Seid ihr für die Abschaffung des Religionsunterrichts?

@pprubens

pprubens schrieb:Religionsunterricht anbieten wie besprochen:

Ja

@KillingTime
Die Alternative fehlt in deinen Antwortmöglichkeiten.

Ich habe jetzt eine Weile nicht verfolgt; was ist die Alternative?

@KillingTime

KillingTime schrieb:was ist die Alternative?

Religionsunterricht Nicht konfessionell ab Klasse 5
also nicht Unterricht in einer Religion
Sondern Unterricht über alle Religionen(oder zumindest die Verbreitesten)

@JPhys2
Gibts in Brandenburg und ist ein Riesenreinfall weil die Lehrer schlecht ausgebildet sind und die Schüler mit dem Phänomen Religion nichts anfangen können.
Dazu kommt, dass genau wie im Fach Ethik viele ehemalige Staatsbürgerkundelehrer am Drücker sind.
Kannst dir also ungefähr vorstellen wie das da abläuft.

@JPhys2

JPhys2 schrieb:also nicht Unterricht in einer Religion
Sondern Unterricht über alle Religionen(oder zumindest die Verbreitesten)

Du meinst, wie so eine Art Aufklärungsunterricht? Eine rein "technische" sachliche Beschreibung?

@KillingTime
Das ist es was @pprubens vorgeschlagen hat.
Und eine form von Religionsunterricht die ich akzeptieren würde.

Also Welche grösseren religionsgemeinschaften gibt es
Wo sind sie verbreitet?
Was sind ihre wichtigsten Glaubenssätze?
Worin unterscheiden sich verschiedene Strömungen?
Was sind die Geschichtlichen hintergründe ihrer Enstehung
wie haben sich die Glaubenslehren im Laufe der Zeit verändert

usw usw

@JPhys2

JPhys2 schrieb:Also Welche grösseren religionsgemeinschaften gibt es
Wo sind sie verbreitet?
Was sind ihre wichtigsten Glaubenssätze?

Ich halte das für keine gute Idee.

Erstens, zum Beispiel in der DDR gab es keinen Religionsunterricht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass DDR-Bürgern deswegen irgendwas gefehlt hat. Man würde mit dem von euch vorgeschlagenen "technischen" Religionsunterricht somit nur eine zusätzliche Komplexitätsstufe einführen.

Zweitens, es wird gewiss schwierig, bei so einem Thema rein objektiv zu bleiben. Ich würde annehmen, dass der Referendar seine persönlichen Ansichten mit in dieses Thema einbringen und die Teilnehmer in seinem Sinne beeinflussen würde.

@Kc

Du bist doch vom Fach, wie siehst du die Sache (den zweiten Punkt)? Ist rein objektiver Unterricht möglich?

@KillingTime

KillingTime schrieb:Erstens, zum Beispiel in der DDR gab es keinen Religionsunterricht.

"von der sowjetunion lernen heisst siegen lernen?"
Ähm ich bin mir nicht sicher ob das wirklich ein Argument ist.

KillingTime schrieb:Ich kann mir nicht vorstellen, dass DDR-Bürgern deswegen irgendwas gefehlt hat.

es gibt viele Dinge die man nur vermisst wenn man sie kennegelernt hat
Wenn wir auf die alle verzichen wollen .... zurück ins Mittelalter.

KillingTime schrieb:Man würde mit dem von euch vorgeschlagenen "technischen" Religionsunterricht somit nur eine zusätzliche Komplexitätsstufe einführen.

So wie mit Geschichtsunterricht oder Politik Unterricht?

Aber wegen mir kann man diese Art auch Religionsunterricht auch einfach in den Geschichtsunterricht intergrieren...
In vielerlei hinsicht sind die Geschichtslehrer die wir haben ohnehin qualifizierter ihn zu geben als die Religionslehrer...

Ich würde sagen es ist leichter einem Geschichtslehere die zusätzliche Information beizubringen die er vermitteln soll als einem Religionslehrer zu vermitteln dass er neutral sein soll.

KillingTime schrieb:Zweitens, es wird gewiss schwierig, bei so einem Thema rein objektiv zu bleiben

Ja so wie in geschichte oder Politik auch..

@KillingTime

KillingTime schrieb:Zweitens, es wird gewiss schwierig, bei so einem Thema rein objektiv zu bleiben. Ich würde annehmen, dass der Referendar seine persönlichen Ansichten mit in dieses Thema einbringen und die Teilnehmer in seinem Sinne beeinflussen würde.

Ich denke, JEDER, der einem anderen Menschen etwas beibringen soll, ist mehr oder weniger subjektiv.

Das liegt daran, dass wir eben alle Menschen sind mit unterschiedlichen Erfahrungen, Vorlieben, Wissen, Überzeugungen usw.

Ein guter Lehrer sollte aber, denke ich, möglichst fair und objektiv bleiben, außerdem sollten die Verantwortlichen allgemein darauf aufpassen, wen sie einstellen, ob dieser Lehrer charakterlich geeignet ist.


Völlige Objektivität ist zwar ein schönes Ziel, aber von keinem erreichbar, wenn man mich fragt :D


Ein guter Lehrer wird allerdings in der Lage sein, in diesem Fall hier beispielsweise zu sagen:,,Ich persönlich bin XY, aber auch der Buddhismus oder der Hinduismus sind Religionen, Glaubensrichtungen, die ich erstmal grundsätzlich respektiere. Wir beschäftigen uns als nächstes Mal mit dem Hinduismus, lernen kennen, was für diese Religion kennzeichnend ist...".

Kc schrieb:Ich denke, JEDER, der einem anderen Menschen etwas beibringen soll, ist mehr oder weniger subjektiv.

mathelehrer haben meist eine sehr einheitliche sicht auf ihr fach...

@25h.nox

25h.nox schrieb:mathelehrer haben meist eine sehr einheitliche sicht auf ihr fach...

Aber auch dabei eine sehr unterschiedliche Herangehensweise, deren Fach zu vermitteln.
Also auch relativ. ;)

@25h.nox

Nö.

Es gibt mehr als genug Unterschiede zwischen Mathelehrern.

@JPhys2

JPhys2 schrieb:"von der sowjetunion lernen heisst siegen lernen?"

Ich sehe da keinen Zusammenhang.

JPhys2 schrieb:es gibt viele Dinge die man nur vermisst wenn man sie kennegelernt hat

Ich habe Religion kennengelernt, und zwar das Christentum. Nicht "native", sondern erst später, durch intensives Bibelstudium, Kirchenbesuche, und ein Freund von mir ist sehr gläubig, mit dem diskutiere ich öfter solche Themen. Und darum, nein, ich brauche keine von Menschen erfundene Religion.

JPhys2 schrieb:Aber wegen mir kann man diese Art auch Religionsunterricht auch einfach in den Geschichtsunterricht intergrieren...

Religion hat nicht wirklich etwas mit Geschichte zu tun. Die meisten religiösen Dinge wurden von Menschen erfunden (zum Beispiel Paulus als Bibelautor). Daher gehe ich davon aus, dass die meisten Dinge nicht wirklich passiert sind. Jesus zum Beispiel, der über das Wasser gegangen sein soll und Wasser zu Wein verwandelt haben soll. Obwohl das rein theoretisch möglich wäre (vielleicht mit Hilfe von Quantenphysik), halte ich für ausgeschlossen, dass sowas damals wirklich passiert ist.

@Kc

Kc schrieb:Wir beschäftigen uns als nächstes Mal mit dem Hinduismus, lernen kennen, was für diese Religion kennzeichnend ist...".

Wenn der Lehrer auch auf weniger angenehme Einzelheiten eingeht, zum Beispiel das menschenverachtende Kastenwesen, dann wäre der Unterricht zumindest vollständig. Wobei sich mir aber immer noch die Frage stellt, wozu? Warum müssen Menschen, insbesondere Kinder, mit Aspekten der Religion vertraut gemacht werden? :ask: Diese Frage ist nicht rhetorisch, sondern ernst gemeint.

@KillingTime
Versuch doch mal die Kultur eines Landes zu verstehen ohne deren Religion zu verstehen. Geh in den Iran und bestell dir da ein Schnitzel.
Oder versuch dich mit Menschen in Afrika zu unterhalten, die teilweise völlig unvernünftig auf Ideen der Entwicklungshelfer reagieren, weil diese Ideen nicht in ihre religiöse Welt passt (zu nennen ist hier das Anpflanzen von Saat in bestimmten Regionen, die für heilig gehalten werden), oder oder oder.
Wer behauptet Religion sei ein Nischenphänomen, das keinerlei Auswirkung in der Realität hat, der hat die Situation in Deutschland vor Augen, aber sobald man D verlässt, ist Religion auf einmal wichtig.

@KillingTime

Ich würde antworten: Weil Unkenntnis, Halbwissen, falsches Verständnis und dergleichen den perfekten Nährboden bilden für Angst, Fremdenfeindlichkeit, Rassismus, Nationalismus...


Meiner Meinung nach sollten die Kinder lieber in einer staatlichen Schule unter vernünftigen Bedingungen etwas über andere Glaubensrichtungen und Kulturen lernen, als auf der Straße, wo ihnen Mustafa die Fresse poliert, wo ihnen der NPD-Kandidat erzählt, dass die Moslems uns überall unterwandern oder nur über`s Internet, wo sie beim Googlen nach Hinduismus schnell mal wieder auf eine Vergewaltigungsgeschichte aus Indien stoßen.

@Schleierbauer
@Kc

Ihr habt beide gute Argumente.

Wenn es Religionsunterricht gäbe, so wie von euch beschrieben, dann könnte dieser auch in meinen Augen Sinn machen, aber... Deutschland ist nun mal ein Einwanderungsland, das bedeutet, in den Schulklassen gibt es Kinder mit Eltern aller möglichen Glaubensrichtungen: christlich, evangelikal, orthodox, muslimisch, hinduistisch, ungläubig, jüdisch, Naturreligionen usw. Wie will man das alles unter einen Hut bringen? Wie stellt man sicher, dass nicht die Kinder vorher von ihren Eltern eingetrichtert bekommen haben, dass zum Beispiel Wikipedia: Kuffar nichts wert sind, außer dass sie Prügel beziehen dürfen?

Bei der großen Vielfalt an Glaubensrichtungen in Deutschland stelle ich es mir sehr schwer vor für den Referendar, da Übersicht zu behalten, und auch zu vermeiden, dass Diskussionen ausarten, die Schüler vielleicht sogar gewalttätig werden, weil sie sich in ihrer Religion für etwas Besseres halten.

@KillingTime
Und die Lösung ist dann den Kindern einfach gar nichts über Religion beizubringen?

@Schleierbauer

Ich habe keine Lösung vorgeschlagen, sondern eine Frage gestellt, an diejenigen, die auf meine Frage eine Antwort haben könnten.

Summa summarum: ihr seid am Zug. ;)

@KillingTime
Wieso das? Ich sehe keine Frage, sondern nur die Aussage, dass es eine große Vielfalt gibt. Die Probleme hast du aber auch in jedem anderen Unterricht. Wenn in Deutsch Faust gelesen wird und die Strenggläubigen in der Klasse auf die Barrikaden gehen, weil darin Gott schlecht wegkommt, was dann?
Ich denke da ist es besser, wenn man vorher schonmal etwas über religiöse Gefühle, Religion allgemein und vor allem auch die Wichtigkeit von Religion für bestimmte Menschen gehört hat.

@Schleierbauer

Schleierbauer schrieb:Wenn in Deutsch Faust gelesen wird und die Strenggläubigen in der Klasse auf die Barrikaden gehen, weil darin Gott schlecht wegkommt, was dann?

Nun, dann würde ich in dem Fall sagen, Pech für die Strenggläubigen.

Aber wir befinden uns in einer Zeit, in der sich zunehmend die Mehrheit den Minderheiten anpasst. Eine Zeit, in der Menschenrechte von Kindern weniger zählen als die religiösen Gefühle ihrer Eltern. Eine Zeit, in der Dinge, schon lange Usus sind, plötzlich nicht mehr opportun erscheinen. Eine Zeit, in der Weihnachtsmärkte zu "Wintermärkten" werden (gerade direkt selbst erlebt, ich dachte ich falle vom "Glauben" ab).

Schleierbauer schrieb:Ich denke da ist es besser, wenn man vorher schonmal etwas über religiöse Gefühle, Religion allgemein und vor allem auch die Wichtigkeit von Religion für bestimmte Menschen gehört hat.

Ich stimme dir zu, aber ich denke auch, die Welt wäre ganz ohne Religion ein viel friedlicherer Ort.

KillingTime schrieb:Nun, dann würde ich in dem Fall sagen, Pech für die Strenggläubigen.

Ich hatte die Situation in der Oberstufe mit nem Deutschlehrer aus dem Osten. Der hatte überhaupt keine Ahnung, was da gerade über ihn hineinbrach und war völlig überfordert mit der Situation.
In dem Fall also: Pech für den Lehrer, der so etwas nie in der Schule behandelt hat.

KillingTime schrieb:Ich stimme dir zu, aber ich denke auch, die Welt wäre ganz ohne Religion ein viel friedlicherer Ort.

Ganz sicher nicht.