" haben. Diese sollte vom Maler allerdings auch deutlich hineingearbeitet sein. Sodaß die Betrachter an der verwendeten Symbolik, der Farbgebung, dem Arrangement diese Botschaft auch erkennen können. Wer also sagt, daß das Bild dies und das aussage, generell, nicht nur für ihn, den individuellen Betrachter, dann muß der benennen können, woran er das festmacht.
Natürlich kann ich das Bild nur nach meinem eigenen Ermessen bewerten - und ich kann natürlich auch den Künstler selbst fragen. Und ich kann diesen oder jenen Kunstexperten fragen und so weiter und so fort - also sonst wie beeinflussen lassen geht auch, wenn bspw. der Künstler selbst nicht "zu haben" ist. Selbst bin ich ja kein Kunstexperte im dem Sinne, sondern nur ein Betrachter, welcher sozusagen nach Kunstwerken als Verzierung für sein Heim sucht. Ob mir das Bild gefällt oder nicht und ob es meinem Zweck dient, das bestimme also einzig und allein ich selbst, letztendlich.
perttivalkonen schrieb:Laut einem Brown-Roman stellt das Letzte Abendmahl von Davinci links von Jesus die Maria Magdalena dar. Liest man die Evangelien, erkennt man schnell die dargestellte Situation, daß Petrus, der mit dem "Schwert", sich zum Lieblingsjünger beugt und ihn fragt, wer der Verräter sei, von dem Der Herr gesprochen hat. Jesu Antwort wird sein "der mit mir zusammen nach dem Brot greift (oder ähnlich, je nach Evangelium). Dieses Ereignis bahnt sich auch gerade an. Dan Browns "Maria Magdalena" auf dem Bild ist deutlich erkennbar der Lieblingsjünger. Schon früh wurde Johannes dafür gehalten. Johannes galt als besonders jung (er lebte auch besonders lange, weit länger als die anderen Apostel), und so wird Johannes oft als sehr junger Jünger dargestellt, bartlos. Die anderen haben oft Bärte, faltige Gesichter, schütteres Haar, alte Männer eben. Und Johannes galt als schön. Kein Wunder, daß der Lieblingsjünger neben Jesus auch als Frau hätte durchgehen können. Isses aber nicht.
Dieses Kunstwerk ist ja auch nicht direkt in der Bibel enthalten, sondern stellt lediglich ein Kunstwerk dar. Der Künstler oder sein Auftraggeber haben halt ihre eigene Interpretation einer Szenerie dargestellt. Künstlerische Abwandlung gibt es beispielsweise auch vom Moses ... weißt du sicherlich. Dein "Isses aber nicht.", zeugt also lediglich davon, dass die Darstellung nicht dem entspricht, was deiner Meinung nach beschrieben ist, denn andere sehen es wohl anders.
perttivalkonen schrieb:Sowas mein ich, wie man eine Bildaussage "überindividuell" erkennen kann. Wer will, kann da die Maria M erkennen und als die Geliebte Jesu und Mutter seines (da noch ungeborenen) Kindes auffassen. Wenns ihm gefällt, das so für sich zu sehen, bitte. Aber ein objektives, für alle geltendes "das ist so" ist das definitiv nicht.
So kann auch jeder sagen "das nehm ich als Gedanken für mich aus dem Lesen der Bibel mit, so fühl ich mich angesprochen". Aber er kann nicht sagen "das will die Bibel damit sagen. Nicht ohne es aufzeigen zu können wie den Lieblingsjünger aus Davincis Abendmahl.
Damit hast du sicherlich Recht.
perttivalkonen schrieb:Dennoch, da stehe ich zu. Die eigene Interpretation, für einen selbst, ist völlig berechtigt, selbst wenn sie der eigentlichen biblischen Aussage zuwiderliefe. Auch da kann Gutes draus werden für die Entwicklung des "so Lesenden".
Eben genau darum ginge es mir beim Lesen und Interpretieren der Bibel auch, denn es ist bereits im Anfang "vorherbestimmt", dass wir Gutes vom Bösen unterscheiden werden.
perttivalkonen schrieb:Sag das mal diesem Verkehrsschild

Du kannst es Dir gerne zuhause hinhägen und es als werweißwas interpretieren, ganz wie Du willst. Das mag bereichernd sein. Aber im deutschen Straßenverkehr gibts keine Diskussion, was das heißt und bedeutet. Nenn es "das Schild hat eine eigene Meinung", mir egal, aber die Botschaft ist eindeutig.
Und genau da sehe ich das aller größte Problem - also in dieser Denke. Sag mir doch bitte mal, was du denkst, was im Vergleich zum Verkehrsschild die Bibel ist oder wessen eindeutigen Botschaften sie darlegt
@perttivalkonen